Ende einer Dienstfahrt

Seit Jahren nimmt der Bundeswehrseesack, gefüllt mit Dienstkleidung, jetzt Platz weg – und das in unserem Minihaus, in dem sowieso mit jedem Kubikzentimeter gegeizt werden muss. Und bei den Reservisten hab ich mich die letzten Jahre sowieso rar gemacht. Hab deshalb Anfang der Woche ein paar Telefonate geführt, wie ich meinen BW-Kram endgültig loswerden kann und wo ich alles abgeben muss. Seitdem weiss ich, dass die Kleiderkammer in Schwarzenborn, also im Knüllwald, dafür zuständig ist. Und an diesem Donnerstag hab ich frei, das heisst für mich: Ab nach Schwarzenborn. Und die Devise lautet: Ende einer Dienstfahrt“ oder „Reserve hat Ruh“.

Am Vorabend hole ich den Seesack vom Dachboden und überprüfe den Inhalt. Alles komplett und in ordentlichem Zustand. Etliches von dem Flecktarnzeug hab ich auch nie, wirklich nie, benutzt. Dann am Morgen den Seesack in die Motorradhalle geschleppt und im Seitenwagen verstaut – passt einwandfrei und gibt schönen Ballast. Um 8:00 starte ich in Richtung Knüllgebirge, es ist schön kühl und sehr nebelig – also mein Lieblingswetter. Und in den Knüll fahre ich ohnehin immer wieder gerne, aber zum ersten mal mache ich eine Dienstfahrt daraus.

Um diesen Seesack geht es, ich will ihn mitsamt seinem Inhalt loswerden. Ich werde wohl ausser Schiesswettkämpfen keine BW-Aktionen mehr mitmachen - vorbei.

Der Seesack passt gut in den kleinen Velorex. Jetzt kanns losgehen, es ist noch dämmrig und nebelig, aber es regnet nicht und die Temperatur ist OK für mich.

Kirorfer Wald, Antrifttal, dann in die Schwalm nach Willingshausen und über Röllshausen nach Neukirchen. Von da aus sind es über Hauptschwenda keine 10 km mehr bis zur Kaserne auf dem Knüllköpfchen. Insgesamt rund 70 km durch schönste Gegenden. Erster und letzter Stop vor dem Ziel ist hier ein Kreuzweg vor Neukirchen.

In der Kaserne natürlich der übliche BW-Kram: Personalaufnahme, Besucherzettel, dann ab zur Kleiderkammer. Wenigstens dort ist man unbürokratisch und die Auskleidung verläuft reibungslos. Weil ich ohne Helm durch die Kaserne fahren, raunzt mich noch ein Offizier an - aber wohl zu Recht. Fahren ohne Helm ist nicht wirklich intelligent, auch nicht in der Kaserne.

Raus aus der Kaserne, jetzt schau ich mir noch kurz den schönen See auf dem Knüllköpfchen an. Überlege mir ein Frühstück in der Knülljause, nur 2 km entfernt.

Also los, erstmal auf den Parkplatz. Hier bin ich um diese Zeit und am Wochentag völlig allein.

Allerdings ist auch die Jause noch geschlossen, also wirds nix mit dem Frühstück. Hier oben ist es verdammt kalt, richtig ungemütlich und dazu noch feucht. OK, also runter in wärmere Gegenden. Muss sowieso sehen, dass ich nach Hause komme, schliesslich soll es heute an meiner MZ-Werkstatt weitergehen. Ein wenig mauern und Dach decken ist angesagt. Geniesse noch die Rückfahrt, und dann wird der Blaumann übergestreift.

Zur Bleiwäsche nach Westfalen

Den heutigen Feiertag begehe ich mit einer Solotour mit der Silverstar. Um 8:00 höre ich Nachbar Egon mit der F800 wegfahren. Er hat eine Spessarttour mit Bekannten aus dem F800 Forum ausgemacht. 30 Minuten später brummt auch der Rotax und auch ich werde Hessen heute verlassen. Schon seit geraumer Zeit schwebt mir aus gegebenem Anlass ein spezielles Ziel vor: Zur Bleiwäsche nach Westfalen.

