Ende einer Dienstfahrt

Seit Jahren nimmt der Bundeswehrseesack, gefüllt mit Dienstkleidung, jetzt Platz weg – und das in unserem Minihaus, in dem sowieso mit jedem Kubikzentimeter gegeizt werden muss. Und bei den Reservisten hab ich mich die letzten Jahre sowieso rar gemacht. Hab deshalb Anfang der Woche ein paar Telefonate geführt, wie ich meinen BW-Kram endgültig loswerden kann und wo ich alles abgeben muss. Seitdem weiss ich, dass die Kleiderkammer in Schwarzenborn, also im Knüllwald, dafür zuständig ist. Und an diesem Donnerstag hab ich frei, das heisst für mich: Ab nach Schwarzenborn. Und die Devise lautet: Ende einer Dienstfahrt“ oder „Reserve hat Ruh“.

Am Vorabend hole ich den Seesack vom Dachboden und überprüfe den Inhalt. Alles komplett und in ordentlichem Zustand. Etliches von dem Flecktarnzeug hab ich auch nie, wirklich nie, benutzt. Dann am Morgen den Seesack in die Motorradhalle geschleppt und im Seitenwagen verstaut – passt einwandfrei und gibt schönen Ballast. Um 8:00 starte ich in Richtung Knüllgebirge, es ist schön kühl und sehr nebelig – also mein Lieblingswetter. Und in den Knüll fahre ich ohnehin immer wieder gerne, aber zum ersten mal mache ich eine Dienstfahrt daraus.

Um diesen Seesack geht es, ich will ihn mitsamt seinem Inhalt loswerden. Ich werde wohl ausser Schiesswettkämpfen keine BW-Aktionen mehr mitmachen - vorbei.

Der Seesack passt gut in den kleinen Velorex. Jetzt kanns losgehen, es ist noch dämmrig und nebelig, aber es regnet nicht und die Temperatur ist OK für mich.

Kirorfer Wald, Antrifttal, dann in die Schwalm nach Willingshausen und über Röllshausen nach Neukirchen. Von da aus sind es über Hauptschwenda keine 10 km mehr bis zur Kaserne auf dem Knüllköpfchen. Insgesamt rund 70 km durch schönste Gegenden. Erster und letzter Stop vor dem Ziel ist hier ein Kreuzweg vor Neukirchen.

In der Kaserne natürlich der übliche BW-Kram: Personalaufnahme, Besucherzettel, dann ab zur Kleiderkammer. Wenigstens dort ist man unbürokratisch und die Auskleidung verläuft reibungslos. Weil ich ohne Helm durch die Kaserne fahren, raunzt mich noch ein Offizier an - aber wohl zu Recht. Fahren ohne Helm ist nicht wirklich intelligent, auch nicht in der Kaserne.

Raus aus der Kaserne, jetzt schau ich mir noch kurz den schönen See auf dem Knüllköpfchen an. Überlege mir ein Frühstück in der Knülljause, nur 2 km entfernt.

Also los, erstmal auf den Parkplatz. Hier bin ich um diese Zeit und am Wochentag völlig allein.

Allerdings ist auch die Jause noch geschlossen, also wirds nix mit dem Frühstück. Hier oben ist es verdammt kalt, richtig ungemütlich und dazu noch feucht. OK, also runter in wärmere Gegenden. Muss sowieso sehen, dass ich nach Hause komme, schliesslich soll es heute an meiner MZ-Werkstatt weitergehen. Ein wenig mauern und Dach decken ist angesagt. Geniesse noch die Rückfahrt, und dann wird der Blaumann übergestreift.

Endlich: Der Regen hat ein Ende

Der Dauerregen hält die gesamte Woche an – von Montag bis Samstag. OK, Samstag wars ein bisschen besser, aber an dem Tag ging es mit meiner MZ-Werkstatt weiter. Wir haben es tatsächlich geschafft, das Werkstatt-Fachwerkgerüst komplett zu errichten – Klasse. Besten Dank an meinen Freund Wolfgang und Nachbar Karl-Heinz für die Hilfe – allein hätte ich das nie gepackt. Allerdings hab ich durch die für mich als Bürohengst ungewohnte Arbeit heute ziemlichen Muskelkater. Bin wirklich nix mehr gewohnt, eben nur ein alternder Bürohengst. Aber heute, am Sonntag, ist der Regen vorbei und ich fahre mal eben 150 km in der näheren Umgebung.

