Motek-Schwinge und Dünnachser

Nächsten Samstag soll das W-Gespann noch einmal beim TÜV vorgeführt werden, und zwar ausschließlich, um zu sehen, ob der 3.50×19 Vorderreifen auch nirgendwo schleift. Der momentan eingebaute Avon Gespannreifen in dieser Größe hat nämlich sichtbar schon Kontakt zum Schutzblech  gehabt. Ich werde einen Heidenau K34 aufziehen lassen und dafür baue ich heute das Vorderrad aus. Das war aber tatsächlich ein bisschen kniffeliger als ich mir das Vorgestellt habe.

Die Gespann-W ist ja Baujahr 1999, also aus der ersten Serie und damit ist sie ein Dünnachser – später bekamen die W irgendwann eine stärkere Vorderachse. Die dünne Achse ist mittels zweier Alubuchsen in die Motek-Schwinge eingepasst und da hätte vielleicht ein wenig Kupferpaste an diversen Gleitstellen den Ausbau vereinfacht.

Die Achse ist draußen und sogar ohne wirkliche Gewalt - eher mit Geduld und Caramba. Es ging aber tatsächlich nur, indem ich die Achse von der Beiwagenseite her nach außen herausgeschlagen habe. Die Kupferpaste für den Wiedereinbau liegt schon bereit - vielleicht krieg ich's ja morgen bereits hin.

So müssen die Distanzstücke wieder eingebaut werden. Auf der rechten Achsseite steckt noch eine der beiden Reduzierbuchsen für den Dünnachser.

Eine professionelle technische Zeichnung soll mich daran erinnern, die Distanzscheibe zwischen dem Halter der Bremssattels und der Schwinge nicht zu vergessen.

Gespann-Typisierung die Erste

Heute verlasse ich um 7:00 mit dem W-Gespann das Haus – in Richtung TÜV, denn dort habe ich einen Termin mit einem Gespann-Spezialisten. Es ist noch knackig kalt, mehr als 3°C haben wir nicht. Aber die W springt brav an und wir versuchen, die 12 km bis zum TÜV so auszudehnen, dass nach einer Stunde das Ziel erreicht ist.

Die Absicht ist heute zu klären, ob der TÜV die Eintragungen für das Gespann so ändert, dass statt Hagon-Stoßdämpfern solche von Bilstein eingetragen werden und dass neben dem eingetragenen 3.25er Vorderreifen auch 3.50er und Niederquerschnittsreifen zugelassen werden. Das muss ich alles vor der Zulassung durchziehen, weil das Gespann aus Luxemburg durch die Bürokratie der Bündelungsbehörde muss.

Auf den ersten Kilometern ist es noch nebelig und es hängen optisch ansprechende Nebelschleier über den Wiesen. Beim ersten Halt jedoch ist bereits all das verflogen und die Sonne kommt durch - noch ohne Wärme zu spenden. Jetzt bin ich ja zum ersten mal "richtig" mit dem Gespann unterwegs - und ich muss sagen, da hat der Herr Däschlein gute Arbeit abgeliefert, das Gespann fährt sich wunderbar - es passt alles. Mit 20 Kilo Katzenstreu im Seitenwagen zieht auch die kombinierte Bremse die Fuhre nicht mehr nach rechts.

Pünktlich um 8:00 bin ich beim TÜV und der Spezialist ist ebenfalls pünktlich. Er schaut sich das Gespann äußerst sorgfältig an und erklärt sich bereit, die gewünschten Änderungen einzutragen. Allerdings will er den 3.50er Reifen vorn erst sehen, was durchaus verständlich ist. Eine längere Probefahrt mit dem Gespann zaubert übrigens ein verstärktes Lächeln auf die Spezialistenlippen. Gut, jetzt werde ich also einen neuen Reifen beschaffen, einen K34, und nächste Woche Samstag gibts dann die Eintragungen. Anschließend muss alles an die Bündelungsbehörde geschickt werden und für die endgültige Zulassung muss das Gespann dann noch bei der Zulassungsstelle vorgeführt werden. Da bedeutet, dass ich frühestens in zwei Wochen offiziell mit dem W-Gespann unterwegs sein werde.

Aber heute habe ich noch frei, das Kurzeitkennzeichen ist noch 2 Tage gültig und so mache ich mich auf meine ersten 150 Gespannkilometer des Jahres 2012. Mittlerweile sind die Temperaturen sehr angenehm und die Sonne wärmt ordentlich bei den Windmühlen von Bernsfeld.

Bei Rüddingshausen biege ich ab in Richtung Ebsdorfergrund, um dort ......

