Der Tag der Rückschläge – zuerst bei Yellows erfolglosem Jagdversuch, der jämmerlich in die Hose ging. Und dann erwischt es mich bei den Arbeiten an der Lambretta.
Der Spaziergang mit Yellow beginnt ganz normal mit Laufen, Werfen, Übungen und Schnüffeln. Aber dann passiert es:
Ein ausgewachsenes Reh taucht vor uns auf – Yellow ist natürlich nicht zu halten und rast wie der Teufel hinterher. Der etwas übergewichtige Bursche hält sich überraschend gut und der Abstand zur Beute wird zumindest nicht kleiner – bis die wilde Jagd an einen breiten Graben mitten im Acker kommt: Reh springt elegant darüber, Yellow versucht einen waghalsigen Sprung, kommt nicht ganz rüber und kracht in die schlammige Böschung. Peinliche Vorstellung, aber dadurch hört er wieder auf meine Stimme und kommt kleinlaut zu mir.
Zuhause geht es wieder in die Werkstatt. Heute möchte ich noch eben den Soziussattel und das Reserverad montieren, um mich danach an die Bremsen zu machen. Aber es kommt anders.
Ich lasse es in der Werkstatt langsam angehen und montiere zunächst das neue Blechschild. Da hätte mir schon auffallen müssen, dass heute nicht mein Tag ist: Alle 4 mm Bohrer sind stumpf und ich muss erst einmal an den Schleifbock.
Der Sattler ist heute mit der Sitzbank des Capri fertig geworden – ist sehr gut gelungen. Sobald die Lambretta von der Bühne ist, geht es mit Volldampf an den kleinen Capri. Aber zunächst wird die Sitzbank zu den anderen Capri-Teilen gepackt.
Und jetzt kommen die Rückschläge: Mein wunderschönes Lambretta-Rücklicht passt nicht! Ich habe übersehen, dass der Reservereifen so tief kommt, dass er auf dem Rücklicht aufsetzt. Schöner Mist.
Ich stöbere in meinem Leuchten-Fundus nach einer Alternative. Das Rücklicht muss klein sein, es soll mit LEDs arbeiten und muss natürlich ein bisschen zur alten NSU-Linie passen. Ich entscheide mich für ein kleines, rundes Rücklicht von Polo.
Ich ändere die Befestigung komplett und säge und bohre und feile, bis alles passt. Sieht gar nicht so übel aus, und das Rücklicht hat sogar ein E-Zeichen. Es funktioniert prima – bis ich es endgültig befestigen will: Dabei reissen die Stehbolzen aus dem Plastik. Elender chinesischer Dreck! Alles mieser Kunststoff in einer jämmerlichen Qualität. An dieser Stelle breche ich ab und mache für Morgen einen neuen Plan.
Klar, wer sich mit alten Böcken abgibt, erlebt zwangsläufig viel Murks. Und weil die meisten meiner Zweiräder schon ein paar Jährchen auf dem Buckel haben, erlebe ich relativ viel Murks, bin quasi umgeben davon. Aber zum Glück nicht nur.
Denn der Tag beginnt angenehm mit einem besonders langen Hundespaziergang bei sonnigem Wetter und Temperaturen um die 5°C.
Wir sind heute am und auf dem Kratzberg ganz unter uns, keine weiteren Hunde sind zu sehen – was sehr selten der Fall ist. Nur ganz am Horizont sieht man wie in einem Schattenspiel einen winzigen Menschen mit Hund den Kratzberg hinauf steigen.
Warten auf der Spielwiese – aber heute kommt niemand. Dafür gibt es später nette menschliche Kontakte.
Seit Tagen nehme ich mir schon vor, mal wieder an die DR400 zu gehen – dieser schöne Eintopf muss jetzt endlich zurück auf den Asphalt der Strasse. Und heute mache ich es wahr. Direkt nach dem Spaziergang geht es ab in die Werkstatt.
