Ich glaube, ich habe seit meinem zweiten Motorradleben, also ab 2005, jedes Horex-Treffen in Burgholzhausen besucht. Kunststück, denn bis dahin sind es nur etwa 70 Kilometerchen. Und ein Fan der einzylindrigen Langhuber aus Bad Homburg bin ich schon seit frühester Jugend. Umso erstaunlicher, dass ich nie eine Horex besessen habe. Klar habe ich mit dieser Bemerkung die Resident und die Imperator aussen vor gelassen, aber in der Tat meine ich, wenn ich von Horex rede, die Regina, die Königin.
Der Unterschied zu meinen bisherigen Besuchen hier ist aber der, dass ich seither immer am Sonntag gekommen bin und damit eigentlich nur noch die Abreise miterleben konnte. Aber das ist heute anders, denn erstmalig fahre ich am Samstag in die Wetterau und an den Rand des Taunus.
Es ist ein unglaublich schöner Herbsttag, als ich noch vor 8:00 aufbreche. Die Bodennebel lösen sich aber bereits auf und ich glaube der Wetterprognose aufs Wort, wenn sie von 30°C für heute spricht.
Die Route habe ich heute mal wieder kurviger.de überlassen, und sie ist auch recht gut gelungen. Dass ich mich im Raum Nieder-Wöllstadt und Rodheim ein kleines bisschen verfahre, ist nur ein Schönheitsfehler.
Natürlich nehme ich für die Fahrt zu den Horexen meine Enfield, die einigermassen zu den Bad Homburger Königinnen passt. Bei der klaren Morgenluft läuft das Maschinchen 1A und bringt mich ruckzuck an den Rand der Wetterau, hier bei Reichelsheim.
Und nicht viel später geht die Fahrt schon am Rande des Taunus entlang.
Es ist noch nicht einmal 10:00, als ich nach ein wenig Suchen in Burgholzhausen den Ort des Geschehens erreiche. Auch das Suchen hat aber schon eine gewisse Tradition bei mir.
Ausgestellt im Festzelt ist diesmal eine Resident.
Schönes Plakat zur Historie der Regina.
Verglichen mit meinen bisherigen Besuchen hier an den Sonntagen ist heute auf dem Platz der Teufel los. Schätze, das werde ich bei behalten. Schon die ersten Reginas, die mir vor die Linse geraten, sind bildschöne Exemplare.
Mit dem BMW-Gespann Fahrer bin ich gemeinsam ein wenig durch Burgholzhausen geirrt, bis wir dann gemeinsam den Platz gefunden haben. Dabei ist es ganz einfach: Kurz vor dem Ortsausgang Richtung Friedrichsdorf einmal abbiegen und schon bist Du da.
Es herrscht eine gewisse Betriebsamkeit, weil die gemeinsame Ausfahrt ansteht.
Zu diesem Zeitpunkt ist die Motobecane zweifellos das älteste Krad am Platze.
Auch eine kleine Händlermeile gibt es.
Selbst der güldene Auspuff kann die Schönheit der Königin nicht schmälern.
Eine gewisse Ähnlichkeit einer klassischen Regina mit …….
….. meiner Inderin ist doch wohl unstrittig.
Ein Imperator Renngespann. Das wär was für den Bernd Albert!
Mein Traum ist so ein weitgehend originales Regina 400 Gespann. So etwas wechselt aber kaum unter 10.000 € den Besitzer.
Auch schon ein Klassiker ist die kleine Dax.
Jetzt läuft eine geschlossene Gruppe aus dem Südhessischen ein, überwiegend Reginas und eine schöner als die andere.
Tatsächlich waren nicht alle Reginas schwarz.
Auch ein grüner Elefant, also eine Zündapp KS601, gehört zu dieser Truppe.
Parken ist Charaktersache, aber diese Gruppe macht das perfekt, beinahe wie die Sons of Anarchy.
Recht selten ist eine KS601 Elastik, also mit Hinterradschwinge anstelle der Geradwegfederung.
Der Herr aus Biebesheim mit der blauen Regina kennt meinen Namen und outet sich als Leser dieses Blogs. Er ist fest in der Horex-Szene verwurzelt und ich bekomme viele interessante Informationen von ihm. Schön!