... in Wermertshausen auf das Anwesen von Falcone fahren, wo es heißen Kaffee, warme Sonne und angenehme Gespräche gibt - und das umgeben von Ws und anderen spannenden Maschinen.

Wir lassen uns weiter treiben und so sieht das W-Gespann das Amöneburger Becken vom Rondinchen aus .....

..... das Homberger Schloß hoch über den Dächern der Altstadt .......

..... und den ruhigen See im Kirtorfer Wald. Sechs Stunden bin ich letztendlich unterwegs heute und nach jedem Kilometer wächst meine Begeisterung für das Gespann. Ich wiederhole es gern: Danke, Herr Däschlein, saubere Arbeit. Und ganz ehrlich: Es gibt schon Unterschiede zwischen einem selbst aufgebautem Gespann und der Konstruktion von richtigen Gespannbauern. Das hier ist jedenfalls eine andere Liga als mein Silverstar-Gespann - was wahrlich auch nicht übel ist. Aber das Bessere ist und bleibt des Guten Feind.

Putz- und Flickstunde

Am Freitag Nachmittag entschließe ich mich, das W-Gespann in seinen Details etwas näher kennen zu lernen – und das gelingt mir am besten beim ….. Putzen. Also schnapp ich mir eine Tube Autosol, ein Fläschchen Lackpolitur, ein paar schöne weiche Putzlappen und ein wenig Werkzeug und schiebe das Gespann aus der Scheune.

Meine Begeisterung über das W-Gespann ist ungebrochen - nach wie vor halte ich das Gespann für beinahe überirdisch schön. Jetzt behandele ich die Lackteile mit amerikanischer Lackpolitur, basierend auf Nanotechnologie. Die lackierten Flächen sind in einem sehr guten Zustand, was allerdings für die Rahmenrohre nur beschränkt gilt. Die meisten der schwarzen Rohre werde ich in Kürze wohl etwas ausbessern müssen.

Die Form des Bootes im Stoye-Stil passt extrem gut zur klassischen Linie der W650, und die gepflegte Blut/Eiter-Farbgebung ist das i-Tüpfelchen auf der Oldschool-Erscheinung. Unter dem Ausschnitt vorn am Boot befindet sich übrigens die Gummilagerung zwischen Boot und Rahmen.

Auf die Nano-Technologie folgt eine Autosol-Orgie. Kotflügel, Auspuffanlage, Motordeckel und Lenker erstrahlen danach in neuem Glanz. Allerdings entdecke ich auch eine der typischen W-Macken: Der hintere Kotflügel ist im Bereich des Rücklichtes leicht angefressen. Ist möglicherweise noch zu retten, aber ich könnte mir auch einen VA-Ersatz von Bruno vorstellen. Ansonsten ist der Chrom aber noch überall OK.

Dann entferne ich die Gummi-Spritzlappen an beiden Rädern. Mögen sie auch noch so nützlich sein – das Auge fährt mit und da sind die Gummis eher eine Beleidigung.

Ähnlich ist es mit den Hepco-Becker-Packtaschen: Unbedingt nützlich und praktisch, gefallen sie mir nicht die Bohne. Über kurz oder lang werde ich auch die mitsamt den Trägern entfernen. Da die rechte Tasche aber auch die Autobatterie enthält, werde ich die vorher im Heck des Seitenwagens verschwinden lassen – aber das gehe ich erst nach TÜV und Anmeldung an. Das war’s aber schon an geplanten Umbauten – alles andere bleibt wie es ist.

Als es bereits zu dämmern beginnt, teste ich noch, wie die Kawasaki in kaltem Zustand per Kickstarter anspringt. Ist aber kein Problem, obwohl beim Kicken kein so rechter Schwung aufkommt: Ein wenig ist der Hilfsrahmen dem Kickstarter im Weg – aber es geht.

Jedenfalls habe ich das Gespann während dieser Putz- und Flickstunde etwas besser kennen gelernt und ich bin mir im klaren darüber, was ich an dem Gespann ändern werde. Viel ists ja nicht, und das spricht für den gelungenen Umbau von Theo Däschlein. Am meisten Arbeit werde ich wohl mit dem Pinsel und einem Döschen schwarzer Lackfarbe haben.

 

Zulassungsstelle, TÜV, GTÜ und Bündelungsbehörde

Natürlich war mir klar, dass die Zulassung eines Fahrzeuges aus dem Ausland nicht ganz so einfach sein kann. EU hin, EU her – unsere deutschen Behörden werden es mir schon schwer machen. Verschärfend kommen noch zwei Dinge dazu: 1. handelt es sich in meinem Fall um ein Gespann und 2. befinden wir uns in Hessen – und das ist ganz besonders kritisch.

