Im Gladenbacher Bergland

Trotz hoher Regenwahrscheinlichkeit hat es gestern nicht geregnet – und heute sieht es ähnlich aus. Ich wag’s einfach und schnapp mir gegen 13:00 die Sportster. Da steht sowieso noch der Test der frisch eingebauten Wirth-Gabelfedern und der kunstvoll von Reinhard gedrehten Fixier- und Distanzbuchsen aus. Schlechte Straßen haben wir zwar im Vogelsberg selbst zur Genüge, aber mich zieht es mal wieder ins Gladenbacher Bergland.

Das Wetter ist wirklich prima, die Temperaturen deutlich zweistellig und die Straßen weitgehend getrocknet. Aber das ist der Punkt: Weitgehend! In sämtlichen Waldstücken, und davon befahre ich heute sehr viele, ist der Asphalt klatschnass – nicht feucht, sondern richtig nass. Und überall liegt das schmierige Blätterwerk auf der Gasse. Das ist wirklich total nervig, also fange ich an, Waldpassagen zu vermeiden.

Sportster 883

Das Gladenbacher Bergland zeigt sich von seiner schönsten Seite. Und bereits nach wenigen Kilometern bin ich begeistert von den Wirth-Federn. Die sind so gut, dass mir jetzt schon wieder die hinteren Federbeine von Progressive Suspension schlecht vorkommen. So jedenfalls gefällt mir die Harley richtig gut. Der Unterschied zu den originalen Federn ist jedenfalls enorm.

Sportster 883

Nach dem Gladenbacher Bergland lande ich irgendwie in Marburg, das ich aber schnellstmöglich wieder in Richtung Weimar verlasse. In Gisselberg gibts bei TEC- Motors einen kleinen Stop.

Sportster

Der Laden ist natürlich längst geschlossen und ich bummele in aller Ruhe an den Schaufenstern vorbei, wo ……

Horex

….. ich mir speziell die 6-Zylinder Horexe anschaue, von denen etliche hier herum stehen.

Sportster

Nun ist mir nach etwas Geschichte und ich steuere Krofdorf-Gleiberg an, wo ich mich ganz hoch bis auf den Burghof schraube.

Burg Gleiberg

Hier genieße ich den schönen Ausblick auf das Gleiberger Land mit der Nachbarburg Vetzberg.

Indian Summer im Gleiberger Land

Von hier oben entdecke ich ihn auch, den Indian Summer. Unterwegs sehe ich immer nur Andeutungen davon, die sich in Nichts auflösen, sobald ich anhalte. Ich habe so die Befürchtung, dass in diesem seltsamen Jahr der Indian Summer ausfällt und die Blätter vor lauter Nässe und Temperaturschwankungen direkt abfallen. Aber das hier gibt mir etwas Hoffnung. Verglichen mit den Bildern vom Indian Summer im Höllental ist es aber eher mickrig.

Krofdorf-Gleiberg

Mit einem Blick auf die Dächer von Krofdorf-Gleiberg verabschiede ich mich von der Burg.

Sportster

Über Pohlheim, Lich und Nidda erreiche ich das Horlofftal. Von hier aus fahre ich via Einardtshausen zum Falltorhaus bei Schotten, aber dort ist so wenig los, dass ich nicht einmal anhalte.

Sportster

Schotten, Altenhain und Freienseen sind meine letzten Stationen auf dem Weg nach Hause. Das Wetter hat prima gehalten, die Wirth-Federn haben ihre Bewährungsprobe bestanden und ich habe 130 Meilen auf der Sportster genossen. Die Harley hat alles Negative eliminiert: Die nassen Waldstücke, die blendende Sonne, tranige Verkehrsteilnehmer, rote Ampeln und was mich heute noch so alles genervt hat. War anfangs zweifellos sehr empfänglich für diese kleinen Widrigkeiten, aber nach spätestens 50 Meilen hat der V-Twin den gesamten Mist aus mir heraus geschüttelt. Und morgen geht es zu Polo nach Linden zum Biketober Wochenende, schöne Chopperstiefel kaufen.

Ruhe am abendlichen See

Am frühen Morgen der Verkauf der Lambretta, dann mit Reinhard die schottische Thunderbird weiter zerlegt – und das alles bei eigentlich recht gutem Wetter. Gegen 17:30 kann ich nicht anders und verabschiede mich zu einer leichten Enduro-Runde mit der DR400.

Suzuki DR400

Rund 60 Kilometer und die meisten davon abseits des Asphalts – das ist ein schöner Ausklang des Tages. Ein ruhiges halbes Stündchen verbringe ich am abgelegenen Teich zwischen Burggemünden und Bernsfeld.

Suzuki DR400

Und bei der Gelegenheit entdecke ich nur ein Stückchen entfernt einen weiteren Teich, der wesentlich größer ist. Beides sind eindeutig alte Bombentrichter aus dem zweiten Weltkrieg. Auf jeden Fall kann ich mit der Suzi beide Gewässer herrlich umrunden.