Über Frankenberg will ich Richtung Medebach und Willingen fahren und dann irgendwie zum Diemelsee kommen. Von da aus ist es nicht mehr weit zur Bleiwäsche, aber richtig geplant habe ich die Tour nicht. Ab Lichtenfels kenne ich mich auch nicht mehr aus und muss entsprechend häufig halten und die Karte zu Rate ziehen. Bis Frankenberg fahre ich den Rotax und mich warm und nehme die bewährte Route durch den Burgwald. Das Wetter ist richtig herbstlich, so kühl, dass zum ersten mal die Funktionsunterwäsche zum Einsatz kommt. Die Strassen sind fast überall noch feucht bis nass und schmierig vom Laub und dem Lehm der landwirtschaftlichen Nutzfahrzeuge. Verhaltenes Fahren ist deshalb meist angesagt, aber ein paar Abschnitte sind schon trocken und da fliegt meine Sylvie. Kanns garnicht oft genug sagen: Der Herbst ist genau meine Jahreszeit.

Hinter Frankenberg biege ich ab nach Nieder-Orke und ab da verliere ich nahezu jede Orientierung. Aber das war klar, heute werde ich etliche für mich weisse Flecken erforschen. Ab Lichtenfels bis nach Marsberg bin ich in Gegenden, die mein Auge noch nie geschaut hat. Aber genau das macht ja den Spass heute aus. Das gab ein paar Anregungen für zukünftige Touren, da werden Ruth und Egon die Augen aufgehen. Insgesamt passiere ich heute die Landesgrenze zwischen Hessen und Westfalen mindestens 4 mal. Aber was tut man nicht alles für eine Bleiwäsche. Bis ich wieder zu Hause bin, habe ich den Silverstar-Tank zweimal vollgetankt und bin ca. 350 km gefahren.

Im Wohratal halte ich kurz an, um das Langendorfer Ortsschild abzulichten. Aus dieser Perspektive habe ich 1978 den Ort das erste mal gesehen. Da habe ich in diesem netten Örtchen unser erstes Fachwerkhaus gekauft - für 28.000 DM. So kam ich nach Hessen.

Jetzt schon deutlich weiter in fremden Gefilden. Die Igelstadt Fürstenberg sehe ich zum ersten mal. Der Sage nach hat ein Igel dem Fürsten von Waldeck im Mittelalter das Leben gerettet und dafür musste der Bürgermeister von Fürstenberg den Igel bis an dessen Lebensende hegen und pflegen.

Im Hochsauerlandkreis (HSK) empfängt mich dichter Nebel, die Strassen sind klatschnass - und das ohne einen Tropfen Regen. Seltsamerweise macht mir das Fahren trotzdem Spass, auch wenn ich langsam tun muss. An dieser Stelle brüllt von der Bundesstrasse jemand herüber: "Ist das eine Norton?" Bin geschmeichelt, aber meine Sylvie ist eben eine Schönheit - wie eine Norton auch.

Ein Blick auf Willingen. Die Städtchen hier wie Willingen, Ussel, Medebach und Winterberg kommen mir alle gleich vor: Hotels, Pensionen und Gasthäuser ohne Ende, viele davon in geschmacklosem bayrischen Stil. Tourismus ohne Ende, was ja an sich nicht schlimm wäre, aber alles wirkt übertrieben, wie aus dem Fernsehen in diversen Volksmusiksendungen. Seppelhose, Wildlederweste, ein bisschen Gejodel und irgendeinen Pseudodialekt - fertig ist rustikale Landmann. Nur schnell durch die Orte und ab auf die Nebenstrecken.

Und diese Nebenstrecken haben es in sich. Kilometerweit fahre ich neben diesem Wildbach her, immer in Richtung Diemelsee und Diemeltalsperre.