Dennoch gehe ich die Sache direkt am Montag nach der Überführung des W650-Gespannes an. Am frühen Morgen erst mal schnell zur Zulassungsstelle und dort den Antrag für die Bündelungsbehörde geholt – eine hessische Spezialität von besonderem Schwachsinn. Dann mal versuchsweise zu einer kleinen, aber feinen GTÜ-Prüfstelle und vorgefühlt, wie es weiter gehen könnte. Da gerate ich nun an einen Fachmann par excellence, der dazu noch Motorradfahrer, Gespannfahrer, Rennfahrer und Oldtimersammler ist. Der telefoniert mit der Bündelungsbehörde und klärt, ob er die Abnahme machen darf. Bekanntlich darf ja im Westen unserer Republik nur der TÜV eine §21-Untersuchung durchführen. Da aber ein  §21-Gutachten aus dem Jahre 2004 vorliegt, ist dies eine normale HU. Das dieses Gutachten überhaupt vorliegt liegt daran, dass in Luxemburg für jedes Gespann ein §21-Gutachten des deutschen TÜV verlangt wird. Unglaublich, aber so ist es und deshalb liegt mir auch dieses Gutachten vor.

So sieht die Angelegenheit also erst mal ganz positiv aus – bis sich eine Ungereimtheit heraus stellt: Das Gutachten beschreibt die eingebaute Motek-Schwinge mit Hagon-Stoßdämpfern – eingebaut sind aber Bilstein-Dämpfer. Hagon austragen und Bilstein eintragen darf aber wie vorab erwähnt nur der TÜV, nicht jedoch GTÜ oder Dekra. Und der TÜV verlangt garantiert ein Gutachten über die Eignung der Bilstein-Dämpfer in der Motek-Schwinge.

Puh, jetzt wird mir klar, dass diese Sache kompliziert wird. Jeder Kenner der Gespannszene weiß, wie schwer die Fa. Motek telefonisch zu erreichen ist – beim letzten mal hab ich Tage dafür gebraucht. Bilstein verweist auf den Schwingenhersteller, der Gespannbauer nennt die Umtragerei zu recht kleinkariert und so komme ich für heute keinen Schritt weiter. Also eigentlich kann mir nur Motek helfen und so werde ich in den kommenden Tagen weiter versuchen, die Firma zu kontaktieren. Eine email schick ich noch los und dann gebe ich für diesen Tag auf. Aber es glaube niemand, dass mir dieses Tohubawohu den Spass am W650-Gespann nehmen kann – niemals!

Hier packen wir das Gespann erneut auf den Hänger, um es zur GTÜ nach Laubach zu fahren. Hätten wir es gestern doch eigentlich gleich dort belassen können.

Der GTÜ-Ingenieur ist ein Genie und unglaublich findig und hilfreich, gegen die hessischen Zulassungsbestimmungen ist er aber auch machtlos. Dennoch bleibt ein extrem positiver Eindruck, denn soviel Unterstützung einschließlich Recherche habe ich noch nirgendwo erfahren.

Wir fahren das Gespann also zurück und dann betrachte ich mir das gute Stück in seiner neuen Umgebung noch einmal ausgiebig. Heute gefällt mir das Gespann noch besser als gestern. Die W ist einfach wunderschön.

Das Däschlein S500C Boot ist eine wahre Augenweide - und könnte nur durch eine Watsonian 1,5-Sitzer Boot getopt werden. Gut, am Boot hätte ich lieber ein Speichenrad als die PKW-Felge, aber der 145-Reifen hat natürlich seine Vorteile.

Ein paar winzige Kleinigkeiten werde ich mittelfristig aber wohl doch ändern: Die etwas schlampige Holzunterlage des Gepäckträgers, die Gummilappen an den Kotflügeln, vielleicht die Beleuchtungskörper am Seitenwagen - viel mehr fällt mir aber schon nicht mehr ein.

55.000 km sind natürlich nicht wenig, aber aus dem W-Forum weiß ich, dass etliche Ws bereits die 100.000er Grenze geknackt haben. Bin also erst einmal optimistisch und vertraue der japanischen Qualität. Habe schließlich vor ca. 30 Jahren mal eine 750er Honda K2 mit 88.000 km auf der Uhr gekauft und bin nach einem Ölwechsel damit direkt auf eine 7000 km-Tour durch Skandinavien gestartet. Natürlich hat die Honda gehalten, und ich hoffe, dass die Kawa genau so gut sein wird.

 

Es werden immer mehr ……

… Kawasaki W650 Gespanne! Und seit heute gibt es ein weiteres am Rande des Vogelsberges. Wie konnte es dazu kommen?