Ist das nicht ein Bild von einem Motor? Könnte in einem alten Lehrbuch im Kapitel „Einzylinder-Viertakt-Motoren“ abgebildet sein. Ich rüste jetzt auf einen gereinigten und grundeingestellten Vergaser zurück. Man könnte meinen, dass wäre ganz leicht und alles ist gut zugänglich – aber leider stimmt das nicht. Es geht verdammt eng zu und Aus- und Einbau sind ein bisschen murksig.
Fertig, der Vergaser ist getauscht und beim ersten Test ist auch das Schwimmernadelventil dicht.
Jetzt gehts raus aus der Werkstatt und es gibt einen Testlauf.
Die Suzi springt prima an und der Motor klingt einwandfrei. Auf einer winzigen Probefahrt ist auch alles in Ordnung, aber ich traue dem Frieden nicht und bilde mir sogar ein, wieder Ansätze von Knallen und Patschen zu spüren. Es hilft also nix, in den nächsten Tagen muss ich eine richtige Probefahrt machen.
Und dann habe ich die Ferndiagnose von MOTEK Motorradelektrik im Kopf: Für den Ingenieur bei MOTEK klang meine Beschreibung nicht nach einer defekten CDI, sondern nach einer schwachen Spule für die Zündspannung. Mhhm …..
Jetzt will ich mir aber noch richtigen Murks antun und begebe mich in die Untiefen der Elektrik der NSU Lambretta.
Wie das so ist bei Rollern, muss erst einiges an Blech abgeschraubt werden, bevor man an die Innereien kommt. Aber schon da zeigt sich reichlich Murks: Fehlende Schrauben, lockere Schrauben, schief eingedrehte Schrauben. Oh je, das fängt nicht gut an.
Bei der Elektrik ist es noch schlimmer: Fast alle elektrischen Verbindungen sind lose, etliche abgerissene Leitungen liegen herum und nahezu alle Glühlämpchen sind hin. Aber eigentlich hab ich’s genau so erwartet.
Jetzt tuts auch die Ladekontrolle wieder und sie erlischt sogar bei höheren Drehzahlen. Ist doch auch mal was. Ob ich das Lämpchen gegen eine LED eintauschen sollte?
Das Zündschloss macht einen wackligen Eindruck und die Kontaktgabe des Dynastarters ist auch nur mässig. Hier flute ich erst einmal mit Kontaktspray.
Action gibt es heute während des Spazierganges mit Yellow jede Menge. Dass der gestrige Gang ausgefallen war, wurde nun doppelt aufgeholt.
Am Fuße des Kratzberges treffen wir auf Jack und Marlon mit ihren Besitzern. Die drei verstehen sich gut und wir können die Leinen losklicken. Nach ganz kurzer Begrüßung geht die wilde Jagd mit drei Rüden los.
Bei Jack und Yellow klingt es oft so, als würde in den nächsten Sekunden Blut fließen. Passiert aber nicht, das ist alles Theaterdonner.
Jack und Marlon sind perfekte Apportierhunde und bringen die weit geschleuderten Bälle zurück. Damit kann Yellow aber nun gar nichts anfangen. Schätze, er ist mehr der Hütehund oder der Haus- und Hofhund.
Wer zwischen die tobende Meute gerät, lebt gefährlich. Naja, nicht wirklich gefährlich.
Die Menschen spielen bei dem wilden Spiel keine Rolle und sind nur noch Statisten.
Weit über die Wiesen und Felder tobt die Brut.
Auch wenn das Spiel sehr rau wirkt, enstehen keinerlei kritische Situationen.
Ein ganz kleines bisschen ist Yellow fauler als die beiden anderen – aber er ist ja auch mit Abstand der Älteste. Und der Übergewichtigste.
Kein Ende der Tollerei in Sicht.
Nach etwa 40 Minuten brechen wir das Spiel ab, alle Beteiligten müssen weiter.