Am Diemelsee angekommen! Dieser See ist wesentlich schöner als der Edersee, und hier ist vergleichsweise wenig los. Sehe zwar am Ufer eine Bikerkneipe mit mindestens 20 Maschinen davor, aber das ist nix im Vergleich zum Edersee. Sehr schöne Ecke!

Weiter Richtung Padberg und Bredelar, die Orte werden jetzt wieder normal. Extrem viele und grosse Wälder fallen auf.

Hier der erste Hinweis auf mein Ziel: Bleiwäsche! Was ich da will? Eigentlich nix, aber es gibt dennoch einen Bezug: Habe seit Jahren sehr hohe Bleiwerte im Blut und will deshalb zur Bleiwäsche. Ist für mich quasi wie eine Wallfahrt nach Lourdes oder nach Mekka. Einmal nach Bleiwäsche, und das Blei verschwindet aus meinem Körper - oder auch nicht.

Geschafft. das Ziel ist erreicht, ich bin in Bleiwäsche angekommen. Ist ein unspektakulärer kleiner Ort mit weniger als 1000 Einwohnern. Früher wurde hier tatsächlich Blei abgebaut und gewaschen, daher der Name. Nicht weit von hier befinden sich auch Ort und Fluss Hoppecke und da gabs mal den bekannten Batteriehersteller gleichen Namens. Alles wegen des Bleis. Zu sehen entdecke ich in Bleiwäsche allerdings nichts besonderes. Überraschend für mich, dass ich mich schon im Kreis Paderborn befinde.

Von Bleiwäsche sinds nur wenige Kilometer zur Aabachtalsperre, auch ein sehr schönes Ziel. Allein die Strasse dahin ist die Reise schon wert.

Über Marsberg und Leitmar ziehe ich nach Korbach, ab Leitmar weiss ich wieder, wo ich bin. Hab schliesslich in Leitmar schon etliche Deutsche Meisterschaften geschossen. Am Edersee brettere ich schnellstens vorbei, um dann an diesem Imbiss eine gute Currywurst mit Pommes zu verdrücken. Ein paar Holländer (der Edersee lässt grüssen) wollen sich eine Zigarette anstecken, aber der jugoslawische Wirt besteht auf dem Rauchverbot - richtig, ab 1.10 darf ja in Restaurants nicht mehr gequalmt werden - wie schön.

Bei Schmittlotheim verlasse ich die Bundesstrasse und nehme die wunderbare Strecke nach Frankenau und Haina. Eine Herbstlandschaft wie gemalt. Nicht weit von hier lebt übrigens der "Wena" aus dem MZ Forum.

Mit einem Blick auf den Sender am Hohen Lohr verlasse ich diese schöne Ecke. Die letzten 60 km über Gemünden, Kirchhain und Homberg werden schnellstmöglich abgerissen, der Tacho zeigt meist 120 bis 130 km/h an. Gegen 16:00 bin ich wieder zu Hause, Egon ist noch nicht zurück, der dürfte noch im Spessart herumgurken. Hat sicher auch einiges zu berichten.

 

Baumaterialien für meine MZ-Werkstatt

Diese Woche, am Mittwoch, haben wir den Tag der Deutschen Einheit. Wollte drumherum eigentlich die ganze Woche freimachen, aber Dienstag ist ein wichtiges Meeting, also nur Montag und Donnerstag frei. Beide Tage sollen genutzt werden, um mit meinem Werkstattprojekt etwas weiter zu kommen. Schliesslich ist bald Winter und da will ich eine vernünftige Schrauberumgebung haben. Das heisst für mich, morgens um 9:00 aufs Gespann und erstmal nach Freienseen zum Baumarkt, Dachbretter und Ytongsteine bestellen.

