Ein Flop: Zum Bergrennen in Schotten

Gestern beim Windhausener Gespanntreffen zufällig gehört: In Schotten findet ein Bergrennen für historische Fahrzeuge statt. Samstag Training, ab Sonntag früh das Rennen. Das will ich mir anschauen und standesgemäss nehm ich dazu das ES-Gespann. Bereits vor 9:00 bin ich auf der Piste und entsprechend früh in Schotten. Aber leider erlebe ich mal wieder einen Flop.

Fahre über Altenhain und Götzen nach Schotten, also über einen Teil des echten alten Schottenringes. In Schotten dann Richtung Rudingshain. Dort sehe ich das Fahrerlager, aber es ist viel zu früh! Da ist noch fast kein Leben im Fahrerlager – bis auf zwei 70er Jahre Sportwagen, die wie blöd durch den Ort brettern. Und ein vereinsamtes Rennmotorrad macht ein einsames Training auf normalen Strassen. Kurve noch ein wenig durch und um Schotten, aber es tut sich nix. Irgendwann hab ich keine Lust mehr und ziehe einfach weiter – lass das Bergrennen des ADAC ohne mich stattfinden. Wir fahren statt dessen einfach.

Von Schotten dann in Richtung Friedberg und rechts ab nach Stornfels und Einartshausen. Das ist ein sehr bergiges Stück durch den dunklen Wald und meine ES 250/1 muss sich ordentlich quälen.

Die Extremsteigung von Stornfels erspare ich uns heute und es geht über Einartshausen in Richtung Gonterskirchen. Kaum vom Berg herabgestiegen, befinden wir uns im lieblichen Tal der Horloff. Hier wärmt jetzt auch die Sonne, in den schattigen Wäldern wars doch recht kühl.

Alte Brücke über die Horloff mit Holzgeländer in der Nähe von Einartshausen.

Etliche Kilometer weiter wieder eine Brücke über die Horloff, diesmal ein Stahlgestell bei Friedrichshütte.

Jetzt nehme ich eine Route ohne grosse Steigungen, um mein Motörchen zu entlasten. Über Ettingshausen und Reiskirchen komme ich nach Buseck zum Suzuki Händler Otto. Bei dem habe ich morgen einen Inspektionstermin für meinen Jimny. Und was sehe ich im Schaufenster: Firma Otto hat jetzt auch Motorräder!

Über die Rabenau dann in Richtung Heimat mit kurzem Boxenstop bei Weitershain mit Blick auf die Autobahn. War eine unspektakuläre Fahrt heute, aber immerhin wieder 150 pannenfreie Kilometer.

Beschwerliche Fahrt in die grosse Stadt

Neulich ermahnt mich mein liebes Eheweib und erinnert an fehlende Haushaltsware, die für das karge Landleben dringenst benötigt wird. Um des lieben Friedens willen gab ich nach und versprach für den heutigen Samstag eine Fahrt mit dem starken Motorade in die grosse Kreisstadt. Es ist eine lange Fahrt und beim ersten Hahnenschrei starte ich meine brave Emilie zur beschwerlichen Fahrt in die grosse Stadt.

Mein braves Ehegespons hatte auf einem grossen Stück Papier alles niedergeschrieben. Alles Dinge, die unser kleiner Haushalt bereits einige Zeit schmerzlich entbehren musste. Zuerst muss ich in die grosse Kreisstadt Grünberg. Dort benötige ich vom Eisenwarenhändler einige Ersatzteile für die Emilie. Ich weiss, dass der Grossist in Grünberg solche Teile für den Kradisten immer vorrätig hat. Dann muss ich zu Freund Roland in den Flecken Ober-Ohmen. Roland will mir sein neues Zweirad zeigen, dass er um wenige Taler vor ein paar Tagen erworben hat. Und zum guten Schluss wird mich meine lange Fahrt in die Marktgemeinde Gross-Felda führen, wo der Kolonialwarenhändler eine besondere Auswahl ausgesuchter Lebensmittel bereit hält. Ich werde viele Stunden für die beschwerliche Fahrt brauchen, die sicherlich 50 Kilometer lang sein wird. Aber der wackere Kradist ist guten Mutes und vertraut der Kraft aus der Zschopauer Motorradfabrik.

