Schlüsseldienst

Der Schlüsseldienst – das ist heute Abend der Vorwand, nach Feierabend noch einmal das Gespann aus der Scheune zu schieben und nach Grünberg zu fahren. Dort lasse ich ein paar Schlüssel anfertigen und fahre anschließend in aller Ruhe noch 80 km in den beginnenden Abend hinein.

Von Grünberg in Richtung Reiskirchen und dann über Beltershain zurück in den Vogelsberg. Das Wetter ist perfekt und es zeigen sich bereits Anzeichen des Indian Summer – wunderschön. Auf der anderen Seite ist das natürlich en klarer Hinweis, dass das Jahr allmählich zu Ende geht.

Feldatal, Ulrichstein – sanft zieht die W650 ihre Bahnen und der brummelnde Motor in Verbindung mit dem perfekten Wetter lassen Geist und Seele zur Ruhe kommen: Mit jedem Kilometer fühle ich mich besser.

Bis zum Einbruch der Dämmerung lasse ich mich durch den Vogelsberg treiben. Die Freude lasse ich mir auch dadurch nicht nehmen, dass die nachgemachten Schlüssel nicht passen – da muss nachgearbeitet werden. Aber das werde ich erst am Donnerstag in Angriff nehmen – denn morgen ist Feiertag und den werde ich sehr wahrscheinlich mit einem Motorrad verbringen. Mal sehen, wohin es uns dann treibt.

Dem Regen entgegen

Trotz enormer Müdigkeit am Freitag Nachmittag rapple ich mich auf zu einer Gespannrunde, die mit einem Einkauf im tegut-Markt in Groß-Felda verbunden wird. Das Wetter lockt mich einfach zu sehr. Es ist kein schönes Wetter im klassischen Sinn, denn es ist grau und windig und es sieht permanent nach Regen aus. Seltsamerweise reizt mich genau das und ich hoffe, dass ich zumindest ein wenig durch den Regen fahren kann.

Immer wieder fantastisch ist der Weg von Höckersdorf nach Ober-Ohmen abseits der Strasse durch ein Tal, dass so aussieht, als wäre hier noch neulich ein Gletscher durchgeschoben worden.

Blick auf Ober-Ohmen und den Windpark bei Zeilbach. Diese Richtung nehme ich weiter, um zum tegut-Markt zu kommen.

Den Einkauf im tegut-Markt habe ich erledigt, der Regen ist noch immer nicht gekommen und ich drehe noch ein paar Runden in der näheren Umgebung – immer in der Hoffnung auf eine Regenfahrt – natürlich eine maßvolle. In Groß-Eichen entdecke ich mal wieder ein winziges Häuschen – ich komme von diesen Mini-Häusern einfach nicht weg.

Es wird dunkler und dunkler, der Wind nimmt zu, ein Wetter ganz nach meinem heutigen Geschmack. Aber es gibt keinen Regen – der kommt erst in der Nacht. Nahe des Groß-Eichener Campingplatzes entdecke ich immerhin einen Affenbrotbaum, der sich bei näherem Hinsehen als Deutsche Eiche herausstellt. Nach 70 km gebe ich die Suche nach dem Regen auf, aber die kleine Runde hat mir trotzdem gefallen.

Von Dirk zu Thomas

Entgegen allen Vorhersagen ist das Wetter auch um 17:00 noch ganz nett, zumindest sieht es nicht direkt nach Regen aus. Und weil ich sowieso Kleinigkeiten sowohl in Schotten als auch in Ulrichstein zu erledigen habe, schiebe ich die Arbeitsweg-Vespa in die Scheune und hole dafür das W-Gespann heraus.

In der Kawasaki-Werkstatt von Dirk könnte ich eben die kleine Vespa-Sportscheibe abholen, die ich letzte Woche nicht mehr heim transportieren konnte. Und bei Thomas in der TomBike-Werkstatt in Ulrichstein dürfte der DR400-Vergaser fertig sein, den ich dort zur Ultraschallreinigung abgegeben habe. Was ich aber wirklich will, ist bei kühlem und klaren Herbstwetter ein paar schöne Gespannkilometer machen.

