Berichte von alltäglichen Erlebnissen mit meinen Motorrädern
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Eine Harris Matchless G80 mit Rotax-Motor aus dem Jahre 1989: Britisch-österreichisch-italienisch-deutsche Coproduktion. Aber sowas von schön …
Dennoch musste sie Anfang 2015 einer 900er Thunderbird weichen. Und 2016 ging auch dieser wunderschöne Dreizylinder wieder. Aber ganz ohne englische Motorräder? Mag ja gehen, ist aber ein sinnloses Leben.
Direkt nach der Arbeit möchte ich heute ein wenig an der Matchless-Elektrik weiter machen. Tatsächlich beginne ich auch – aber die schwüle Hitze lähmt. Und so richtig komme ich auch nicht weiter: Der Batteriehalter ist noch nicht gebaut, größere Haupt- und Leerlaufdüsen sind nicht bestellt – und eigentlich habe ich gar keine rechte Lust, im Kabelverhau herum zu friemeln.
Da schau ich mir doch lieber die DR400 an und prüfe, ob nach der gestrigen 180 km-Fahrt noch alles funktioniert. Und tatsächlich entdecke ich zwei Ausfälle in der Beleuchtung, beides an LED-Bauteilen. Eine Instrumentenbeleuchtungs-LED ist defekt, womöglich gestern kaputt geschüttelt. OK, wird ausgetauscht. Und auch die Standlicht-LED leuchtet nicht mehr: Da ist der Plus-Anschluß der Fassung abvibriert. Blöde Arbeit, die kleine Fassung zu zerlegen und eine neue Leitung anzulöten. Wird aber auch erledigt.
Alles wird per K&N gefiltert: Der Rotax soll einen K&N-Luftfilter und einen K&N Entlüftungsfilter bekommen. Natürlich müssen beide Filter hinter den seitlichen Abdeckungen verschwinden. Die Filter sehen zwar gut aus, aber ich höre schon den TÜV-Prüfer: "Das ist aber nichrt originool" sagen. An der Umverkabelung werde zu einem späteren Zeitpunkt weiter arbeiten. Heute ist es mir viel zu heiß .....
Seltsamerweise weiss ich bereits am frühen Morgen, dass heute kein Tag für Ausfahrten ist sondern vielmehr ein Tag zum Schrauben. Nachdem ich Gestern so gut mit der Matchless voran kam, werde ich heute einfach weiter machen. Aber wie (fast) jeden Tag steht am frühen Morgen erst einmal mein Spaziergang an. Es ist zwar noch kühl, aber sobald die Sonne auch nur kurz heraus kommt, ist es sofort warm.
Mit Yellow ist es wie schon gestern, wenn auch nicht ganz so ausgeprägt: Ich muss ständig ein Auge auf den Burschen haben. Andauernd sieht er weit voraus irgend etwas, über das er sich aufregen könnte: Spaziergänger, Rabenvögel, Feldmäuse, Regenwürmer ..... Auch hier hat er etwas im Blick, was ich nicht einmal sehe.
Aber immerhin hört Yellow heute noch etwas besser und ich kann ihn von all seinen geplanten Untaten abhalten. Aber dafür muss ich mich natürlich mit ihm beschäftigen, was ich auch ausgiebig mache.
Und bei unseren gemeinsamen Tätigkeiten ist der gelbe Bursche so freudig und engagiert dabei - da kann man ihm überhaupt nicht böse sein. Guter Hund!
Wieder zu Hause mache ich mich direkt an die Matchless. Tank runter und dann auf den Hinterhof - so schraube ich am liebsten. Und jetzt scheint die Sonne auch öfter, so dass ich angenehm warm im Hof schrauben kann.
Heute mache ich die linke Lenkerseite fertig: Kupplungsgriff und Deko von der Silverstar, Schaltereinheit von Paaschberg & Wunderlich, Zubehörspiegel und Tomaselli Griffgummi. Kupplungs- und Dekozug passen jetzt natürlich auch von der Silverstar - nachdem ich das Widerlager am Zylinderdeckel ausgetauscht habe. Schon erstaunlich: Jetzt verbessere ich mit viel Aufwand die Matchless mit MZ-Teilen, quasi mache ich aus der G80 eine Silverstar. Irgendwie eine bescheuerte Arbeit, oder? Andererseits hätte ich die Silverstar niemals sooo schön wie die G80 hin bekommen. Und ausserdem muss ja nicht alles Sinn machen.