Immer öfter fahre ich bei meinen Hessentouren zunächst in Richtung Westen – und so auch heute. Geplant ist, das Biebertal zu „erfahren“ und so gehts zunächst bis Krofdorf-Gleiberg und dort fahre ich in Richtung Salzböden. Erstaunlicherweise bin ich dort noch nie, wirklich nie, gewesen, und so entdecke ich erstaunliche Dinge. Da mich aber der Muskelkater meiner gestrigen Werkstattaktion noch ganz schön quält, dehne ich die Fahrt heute nicht gross aus und lass es bei 150 km bewenden. Dennoch ein schöner Tag bei perfektem Herbstwetter, wenig Verkehr und schönen Routen.

Zum ersten Mal mache ich ein Bild an der Lahn, hier zwischen Lollar und Wismar, kurz vor dem Wismarer See.

In Krofdorf-Gleiberg nehme ich die Strasse nach Salzböden und komme auf eine unglaubliche Strasse. Endlos lang, schätze so ca. 15 km, zu 99 Prozent durch dunkele Wälder, ganz schmale Strasse in unglaublich schlechtem Zustand. Stellenweise zweifele, mich auf einer öffentlichen Strasse zu befinden. Macht aber einen Riesenspass, fühlt sich an wie 1955 und ingesamt keine 10 PKW auf der Gasse.

Jetzt bei Grossen-Buseck. Für mich ist dieser Landstrich zwischen Lollar, Reiskirchen und Buseck ziemlich reizlos, fast nur Zubringerstrassen mit viel Verkehr. Muss es abr auch geben und schliesslich muss ich selbst morgen in diese Gegend: Im Baumarkt Ruhl werde ich Bretter und Steine für meine Werkstatt bestellen.

Nachdem ich am letzten Sonntag meine schöne Moto-Detail-Uhr auf Burg Nordeck verloren habe, habe ich direkt bei Tante Luise eine neue bestellt - diesmal mit einem vernünftigen Halter. Die wird jetzt nicht einfach mit Klettband befestigt. Uhr am Motorrad muss einfach sein - hab ja im normalen Leben sonst nie eine dabei.

Über das Marburger Umland komme ich nach Kirchhain und beschliesse, im Cafe Noll ein wenig Kuchen für uns und die Nachbarn mitzubringen. Schliesslich haben mir Ruth und Egon gestern mit gutem Oettinger Bier für die Bauhelfer ausgeholfen.

Und wo ich schon mal in Kirchhain bin, nochmal kurz durch die Altstadt gekurvt. Dabei stosse ich auf den Hexenturm, den ich vorher noch nie gesehen habe. Und ich war früher verdammt oft in Kirchhain - aber hier noch nie.

Kulturtrip mit dem Rotax-Gespann

Am Samstag abend plane ich eine kleine Sonntagstour. Zuerst denke ich an Suhl, um mal in Ruhe das Museum zu besuchen. Aber der Gedanke an die berüchtigten thüringischen Umleitungen lässt mich davon abkommen. Dann fällt mir wieder meine Fahrt nach Montabaur ein und die Burg Greifenstein. Die werde ich besichtigen und dabei versuchen, auf dem Weg dahin so viele Burgen wie möglich zu sammeln. Kurz: Ich plane einen Kulturtrip: Burgen und Schlösser.

Das Wetter soll heute extrem schön werden. Diese Tatsache in Verbindung mit meiner Route Lahn-Dill-Kreis und Westerwald, lässt mich furchtbare Menschenmassen befürchten. Deshalb soll es früh losgehen, damit wenigstens die ersten Stunden etwas ruhiger sind. Klappt auch gut, um 8:10 brummt der Rotax und wir rollen knirschenden Reifens über den Schotterweg aus dem Hof hinaus. Ein kühler und zunächst klarer Morgen empfängt uns. War gut, dass ich die dickeren Handschuhe genommen habe. Flott und völlig allein durchfahre ich die Rabenau und bin noch vor 9:00 an meinem ersten Etappenziel.

Und das ist Burg Staufenberg, nur rund 30 km entfernt. Dennoch kenne ich die Burg kaum. Heute fahre ich einfach in den Burghof hinein, alle Schilder missachtend. Ein paar Gestalten laufen dort schon herum, aber niemand kümmert sich um mich. Auffällig: Etliche seltsame Holzschilder, die in allen Ecken herumstehen.

Burg Staufenberg ist nicht riesig, hat aber diesen netten Turm und ist umgeben von Fachwerkhäusern, die wie Schwalbennester an der Burgmauer kleben.

Jetzt sehe ich auch den Grund für die seltsamen Holzschilder: Da werden Zelte und Buden für ein mittelalterliches Spektakulum aufgebaut, der erste Ritter wühlt schon in der Mülltonne. Schnell weiter, bevor das Spektakulum beginnt.