Bei den heutigen Off-Road Einlagen muss ich feststellen, dass der neue Heidenau K60 in der Tat für rutschiges, weiches Gelände nicht die beste Wahl ist. Dafür ist er aus Asphalt aber wirklich top.

Im Zeichen des Drachen

Ein Wochenende im Zeichen des Drachen – das klingt chinesisch. Ist es aber nicht, sondern eher, na sagen wir, rheinhessisch. Denn Reinhard und ich besuchen den Stammtisch der MG-Freunde in Worms, was ja bekanntermaßen in Rheinhessen, also in Rheinland-Pfalz liegt. Und wer Worms sagt, meint auch die Nibelungen – bei denen wiederum dreht sich alles um einen Drachen, einen Drachentöter und einen gewaltigen Schatz.

Der Plan für das Wochenende ist also, am Samstag eine schöne Überlandfahrt ohne Autobahn-Benutzung durch das Ried und Rheinhessen nach Worms zu machen, dort den Abend bei den MG-Freunden am Rheinufer zu verbringen und am Sonntag etwas von Worms zu sehen und dann wieder durch Rheinhessen nach Hause zu fahren. Und all das werden wir mit Reinhards silbernem MG machen.

Worms

Über die Rheinbrücke durchs Stadttor, und schon bist Du in Worms. Wir wissen, dass die MG-Freunde sich in Kolbs Biergarten treffen, der direkt am Rheinufer unterhalb des Stadttores liegt. Das ist auch unser erstes Ziel, einfach um mal zu sehen, wo wir den heutigen Abend verbringen werden.

Worms

Also über die Rheinbrücke, durchs Tor und dann in einer kleinen Schleife herunter zum Rheinufer. Dort geht es vorbei am Haus Zuversicht, das auch schon bessere Zeiten gesehen hat, …..

Worms

….. man passiert das Gebäude einer Marine-Kameradschaft ……..

Kolbs Biergarten in Worms

….. und schon haben wir Kolbs Biergarten erreicht.

Worms

Es ist noch ein bisschen früh für den Biergarten und so laufen wir ein wenig am Rheinufer entlang. Die alte Rheinbrücke ist vor einigen Jahren fast komplett erneuert worden und passt nicht so ganz in mein Bild von einem historischen Worms.

Rheinufer in Worms

Der Vespa-Fahrer hat seinen Klappstuhl dabei und schaut den Anglern zu – welche ein Bild der Ruhe und Beschaulichkeit.

Unser Hotel Asgard liegt etwa 2 Kilometer von der Rheinbrücke entfernt und dort checken wir kurz ein, um danach einen netten Abend mit dem Wormser MG-Stammtisch zu verbringen.

Worms

Am nächsten Morgen, also am Sonntag, sind wir nach ergiebigem Frühstück unbterwegs in der Wormser Altstadt, wobei Reinhard mit dem gewaltigen Fotoapperat ein bisschen wie ein echter Tourist rüber kommt.

Worms

Und hier in der Altstadt stossen wir auf die ersten Drachen. In diesem Fall muß das furchteinflössende Ungeheuer Werbung für Anettes Brautkleider machen – welch ein Abstieg.

Wormser Dom

Prägend für das Bild des alten Worms ist natürlich der Dom.

Worms

Selbst der Dom ist nicht frei von Drachen, wobei ich aber nicht sicher bin, ob es sich dabei um den Drachen aus der Nibelungen-Sage handelt.

Worms

Auf dem Brunnen vor dem Dom hockt ein rostiger Flugdrache.

Worms

Kriemhilde – einer von vielen Namen aus der Nibelungen-Sage und ich kenne sie alle, denn die Deutschen Heldensagen waren jahrelang meine Lieblingslektüre.

Worms

Ganz übel: Die Bänker haben sich des Drachens bemächtigt und missbrauchen das edle Tier für ihre monetären Zwecke.

Worms

Dagegen ist der Dessou-Drache noch vergleichsweise harmlos.

Worms

Drache oder LLöwe – ich kann’s nicht mit Gewissheit sagen.

Worms

Ein richtig alter Teil der Wormser Stadtmauer.

Worms

Wasserdrachen?

Worms

Nun geht es noch einmal ans Rheinufer, denn hier soll sich eine Statue vom finsteren Hagen von Tronje befinden, dem Bösen aus der Nibelungen-Sage. Finden wir natürlich ruck-zuck.

Worms am Rhein

Der überlange Ausflugdampfer nimmt die ersten Passagiere auf.

Worms

Ganz sicher kein Wasserdrache.

Rheinhessen

Wir verlassen Worms nun wieder und fahren durch einige sehr hübsche Ortschaften und Landstriche von Rheinhessen. Wein ist hier allgegenwärtig.

Rheinhessen

Verglichen mit dem Vogelsberg hat Rheinhessen eine äusserst geringe Dichte an Windrädern, aber hier wird gerade eines errichtet.