Die Kupplungshebelei von der Silverstar ist wirklich gut und sieht auch nett aus - das ist qualitativ und ergonomisch eine deutliche Verbesserung. Beim Paaschberg & Wunderlich Schalter bin ich da allerdings nicht so sicher. Aber besser als der originale 80er Jahre Magura-Kram ist er allemal.
Die rechte Seite mit der Grimeca Bremspumpe und dem 307-Gasgriff ist jetzt auch so, wie ich es mir vorgestellt habe. Jetzt konstruiere ich noch einen neuen Batteriehalter für das Rahmendreieck, verlege eine gefilterte Motorentlüftung und messe den Paascherg & Wunderlich Schalter durch. Und schon ist der Tag schon wieder zu Ende. Hab heute doch einiges erledigen können.
Mal wieder so ein extremer Temperatursturz im Vogelsberg: Gestern schwül-heisse 27°, heute gerade mal 12° – da soll der alte Kreislauf nicht verrückt spielen. Tut er auch, aber ich versuche, mit langen Spaziergängen, mit überfälligen Schrauberaktionen, mit Gespannfahren und mit Muffins dagegen anzukämpfen – was mir so leidlich gelingt.
Um 9:00 bin ich mit Yellow verabredet und ich erkenne, dass auch gelbe Hunde wetterfühlig sein können. Den Burschen kann ich heute keine Sekunde aus den Augen lassen. Sobald er sich unbeobachtet fühlt, will er Jogger jagen, Spaziergänger erschrecken und Autos anfallen. Aber heute hab ich’s im Griff und Yellow entwischt mir nicht.
Die Welt ist gelb: Riesige Rapsfelder tauchen den Vogelsberg in ein gelbes Tuch. Scheinbar gibts mal wieder hohe Subventionen für Raps - warum sonst sollten plötzlich beinahe alle Landwirte dieses Zeug anbauen. Ich befürchte, dass es sich dabei wieder um eine der typischen EU-Dämlichkeiten handelt - aber immerhin sieht die gelbe Welt hübsch aus.
Hier scheint die gelbe Hundewelt ja in Ordnung zu sein, aber das täuscht: Nur wenige Minuten später wird ein Radfahrer attackiert und kurz danach gibt es einen mörderisch klingenden Wortwechsel mit einem Labradormischling. Muss den Burschen zwischendurch immer wieder an die Leine nehmen.
Dann die schwere Entscheidung: Eine Gespann-Ausfahrt oder eine Schrauberaktion. Ich entscheide mich für das letztere und werde heute endlich den Vergaserumbau an der Matchless G80 beginnen: DelOrto 34 PHF raus und Mikuni VM32 rein. Das ist eine Empfehlung aus einem britischen Motorradmagazin, wo durch den kleineren Mikuni besseres Startverhalten, besserer Durchzug von unten und ruhigerer Motorlauf erzielt wurden. Den Mikuni habe ich bei Mikuni Topham gekauft, wo der VM32 auch gleich entsprechend der britischen Vorgaben umbedüst wurde. Auch qualitativ macht der Mikuni einen besseren Eindruck als sein italienisches Pendant.
Vergaserausbau ist ja in den meisten Fällen eine einfache Sache - aber natürlich nicht bei meiner Matchless! Das Rahmendreieck ist tierisch eng und da haben die Briten eine Luftfilterkonstruktion hinein gezwängt, dass mir schwindelig wird. Erst einmal die Batterie ausgebaut und die Elektrik aus dem Weg geräumt.
Dieser Luftfilterkasten ist ein übles Gebilde: Aus Kunststoffteilen zusammen geklebt, mit dem Batteriehalter verschraubt, an mehreren Stellen eingerissen, abgeplatzte Teile - und zum Ausbau muss der hintere Kotflügel abgebaut werden. Ich werde versuchen, hier etwas anderes zu verbauen.