Auch wenn bei einem Horex-Treffen naturgemäß der Viertakter überwiegt, so sind dennoch auch einige schöne Zweitakter am Platze. Sehr gut gefällt mir die rote Triumph aus Nürnberg.
Oder die Brot- und Butter Motorräder von DKW.
Ein bisschen schwach vertreten sind heute Engländer. Da entdecke ich lediglich die schöne Commando …..
….. und die noch schönere Einzylinder mit dem Seitenventiler. Die Horex im Vordergrund ist übrigens nicht nur optisch überarbeitet, auch die inneren Werte sind wohl nicht ohne, wie ich erfahre.
Nochmal der Norton Einzylinder, ein Bild von einem Single.
Ich liebe Seitenventiler.
Ein sehr schönes Regina Gespann in blau.
Zu verkaufen! Natürlich animiert mich die Umgebung dazu, mich noch mehr für eine Regina zu interessieren.
Hier blinkt alles. Aber ehrlich: Hätte ich eine so schöne Regina, würde ich auch so manche Stunde mit Elsterglanz, Autosol, Belgom, Nevr Dull und Polierpaste an der Maschine verbringen.
Zwischendurch gehts ins Festzelt auf eine Rindscurry mit Pommes. Die Horexleute haben ihr Treffen wie immer perfekt organisiert.
Auch für heutige Begriffe ein schöner Cafe Racer ist diese Münch Horex Imperator. Aber eben kein Single.
Hier kannst Du Lichtmaschine und Zündung bei der Arbeit zusehen – obwohl: Viel zu sehen gibts da ja nicht.
Die SR500 macht auch bei den Horex Leuten immer noch eine gute Figur.
Startzeremonie bei zwei DKW. Eine davon zickt gewaltig herum und muss sogar angeschoben werden.
Schnell wie ein Schatten rauscht eine Resident heran.
Langsam laufen die Teilnehmer der gemeinsamen Ausfahrt wieder auf dem Platz ein.
Und sogar ein Bekannter aus dem Vogelsberg: Ernst R. mit der Regina.
Die Urmutter aller Regina: Horex Columbus.
Ein Standard Max Gespann in bestem Zustand.
Jetzt läuft auch die erste Sechszylinder Horex ein. Kurz darauf sind plötzlich 5, 6 Maschinen auf dem Platz. Es gibt also doch mehr, als man denkt. Obwohl: Mehr als das Logo verbindet diesen Bolide nicht mit einer Regina.
Da, schon wieder eine.
In den 60er und 70er Jahren sind ja etliche Regina zu Choppern umgebaut worden. Aber ehrlich: Auch da macht die Regina eine gute Figur.
Gegen 14:00 verlasse ich das schöne und interessante Treffen wieder. Hätte zwar gut und gern noch ein paar Stündchen hier verbringen können, aber ein wenig fahren möchte ich heute ja auch noch.
Eine der typischen Obstwiesen der Wetterau muss ich natürlich auch noch kurz anlaufen.
Den Rückweg verpatze ich leider auch ein bisschen und verpasse irgendwo bei Wöllstadt die Abzweigung in Richtung Florstadt. So lande ich dann beinahe in Friedberg, was ich aber dann doch noch vermeiden kann.
Die letzte Rast des Tages verbringe ich in der Ruhe des Naturschutzgebietes nahe des Inheidener Sees. Ist zwar nicht ganz korrekt, hier mit dem Krad zu fahren, aber ich brauche jetzt einen Moment der Stille.
Auch wenn ich nur gute 200 Kilometer unterwegs war, so war dies dennoch ein sehr schöner Tag bei tollen Maschinen und interessanten Menschen. Hat Spass gemacht in Burgholzhausen, also eigentlich wie immer.
Bisher zeigt sich der Herbst von seiner besten Seite und es mag gut sein, dass dieser September alles heraus reisst, was das Frühjahr vermasselt hat. Jedenfalls ist das heute echtes Traumwetter und das holt mich schon um die Mittagszeit in den Sattel der Enfield.