Letzte Woche hatte ich ja meine erste richtige Fahrt mit der W650 und habe in meinem Blog dazu sehr von der wunderbaren Maschine geschwärmt – und so ganz nebenbei und völlig unverbindlich von einem W-Gespann geträumt. Eine Reaktion darauf kam von Chris aus dem MZ- und AiA-Forum, der auf dem Elefantentreffen letzte Woche einen Zettel gesehen hatte, auf dem ein W-Gespann aus Luxemburg angeboten wurde. Atze oder Nattes, beide W-Gespannfahrer, hätten vielleicht ein Foto von diesem Zettel. Atze kannte ich nicht, aber Nattes, der mir dann Kontaktdaten von Atze gab. Der wiederum wusste zu berichten, dass in der letzten Motorrad-Gespann-Zeitschrift das luxemburgische Gespann per Annonce angeboten wurde. Jetzt noch schnell die Webseite von Motorrad-Gespanne besucht und tatsächlich finde ich die Verkaufsanzeige auch online – mit Telefonnummer. Dort angerufen und mit Jerry über das Gespann gesprochen war die nächste Aktion – und dabei haben wir gleich einen Termin für Sonntag, also für heute, ausgemacht.

Die gesamte Recherche-Aktion hat mich einen halben Arbeitstag gekostet und für andere Tätigkeiten war ich an diesem Tag (Freitag) nicht mehr zu gebrauchen. Noch schnell einen geeigneten Hänger ausgeliehen und damit war die vorbereitende Logistik erledigt.

An dieser Stelle danke ich ETZChris als Auslöser der Gespanngeschichte sowie Nattes und Atze als entscheidenden Informationslieferanten – und dem Internet bin ich ebenfalls zu Dank verpflichtet. Ohne diese hervorragende Medium wäre es wohl nicht so weit gekommen. 🙂

Am heutigen Sonntag um 8:00 starten wir dann die Fahrt mit A6 und Hänger ins ferne Luxemburg. In letzter Sekunde konnte ich mir noch ein paar Scheinchen von der Sparkasse besorgen – denn es könnte ja möglich sein, dass mir das W-Gespann gefällt und ich es gleich mitnehme – zwar unwahrscheinlich, aber nicht völlig unmöglich.

Nach fast genau vier Stunden erreichen wir die Rue de la Grotte in Pratz. Hinter diesen Mauern soll das W-Gespann sich befinden.

Jerry ist noch beim Frühschoppen und wird telefonisch her beordert - in der Zwischenzeit schaue ich mir das Gespann an. Ist sehr ordentlich erhalten und wurde von der Firma Daeschlein aufgebaut.

Die Scheune beherbergt noch Jerrys Wintergespann, eine Rotax-MZ, sowie eine Solo Triumph und eine K100, aus der ebenfalls ein Gespann werden soll. Kein übler Fuhrpark.

Diese Boote im Stoye-Stil haben mir schon immer gefallen und sind mir die zweitliebste Bootsvariante. Noch schöner wäre nur ein Watsonian, aber man kann eben nicht alles haben.

Nach einer Probefahrt und einer ausgiebigen Diskussion mit Jerry habe ich - oh Überraschung - das Gespann gekauft. Eigentlich wollte ich ja selber ein W-Gespann mit Peikert-Teilen aufbauen, aber dieses Angebot erschien mir besser. Immerhin hat das Gespann bereits eine Schwinge vorn, ein 15"-Rad hinten sowie ein gebremstes Seitenwagenrad. Dazu "Kleinigkeiten" wie einen Scottoiler, Gepäcksystem, Seitenkoffer, Scheiben und eine Bagster-Tankhülle. Und beim Preis ging auch noch etwas!

Schnell ist das Gespann auf dem großen Trailer verladen. Nach Erledigung der Formalitäten und einem gemeinsamen Tee machen sich Reinhard und ich wieder auf die Rückreise.

Kurz vor der Grenze überprüfen wir noch einmal die Qualität der Befestigung - alles in Ordnung. Wie man sieht, hätten wir gut noch ein zweites Gespann mitnehmen können, aber wir hatten heute sonst nichts mehr auf dem Schirm. Der Rest der Rückreise verlief ebenso unspektakulär wie die Hinfahrt und gegen 18:30 sind wir wieder daheim am Rande des Vogelsberges. Morgen werde ich mal schauen, wie einfach und unbürokratisch die Zulassung eines Gespanns aus einem EU-Land ist. Meine Vorahnungen sind nicht nur positiv ....... aber wir werden sehen. Irgendwie werde ich das W650-Gespann schon auf die Straße bringen. Und wenn nicht, kommts ins Wohnzimmer.