Die alte Kaiserstadt Fritzlar ist immer wieder eine Reise wert und ich finde, dass es mal wieder an der Zeit ist, die sehr schöne Altstadt dort zu besuchen. Am letzten Wochenende war es beinahe soweit, aber heute wird es Wirklichkeit. Zu dritt starten wir bereits um 8:00 auf unseren Thunderbirds in Richtung Nordhessen. Auf dem Weg gibt es noch etwas zu erledigen: Wir wollen einen Roverhändler in Leimsfeld aufsuchen.
Das Wetter soll heute ebenso gut werden wie Gestern: Sonnig und sehr warm. Bereits am frühen Morgen bestätigt sich das und ich bin darauf vorbereitet, unterwegs einige Kleidungsstücke abzuwerfen.
Totally overdressed: Reinhard mit neuer Sommerjacke und eleganter Lederhose und Hubert zwar in seinen alten Klamotten, aber …..
….. mit rotem Helm und beigen Handschuhen exakt passend gekleidet zu seiner Thunderbird in Blut-und-Eiter. Nur ich habe nichts neues anzubieten.
Am Rande des Knüllgebirges entlang fahren wir in Richtung Frielendorf, um den Roverhändler zu finden. Bis Seigertshausen kenne ich mich aus, aber dann heisst es suchen: Wo ist der Ort Leimsfeld?
Keine Ausschilderung in Obergrenzebach, auch nicht in Grossroppershausen und ebenso wenig in Gebersdorf. Der Ort scheint vom Erdboden gelöscht zu sein und ist wahrscheinlich ein Fake wie ja auch Bielefeld.
Ein Blick auf die Karte hilft weiter und der Rest ist ein Kinderspiel …..
…. und nach ein wenig Kurverei im kleinen Ort Leimsfeld finden wir tatsächlich die Roverwerkstatt – aber geschlossen.
Aber da stehen ein paar wirklich interessante britische PKW: Etliche echte Mini Cooper, ein Rover, ein Jaguar und vor allen Dingen ein schwarzer MG F – da wird Reinhard am Montag mal anrufen, vielleicht geht ja was.
Weiter geht unsere Fahrt durch die Schwalm in den Raum Homberg/Borken/Fritzlar. Kurz vor dem Ziel gibt es einen Stopp beim (ehemaligen?) Fliegerhorst mit dem Bell Hubschrauber auf dem Gelände.
Von hier aus ist Fritzlar mit seinem alten Dom bereits zu sehen.
Nachdem wir über einige indirekte Einbahnstrassen in die Altstadt gefunden haben, machen wir uns zu Fuß auf einen kleinen Bummel.
Es ist sehr viel los in der Altstadt, die Gassen sind voll, Musik schallt herüber und schon sind wir mitten im Markttrubel.
Wer kann die alte Schrift noch lesen?
Dom, Rathaus, Marktplatz, Rolandbrunnen – alles schauen wir uns an, obwohl die Sonne jetzt gnadenlos vom Himmel sticht und uns in den Motorradklamotten das Leben schwer macht.
Eine Dame mit fünf putzigen Hunden.
Wir laufen zweimal komplett durch die Altstadt, um einen schattigen Platz in einem der vielen Cafes zu ergattern – Fehlanzeige, alle guten Plätze sind schon besetzt.
Aber am Cafe Hahn ist nur einer der beiden großen Sonnenschirme aufgestellt. Auf unsere Frage nach dem zweiten erklärt die Kellnerin, dass dieser Schirm in der Nacht beschädigt wurde. Wir schreiten zur Tat und reparieren den Schirm mit viel Blumendraht. Die Operation gelingt und danach sitzen wir herrlich im Schatten.
Als wir den Schirm aufspannen gibt es Beifall und standing ovations vom Publikum. Das war unsere heutige gute Tat – und sie wird sich noch auszahlen.
Natürlich habe ich wieder meine Kappe vergessen, aber dank meines Funktionstuches habe ich dennoch einen prima Sonnenschutz. Wir bestellen kühle und heiße Getränke sowie äusserst leckeren Mohnkuchen.
Und als Belohnung für die Aktion Sonnenschirm erhalten wir alle einen kleinen Eisbecher – lecker.
Wir verlassen Fritzlar und machen uns auf den Weg zu einem kleinen Geheimtipp: Einem Cafe im Edertal. Aber zunächst gibt es einen Stopp kurz hinter Fritzlar, wo ich mich meiner Funktionsunterhose entledige – es ist mittlerweile einfach zu heiß.
Zielsicher führt uns Hubert durchs Edertal und in Friebertshausen kommen wir dann zu diesem äusserst netten Cafe, in dem es Kaffee und Kuchen, aber auch Forellengerichte gibt.
Ohne jede Absprache haben wir unsere drei Thunderbirds exakt in Reih und Glied geparkt – ein hübscher Anblick.
Innen glaubst Du, dich in einer Puppenstube zu befinden.
Friebertshausen befindet sich nahe Frankenau und da kenne ich mich wieder ganz gut aus. Aber zunächst lassen wir es uns im Cafe gut gehen. Dabei bollern plötzlich über 100 Harleys vorbei – da ist also wieder ein Event am Edersee. Den müssen wir jetzt am Wochenende also unbedingt meiden, aber das hatten wir ohnehin vor.
Nun geht es auf eine winzige Nebenstrecke Richtung Hundhausen, die ich von früheren Fahrten bereits kenne. Aber oh Schreck: Auf den engen Strässchen fahren riesige Gruppen von Motorradfahrern. Es hat also wirklich keinen Sinn, an einem Wochenende den Edersee oder den Nationalpark Edersee zu besuchen. Wir lassen ein paar Gruppen vorbei ziehen und schauen uns die herrliche Gegend an.
Auffällig ist, dass hier noch der Raps steht – das Edertal ist tatsächlich klimatisch immer ein wenig zurück.
Nach kurzer Diskussion beschliessen wir, über Bergfreiheit, Schiffelbach, Jesberg, Sebbeterode, Neustadt und Kirtorf nach Hause zu fahren.
Die letzte Pause machen wir dann am kleinen See im Kirtorfer Wald, wo wir ein junges Pärchen stören, zwei Gänsefamilien beobachten und über Graskarpfen diskutieren. Jetzt ist es nicht mehr weit nach Hause und wir schaffen es, ohne in ein Unwetter zu geraten – obwohl es manchmal stark danach aussieht. Am Ende des Tages haben wir 250 km gefahren und wir sind aufgrund der starken Hitze doch ein wenig geschlaucht. Aber schön war’s.