Winterfahrt ohne Eisenschwein

Anfang Januar ist es im Vogelsberg knackig kalt: Für die nächsten beiden Tage sind bis zu -20 Grad vorhergesagt. Heute liegen ca. 20 cm Neuschnee und ich muss einen Einkauf im Mardorfer Aldi machen – etwas mehr als 20 km entfernt. Normalerweise ein Fall für mein ES 250/1 Gespann – normalerweise. Dann sehe ich den Streuwagen am Haus vorbei fahren und er kippt wieder tonnenweise die weisse Pest auf den schönen Schnee. Das will ich meinem Gespann nicht antun und deshalb gibts heute bedauerlicherweise nur eine Winterfahrt ohne Eisenschwein.

OK, also zur Schonung des Eisenschweins muss statt dessen mein kleiner Jimny ran. Für den ist das natürlich ein Konderspiel: Allradantrieb und neue Winterreifen auf allen vier Rädern. Was soll da noch schief gehen!
Aber ehrlich gesagt: Ein MZ-Gespann mit 3 Mitas-Stollenreifen wäre mir doch lieber gewesen!

 

Erst mal rund 15 cm Schnee vom Auto gekehrt, dann sind wir startklar.

Nach dem Einkauf nehme ich die schwierige Etappe über Schadenbach und Deckenbach und komme überall gut hoch und durch. Und als krönenden Abschluss gehts über den Feldweg an der Kläranlage vorbei nach Hause. Eindeutig: Hier ist heute vor mir nur ein Fahrzeug gewesen.

Ab in die Kälte

Am 24. war hier noch alles nass und dank hoher Luftfeuchtigkeit gab es nirgendwo ein Stück trockenen Asphalt. Seit Gestern jedoch erstarrt der Vogelsberg in knackiger, trockener Kälte und manchmal scheint dabei sogar die Sonne. Gestern war’s nix mit Fahren, aber heute hält mich nichts mehr in der warmen Hütte. Gegen 11:00 ab in die Werkstatt und dick angezogen, dann rüber in Egons Schrauberhalle. Da wird das Eisenschwein gestartet und dann ab in die Kälte.

Ursprünglich will ich diese Fahrt in Richtung Rhön machen, aber ehrlich gesagt ist mir dass dann doch zu weit bei der Kälte. Deshalb schwenke ich um um bewege mich in die grobe Richtung Marburg. Bereits nach 20 km spüre ich wieder die Schwächen meiner Winterausrüstung: Hose und Jacke sind OK, eine weitere Schicht Funktionsunterwäsche wäre heute besser, aber Stiefel und Handschuhe sind die Problemzonen. Und der Schuberth Concept neigt sogar bei trockenem Wetter wie heute zum Beschlagen. Aufgrund dieser Schwachpunkte lass ich es nach knapp 100 km gut sein und kehre ins geheizte Häuschen zurück. Bei wirklich guter Winterkleidung wäre ich noch lange nicht zu hause. Aber schön war’s trotzdem und ein wenig Frösteln gehört doch zum Winter dazu.

In Nieder-Ofleiden muss das ES250/1-Gespann auf dem Gelände der Mitteldeutschen Hartstein Industrie Modell stehen: Arbeitstier in artgerechter Umgebung.

Schotter und Kies ohne Ende. Muss dabei an Fundamente für meine zukünftige Motorrad-Garage denken.

Bei Schweinsberg folge ich ein paar Kilometer dem Flüsschen Ohm auf asphaltierten Wirtschaftswegen. Fährt sich sehr schön dort!

Dabei komme ich an dieses Wehr mit Umleitung der Ohm in ausgedehnte Auenflächen. Seit vielen Jahren ein wirksames Mittel gegen Überschwemmungen.

Im Moment wird der Fluss umgeleitet und ergießt sich in einem kleinen Wasserfall in die Auen und Sümpfe von Schweinsberg.

Weiter gehts auf Amöneburg zu, hier haben wir den "Pickel" direkt vor Augen.

Bei jedem Stopp lege ich die Handschuhe auf den heißen Motorblock. Dadurch werden sie zwar nicht wirklich warm, kühlen aber auch nicht weiter ab.

Hinter Amöneburg entdecke ich diese alte Kapelle aus dem Jahre 1349.