Über Schotten und Gedern zieht es mich heut in die Wetterau in Richtung Ortenberg – vielleicht als kleinen Vorgeschmack auf das AiA-Treffen auf der Henneburg. Da werde ich wohl diese oder eine ähnliche Route nehmen. So wie hier erscheint dieser Tag stellenweise überirdisch schön und erinnert mich an ein altes Musik-Video, in dem die Schönheit eines Sommertages stark überzogen dargestellt wurde.
Die Enfield tut es dem Wetter gleich und läuft einfach perfekt – die Inderin bereitet mir unglaublich viel Freude.
Kleine Rast am Gestüt Zwiefalten mit freundlichen Pferden und unglaublicher Weitsicht auf Taunus und Vogelsberg.
pic09
Zum ersten mal folge ich heute dem Hinweisschild bei Burkhards und fahre in Richtung Stumpe Kirch. Die Stumpe Kirch ist eine Kirchenruine aus dem 13. Jahrhundert. Allerdings hätte ich zum Erreichen einen kleinen Fußmarsch einlegen müssen, wozu es mir heute zu warm ist. Mach ich aber beim nächsten Ausflug in diese Gegend.
In Michelnau bei Nidda frage ich mich, was das Besondere an diesem Ort ist. Da war was, aber es will mir nicht einfallen. Erst zuhause kommt es mir wieder: Hier gibt es einen ehemaligen Steinbruch, in dem der Michelnauer Schlackenbasalt abgebaut wurde. Der Steinbruch ist zugänglich und stellt heute dazu ein Geotop dar. Auch eine Station für den nächsten Kurztrip.
Über Bad Salzhausen mit seiner schönen Allee nehme ich nun Richtung auf das Schäferland Hungen.
Es beginnt bei Steinheim mit einer kleinen Sumpflandschaft …..
….. und wird kurz darauf zur Hungener Seenplatte. Heute schaffe ich es sogar mit dem Motorrad direkt ans Ufer eines der Seen. Sehr schön und entspannend.
Nach fast 150 Kilometern bin ich dann wieder im heimatlichen Vogelsberg. Auf der Straße entlang der Horloff kommt doch tatsächlich eine Enfield in Athena-Gray entgegen. Ob es eine EFI oder eine preUnit ist, kann ich leider nicht erkennen. Bin also nicht allein. Und hab ich schon erwähnt, dass mir meine Inderin gerade extrem viel Vergnügen bereitet?
Nach dem Umbau der Luftfilterung, des Abgasrückführungssystems und diverser Vergaseranpassungen läuft meine Enfield nicht schlecht. Aber dennoch: Ich weiss, da geht noch was. Und eine innere Stimme sagt mir, dass ich mit einem angepassten Vergaserschieber samt gekürzter Nadel an dieser Stelle weiter komme.
Also hab ich mir einen Schieber vom Flo abdrehen lassen und ein Nädelchen dazu genommen. Und heute, an einem wirklich sehr schwül-heissen Tag baue ich das kurz um. Danach läuft die Bullet im Stand prima, wirklich noch besser, aber wegen der Hitze hab ich zunächst keine große Lust auf eine richtige Probefahrt. Aber gegen 18:00 wirds langsam kühler und ich zieh noch mal los.
Insgesamt fahre ich 60 Test-Kilometer rund um Ulrichstein und stelle unterwegs zweimal den Vergaser nach – aber wirklich nur um eine Nuance magerer. Eindeutig läuft meine Enfield jetzt noch besser, besonders im unteren und mittleren Bereich, was ja immerhin die wichtigsten Fahrzustände sind.
Hier oben bei Kölzenhain stelle ich in der dünnen Luft von 600 m Höhe zum ersten mal die Gemischregulierschraube ein wenig nach. Aber eigentlich bin ich schon vorher zufrieden: Anspringen, Gasannahme, Hochdrehen – alles tadellos.
Während rund 50 Kilometern verlasse ich die Gemarkung Ulrichstein nicht und fahre dabei keinen Streckenabschnitt doppelt. Kölzenhain, Ulrichstein, Unter- und Oberseibertenrod, Stumpertenrod, Bobenhausen, Helpershain – eine wunderbare Strecke. Mittlerweile ist es bereits 19:00 und die ersten Abendjäger wie Bussarde und Reiher suchen auf den Wiesen und Feldern nach Beute.
Ein Foto gibt es direkt in Ulrichstein am alten Vorwerkhof mit der Zehntscheune.