Endlich ist mühsam alles entfernt, um den Luftfilter verschwinden zu lassen und den Mikuni einzubauen. Provisorisch kommt der Ansauggummi einer MZ an den Vergaser, aber das bleibt natürlich nicht so. Mit dem leeren Rahmendreieck sieht die G80 schon wieder etwas besser aus. Jetzt baue ich den Magura 308 Gasdrehgriff an und löte einen passenden Bowdenzug.
Wie so oft kommt jetzt eines zum anderen: Die 80er Jahre Lenkerarmarturen auf der rechten Seite verschwinden - die linke Seite kommt später dran. Diese Armaturen sind wirklich mit das schlechteste, was ich an Hebeleien kenne - so mies hatte ich die gar nicht in Erinnerung. Aber jetzt kommt der erste Mikuni-Probelauf.
Der neue Magura 307 ist mit dem verbauten Mopedschrott nicht zu vergleichen – ein Traum von einem Gasdrehgriff. Noch schnell passende Spritschläuche zurecht geschnitten, den Tank aufgesetzt und dann wird gekickt. Riesenüberraschung: Der Rotax kommt ohne Choke und mit der Mikuni-Grundeinstellung sofort und läuft im Stand sehr ordentlich – auch ohne Luftfilter.
Natürlich habe ich von diesem denkwürdigen Ereignis wieder eines meiner berüchtigten Mülltonnen-Videos gedreht:
So gefällt mir die rechte Lenkerseite schon viel besser: Eine Grimeca-Bremspumpe mit Bremshebel von der Silverstar, ein Killschalter von Polo, ein vernünftiger Spiegel von Tante Luise und natürlich der bestechende Magura 307 Gasdrehgriff.
Und weil es gerade läuft, schließe ich die Bremspumpe auch gleich an - eine Stahlflexleitung, irgend wann einmal für die Silverstar bestellt, passt vorzüglich. Die originale Matchless-Bremsleitung, zweiteilig mit Verteiler und aus schnödem Gummi, fliegt raus. Die Bremse war ja nie gut und ich erhoffe mir mit der Kombination Grimecapumpe, Brembosattel und Stahlflexleitung eine deutlich verbesserte Bremsleistung. Noch schnell entlüftet und das solls für heute gewesen sein, denn .....
..... jetzt, am späten Nachmittag, möchte ich doch noch eine kleine Gespannrunde drehen. Und einen Einkaufswunsch bekomme ich noch mit auf den Weg: Muffins. Aber zunächst ziehe ich über Bobenhausen nach Zeilbach auf die Großbaustelle der neuen Windkraftanlage. Mal sehen, was sich hier getan hat. Ja, es gibt gute Fortschritte zu sehen.
Über die Höhenzüge des Feldatals fahre ich weiter bis Kestrich - denn dort weiß ich einen tegut-Laden, und da gibt es ab und zu feine Muffins.
OK, es sind keine frischen Muffins, aber auch die hier sind besser als gar keine Muffins.
Riesige Mengen von weißen Pusteblumen sehe ich hier - fast könnte man glauben, dass auf dieser Wiese Löwenzahn angebaut wird.
Die Fahrt heute ist insgesamt sehr schön, auch wenn es recht frisch ist und ab und zu auch ein paar Tropfen herunter kommen. Aber jetzt, nach 60 km, zieht es sich zu, der Himmel wird sehr dunkel und ich sehe zu, dass ich trocken nach Hause komme - was auch gelingt. Ich finde, jetzt hab ich mir einen heißen Kaffee und einen Schoko-Muffin verdient.
Schleierwolken begleiten diesen 1. Mai bereits am frühen Morgen – und Schleierwolken bedeuten, dass es sehr schön werden kann oder kühl und regnerisch. Der Wetterbericht weiß auch nicht so recht, was er vorhersagen soll und eiert ganz schön rum. Ich teste erst einmal auf der morgendlichen Hunderunde, wie sich der Tag so anlässt.
