Eine kleine Betrachtung der russischen Ersatzteilphilosophie

Am Samstag Morgen erhalte ich eine Ersatzteillieferung für die Planeta. Als Westeuropäer bin ich anfangs ein ganz klein wenig schockiert über eine paar Dinge, aber nach etwas Überlegen wächst mein Verständnis für eine andere Sichtweise der Dinge. Und so folgt hier eine kleine Betrachtung der russischen Ersatzteilphilosophie.

Auch wenn ich es seit meiner Kindheit gewohnt bin, passende Ersatzteile in perfekter Qualität für alle Dinge des täglichen Lebens zu bekommen, verstehe ich plötzlich die andere Art. Ich gewöhne mich an den Gedanken, Teile zu bekommen, die eine gute Basis darstellen, jedoch nicht ohne individuelle Behandlung einsetzbar sind. Das bedingt natürlich, sich mit der Materie zu befassen und das zu reparierende Teil kennen zu lernen. Und dann bekommst Du ein völlig neues Gefühl für das Produkt. Du verstehst es und deine eigene Arbeit in Verbindung mit den Basisteilen ergibt – ein Qualitätsprodukt. Das passt natürlich nicht zu unserer westlichen Wegwerfmentalität, aber wer wie ich aus den 50er Jahren stammt oder wer den Mangel der ehemaligen DDR kennen gelernt hat, wird verstehen.

Ein Komplettsatz: Zylinder, Kolben, Ringe und Kolbenbolzen - und dennoch nicht direkt zu verwenden. Der Zylinder muss nachgeschliffen werden, das Stossspiel der Ringe stimmt nicht und der Kobenbolzen hat zu engen Sitz. Das bedeutet, dass ich mit allen Komponenten zu einem Motoreninstandsetzer gehen werde. Danach allerdings werden die Passungen perfekt sein - hoffe ich.

Innerer und äusserer Kupplungskorb: Auch hier geht ohne Nachbearbeitungs nichts. Wer das so einbaut, wird nicht lange Freude an der Kupplung haben. Das Lager im äusseren Kupplungskorb hakt und wird ausgetauscht. Und die Zähne werden ganz vorsichtigen Kontakt zu einer Rundfeile bekommen.