An diesem heissen und sonnigen Sonntag geht erneut der Wasservorrat von der Elisabeth-Quelle zu Ende, was bedeutet, es steht eine Rollerfahrt nach Schröck an.
Auch dieses mal gelingt mir eine ausgesprochen schöne Route, die mich über Deckenbach, Höingen und Möscht zur Quelle führt und insgesamt 120 Kilometer feinsten Vespa-Fahrspaß garantiert.
Die Hitze verhindert heute allzu viele Boxenstopp, und wenn, dann lege ich sie in der Kühle des Waldes ein.
Sonntags ist die Quelle nicht so menschenleer wie sonst, aber mit der russischen Familie mit drei putzigen kleinen Kindern habe ich auch meinen Spass.
Aber die Quelle schwächelt: Seht euch dieses müde Rinnsal an. Entsprechend lange dauert es, bis meine 8 Flaschen mit jeweils 1,5 l frischem Felsquellwasser gefüllt sind. Und so lehrt die Quelle uns auch Geduld.
Die Golden Oldies in Wettenberg gibt es schon lange – mindestens 30 Jahre. Aus einem kleinen, lokalen Fest mit den Schwerpunkten 50er bis 70er Jahre ist in dieser Zeit ein gewaltiges Event geworden, das seinesgleichen sucht. Der gesamte Ort befindet sich dabei ein Wochenende lang im totalen Ausnahmezustand.
Und jetzt kommts: Ich mag die Autos und Motorräder dieser Epoche, ich liebe die Musik dieser Zeit, mir gefällt die Mode und der Rockabilly – und dennoch habe ich die Veranstaltung noch nie besucht – und das trotz räumlicher Nähe. Aber in diesem Jahr bin ich wild entschlossen und entscheide mich dafür, den Sonntag zu einem Besuch in Wettenberg zu nutzen. Also Achtung, Golden Oldies, ich komme. Und zwar früh, sehr früh.
Morgens um 7:40 durch die einsame Rabenau.
Entsprechend früh komme ich nach Wettenberg, wo die Golden Oldies gerade dabei sind, zuerwachen. Und es ist kein Problem, in die Stadt zu kommen und ganz nahe am Zentrum des Ereignisses zu parken. Mehr als dei Minuten Fussweg benötigt es dafür nicht.
Die Anwohner spielen fantastisch mit und setzen sich mit Frühstückstischchen und Sesseln auf die Strasse. Die Laune ist bereits blendend.
Bis hin zur stilgerechten Kleidung geht das Mitspielen etlicher Anwohner.
Hier sind wir bereits am Zentrum des Geschehens, sozusagen im Auge des Hurricane. Aus dem Eis-Cafe macht der ausgesprochen fachkundige Sprecher seine Ansagen und weiss zu jedem Fahrzeug etwas zu erzählen.
Kleiner Auszug aus der Oldie Parade.
Auf der Main Street wird noch aufgebaut, aber zwischendrin finden sich bereits die ersten Oldies wie dieser langgestreckte Citroen SM mit Maserati-Maschine.
Gastronomie gibt es mehr als genug und meist passen die Speisen und Getränke sehr gut zum Motto der Veranstaltung.
Der alte 180er Benz wird ganz offensichtlich noch regelmäßig benutzt.
Der Stolz wohlhabender Wirtschswunderbürger – Mercedes Benz.
Wunderbar gemacht: Die Ape als rollende Kaffee-Bar.
Diese BMW R nineT ist natürlich kein Oldtimer, aber ganz sicher ein klassisches Motorrad. Für mich die derzeit schönste BMW.
Die Zeitschrift OLDTIMER MARKT ist mit dem britischen Doppelstöcker vor Ort.
Der Samba-Bus.
Alte S-Klasse mit edlem Interieur und starkem Herzen.
Der Big Block klingt schon beim Einparken traumhaft.
Ein paar Jährchen waren die Deutschen mit solchen Kleinwagen zufrieden zu stellen, aber dann musste es größer werden.
Der Opel Rekord ist schon ein richtiges Auto. Ich hab ihn noch als Neuwagen im Schaufenster vom Opel-Klatt in Westerholt gesehen.
Zwischen den Häusern von Krofdorf parkt einfach so eine Isabella – als wärs das normalste der Welt.
Ehrlich gesagt faszinieren mich die Menschen in ihrer 50er Jahre Verkleidung noch mehr als die alten Autos. Besonders die Ladies sehen darin aber auch dermassen gut aus …..
Kleine Reparatur am rosa Cadillac.
Die Fahrgäste ertragen es geduldig.
Er läuft!
Alles findet im Schatten der Burg statt.
Herrliche 50er Bekleidung.
Bei alten oder nachgemachten Blechschildern mit Harley-Motiven könnte ich glatt schwach werden – aber ich tue es nicht, nicht bei 18€ das Stück.