Gleichzeitig möchte ich die Fahrt nutzen, um mit der Vergasereinstellung des Bing 85/30/110 weiterzukommen, die ja immer noch nicht befriedigend ist. Schalte auch unterwegs wieder auf Reserve um: Wieder nur 125 km mit 10 l gekommen. Der Verbrauch ist zu hoch. Je länger ich fahre – und es kommen wieder über 100 km zusammen – umso schlechter wird die Gasannahme im mittleren Bereich. Was tun? Vielleicht erstmal Hermanns Tip umsetzen und die Schiebernadel eine Kerbe höher setzen. Wenn das nicht hilft, gehts an die Leerlaufdüse – hab ein paar Grössen von Bernhard Ritzerfeld bekommen und kann experimentieren.

Im Baumarkt Hofmann und Pabst in Freienseen werde ich ordentlich beraten und bestelle Bretter und Ytongsteine. Irgendwie passt die ES sehr gut in diese Arbeitsumgebung eines Sägewerkes, oder?

OK, das Baumaterial kommt am Donnerstag, ein paar Kleinteile wie Kammnägel und Lochbleche pack ich gleich ein. Dann gehts über Gross-Eichen in Richtung Grünberg und Homberg.

Bei Rüddingshausen muss ich rechts ran: Die rechte Fussraste hat sich gelockert und verstellt.

Dieses seltsame Prinzip der flexiblen Fussratsenbefestigung hat an meiner ES noch nie wirklich langfristig funktioniert. Jetzt hab ich auch noch die Rückzugfeder verloren und jetz hälts überhaupt nicht mehr vernünftig. Da muss ich mir was besseres einfallen lassen.

Mal wieder am Rondinchen bei Homberg mit Blick auf die Pferdeweiden. Nachdem ich jetzt zum 4. mal die Fussraste korrigieren muss, reichts mir und ich zirkle das Gespann nach Hause. Bastelstunde ist angesagt.

 

 

Endlich: Der Regen hat ein Ende

Der Dauerregen hält die gesamte Woche an – von Montag bis Samstag. OK, Samstag wars ein bisschen besser, aber an dem Tag ging es mit meiner MZ-Werkstatt weiter. Wir haben es tatsächlich geschafft, das Werkstatt-Fachwerkgerüst komplett zu errichten – Klasse. Besten Dank an meinen Freund Wolfgang und Nachbar Karl-Heinz für die Hilfe – allein hätte ich das nie gepackt. Allerdings hab ich durch die für mich als Bürohengst ungewohnte Arbeit heute ziemlichen Muskelkater. Bin wirklich nix mehr gewohnt, eben nur ein alternder Bürohengst. Aber heute, am Sonntag, ist der Regen vorbei und ich fahre mal eben 150 km in der näheren Umgebung.

Immer öfter fahre ich bei meinen Hessentouren zunächst in Richtung Westen – und so auch heute. Geplant ist, das Biebertal zu „erfahren“ und so gehts zunächst bis Krofdorf-Gleiberg und dort fahre ich in Richtung Salzböden. Erstaunlicherweise bin ich dort noch nie, wirklich nie, gewesen, und so entdecke ich erstaunliche Dinge. Da mich aber der Muskelkater meiner gestrigen Werkstattaktion noch ganz schön quält, dehne ich die Fahrt heute nicht gross aus und lass es bei 150 km bewenden. Dennoch ein schöner Tag bei perfektem Herbstwetter, wenig Verkehr und schönen Routen.

Zum ersten Mal mache ich ein Bild an der Lahn, hier zwischen Lollar und Wismar, kurz vor dem Wismarer See.

In Krofdorf-Gleiberg nehme ich die Strasse nach Salzböden und komme auf eine unglaubliche Strasse. Endlos lang, schätze so ca. 15 km, zu 99 Prozent durch dunkele Wälder, ganz schmale Strasse in unglaublich schlechtem Zustand. Stellenweise zweifele, mich auf einer öffentlichen Strasse zu befinden. Macht aber einen Riesenspass, fühlt sich an wie 1955 und ingesamt keine 10 PKW auf der Gasse.

Jetzt bei Grossen-Buseck. Für mich ist dieser Landstrich zwischen Lollar, Reiskirchen und Buseck ziemlich reizlos, fast nur Zubringerstrassen mit viel Verkehr. Muss es abr auch geben und schliesslich muss ich selbst morgen in diese Gegend: Im Baumarkt Ruhl werde ich Bretter und Steine für meine Werkstatt bestellen.