Rheinhessen

Am Rande von Bodenheim schauen wir uns einen Wein-Lehrpfad an.

Das war dann mein Schnellkurs über Land und Leute von Rheinhessen. Eine ausnehmend schöne und sympathische Gegend, die wir womöglich schon bald erneut besuchen werden – nämlich dann, wenn der MG-Stammtisch am 25. Oktober zu einer Ausfahrt einlädt.

Vespa Gespann

Wieder zu Hause nehme ich mir kurz mein Vespa-Gespann vor, dass ich morgen durch den TÜV bringen möchte. Volltanken, Luft prüfen, alle Funktionen checken – sieht aber alles gut aus.

Vespa Gespann

Weils so schön ist, mache ich noch ein paar Kilometer mit dem putzigen Gespann.

Schon erstaunlich …….

……. was ein neuer Reifen so alles bewirken kann! Hatte ja gestern einen neuen Heidenau K60 auf die Enduro gezogen, aber keine Testfahrt mehr damit gemacht. Das wurde heute am frühen Morgen nachgeholt.

DR400

Optisch ein sehr sympathisches Profil hat der K60. Sieht so aus, als könne man damit gut auf Asphalt und halbwegs gut in leichtem Gelände fahren.

DR400

Die Asphalt-Fähigkeiten teste ich sofort – und die sind um Klassen besser als mit dem alten Bridgestone Geländereifen. Der hat schon ordentlich gehoppelt, was ich sogar ein wenig auf ein schlecht gewuchtetes Vorderrad zurück geführt habe. Aber jetzt läuft die Suzi vorn wie hinten butterweich. Und Kurven sind das reine Vergnügen – aber das war mit dem alten Reifen auch nie soooo schlecht.

DR400

Aber da ist ein regelmäßiges Schleifgeräusch von hinten. Bei Reinhard in Ilsdorf wird das Krad kurz angehoben und nach kürzester Zeit findet der Konstrukteur die Ursache: Der neue, etwas breitere Reifen schrappt am Kettenschutz, was mit einer kleinen Biegeaktion ruckzuck vom Tisch ist. Jetzt noch eine kleine 25 km Probefahrt und alles ist gut.

Knüll-Umrundung

Ein schöner Feiertags-Freitag ist das heute – bereits am frühen Morgen scheint die Sonne. Dennoch kann ich keine Frühstart-Rekorde brechen, denn zunächst bekommt die DR400 endlich ihren neuen Hinterreifen verpasst – einen Heidenau K60. Jetzt noch eben die Batterie vom Vespa-Gespann ans Ladegerät gehängt und damit sind meine heutigen Pflichten erledigt. Aber dann wird die Sportster aus der Scheune gezerrt und gesattelt. Der Plan ist, mit dem V-Twin das Knüllgebirge zu umrunden und es dabei nicht zu durchqueren.

Sportster

Über Ulrichstein geht es durchs Schwalmtal. dann wird Alsfeld links liegen gelassen und ich komme über Eifa und Ottrau ganz nahe an den Knüll heran. Im Wald bei Ottrau gelange ich direkt an die Autobahn und das Tor ist sogar geöffnet. Jetzt könnte ich, wenn ich wollte -aber was will ich auf der Autobahn? Lieber fahre ich weiter nach Niederaula, wo ich tanke und den Getränkevorrat ergänze.

Sportster

Nach einem Stück B62 in Richtung Bad Hersfeld biege ich ab, um über Hattenbach und den Kirchheimer Seepark in Richtung Oberaula zu fahren – immer schön nah am Gebirge entlang.

Sportster

Hinter Oberaula wirds aufgrund eine Sperrung etwas kritisch, aber es gelingt, weiter am Rande des Knülls zu bleiben. Großroppershausen, Ober- und Niedergrenzebach sowie Ziegenhain heissen die nächsten Stationen. Und dort habe ich die Knüll-Umrundung geschafft und kann abdriften ins Antrifttal.

Sportster

Die Fahrt ist aber noch nicht zu Ende und es geht weiter über Kirtorf und Niederklein in Richtung Amöneburg, wo ich ein wenig in Geschichte mache, nämlich …..

Sportster

….. einmal an der alten Mühle bei Amöneburg-Bahnhof mit Blick auf das Schloß ganz oben auf dem „Pickel“ und …..

Sportster

….. zum zweiten am alten Marterl im Amöneburger Becken, …..

Sportster

….. und zum dritten am Schweinsberger Schloß.

Sportster

Ein letzter Halt im Wald bei Homberg und dann geht es heim. Hab heute 200 Meilen überschritten und musste entsprechend zwei mal tanken – aber das war wieder Harley-Fahrspaß für 500 Meilen.

Von Reinhard bekomme ich eine email mit Fotos, die Peter vor ein paar Tagen bei der Abfahrt mit unseren beiden black beauties zum Polo gemacht hat.

Sportster und Thunderbird

Schwarze Motorräder sind doch am schönsten! Hier der Beweis mit der Thunderbird und der Sportster. Black is beautiful.