Jeder zieht nun mit seinem Hund in eine andere Richtung. Aber halt, da merke ich, dass sich bei mir zwei Hunde befinden. Tatsächlich, Jack ist uns gefolgt und lässt seine Chefin am Horizont immer kleiner werden. Ich sag noch: „Jack,“ sag ich, „das gibt Ärger“. Hilft nix, wir müssen Jack zurück bringen und natürlich kriegt er jetzt wirklich Ärger. 🙂
Zu Hause muss ich den Spediteur warten, der heute ab 12:00 den gekauften Vespa 125 Motor bringen wird. Und um kurz nach 12:00 fährt tatsächlich der LKW vor.
Auf einem palettenähnlichen Gebilde aus Pappe wird der Motor angeliefert. Entgegen der Abmachung ist jetzt doch der Vergaser dabei. Damit ist der Motor quasi direkt einbaubar. Aber wo soll ich ihn einbauen, etwa in die 200er Cosa?
Natürlich nicht, der Cosa-Motor soll in die Vjatka. Ich hab ja nichts gegen den originalen Vjatka-Motor, aber die Teilesuche ist hier im Westen doch sehr schwierig. Aber noch ist die Zeit nicht reif für die Vjatka.
Ich gehe noch mal in Ruhe die unlängst in Aladins Wunderhöhle gekauften Vespa-Teile durch. Da sind richtig schöne Sachen dabei.
….. die rote Sonne im Meer versinkt – die Älteren unter uns werden sich an diesen berühmten, uralten Schlager aus den 40er und 50er Jahren vielleicht noch erinnern. Ganz sicher bin ich mir, dass der Capri-Roller von Agrati seinen Namen von der Insel Capri im Golf von Neapel bekommen hat. Und jetzt schließt sich der Kreis von der roten Sonne bei Capri zu den roten Seitenteilen des Capri-Rollers. Der abgebildete Sonnenuntergang wird hier mit freundlicher Genehmigung des Bildeigentümers gezeigt.
Tatsächlich ist mein heutiges Thema die Farbe des Capri-Rollers. Für die Schrägheck-Capris wäre es einfach: Da hat Marcel von kugelmoped.de passende Farbtöne auf seiner Webseite veröffentlicht. Aber ich habe einen Rundheck-Capri, und dafür sind die Farben noch nicht vermessen und bestimmt.
Was habe ich also? Zunächst meine Erinnerung an den eigenen Capri im Jahre 1967. Aber ehrlich: Dazu fällt mir nur ein, dass der Roller weiß mit roten Seitenteilen war. Das er nach wenigen Wochen mattschwarz mit roten Seitenteilen war, gehört zu den eher peinlichen Erinnerungen – aber so war’s nun mal.
Und dann habe ich, ebenfalls von www.kugelmoped.de, die Information aus einem Prospekt des ersten Importeurs Helmig aus Köln. Und da steht: Hellgrau mit roten oder anthrazit-grauen Seitenteilen. Schon besser, und die Kombination aus zwei Grautönen würde mir ausgesprochen gut gefallen. Aber mein Capri soll so werden, wie er anno 1967 zu mir kam. Das bedeutet also, dass der gesamte Roller hellgrau und die Seitenteile rot werden.
So weit – so gut. Jetzt mache ich mich über die RAL-Tabelle her. Und natürlich gibt es schon dort jede Menge Grautöne und jede Menge Rottöne.
Seit vielen Jahren hängt in meiner Werkstatt diese alte RAL-Tabelle. Bisher hab ich sie nur ein einziges mal benötigt, nämlich bei der Bestimmung des Rot für mein MZ ES250/1 Gespann. Damals habe ich mich für Verkehrs-Rot, also RAL 3020, entschieden.
Zunächst zum Grau. Anfangs tendiere ich zu Steingrau (RAL 7030).
Aber dann suche ich ein möglichst helles Grau aus und lande schließlich bei Lichtgrau und damit bei RAL 3035.