Beschwingt trägt mich die gute Emilie in die grosse Kreisstadt zum Eisenwaren Grossisten. Noch vor dem Mittagsmahle ist die gewaltiige Strecke von 15 Kilometern gemeistert. Wie beinahe immer hat mich mein gutes Krad nicht im Stich gelassen. Der Grossist hat wahrhaftig alle Teile vorrätig, so dass ich flugs alles in den Rucksack packe und das brave Krad wieder starte.

Gut ausgebaute Kraftfahrstrassen führen uns nun gen Ober-Ohmen. Unser moderner Landkreis tut viel für die Kraftfahrer, die ja auch immer mehr werden. Allein auf der Kraftfahrstrasse nach Ober-Ohmen begegne ich 2 weiteren Kradisten und sogar einem Automobil.

Wenngleich die gute Kraftfahrstrasse uns geschwind voranbringt, so bin ich, angekommen im Flecken Ober-Ohmen, doch rechtschaffen müde von der langen Reise. Freund Roland reicht sogleich seinen guten Kräutertee und wir plaudern ein wenig über die alten Zeiten. Angesichts der grossen Entfernung zwischen Ober-Ohmen und Nieder-Ohmen sehen wir uns leider nur sehr selten. Dann zeigt er sein neues Kraftrad, eine starke und schwarze Maschine aus dem fernen Japan. Ich erlaube mir leise Zweifel, ob der Stahl aus Japan unserem guten deutschen Kruppstahl vergleichbar ist. Die Zukunft wird es zeigen.

Auch wenn es mich im Herzen betrübt, so muss ich Feund Roland dennoch bald wieder Lebewohl sagen, alldieweil ich noch eine grosse Entfernung vor mir habe. Der Kolonialwarenhändler in der Marktgemeinde Gross-Felda ist so weit und die Strecke so beschwerlich, dass ich auf halbem Wege eine Rast nahe dem Orte Zeilbach einlegen muss.

Auch die Kraftfahrstrasse, die in die Marktgemeinde Gross-Felda führt, ist modern und gut ausgebaut. Zeigt sie doch, wie fortschrittlich unsere Obrigkeit im Vogelsbergkreise ist.

Beim Kolonialwarenhändler gebe ich meinen Bestellzettel ab und kann bereits 2 Stunden später die Säcke mit den frischen Waren abholen. Vor dem Geschäfte treffe ich noch den Medicus aus der grossen Kreisstadt Grünberg, welcher hier zu einer zu einer Sommerfrische weilt. So bekomme ich gratis und ohne Hornorar einige gute medizinische Ratschläge, wie der moderne Kradist sich trotz seiner gefährlichen Maschine gesund erhält.

Obgleich mich eine grosse Müdigkeit übermannt, starte ich meine brave Emilie, denn jetzt gilt es, den langen Weg heim zu meistern. Die schwere Last im Seitenwagen fordert der starken Maschine alles ab und der Kradist muss bis an die Grenze seiner Leistungsfähigkeit herangehen. Die Sonne geht bereits unter, als wir zu Hause bei unserem kleinen Hause ankommen. Der graue Staub der Fernstrassen bedeckt Mann und Maschine, aber wir haben es wieder einmal geschafft. Mein liebes Gespons empfängt mich überglücklich und prüft sogleich die mitgebrachten Waren. Ich hingegen schiebe das gute Krad in die Maschinenhalle, wische den Staub von der Guten und öle alle Schmierstellen auf das sorgfältigste. Es ist sehr schön, eine solch starke und zuverlässige Maschine zu besitzen und es macht mich stolz. Und so endet dieser beschwerliche Tag, von dem ich euch hier berichten kann. Nach einer guten Kanne Bier strecke ich die müden Glieder unter der karierten Daunendecke. Noch im Schlafe höre ich das sonore Brummen der Zschopauer Maschine.