Selbstredend liegt die Vespascheibe bereit und wartet nur auf die Abholung. Heute steht noch ein schöner 900ccm Chopper hier – ideal für einen Gespannumbau.

Die Strasse von Schotten nach Ulrichstein fährt sich sehr schön, obwohl es sich um eine Bundesstraße handelt. Liegt sicher auch am geringen Verkehr heute. Kurz vor Ulrichstein schwebt eine dicke dunkle Wolke heran, die auch gleich ein paar Tropfen auf den Boden lässt.

Geschlossen! Die Ulrichsteiner Werkstatt hat geschlossen. Ein Hinweisschild an der Tür weißt auf einen Trauerfall hin – ohje.

Auf dem Rückweg folgen mir die Regenwolken und holen sich gar noch Verstärkung dazu. Immerhin bieten sie mir ein faszinierendes Spiel am Himmel. Aber erst zu Hause kommt ein wenig Regen herunter. Nach einem etwas öden Arbeitstag haben mich diese 75 km doch ordentlich aufgeheitert.

Vogelsberger Gespanntreffen

Uff, dieser Samstag hat es in sich: Vollgepropft mit Terminen. Das Gute dabei ist, dass es sich eigentlich ausschließlich um angenehme Termine handelt. Also alles gut – nur ein bisschen zu viel davon. Der pure Freizeitstress!

Wie an jedem freien Tag beginnt alles mit einem mindestens einstündigen Hundegang – heute mal wieder mit zwei Hunden. Wir begeben uns an die Gestade der Ohm in Richtung Burggemünden. Hier ist es herrlich einsam und ich kann die beiden lange Zeit von der Leine lassen.

Nach der Hundeaktion, die ich mit der kleinen Vespa durchführe, schnapp ich mir mein W-Gespann und mache mich zunächst nach Kirchhain zu Dirk „Atomo“. Hier bringe ich ein MZ-Rad vorbei und vor allem plaudere ich mit Dirk über Gespanne, Enfield, MZ und Dnepr. Das Umfeld mit amerikanischen Armeefahrzeugen ist äusserst anregend.

Weiter zum nächsten Termin. Zusammen mit Reinhard fahren wir zu Hubert und einer unglaublich schönen Jagdhütte mitten im Wald – einfach traumhaft.

Hier bekommen wir den perfekten Kaffee kredenzt und dazu die passende philosophische Abhandlung dazu. Bis dahin war mir nicht klar, wie spannend Kaffee sein kann.

Weiter geht’s zum nächsten Termin: Dem Vogelsberger Gespanntreffen in Windhausen. Dort gilt unsere erster Besuch der Abordnung  des Grünberger AMC, die traditionell stark vertreten ist.

…. muß nur noch schnell die Welt retten.

Auf der anderen Seite des Platzes hat sich eine extrem starke Truppe aus NRW niedergelassen. Hier dominieren die Kennzeichen W, SG, UN, DO, BO, HSK usw.

Interessantes SR500-Gespann mit gewaltigem Seitenwagen.

Löblich: Viele Besucher des Treffens greifen auf lokale Biersorten zurück – aber ob es gerade das berüchtigte Alsfelder Pils sein muß – also nee, das geht überhaupt nicht.

Erika mit Freund und Sohn organisieren das Treffen. Mit Erika haben wir diesmal noch etwas Spezielles zu bereden: Es geht um eine Triumph Cornet, das flüsternde Motorrad.

Wenn ich noch einmal schwach werden sollte und wieder einen Ostbock anschaffe, dann garantiert nur ein Seitenventiler-Gespann: Einfach schön.