Und hier die Geschichte der Magdalenen-Kapelle in Kurzform.

Jetzt treibts mich in Richtung Ebsdorfergrund. In Rauischholzhausen wundere ich mich immer wieder über das große und sehr schöne Hotel Zum Stern - in so einem kleinen Dörfchen.

Und wenn ich schon in Rauischholzhausen bin schaue ich auch kurz in den Schlosspark hinein. Ein Spaziergang durch den leeren Park könnte jetzt ganz nett sein, aber meine Bekleidung ist zum Laufen und Wandern äußerst ungeeignet.

Weiträumig gehts nun nach Homberg zurück, es wird mir langsam zu kalt und das warme Sofa lockt. Noch schnell ein Blick in die Schlucht am Naherholungsgebiet, dann ein kleiner Einkauf im Cafe Born und hurtig die letzten 20 km nach Mücke abgerissen. Jetzt heißen Cappuccino und ein Stück Mohnkuchen dazu - auch wenn er lange nicht so gut ist wie der aus Ruhla oder Friedrichroda.

Weihnachtsausfahrt zum Hoherodskopf

Wieder hat der AMC Grünberg zu einer gemeinsamen Fahrt am 24.12. geladen. Im letzten Jahr mussten Ruth, Egon und ich die Fahrt aufgrund ständig vereisender Visiere bereits in Grünberg abbrechen, aber dieses Jahr halten wir durch. Die Nachbarn fahren zum gemeinsamen Treffpunkt nach Grünberg, aber ich starte direkt durch und mache einen kleinen Umweg durch den Vogelsberg. Um 9:30 wird getankt und dann beginnt für mich die Weihnachtsausfahrt zum Hoherodskopf.

Das Wetter in Mücke ist beim Start eher mies: Kalt, Nieselregen und leichter Nebel – so überhaupt nicht winterlich und schon gar nicht weihnachtlich. Mit jedem Kilometer, den ich mich in Richtung Hoherodskopf hoch schraube, sinkt die Temperatur und der Nebel wird dichter – der Nieselregen bleibt. Aber zunächst ist es dennoch eine nette und angenehme Fahrt, was sich aber später ein wenig ändern wird.

Den ersten Schnee sehe ich kurz hinter Bobenhausen II, hier bin ich auch nur noch rund 15 km vom Hoherodskopf entfernt.

Bei dem Wetter wirkt sogar der Vogelsberg trostlos und deprimierend. Beachtet das Nebelloch in Richtung Hoherodskopf.

Am Fuße des Hoherodskopf, immerhin schon 550 m hoch, stoppe ich kurz auf dem Rastplatz Rote Erde. Hier liegt der Schnee noch ordentlich hoch und der Boden ist mit einer zentimeterdicken Eisschicht bedeckt. Kurz vorher hat die Vereisung des Visieres wieder massiv begonnen. Der Schuberth-Helm ist wohl auch besonders anfällig dagegen. Vielleicht hilft ja ein beheizbares Visier.

Während ich noch über Anti-Visier-Vereisungsmassnahmen grüble, bollert aus dem Tal ein Zweirad, nein, ein Dreirad, heran. Ist ein dicker Japaner mit V-Motor und Seitenwagen, an dem ein grosser Reisigbesen befestigt ist. Hmmh, V-Motor, Gespann, Besen - das könnte doch .......

... Shadow-Witch sein. Und wahrhaftig: Etwas später treffe ich auf dem Gipfel des Hoherodskopfes ein und dort wartet bereits Shadow-Witch. Sie ist die erste am Treffpunkt, ich der zweite und kurze Zeit später taucht noch Herbert aus Kölzenhain auf. Er hat mein ES-Gespann bei der Durchfahrt von Kölzenhain gesehen und ist sofort hinterher gestartet. Für ca. 20 Minuten bleiben wir drei die einzigen am Treffpunkt und wir glauben schon, dass niemand mehr kommt.

Aber dann geht es Schlag auf Schlag und auch die Truppe vom Grünberger AMC läuft ein. Überraschenderweise treffe ich auch meinen Arbeitskollegen Eckhard. Er ist mit der Solomaschine hier und hat mir sein Russengespann mit BMW-Motor zum Kauf angeboten.