Nahe Stumpertenrod gibt es einen weiten Blick hinein ins Feldatal. Heute hätte ich fast im Minutentakt anhalten können, so viele Motive liefen uns vor den Scheinwerfer. Aber das hier ist ja immer noch eine Testfahrt und keine Blümchenpflückertour. Die mache ich ein ander mal.
Und eines steht fest: Mit diesem Setup macht die Ennie noch mehr Vergnügen – wenn das überhaupt möglich ist.
Heut hab ich keinen rechten Sinn fürs Fahren, statt dessen lese ich den Reisebericht des Kahlgryndigen. Zusammen mit seiner Verena bereist er mit einem F650 Gespann und einer Bullet den Balkan und insbesondere Albanien. Der Bericht ist so gut und schön beschrieben, dass ich gegen 16:00 doch noch das Werkstatttor öffne, die Enfield heraus schiebe und zu einer kleinen Runde starte. Ja, so etwas kann ein guter Reisebericht bewirken.
Hinten herum über Schotten, den Berg bei Stornfels überquert, über die Hungener Seenplatte ins schöne Horlofftal und dann zurück durch den Laubacher Wald. Sind zwar keine 100 Meilen heute, aber doch 90 Kilometer – und das sollte reichen, ein wenig Kondenswasser aus dem Motor verdampfen zu lassen.
Gleich zu Anfang meiner kleinen Tour atme ich tief den wunderbaren Geruch frisch gemähten Grases ein. Dürfte aber so ziemlich das letzte mal in diesem Jahr sein.
Ein Schloß im Bild ist immer gut, und da reicht auch das nette, kleine Schlößchen in Hungen.
Vorhin das frisch gemähte Gras, dann Temperaturen bis 29°C und nun bereits das raschelnde Laub im Horlofftal an Hermanns Brünnchen: Heut treffen sich die Jahreszeiten.
Und gut, dass ich den leichten Kradanzug gewählt habe: Wie erwähnt, 29°C. Aber so passt das.
Und noch ein altes Gemäuer: Die kleine Kapelle nahe Laubach. Jetzt aber gehts heim, und die 90 Kilometer haben es geschafft, mir ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern. Gute Enfield!
Jaja, weiss ich doch. Und es war auch genau so geplant: In der Erwartung eines extrem heissen Tages will ich um 5:00 aufstehen, frühstücken und dann durch den kühlen Morgen bollern, solange es die Temperaturen zulassen.
Dummerweise ist erneut der innere Schweinehund zu stark für mich und so kommt es, dass ich einfach liegen bleibe und erst zur gewohnten Stunde aus den Federn komme. Weil ich aber ohnehin eine Kleinigkeit zu erledigen habe, starte ich gegen 8:30 die Enfield, erledige meine Angelegenheit und bollere anschließend noch 80 km durch das schöne Tal der Felda – ohne dabei auch nur ein Sträßchen mehrfach zu befahren.
Das Wetter ist perfekt: Sonnenschein, aber noch keine extremen Temperaturen. Es fährt sich einfach wunderbar. Hier schaue ich in das durch Moränen entstandene Tal zwischen Nieder-Ohmen und Elpenrod.
Und ich besuche einen kleinen Bachlauf an einer vergessenen Brücke unweit von Niedergemünden.
Mit meiner leichten Rollerbekleidung liege ich bisher goldrichtig.
Die alte Kate bei Wäldershausen ist der Zugang zu einem Landschaftsschutzgebiet.
Wohl auch vergessen: Altes Eisen, dass einmal als Eisenbahnbrücke über die Ohm geführt hat.
Unweit von Hainbach liegt meine private kleine Toscana. Und mitten in der Hitze dieses Sommertages glaube ich doch schon die ersten Anzeichen des Indian Summer zu erkennen.
Nun sagt selbst: Ist das schon der Indian Summer oder narrt mich ein Spuk?
Ab 10:30 wird es dann doch wieder extrem heiss, so heiss, dass jeder Stop zur Qual wird. Aber da bin ich auch schon wieder an der Tankstelle in Flensungen und damit so gut wie zu Hause. Waren aber wunderbare 80 Kilometerchen, und der Motor ist dabei auch gut warm geworden. Und so soll es sein.