Auch stilgerechte Bekleidung findet mein Interesse, aber manches wirkt schon arg indisch oder chinesisch.
Die alten Kinderwagen dagegen sind echt – ganz sicher.
In die alten Schallplatten vertiefe ich mich erst gar nicht.
Der KTM-Händler Schleenbecker hat seine Verkaufsräume für die Veranstaltung geöffnet. Aber ehrlich: Diese KTM-Boliden sind mindestens zwei Nummern zu kräftig für mich.
Beim Bummel durch die Gassen von Krofdorf vergeht die Zeit wie im Fluge.
Das am häufigsten angebotene Utensil ist nach meiner persönlichen Statistik der Wackedackel für die Auto-Ablage.
Alte schweizer Fahrräder, nagelneu aus dem Magazin, gibt es hier für 690 €. Ein angemessener Preis. Die Räder sind übrigens von Condor, und die haben ja auch ein Motorrad mit dem Einzylinder-Ducati-Motor für die Armee gebaut.
Der Werbespruch an diesem Stand dürfte stimmen: Nix China!
Edles Puppenstuben-Zubehör, dargeboten von der perfekten Verkäuferin.
Theoretisch könnte man sich hier in Krofdorf die perfekte Nostalgisten-Einrichtung zusammen kaufen.
Nach dem Besuch des Dixie wollen mich die beiden Ladies abkassieren. Aber sie haben keine Chance, denn natürlich erkenne ich sofort, dass die beiden keine Klofrauen sind.
Allmählich werden die Parkplätze auf der Main Street rar.
Wenn die Parkplätze knapp werden, gibt es kleines Staus bei der Parade – Zeit. sich die Traumwagen in Ruhe anzuschauen.
Schätze, das war der Längste.
Stingray, ein Traum meiner Jugend.
Der Vespa Club Giessen läuft ein. Die Truppe ist natürlich hier vertreten, aber ihren Sammelpunkt finde ich einfach nicht.
Im Moment überwiegen lange amerikanische Wagen.
Allerfeinste Heckflossen.
Der Ruf der Golden Oldies hat auch das befeundete Ausland erreicht.
Familienausflug mit dem Strassenkreuzer.
Schöne Anwohnerin beobachtet das Treiben der Golden Oldies.
Diese Flossen sind ein Traum.
Geschätzte sieben Meter ist dieser Station Car lang.
Das Marburger Polizeimusum stellt seine schönsten Exponate zur Verfügung.
Hier verspeise ich den ersten richtigen Hotdog meines Lebens: Knackig, mit Zwiebelscheiben und Chilisoße.
Wenn ein vierrädriger Oldtimer für mich zur Debatte stünde, dann wäre es der kleine FIAT 500 – aber diese Betrachtung ist rein theoretisch.
Vorn die alte Vespa und dahinter eine NSU Quick,
Ein Standard-Käfer, völlig ohne Chrom.
Schlangen vor dem Eisstand …..
….. und Schlangen vor der Kasse.
So bequem lässt sich die Oldie-Parade gut betrachten.
Wer kennt all diese schönen amerikanischen Heckflossen Cruiser.
So ging 1965 die deutsche Familie auf ihren Sonntagsausflug.
Damals eine Sensation war der Jaguar E-Type.
Mercedes Strecht-Limousine von Pullmann.
Nostalgiker unter sich.
Ein bisschen Posen gehört dazu.
Ein einsamer Heinkel-Roller bollert mit Viertakt-Sound durch die Gassen.
Hier eine ganze Gruppe von FIAT 500.
Ein MGA Coupe in feinster Farbgebung.
Das Fahrzeug ganz links ist kein DKW, sondern ein Wartburg, also das damalige DDR-Pendant.
Auf neun Bühnen spielen Live Bands und fünf davon erlebe ich selbst.
Da sind für mich die schönsten Szenen: Die Menschen tanzen zu Rock’n Roll und altem Beat auf den Strassen. Manchmal bedauere ich es schon, anno 1968 meinen Tanzkurs bei Seidel wegen Talentlosigkeit abgebrochen zu haben.
Livemusik: Rock’n Roll.
Mehr Live-Musik: Beat aus den 60ern.
Perfekt, fast schon zu perfekt.
Schon die kleinsten Krofdorferinnen müssen lernen, mit dem Golden Oldies zu leben.
Jetzt ist es high noon und die Veranstaltung füllt sich merklich. Als die Menschenmassen zu groß werden, trete ich den Rückzug an.
Eine Kreidlertruppe wartet auf ihren Einsatz.
Die Kreidler Gang. Früher waren das alles gefürchtete Kirmes-Rocker 🙂
Hab jetzt meine geparkte Vespa erreicht, beobachte noch ein wenig die Reihen vorbeiziehender Oldies und gehe dann auf den Heimweg.