Nachdem ich am letzten Sonntag meine schöne Moto-Detail-Uhr auf Burg Nordeck verloren habe, habe ich direkt bei Tante Luise eine neue bestellt - diesmal mit einem vernünftigen Halter. Die wird jetzt nicht einfach mit Klettband befestigt. Uhr am Motorrad muss einfach sein - hab ja im normalen Leben sonst nie eine dabei.

Über das Marburger Umland komme ich nach Kirchhain und beschliesse, im Cafe Noll ein wenig Kuchen für uns und die Nachbarn mitzubringen. Schliesslich haben mir Ruth und Egon gestern mit gutem Oettinger Bier für die Bauhelfer ausgeholfen.

Und wo ich schon mal in Kirchhain bin, nochmal kurz durch die Altstadt gekurvt. Dabei stosse ich auf den Hexenturm, den ich vorher noch nie gesehen habe. Und ich war früher verdammt oft in Kirchhain - aber hier noch nie.

Kulturtrip mit dem Rotax-Gespann

Am Samstag abend plane ich eine kleine Sonntagstour. Zuerst denke ich an Suhl, um mal in Ruhe das Museum zu besuchen. Aber der Gedanke an die berüchtigten thüringischen Umleitungen lässt mich davon abkommen. Dann fällt mir wieder meine Fahrt nach Montabaur ein und die Burg Greifenstein. Die werde ich besichtigen und dabei versuchen, auf dem Weg dahin so viele Burgen wie möglich zu sammeln. Kurz: Ich plane einen Kulturtrip: Burgen und Schlösser.

Das Wetter soll heute extrem schön werden. Diese Tatsache in Verbindung mit meiner Route Lahn-Dill-Kreis und Westerwald, lässt mich furchtbare Menschenmassen befürchten. Deshalb soll es früh losgehen, damit wenigstens die ersten Stunden etwas ruhiger sind. Klappt auch gut, um 8:10 brummt der Rotax und wir rollen knirschenden Reifens über den Schotterweg aus dem Hof hinaus. Ein kühler und zunächst klarer Morgen empfängt uns. War gut, dass ich die dickeren Handschuhe genommen habe. Flott und völlig allein durchfahre ich die Rabenau und bin noch vor 9:00 an meinem ersten Etappenziel.

Und das ist Burg Staufenberg, nur rund 30 km entfernt. Dennoch kenne ich die Burg kaum. Heute fahre ich einfach in den Burghof hinein, alle Schilder missachtend. Ein paar Gestalten laufen dort schon herum, aber niemand kümmert sich um mich. Auffällig: Etliche seltsame Holzschilder, die in allen Ecken herumstehen.

Burg Staufenberg ist nicht riesig, hat aber diesen netten Turm und ist umgeben von Fachwerkhäusern, die wie Schwalbennester an der Burgmauer kleben.

Jetzt sehe ich auch den Grund für die seltsamen Holzschilder: Da werden Zelte und Buden für ein mittelalterliches Spektakulum aufgebaut, der erste Ritter wühlt schon in der Mülltonne. Schnell weiter, bevor das Spektakulum beginnt.

Jetzt wird Krofdorf-Gleiberg mit Burg Gleiberg avisiert. Hier mein Gespann vor einem Busch mit roten Ginsterbeeren. So etwas würde ich ohne die Pinkelpausen auf meinen Fahrten überhaupt nicht wahrnehmen. Wie schon auf der Fahrt nach Montabaur liegt die Strecke zwischen Wissmar und Wettenberg in dichtem Nebel, der sich aber jetzt auflöst.

Burg Gleiberg liegt noch höher als Staufenberg. Auch hier durchfahre ich alle offenen Tore und dieses Verhalten bewährt sich heute überall. Ab in den Burghof.