Martin aus dem Ebsdorfergrund mit dem 4-Ventil-Boxer-Gespann und dem praktischen Lastenseitenwagen war gestern noch zu einem Besuch bei Kerzengesicht13 im Rothaargebirge. Er berichtet, dass er in diesem Jahr ca. 48.000 km auf Motorrädern gefahren ist - eine gewaltige Strecke. Die meisten davon wahrscheinlich mit seiner W650.

Die Nachbarn mit ihrer "Gelben Gefahr" sind zusammen mit der Grünberger AMC-Truppe gekommen. Der Fahrer der Solo LS650 kommt doch wahrhaftig nur in Jeans. Oha, soviele Funktionsunterhosen könnte ich gar nicht anziehen, um dabei nicht zu frieren.

Andreas hat das Dnepr-Gespann problemlos durch den Vogelsberg getrieben.

Gruppenbild mit vielen Bekannten: Martin, Karl-Otto schafft es gerade noch, ins Bild zu eilen, Shadow-Witch, Sidebike-Regina, Ruth und Egon, Herbert, Eckhard, Andreas und noch viele andere.

Während die Temperatur ständig weiter fällt und der Nebel minütlich zunimmt, erscheint dieses schöne Honda CX-Gespann in British-Racing-Green.

Dieser Friedberger BSA Twin wird von seinem Besitzer nicht geschont und hat schon viele Winterfahrten hinter sich - was man dem wunderbaren Motorrad aber nicht ansieht. Ich selbst würde dieses Traummotorrad ganz sicher nicht dem Wintersalz aussetzen.

Als die Kälte immer mehr zunimmt und viele Fahrer die Sturmmaske und die Handschuhe anziehen, erscheint Richard vom Lindener Hein-Gericke-Laden und verteilt Nikolausmützen. Egon ist einer der ersten, der eine der praktischen und sehr kleidsamen Mützen ergattert.

Und so kommt es, dass nach wenigen Minuten das Motorradtreffen wie ein Meeting von Nikoläusen aussieht.

Ein weiteres Rotax-Gespann ist unter den Teilnehmern.

Honda CB 500 mit Russen-Seitenwagen. Schönes Gespann, aber beachtet, wie tief die Gabel bereits ohne Fahrer eingetaucht ist. Hier fehlt eindeutig eine Vorderradschwinge.

Uralgespann und Honda XBR-Gespann, beide vom Grünberger AMC.

Andrang vor der Gulaschkanone mit Erbsensuppe, die der Grünberger AMC organisiert hat. Martin hat das Gedränge von einem der Tische aus fotografiert, dessen Oberfläche spiegelglatt war. Mit einem beherzten Sprung schafft er es wieder auf festen Boden.

Nebel, Nieselregen und Kälte nehmen weiter zu, Du erkennst kaum noch, wo Du bist. Beschließe, die Rückfahrt anzutreten.

Ein letzter Blick auf die BSA, dann wird die treue ES gestartet und es geht heimwärts. Die ersten 15 km sind nicht angenehm, weil das Visier jetzt sofort von innen vereist und von außen nieselt der Regen. Entsprechend langsam trete ich den Abstieg vom Hoherodskopf an.

Gegen halb Zwei bin ich wieder zuhause. Hier in Mücke ist es nur noch regnerisch und trüb. War ein schöner Ausflug, der trotz des wirklich ungemütlichen Wetters viel Spaß gemacht hat. Aber am 1. und 2. Weihnachtsfeiertag soll es wieder kälter werden und vielleicht gibts ja sogar etwas Schnee, dann gehts wieder mit der ES auf die Piste.

Eine kleine Runde im Schnee

Gefühlte 3 Monate ohne eine Fahrt auf meiner geliebten ES250 – aber wie ihr seht waren es wirklich 4 Wochen. Aber nur Regen, Match und Salz tue ich der guten MZ nicht mehr an, da war mir der letzte Winter eine Lehre und dessen Folgen sind noch immer nicht beseitigt. Aber heute kommt plötzlich der Winter in den Vogelsberg zurück, und bevor die Strassendienste wieder tonnenweise Salz verteilen, sind wir draussen im Schnee.