Aber unterwegs nehme ich in im Cafe von Gut Schöne Mühle noch einen Kaffee.
Am alten Wasser bei Gut Friedelhausen suche ich mir ein ganz ruhiges Plätzchen und lasse die Golden Oldies noch einmal Revue passieren.
Runde 30 Minuten sitze ich hier am alten Seitenarm der Lahn und sehe in dieser Zeit keinen Menschen. Das tut gut nach dem Trubel in Wettenberg – so schön er auch war.
Wo ich schon so nahe Friedelhausen bin, gibts noch einen Besuch an meinem Lieblings-Schloss.
Gestochen scharf hebt sich das neoklassizistische Gebäude von der Umgebung ab.
Und dann gehts Richtung Heimat. Mein Resumee zu den Golden Oldies: Ausgesprochen positiv, eine sehr schöne und lebenslustige Veranstaltung. Könnte sich zu einem regelmässigen Besuch dort ausweiten.
Vor lauter Ekel und Abscheu hab ich die grüne Cosa wochenlang nicht angeschaut. Aber heute ist so ein Samstag mit Sturm und Regen und da kommt der Gedanke auf, die hydraulische Bremsanlage endlich in Funktion zu bringen.
Vorab kann ich erneut sagen: Schrauben an der Cosa ist die Höchststrafe! Wenn schon die letzten Aktionen an der Vespa teils katastrophal waren, so erreiche ich heute einen vorläufigen traurigen Höhepunkt.
Allerdings muss ich zugeben, dass ein Teil der heutigen Höchststrafe auf meinem Mist gewachsen ist und die Cosa nicht für alles Schrauberunglück dieser Welt verantwortlich ist. 🙂
Da unten an der Grundplatte mit dem Hauptbremszylinder müssen in dieser Position die Anschlüsse der beiden Stahlflex-Leitungen und der Zulauf vom Ausgleichsbehälter angeschlossen werden. Im Nachhinein war es wohl keine so gute Idee, die Cosa auf Stahlflex umzurüsten, aber wer weiss, wie furchtbar das Gefummel da unten mit starren Leitungen geworden wäre.
Irgendwann ist es tatsächlich geschafft und alles ist montiert.
Als erstes stelle ich dann die Bremsbacken vorn und hinten ein und anschließend wird der Ausgleichsbehälter mit DOT 4 gefüllt – die gleich wieder am vorderen Radbremszylinder ausläuft, weil ich vergessen hatte, die Entlüfterschraube zu montieren.
Dann wird mit dem wunderbaren Entlüftungsgerät von Louis versucht, die Luft aus dem Bremssystem zu ziehen. Klappt auch, aber allein die Zugänglichkeit der hinteren Entlüftungsschraube ist die blanke Katastrophe.
Insgesamt hänge ich 2,5 Stunden an der verfi….. Cosa-Bremse und bin zeitweise fest entschlossen, alles abzubrechen und die Cosa in Teilen auf den Markt zu werfen. Aber ich tue es nicht und bringe die Sache zu Ende.
Dann mache ich noch eine Durchsicht der GTS, mit der ich morgen in aller Frühe an Wettenberg zu den Golden Oldies fahren will. Bin zwar vor dem Trubel gewarnt worden, aber jetzt gibt es die Veranstaltung schon rund 30 Jahre und ich war noch nie dort – also einmal werde ich mir das antun. Und wer weiss, vielleicht gefällt mir das Event sogar. Morgen weiss ich mehr.
Es ist wieder an der Zeit, das Trinkwasser aufzufüllen! Da bedeutet, die Vespa klar zu machen und die Elisabethquelle bei Schröck anzufahren. Sechs große PET-Flaschen sind frisch gespült und in der Vespa-Umhängetasche verstaut. Und damit es nicht doch noch zur Routine wird, nehme ich heute a) einen völlig anderen Weg und achte b) verstärkt auf die kleinen Dinge am Wegesrand.
Heute ist ein regnerischer Tag, der dennoch recht nett ist. Jedenfalls stören mich die kleinen Regenschauer überhaupt nicht, ich finde sogar, heute gehören sie dazu.
Die Hinfahrt lege ich in einem Rutsch zurück und erst auf der Rückfahrt kommen die kleinen Dinge ins Spiel. Am Ende der Aktion habe ich ziemlich genau 100 km zurück gelegt und dafür fast drei Stunden gebraucht.
Geschafft – die Elisabethquelle ist erreicht und der Wasserträger bereitet das Auffüllen der Flaschen vor. Meist ist dieser Ort ja ruhig und einsam, aber heute höre ich Stimmen und es kommen zwei Afrikanerinnen mit ihren Kindern vorbei. Sie winken mir freundlich zu und wir plaudern ein wenig auf Englisch. Die schwarzen Ladies kommen aus Somalia und sind Flüchtlinge, die sich gerade hier einleben. Vor lauter Small Talk hab ich glatt vergessen, zu Fotografieren – sehr selten bei mir.