 

Scout für die Jumbofahrt am Samstag

Natürlich brauche ich keinen wirklichen Grund, um eine Ausfahrt mit dem Eisenschwein zu machen, aber heute habe ich einen: Die Jumbofahrt am Samstag, an der ich mit dem Silverstar Gespann teilnehmen will. Der Treffpunkt dafür ist das Reha-Zentrum in Homberg/Ohm, und ich hab keine Ahnung, wo das ist. Also rauf aufs Eisenschwein, heute machen wir den Scout für die Jumbofahrt am Samstag.

OK, es ist sicher keine grosse logistische Leistung, das Reha-Zentrum in Homberg zu finden. Es gelingt mir auch sehr flott und stellt sich als das ehemalige Altersheim heraus, in dem meine Schwägering Maren jahrelang Frondienste geleistet hat. Nach der erfolgreichen Suche ziehe ich noch durchs Marburger Umland und den Ebsdorfergrund. Bei Wittelsberg muss ich auf Reserve schalten – nach nur 110 km. Der dicke Bing mit dem fast offenen Luftfilter fordert seinen Tribut, aber das soll auf keinen Fall so bleiben. An die Geräuschkulisse des Motors hab ich mich inzwischen beinahe gewöhnt, aber immer noch hab ich gute 2-Takter akustisch anders in Erinnerung. Meine ollen DKW oder Maicos vor 25 Jahren haben so nicht geklappert.

Zum ersten mal fahre ich in den Schlosspark von Rauischholzhausen - eine extrem schöne Anlage in einem unglaublich gepflegten Dorf. In jedem 3. Haus werden antike Möbel angeboten. Kommt mir ein bisschen vor wie eine Ansammlung ehemaliger Hippies, die sich alle hier getroffen haben und das Gute und Schöne im Leben gefunden haben. Ob hier auch "normale" Menschen leben? Ist aber vermutlich nur eine völlig falsche Einschätzung von mir und in Wahrgeit ist Rauischholzhausen einfach ein schöner Ort in schöner Umgebung.

Der Schlosspark hat was, hier werde ich an einem netten Herbsttag mal ein bisschen spazieren gehen.

Hinter Bleidenrod fahre ich auf die Baustellen-Behelfsausfahrt und schaue ein wenig dem Fernverkehr zu. Danach gehts weitläufig zurück nach Hause, heute haben wir 110 km gefahren.

 

70 km Testfahrt mit Spassfaktor 100

Ruth und Egon, meine Nachbarn, sind mit ihren Motorrädern für ein verlängertes Wochenende nach Schleswig-Holstein gefahren – das bedeutet, ich hab die Werkstatt für mich allein. Um 10:00 bin ich schon drüben und schraube noch ein paar Kleinigkeiten an der ES zusammen – insbesondere hält mich das Gepfriemel mit dem Anpassen des Ochsenaugenblinkers an den dickwandigen Alulenker auf. Dann entdecke ich, dass die die Kupplungsarmatur kopmplett eingerissen ist, aber zum Glück hab ich noch eine als Ersatz – die muss ich nur erst finden in meinem Haufen Ersatzteilkartons. Als ich fertig bin und auf Tour gehen will, kommt der grosse Regen – bis 17:00. Aber dann gibts eine 70 km Testfahrt mit Spassfaktor 100.

Etliche Fehler sind mir ja schon gestern aufgefallen, und heute werde sie bestärkt und bestätigt. Was stimmt also noch nicht:

  • Die Kupplung rupft beim Anfahren
  • Motorgeräusche
  • Vergaser zu fett – macht Bööööhhh
  • Krümmerdichtung bläst

Und tendenziell macht der Motor ganz ähnlich Geräusche wie der alte /0 – nicht ganz so intensiv und laut, aber im Prinzip sehr ähnlich. Hätte ich den alten Motor vielleicht doch noch länger fahren sollen? Hmmh ….
Was nach den vielen Monaten ES-Gespann Abstinenz noch auffällt: Früher war ich der Meinung, dass die ES als Gespann besser liefe als meine Silverstar. Der Meinung bin ich jetzt nicht mehr, aber dazu musste die Silverstar erst eine Vorderradschwinge bekommen. Aber Spass macht mir die ES wie eh und je – merke jetzt, wie mir das gute Eisenschwein gefehlt hat. Mit dem breiten Alulenker ist das Fahren wirklich wesentlich besser geworden – und das ist mir wichtiger als der Originalzustand. Ausserdem ist es eine Angewohnheit von mir, alles mögliche umzubauen.