Und ich finde, er lässt sich nicht schlecht an. Gemäßigte Temperaturen, mal ein bisschen Sonne, mal gar pralle Sonne und dann auch wieder bewölkt - je nachdem, was die Schleierwolken gerade so treiben. Yellow gefällt dieses Wetter ebenso gut wie mir und er rät mir zu einem Ausritt - natürlich erst, nachdem wir mindestens 1 Stündchen gelaufen sind.
Wieder zu Hause ist alles voller Motorräder: Vorm Haus, auf der Strasse, in der Gaststätte gegenüber. Ich gehe mal kurz rüber und erfahre, dass es sich um eine Gruppe Belgier handelt.
Die Gruppe hat einen mehrtägigen Ausflug in den Thüringer Wald gemacht und ist jetzt wieder auf dem Weg nach Hause, also nach Belgien. Im Vogelsberg hat sie dann der Kaffee-Durst überrascht, der in der Linde gestillt wurde.
Nach dem kurzen Smalltalk mit den Belgiern schnappe ich mir die Matchless, starte sie mit drei Kicks und ziehe über Schotten in Richtung Hoherodskopf. Angesichts der Schleierwolken plane ich nur einen kleinen Kaffee in Doros Büdchen und dann wieder back home. Hier in der Breungeshainer Heide sind die Schleierwolken sehr stark und "verschleiern" gar den Funkturm auf dem Hoherodskopf. Das mit dem Kaffee in Doros Büdchen lass ich aber sein, als ich die PKW-Massen am Hoherodskopf sehe. Statt dessen begebe ich mich lieber in ruhigere Gegenden.
Ruhigere Gegenden finde ich sehr schnell, beispielsweise hier bei Rebgeshain, wo der wohl größte Windpark des Vogelsberges steht.
Alles very british heute: Motorrad von Matchless, Tankrucksack von Oxford und Handschuhe von AJS. In Wahrheit ist das aber alles eher pseudo- oder retro-british.
Jetzt gehts in den Altkreis und zum X-ten mal versuche ich, beim Zweirad-Müller in Heidelbach irgend etwas zu entdecken, was mir gefällt. Misslingt leider wieder und ich denke, jetzt geb ichs auf.
Das schöne Jagdhaus, einsam im Kirtorfer Wald gelegen, ist ein wunderbarer Hintergrund für meinen Retro-Briten.
Bisher haben die Schleierwolken einen wunderbaren Tag geliefert und so sind gute 135 km zusammen gekommen. Die Fahrten mit der Matchless zeigen mir aber immer, und so auch heute, dass an diesem unperfekten Motorrad einiges zu tun ist. Dinge wie hakelige Armaturen, kratzige Schaltung, schlechte Reifenkombination, sehr mäßige Scheibenbremse und etliche weitere Kleinigkeiten machen so eine Fahrt zwar interessant, aber auch anstrengender als mit meinen W650. Aber als erstes werde ich versuchen, dem unkultivierten Motor mit einem Mikuni-Vergaser bessere Manieren beizubringen.
Heute, beim Besuch von POLO in Kriftel, konnte ich nicht anders! Hab mir schon öfter mal die todschicken Jet-Helme von Chromwell angeschaut, aber dann doch nie einen gekauft. Heute saßen die Mäuse etwas lockerer und zack, hatte ich den Chromwell am Haken.
Der silberne Chromwell passt vorzüglich zu meinen eher altmodischen Zwei- und Dreirädern, besonders aber zu den Eintöpfen. Schon der Schriftzug auf dem Helm ist wunderschön.
Braunes Leder, silberne Schale, dazu eine Old School Brille - so werde ich ab Morgen ab und zu unterwegs sein. Noch lieber hätte ich ja den Chromwell in der Eierschalenfarbe genommen, aber den gabs gerade nicht in meiner Größe. Ein wenig eingeschränkt war das Warenangebot bei POLO immer noch - aber die Leute dort sind klasse und geben sich richtig Mühe. Hoffe, der Krifteler Laden überlebt.
Dazu gibts eigentlich nix zu sagen: Englischer Helm und ein (fast) englisches Motorrad. Freue mich auf eine Sonntag-Morgen-Fahrt in der Konstellation zusammen mit der Marcus und seiner Enfield. Mann, wird das Bollern!