Der nächste und letzte Termin ist eher zufällig: Am Windpark bei Zeilbach findet heute eine Einweihungsfeier statt. Information, Musik, Essen und Trinken – und alles kostenlos. Wir halten kurz an und nehmen einen kleinen Snack zu uns. Die Musik ist zum Glück schon beendet.

Ein paar Besucher sind noch vor Ort – und natürlich die Helfer der Freiwilligen Feuerwehren von Ober-Ohmen und Zeilbach. Darunter ist auch mein Kollege Dennis, der Rockabilly-Men.

Damit sind alle Termine dieses Tages erfolgreich abgearbeitet. Da war alles dabei, von körperlicher Betätigung über Motorradfahren bis hin zu netten Moto-Talk. Und alles bei bestem Wochenend-Wetter.

Jumbofahrt der Schottener Reha

Eines der Ereignisse jeden Jahres, das ich nur äusserst ungern verpasse, ist die alljährliche Jumbofahrt der Schottener Reha in Homberg. Elo Hermann organisiert diese Fahrt bereits seit etlichen Jahren und es ist immer wieder schön, dort mitzumachen. Zweifellos ist das eines der Gespann-Highlights eines jeden Jahres.

Bei meiner ersten Teilnahme gab es das Problem, dass sich für den wirklich engen Velorex-Seitenwagen an der Silverstar kein Mitfahrer gefunden hat: Alle Versuche, das enge Boot zu besteigen, schlugen fehl. Jetzt, mit dem W650-Gespann sollte es diese Probleme nicht mehr geben.

Das Wetter an diesem Tag ist unglaublich gut – blauer Himmel, Temperaturen um die 27 °C und die Sonne knallt gewaltig vom Himmel – an diesem Tag passt alles.

Durch meinen Wohnortwechsel erreicht mich die hübsche Einladungskarte zwar nicht, aber durch einen Anruf von Elo und die Karte von Ex-Nachbar Egon bin ich dennoch auf dem Laufenden.

Ein ganz kleines bisschen verspätet erreiche ich die Schottener Reha in Homberg und der Parkplatz ist bereits gut mit Gespannen gefüllt. Das sieht nach einer ordentlichen Teilnehmerzahl aus.

Elo gleicht ihre Adresskartei ab und nimmt neue Teilnehmer auf – so wie Klaus, an dessen Erscheinen ich nicht ganz unschuldig bin. Und seinen Nachbarn Jochen mit dem russischen SV-Gespann hat er gleich mitgebracht. Elo sieht’s mit Vergnügen, so können doch zwei Heimbewohner mehr mitfahren.

Die Vorfreude ist bei den Gespannfahren und den Beifahrern gleichermassen groß und viele freuen sich, dass es ein Foto mit ihnen gibt.

Durchaus fotogen ist der junge Mann in blau.

Es bleibt noch genügend Zeit, sich ein paar der Gespanne genauer anzusehen. Die Dreizylinder-Yamahas sind ja bekanntermassen prima Zugfahrzeuge.

Ein sehr sportliches Spielzeug ist dieses BMW-Gespann.

Elo überlässt es den Passagieren und den Gesanntrebern selbst, sich ihre Partner zu wählen. Das klappt immer. Gerade habe ich mich mit Daniel zusammen getan und so langsam heisst es, sich startklar zu machen.

Ein letzter Schluck aus Pulle oder Tasse und dann startet der imposante Gespanntroß.

Nun geht es in gemütlicher Fahrt ca. 50 km durchs Homberger Umland, weiter in den Ebsdorfergrund und in die Großgemeinde Mücke. Immer wieder ist es beeindruckend, in einem Troß mit über 20 Gespannen zu fahren. Eine Handvoll Begleiter auf schnellen Solomaschinen sichern die Fahrt und sorgen bei jedem Abbiegen dafür, dass die Gruppe zusammen bleiben kann. Diese Begleiter machen einen Super-Job und sind zum großen Teil dafür verantwortlich, dass die Fahrt störungsfrei verläuft – einfach klasse.