Beim Rot wird es noch schwieriger. Das Rot soll kräftig, aber nicht knallig sein. Ich versuche, mich am Scania-Rot des Schrägheck-Capris zu orientieren und komme so in den Bereich von Orientrot (3031), Signalrot (3001) und Kaminrot (3002).
Als Vorauswahl muß das genügen, und die Entscheidung wird erst dann fallen, wenn ich beim Lackierer dessen Farbtabelle ansehen kann.
Nach den kniffeligen Farb-Überlegungen tut mir der Spaziergang mit Leihhund Yellow trotz des trüben Wetters gut.
Bei Nieselregen ziehen wir einsam unsere Runden und treffen lediglich auf einen kleinen Pudel in schwarz, vermutlich RAL 9011. Dennoch muss ich ständig an Rot- und Grautöne denken.
….. eats sugar lumps – OK, wir wissen alle, dass es bei diesem alten Song um Drogen ging. Unser heutiger Freund Jack jedoch ist ein 1-jähriger Labroador-Mischling und ein Energiebündel ohnegleichen. Und weil ich heute mal wieder mit Yellow und Laurent unterwegs bin, wird aus den zwei Gangstern die gefürchtete Dreierbande. Jedenfalls schaffen sie sich zu dritt dermaßen ab, dass es für den Rest des Tages reichen dürfte.
Schon von weitem erkennt Yellow, dass es Jack ist, der sich nähert. Und das macht ihn schon ganz aufgeregt ob der bevorstehenden wilden Raufspiele. Für den kleinen Laurent ist es das erste Zusammentreffen mit Jack und das verläuft erwartungsgemäß unproblematisch. Also erstmal begrüßen sich die drei nach Hundeart.
Sofort sind wir Menschen, also Jacks Besitzerin und ich, hoffnungslos abgemeldet. Wir tragen es mit Fassung.
Laurent und die Lady kennen sich noch nicht und natürlich schleimt der kleine Gangster sich sofort ein.
Jack und Yellow ertragen die Schleimerei nicht länger und fangen schon mal mit ihren brutalen Spielen an.
Und dann beginnt die wilde, verwegene Jagd. Die Burschen sind so schnell, dass die Kamera sie nur schemenhaft erwischt.
So klein Laurent auch sein mag: Wenn ihm was zuviel wird, kann er richtig fies werden und so setzt er Jack ein paarmal ordentlich in den Senkel.
Genug getobt, Pause. Aber nur wenige Sekunden …..
….. und dann geht es noch wilder und noch schneller weiter.
Akrobatisch, dieser Jack! Hier ist er gerade über Yellow hinweg gesprungen und macht jetzt das gleiche bei Laurent. Und alles nur wegen eines kleinen Bröckchens Hundefutter, dass ich geworfen habe. Dummerweise kriegt aber trotzdem der kleine Laurent das Leckerli – ist eben ein pfiffiges Bürschchen.
Jetzt toben Jack und Yellow noch ein paar Minuten auf dem gegenüberliegenden Acker und sauen sich dabei so richtig ein. 30 Minuten lang lassen wir die Bande toben, aber dann geht es auf den Heimweg.
Wenn die Hundchen zufrieden sind, bin ich es auch. Und die beiden weißen Gangster sind total zufrieden und plumpsen nur noch auf ihre Decken. Da ist erstmal Ruhe.
Kaum zu Hause, bringt der Hermes-Bote den Sachs-Motor, den ich beim Spezialisten aus Solingen gegen meinen Sachs LKH getauscht habe. Sieht gut aus, das Motörchen.
Und er ist vor allen Dingen komplett und ist nicht so ein Sammelsurium aus den verschiedensten Sachs-Teilen wie der alte Motor. Allerdings ist es ein Mokick-Motor mit 2,6 PS und kein Kleinkraftrad-Motor mehr.
Diese putzige Abdeckkappe für die Zündkerze habe ich an Sachs-Motoren noch nie gesehen. Aber klar, das hält Zylinder und Kopf etwas sauberer.