Nicht nur höher gelegen, auch deutlich grösser ist der Burghof in Krofdorf-Gleiberg. Die Sonne kommt jetzt gewaltig und legt die Gemäuer in gleissendes Licht - sieht grandios aus!

Treppauf - treppab, hier kannst Du ordentlich Meter machen, aber es lohnt sich.

Restaurant und Bierzelt deuten darauf hin, dass die Betreiber heute viele Gäste erwarten.

Jetzt auf den höchsten Punkt und die Aussicht über das Gleiberger Land geniessen.

Und die ist trotz leichter Diesigkeit fantastisch! Direkter Blick auf die Nachbarburg Vetzberg, die ich deshalb nicht gesondert anfahren werde - vielleicht beim nächsten mal. Etwas weiter rechts der Dünsberg mit der Keltensiedlung und dem markanten Funkturm, und ansonsten jede Menge Wald. Klasse Gegend!

 

Weiter gehts, jetzt tief in den Lahn-Dill-Kreis, der hier besonders schön ist. Vor Ehringshausen (bekannt von der Autobahnabfahrt auf der A45) komme ich durch diesen Ort. Das Bild ist speziell einem MZ OT Partisanen gewidmet, der ein bestimmtes Kölner Getränk zu einem Lebensinhalt gemacht hat. Prost!

Hinter Katzenfurt biege ich rechts ab in Richtung Greifenstein und Greifenthal. Schraube mich durch eine wunderbare Waldgegend hoch bis Greifenstein und blicke hier in Richtung Nordwesten auf riesige Wälder.

Die Burg Greifenstein erhebt sich gewaltig über dem kleinen Ort und scheint der zentrale Punkt dieser Gegend zu sein. Das ist eine Burg nach meinem Geschmack: Schon der Name: "Greifenstein". Nicht diese tuntigen Schlösschen und Spieltürmchen, nein, das ist eine echte Burg. Waren bestimmt mal Raubritter drin.

Am Hinweisschild auf die Burgruine und den Fröderkreis parke ich das Gespann und gehe die letzten Meter den Berg hinauf.

Diese Türme, der blanke Wahnsinn.

Wie eine Ruine sieht Greifenstein wahrhaftig nicht aus.

Die Besichtigung kostet lausige 3 Euro Eintritt, damit wird der Erhalt der Burg gefördert. Diese Burg ist jeden Cent wert. Als erstes ein Blick auf das Gefängnis mit Folterkammer.

Eine eigene Glockengiesserei hat Greifenstein auch.

Diese Kanone neben der Glockengiesserei ist äusserst verdächtig. Wahrscheinlich haben die von und zu Greifensteins heimlich Kanonen gegossen und damit durch die Gegend geballert. War ja damals auch nötig.

Das gepflegte Restaurant in der Burg bietet Drachenwurst und Ritterknochen. Hab aber nix gegessen, es ist noch zu früh für mich.

Trotz Beschilderung und Rundgang-Hinweisen kannst Du dich auf der Burg leicht verlaufen. Aber Achtung: Manche Türen und Tore werden um 18:00 geschlossen und verriegelt. Dann bist Du nachts allein mit den Geistern der Ritter und Burgfrauen.

Ganz schön alt, die Türmem auf Greyfenstein. Diese Schreibweise dürfte einigen Russentreibern gut gefallen.

Wahre Worte, die dieser Pranger uns erzählt: "Blick erst auf dich, dann richte mich". Sollte man sich ab und zu mal vor Augen halten - und zwar jeder von uns.

Jetzt zurück zum Gespann, dass ich am "Drachen" geparkt habe. Jeder Teil der Burg hat einen historischen Namen, und hier ist der "Drache". Warum weiss ich allerdings nicht. Vielleicht wegen der zugemauerten Höhle?

Von Greifenstein fahre ich nach Beilstein. Glaube, dort beim letzten mal eine Burg gesehen zu haben. Ist aber nur ein ehemaliges Schlösschen, das später als Amtshaus genutzt wurde. Nett, aber keine Burg.