Jetzt aber ans Werk. Das Auffüllen der 9 Liter Wasser dauert noch länger als beim letzten mal, so dünn ist der Wasserstrahl heute. Aber mit Geduld ist am Ende alles gut gefüllt. Und ich habs nicht eilig – bin ja Rentner.
Nun gehts es auf den Rückweg und ich zeige einige der kleinen Dinge am Wegesrand, auf die ich heute besonders achte:
Das kleine Marterl hinter Schröck.
Die reifen Felder des fruchtbaren Amöneburger Beckens mit den Anhöhen von Schweinsberg und Amöneburg.
Die einsturzgefährdete Kapelle am Rande von Mardorf.
Der seltsam mystische Hain mit alten Eichen und Buchen nahe Gontershausen.
Natürlich das Rondienchen.
Der traumhaft schöne Rastplatz an der Streuobstwiese bei Deckenbach.
Die Alpakas am anderen Ende von Deckenbach.
Mit den beiden Jungtieren vorn habe ich 10 Minuten lang richtig Spaß.
Der 60er Jahre Geräteschuppen in Richtung Rüddingshausen, den ich mir wunderbar als kleine Wohnung vorstellen kann.
Und als letztes die Kirche am Rande von Weitershain, in der keine Gottesdienste mehr abgehalten werden und die schon lange zum Verkauf steht. Was mag dieses Gebäude wohl kosten?
Am frühen Abend bin ich wieder daheim und bereit für die nächste DVD mit den gesammelten Werken von LOST.
….. hab ich bisher nicht – bis auf das Paar butterweiche Handschuhe, bei denen ich nicht nein sagen konnte. Gut, da ist noch der HD-Rucksack, aber das ist ja eigentlich keine Bekleidung. Also ich hab quasi nix von der Motor Company. Und das nicht, weil mir die Klamotten nicht gefallen, bewahre, nein, aber die sind einfach schweineteuer. Und ich hab ja auch genug anderes Zeug zum Anziehen.
Aber als gestern im Milwauke-Forum von einer stark herunter gesetzten Textiljacke in den Harley-Farben bei Hein Gericke berichtet wurde, war klar: Da fährst Du gleich am Samstag Morgen hin. Hab ich auch gemacht und bin gleich nach dem Hundespaziergang mit der Vespa los nach Linden zum Hein-Gericke-Shop von Richy.
Hab mir eine herrlich ruhige Route nach Linden heraus gesucht: Durch die Rabenau nach Beuern und Reiskirchen, dann weiter über Oppenrod nach Fernwald und von da via Watzenborn-Steinberg und Leihgestern nach Linden. Genau die richtige Route für die kleine Vespa.
Im Shop sind jede Menge Produkte teils stark herunter gesetzt, die gesuchte Jacke im HD-Look zum Beispiel von 149 auf 69 €. Tatsächlich gibt es noch eine Jacke in L, ansonsten reichlich in XL und XXL. Ein paar Kleinigkeiten wie eine Nierengurt nehm ich noch mit und schon bin ich wieder auf dem Heimweg.
Wieder zu Hause entferne ich erstmal die drei lästigen HG-Logos, das geht mit einem scharfen Teppichmesser prima. Den aufgestickten Hein-Gericke-Schriftzug lass ich besser dran, das ist mir zu friemelig. Und schon habe ich quasi so etwas wie eine Harley-Jacke, jedenfalls von weitem. Und später am Abend gibt es dann den Praxistest mit der Sportster bei der Hoherodskopf-Runde.
Oben auf dem Hoherodskopf an der „Schönen Aussicht“ stehen noch einige Bikes, aber keine einzige Harley. Die Cruiser-Fraktion wird nur von einer dicken Thunderbird, einer Kawa VN1500 und meiner Sporty vertreten.
Dann kreise ich noch runde 50 Meilen um den Hoherodskopf herum, um anschliessend wieder in die Mücker Niederungen abzusteigen.
Unterwegs stelle ich noch ein wenig das Standgas nach, aber so 100%ig gut ist meine Vergasereinstellung noch nicht. Nach oben heraus perfekt, aber bei leichtem Schiebebetrieb und beim Übergang zum Zug läuft der Motor etwas ruckelig. Da muss ich also noch mal bei. Zunächst mal gilt es heraus zu finden, ob die Einstellung zu mager oder zu fett ist.
Ah ja, die HG-Jacke im HD-Look: Gar nicht mal übel, und bei dem Preis kann ich ja nix falsch machen. Passt gut, hält Wind und Wetter ab und hat eigentlich nur zu wenig Taschen – was zu verschmerzen ist.