Dummerweise wird es wirklich nur eine kleine Runde – das tut aber dem Spass keinen Abbruch. Nur den Grip meines ziemlich abgefahrenen K29 auf dem Hinterrad habe ich gewaltig überschätzt. Tatsächlich versagt er, sobald die Sache etwas rutschig wird und rutscht selber, anstatt zu greifen. Da sind etliche Stellen im tiefen Schnee, da komme ich nur weiter, indem ich mich auf den Sozius setzte oder gar absteige und das Gespann nur führe. Was bedeutet das? Ganz klar: Eines meiner Hinterräder wird unverzüglich mit einem groben Geländereifen bestückt, am besten nehme ich einen K41 von Heidenau.

Bereits auf den paar Metern aus der Schrauberhalle bis vor meine Haustür versagt der K29 - zu seiner Ehrenrettung muss ich aber sagen, dass er wirklich stark abgefahren ist. Da ist kein mm Profil mehr in der Reifenmitte. Und der Schnee liegt schon ca. 15 cm hoch.

Nach einer Runde um Nieder-Ohmen und Merlau bin ich zurück. Auf den Strassen komm ich gut durch, aber sobald ich den Asphalt verlasse (und dazu neige ich heute), muss ich mehr absteigen als mir lieb ist. Bin nach ein paar km regelrecht durchgeschwitzt - aber das tut ja auch ganz gut. Jetzt ans Telefon und einen K41 bestellt .......

 

Der Schliess- und Wachdienst

Dieser kalte, sonnige und klare Samstag ist ideal zum Motorradfahren. Aber erst müssen die Winterreifen aufs Auto, das geht natürlich Ruckzuck. Kurz nach Mittag dann aufs ES-Gespann. Ich will in den Ebsdorfergrund in eine bestimmte Scheune und dort ein paar Schlösser und Riegel anbringen, die ich gestern besorgt habe. Und danach sehen wir weiter, wo uns der Herbstwind hin treibt. Also schön dick angezogen und dann startet der Schließ- und Wachdienst.

Kaum habe ich von meinen Plänen erzählt, gibt es von der lieben Gattin weitere Aufträge: Ein bisschen Einkaufen, das Altglas zum Container bringen ……. stop – mehr ist heute nicht drin, schließlich will ich fahren. Habe das Gefühl, seit Monaten keine MZ mehr unterm Hintern gehabt zu haben. Aber so ist das, wenn man als Hausmeister und Transporteur missbraucht wird.

Zunächst also zum Altglas-Container. Und da passierts: Der Deckel eines Glases mit Kartoffeln in Knoblauchöl hat sich gelöst und die Brühe läuft über meine schönen Winterhandschuhe. Selbst beim Fahren steigt mir jetzt der Geruch von Knoblauchöl in die Nase. Ess ich zwar gerne, aber auf den Geruch hätte ich lieber verzichtet.

An dieser Scheune im Ebsdorfergrund will ich Schlösser und Riegel anbringen. Hab wirklich gute Metallwaren besorgt, aber leider vergessen, entsprechende Schrauben ins Boot zu legen. Also wirds heut nix mit dem Hausmeisterjob. Statt dessen gehts weiter auf eine geruhsame Spazierfahrt im Spätherbst.

Schaue mir heute den Ort Ebsdorf etwas genauer an. Hat ein nettes Zentrum mit etlichen kleinen Geschäften und einen wunderbaren alten Ortskern mit herrlichen Fachwerkhäusern, die sich auf einem Hügel um die Kirche scharen.

Weiter gehts in Richtung Marburg, und kurz vor Bortshausen verlasse ich den Asphalt und fahre ein paar Kilometer auf kleinsten Feldwegen.

So komme ich allmählich zurück in den Ebsdorfergrund und fahre von dort aus weiter in die Homberger Ecke.

Und schon bin ich wieder im Vogelsberg. Habe heute in 3 Stunden 80 km zurück gelegt. Ist natürlich ein lausiger Schnitt, aber um einen guten Schnitt ist es mir wirklich nicht gegangen. Das war einfach eine Herbstwanderung auf 3 Rädern.

Während der gesamten Fahrt und besonders in den (reichlichen) Pausen steigt mir der sanfte Geruch von Kartoffeln in Knoblauchöl in die Nase. Es handelt sich um ein Produkt aus der Orto Mio Reihe, nur eben nicht wie im Bild in Chilliöl, sondern in Knoblauchöl.