Nun nach Mengerskirchen und von dort nach Merenberg. Unterwegs dieser hübsche See. In Merenberg finde ich zwar keine Burg, aber einen historischen Ortskern, der mich mit seinen Wachtürmen, Mauern und Fachwerkhäusern unwahrscheinlich an das "Alte Dorf" in Westerholt erinnert. Also so was von Ähnlichkeit.

Mein nächstes Ziel ist Braunfels. Nehme für ein paar Kilometer sogar die schreckliche B49 - und glaubt mir, die ist zwischen Merenberg und Braunfels besonders grausam. Dafür entschädigen die waldreichen Kurven nach Braunfels hinauf.

Die Stadt Braunfels wirkt auf mich wie ein Kurort, überall Kliniken, aber auch Immobilienhinweise auf Häuser, die zu verkaufen sind. Sehr auffällig, und das deckt sich mit den vielen Verkaufanzeigen in unserer Tageszeitung. Braunfels vor dem Ausverkauf? Kaum, ist doch eigentlich eine schöne Stadt. Und die vielen Kliniken und Arztpraxen haben ihren Ursprung sicher im Kräutergarten des Otto von Brunfels.

Die Stadt Braunfels ist nett, die Burg Braunfels ist nett - trotzdem halte ich mich nicht lange auf und verschwinde wieder. Hier ist mir einfach viel zu viel Trubel. Etwas später kommen mir zwei MZ RT 125 entgegen - eine schwarze und eine dunkelrote. Begrüssen uns heftig winkend.

Auf der Weiterfahrt gerate ich auf die grausigen Strecken zwischen Wetzlar und Giessen - eine mittlere Katastrophe. Und ein Verkehr - Wahnsinn. BMW- und Audi-Fahrer schieben mich quasi vor sich her. Erst ab Dudenhofen fällt mir eine vernünftige Route ein. Hier raste ich an einer herrlichen Obstwiese nahe Kleinlinden. Fahre jetzt nach Grossenlinden in den Burger King und verdrücke einen gewaltigen Burger. Es ist mittlerweile 14:00 und die Mahlzeit ist dringend nötig.

Burger-gestärkt jetzt nach Lich und Reiskirchen. In Reiskirchen entdecke ich in diesem ehemaligen Holzladen einen BMW Oldiehändler. Drinnen etliche historische Kühe und 2 Steib Seitenwagen. Möchte nicht wissen, wie hier die Preise sind. Da fällt mir ein, dass mein alter Kumpel Spock sein R50/2 Gespann mit Jupiterboot verkaufen will. Soll aber um die 10.000 kosten. Aber BMW ist nicht meine Welt.

Crossroads zwischen Climbach und Allendorf. Der Leibhaftige taucht jedoch nicht auf, um mir im Tausch gegen meine Seele alle Motorradfreuden dieser Welt anzubieten. Ob ich angenommen hätte? Hmmh ....

Letzte Burg für heute ist Burg Nordeck - Internat und Schullandheim. Hier schicken Geldmöpse aus ganz Europa ihren Nachwuchs hin. Hab die Burg trotz ihrer Nähe bisher nie besucht.

Schicke Wendeltreppe zu den Zimmern in diesem Gebäude.

Putziger Innenhof - verglichen mit Greyfenstein. Aber hat auch seinen Reiz.

Burgmauer und Turm von Burg Nordeck sind durchaus imposant.

Wie jede vernünftige Burg auch hier eine eigene Kapelle. Die Kirche war schon immer sehr präsent.

Beim Abfahren verliere ich noch meine angeklettete kleine Uhr - Mist. Muss sofort eine neue bestellen, hab mich an die Zeit vor Augen gewöhnt. Jetzt noch die letzten km nach Hause und den historisch angehauchten Taq Revue passieren lassen. War mal was anderes für mich und die Aktion lässt Raum für Wiederholungen. Habe schliesslich etliche Burgen auf dem Weg ausgelassen: Burg Vetzberg, die Moritzburg, Burg Hohensolms - um nur einige zu nennen. Da geht also noch was.