Das Ziel ist dann der Schäferhof nahe Atzenhain, den ich natürlich kenne. Die Hofbesitzer haben unseren Stop perfekt vorbereitet, es gibt Essen und Trinken und jede Menge zu sehen.

Das Ziel, der Schäferhof, ist erreicht. Und ich denke, hier gibt es für jeden etwas nach seinem Geschmack zu machen und zu sehen.

Elo lässt die erste Etappe der Fahrt Revue passieren – es hat alles prima geklappt und es gab keine besonderen Vorkommnisse – das ist gut. Eine ungeplante Pinkelpause eines Gespannes konnte die Fahrt nicht nachhaltig beeinflussen.

Die einen gehen zunächst auf Fotosafari …..

… andere erholen sich von der Hitze mit einer gepflegten Zigarette …….

…. wieder andere suchen sofort das Kuchenbufet auf und versorgen sich mit Kaffee und Gebäck aus einer gigantischen Kuchenauswahl.

Tierfreunde besuchen die lustigen Truthähne …….

….. oder die getupften Hofhunde, die gar nicht so böse sind, wie sie hier tun ……

… oder die cleveren und possierlichen Ziegen.

Die beiden Dalmatiner sind aufgrund der vielen Besucher etwas nervös und werden aus der Schusslinie gebracht.

Ich selbst fröne dem Kaffee-und-Kuchen-Genuß, halte reichlich Smalltalk und suche mir unter den mitfahrenden Gespannen meinen persönlichen Favouriten aus. Da bleiben letztlich nur drei Gespanne übrig: Einmal mein eigenes W650-Gespann, dann dieses wunderbare Triumph Trident Gespann, umgebaut von Stern und …….

…. das traumhaft schöne Guzzi V7-Gespann in weiß.

Neben dem Seitenventiler von Jochen ist die Russenfraktion noch mit dem hübschen Ural-Gespann in rot vertreten.

In der Weinlaube gibt es für uns heute selbstverständlich nur alkoholfreie Getränke – aber die fliessen gleich Kistenweise.

Einen Momentaufnahme kurz vor dem Wiederaufbruch zeigt das folgende kleine Video:

Als die Sonne immer mehr vom Himmel brennt und schattige Plätze schon rar werden, geht es weiter in einer schönen Schleife durch den Kirtorfer Wald zurück nach Homberg in die Schottener Reha. Der Fahrtwind tut jetzt richtig gut und verschafft wenigstens ein bisschen Kühlung. Das gemässigte Tempo allerdings sorgt bei den luftgekühlten Motoren für ordentliche Erwärmung: Meine W650 erreicht locker die 100°C – was natürlich noch völlig unkritisch ist.

Zurück in Homberg auf dem Gelände der Schottener Reha. Die Fahrt ist hier zu Ende, das Ereignis aber noch nicht. Denn jetzt gibts leckere Steaks, Würstchen und Salate aus der Reha-Küche.

Eine schöne Gespannfahrt, traumhaftes Wetter, tolle Stimmung und gutes Essen – Herz, was willst Du mehr.

Nach meiner unmassgeblichen Meinung kann mit diesem Tag und dieser Jumbofahrt jeder zufrieden sein – ich jedenfalls bin es.

Guten Appetit!

Gegen 18:00 wird es Zeit für mich, zu gehen. Vorbei am Kickertisch, an dem ich gern ein Spielchen gemacht hätte …….

……. Verabschiedung von meinem Beifahrer Daniel ……..

….. noch ein Blick auf einen meiner heutigen Anwärter auf den Schönheitspreis ……..

….. und dann gehts nach einem schönen Tag mit leerem Boot wieder heim. Das war heute ein Gespannereignis der Extraklasse, wofür ich mich bei der Schottener Reha und bei Elo bedanke. Und so Gott will, bin ich im nächsten Jahr wieder dabei.