G80-Verbesserungen

Mal wieder so ein extremer Temperatursturz im Vogelsberg: Gestern schwül-heisse 27°, heute gerade mal 12° – da soll der alte Kreislauf nicht verrückt spielen. Tut er auch, aber ich versuche, mit langen Spaziergängen, mit überfälligen Schrauberaktionen, mit Gespannfahren und mit Muffins dagegen anzukämpfen – was mir so leidlich gelingt.

Um 9:00 bin ich mit Yellow verabredet und ich erkenne, dass auch gelbe Hunde wetterfühlig sein können. Den Burschen kann ich heute keine Sekunde aus den Augen lassen. Sobald er sich unbeobachtet fühlt, will er Jogger jagen, Spaziergänger erschrecken und Autos anfallen. Aber heute hab ich’s im Griff und Yellow entwischt mir nicht.

Die Welt ist gelb: Riesige Rapsfelder tauchen den Vogelsberg in ein gelbes Tuch. Scheinbar gibts mal wieder hohe Subventionen für Raps - warum sonst sollten plötzlich beinahe alle Landwirte dieses Zeug anbauen. Ich befürchte, dass es sich dabei wieder um eine der typischen EU-Dämlichkeiten handelt - aber immerhin sieht die gelbe Welt hübsch aus.

Hier scheint die gelbe Hundewelt ja in Ordnung zu sein, aber das täuscht: Nur wenige Minuten später wird ein Radfahrer attackiert und kurz danach gibt es einen mörderisch klingenden Wortwechsel mit einem Labradormischling. Muss den Burschen zwischendurch immer wieder an die Leine nehmen.

Dann die schwere Entscheidung: Eine Gespann-Ausfahrt oder eine Schrauberaktion. Ich entscheide mich für das letztere und werde heute endlich den Vergaserumbau an der Matchless G80 beginnen: DelOrto 34 PHF raus und Mikuni VM32 rein. Das ist eine Empfehlung aus einem britischen Motorradmagazin, wo durch den kleineren Mikuni besseres Startverhalten, besserer Durchzug von unten und ruhigerer Motorlauf erzielt wurden. Den Mikuni habe ich bei Mikuni Topham gekauft, wo der VM32 auch gleich entsprechend der britischen Vorgaben umbedüst wurde. Auch qualitativ macht der Mikuni einen besseren Eindruck als sein italienisches Pendant.

Hier der Link zum Vergaserartikel der Real Classic.

Vergaserausbau ist ja in den meisten Fällen eine einfache Sache - aber natürlich nicht bei meiner Matchless! Das Rahmendreieck ist tierisch eng und da haben die Briten eine Luftfilterkonstruktion hinein gezwängt, dass mir schwindelig wird. Erst einmal die Batterie ausgebaut und die Elektrik aus dem Weg geräumt.

Dieser Luftfilterkasten ist ein übles Gebilde: Aus Kunststoffteilen zusammen geklebt, mit dem Batteriehalter verschraubt, an mehreren Stellen eingerissen, abgeplatzte Teile - und zum Ausbau muss der hintere Kotflügel abgebaut werden. Ich werde versuchen, hier etwas anderes zu verbauen.

Endlich ist mühsam alles entfernt, um den Luftfilter verschwinden zu lassen und den Mikuni einzubauen. Provisorisch kommt der Ansauggummi einer MZ an den Vergaser, aber das bleibt natürlich nicht so. Mit dem leeren Rahmendreieck sieht die G80 schon wieder etwas besser aus. Jetzt baue ich den Magura 308 Gasdrehgriff an und löte einen passenden Bowdenzug.

Wie so oft kommt jetzt eines zum anderen: Die 80er Jahre Lenkerarmarturen auf der rechten Seite verschwinden - die linke Seite kommt später dran. Diese Armaturen sind wirklich mit das schlechteste, was ich an Hebeleien kenne - so mies hatte ich die gar nicht in Erinnerung. Aber jetzt kommt der erste Mikuni-Probelauf.

Der neue Magura 307 ist mit dem verbauten Mopedschrott nicht zu vergleichen – ein Traum von einem Gasdrehgriff. Noch schnell passende Spritschläuche zurecht geschnitten, den Tank aufgesetzt und dann wird gekickt. Riesenüberraschung: Der Rotax kommt ohne Choke und mit der Mikuni-Grundeinstellung sofort und läuft im Stand sehr ordentlich – auch ohne Luftfilter.

Natürlich habe ich von diesem denkwürdigen Ereignis wieder eines meiner berüchtigten Mülltonnen-Videos gedreht:

So gefällt mir die rechte Lenkerseite schon viel besser: Eine Grimeca-Bremspumpe mit Bremshebel von der Silverstar, ein Killschalter von Polo, ein vernünftiger Spiegel von Tante Luise und natürlich der bestechende Magura 307 Gasdrehgriff.

Und weil es gerade läuft, schließe ich die Bremspumpe auch gleich an - eine Stahlflexleitung, irgend wann einmal für die Silverstar bestellt, passt vorzüglich. Die originale Matchless-Bremsleitung, zweiteilig mit Verteiler und aus schnödem Gummi, fliegt raus. Die Bremse war ja nie gut und ich erhoffe mir mit der Kombination Grimecapumpe, Brembosattel und Stahlflexleitung eine deutlich verbesserte Bremsleistung. Noch schnell entlüftet und das solls für heute gewesen sein, denn .....

..... jetzt, am späten Nachmittag, möchte ich doch noch eine kleine Gespannrunde drehen. Und einen Einkaufswunsch bekomme ich noch mit auf den Weg: Muffins. Aber zunächst ziehe ich über Bobenhausen nach Zeilbach auf die Großbaustelle der neuen Windkraftanlage. Mal sehen, was sich hier getan hat. Ja, es gibt gute Fortschritte zu sehen.

Über die Höhenzüge des Feldatals fahre ich weiter bis Kestrich - denn dort weiß ich einen tegut-Laden, und da gibt es ab und zu feine Muffins.

OK, es sind keine frischen Muffins, aber auch die hier sind besser als gar keine Muffins.

Riesige Mengen von weißen Pusteblumen sehe ich hier - fast könnte man glauben, dass auf dieser Wiese Löwenzahn angebaut wird.

Die Fahrt heute ist insgesamt sehr schön, auch wenn es recht frisch ist und ab und zu auch ein paar Tropfen herunter kommen. Aber jetzt, nach 60 km, zieht es sich zu, der Himmel wird sehr dunkel und ich sehe zu, dass ich trocken nach Hause komme - was auch gelingt. Ich finde, jetzt hab ich mir einen heißen Kaffee und einen Schoko-Muffin verdient.