Optisch eine Katastrophe, aber funktionell ein Riesenfortschritt: Der Spiegler Alulenker verbessert die Lenkeigenschaften deutlich. Jetzt könnte ich noch den Super Magura Gasdrehgriff anbauen, aber dazu brächte ich vorher andere Griffarmaturen. Mit den jetzigen würde der Maguragriff den Weg des Bremshebels beschränken - das geht bei den ohnehin mässigen Bremsen der ES natürlich nicht.

Zwischen Kirtorf und Homberg stelle ich den Bing Vergaser etwas ein. Ist zwar nicht viel, aber schon läuft die Maschine nicht mehr ganz so fett. Der Motor springt mit dem Bing hervorragend an und hat einen unglaublich stabilen Leerlauf bei (geschätzten) 400 1/min. Bei dieser Witterung braucht auch der kalte Motor keinen Choke. Denke bei jedem Stopp, dass der Motor abstirbt, aber er läuft immer weiter, ganz langsam: Bumm ..... Bumm ..... Bumm .....

In Büssfeld ein kleiner Stop beim Suzukihändler Räbiger. Der hat früher selbst Gespanne gebaut und war in den 80er Jahren auch mal MZ-Händler. Meine ETZ hab ich 1986 hier gekauft. Hat heute aber nur noch Suzuki, und da gefällt mir derzeit keine von.

Das war meine Höchstgeschwindigkeit heute. Gar nicht soo schlecht, hab das Gas schliesslich nie lange stehen lassen. Auch einen MZ-Motor muss man natürlich einfahren, wenigstens ein paar Kilometer. Werde wohl die Hertweck-Methode anwenden. Gleich heute abend nochmal nachlesen, was der gute alte Carl damals empfohlen hat.

 

 

DQ4 lebt

Nach ewig langer Pause habe ich gestern und heute mein ES 250/1 Gespann wieder zusammen gebaut. Nach einigen Schwierigkeiten hats dann auch gebrummt. Heute dann den Tank gefüllt, dabei erstmalig mineralisches 2-Taktöl benutzt. Will ich während der ersten 1000 km so halten. Die erste Probefahrt heute war zwar winzig, lausige 10 km, aber das Wichtigste: DQ4 lebt.

Eigentlich hatte ich erwartet, dass so ein frisch gemachter MZ-Motor schnurrt wie ein Kätzchen. Aber so ist es bei mir nicht! Das extreme Klappern und Rasseln wie beim alten Motor ist zwar verschwunden, aber dafür ist da ein unregelmässiges Klirren, dass ich überhaupt nicht zuordnen kann. Obs mit dem ominösen Spaltmass zu tun hat? Und dann hört man die Kupplung. Ob ich da noch mal bei sollte?

Mehr als eine kleine Rundfahrt durch die Grossgemeinde Mücke ist heute nicht drin, für grössere Fahrten bleibt doch noch einiges zu tun und das Vertrauen muss auch wieder neu wachsen. Dem alten Klappermotor hatte ich zum Schluss vertraut, dem neuen noch nicht.

Das Anbauen des kleinen nachgebauten Originallenkers hat sich als Fehler herausgestellt. Das ist nix für mich. Das wird heute noch geändert! Braucht jemand einen verchromten, geteilten Lenker von Ost2Rad?

Wieder zu Hause hab ich dann das Unfassbare getan: Anbau des goldenen Spiegler 0310 Lenkers an mein Eisenschwein. Dazu musste der Alulenker natürlich in der Mitte zersägt werden und es mussten die Nuten für die Befestigungsschrauben hineingefeilt werden. Der Kupplungszug wurde gegen einen neuen ausgetauscht, die anderen Züge haben gepasst. Am aufwändigsten war der Umbau des Lenkerendenblinkes in den Alulenker, der ja dickwandiger ist und damit einen geringeren Durchmesser hat. Dramatische Bastele, aber viel bequemer als vorher!