Jetzt wird Krofdorf-Gleiberg mit Burg Gleiberg avisiert. Hier mein Gespann vor einem Busch mit roten Ginsterbeeren. So etwas würde ich ohne die Pinkelpausen auf meinen Fahrten überhaupt nicht wahrnehmen. Wie schon auf der Fahrt nach Montabaur liegt die Strecke zwischen Wissmar und Wettenberg in dichtem Nebel, der sich aber jetzt auflöst.

Burg Gleiberg liegt noch höher als Staufenberg. Auch hier durchfahre ich alle offenen Tore und dieses Verhalten bewährt sich heute überall. Ab in den Burghof.

Nicht nur höher gelegen, auch deutlich grösser ist der Burghof in Krofdorf-Gleiberg. Die Sonne kommt jetzt gewaltig und legt die Gemäuer in gleissendes Licht - sieht grandios aus!

Treppauf - treppab, hier kannst Du ordentlich Meter machen, aber es lohnt sich.

Restaurant und Bierzelt deuten darauf hin, dass die Betreiber heute viele Gäste erwarten.

Jetzt auf den höchsten Punkt und die Aussicht über das Gleiberger Land geniessen.

Und die ist trotz leichter Diesigkeit fantastisch! Direkter Blick auf die Nachbarburg Vetzberg, die ich deshalb nicht gesondert anfahren werde - vielleicht beim nächsten mal. Etwas weiter rechts der Dünsberg mit der Keltensiedlung und dem markanten Funkturm, und ansonsten jede Menge Wald. Klasse Gegend!

 

Weiter gehts, jetzt tief in den Lahn-Dill-Kreis, der hier besonders schön ist. Vor Ehringshausen (bekannt von der Autobahnabfahrt auf der A45) komme ich durch diesen Ort. Das Bild ist speziell einem MZ OT Partisanen gewidmet, der ein bestimmtes Kölner Getränk zu einem Lebensinhalt gemacht hat. Prost!

Hinter Katzenfurt biege ich rechts ab in Richtung Greifenstein und Greifenthal. Schraube mich durch eine wunderbare Waldgegend hoch bis Greifenstein und blicke hier in Richtung Nordwesten auf riesige Wälder.

Die Burg Greifenstein erhebt sich gewaltig über dem kleinen Ort und scheint der zentrale Punkt dieser Gegend zu sein. Das ist eine Burg nach meinem Geschmack: Schon der Name: "Greifenstein". Nicht diese tuntigen Schlösschen und Spieltürmchen, nein, das ist eine echte Burg. Waren bestimmt mal Raubritter drin.

Am Hinweisschild auf die Burgruine und den Fröderkreis parke ich das Gespann und gehe die letzten Meter den Berg hinauf.

Diese Türme, der blanke Wahnsinn.

Wie eine Ruine sieht Greifenstein wahrhaftig nicht aus.

Die Besichtigung kostet lausige 3 Euro Eintritt, damit wird der Erhalt der Burg gefördert. Diese Burg ist jeden Cent wert. Als erstes ein Blick auf das Gefängnis mit Folterkammer.

Eine eigene Glockengiesserei hat Greifenstein auch.

Diese Kanone neben der Glockengiesserei ist äusserst verdächtig. Wahrscheinlich haben die von und zu Greifensteins heimlich Kanonen gegossen und damit durch die Gegend geballert. War ja damals auch nötig.

Das gepflegte Restaurant in der Burg bietet Drachenwurst und Ritterknochen. Hab aber nix gegessen, es ist noch zu früh für mich.

Trotz Beschilderung und Rundgang-Hinweisen kannst Du dich auf der Burg leicht verlaufen. Aber Achtung: Manche Türen und Tore werden um 18:00 geschlossen und verriegelt. Dann bist Du nachts allein mit den Geistern der Ritter und Burgfrauen.

Ganz schön alt, die Türmem auf Greyfenstein. Diese Schreibweise dürfte einigen Russentreibern gut gefallen.

Wahre Worte, die dieser Pranger uns erzählt: "Blick erst auf dich, dann richte mich". Sollte man sich ab und zu mal vor Augen halten - und zwar jeder von uns.

Jetzt zurück zum Gespann, dass ich am "Drachen" geparkt habe. Jeder Teil der Burg hat einen historischen Namen, und hier ist der "Drache". Warum weiss ich allerdings nicht. Vielleicht wegen der zugemauerten Höhle?

Von Greifenstein fahre ich nach Beilstein. Glaube, dort beim letzten mal eine Burg gesehen zu haben. Ist aber nur ein ehemaliges Schlösschen, das später als Amtshaus genutzt wurde. Nett, aber keine Burg.

Nun nach Mengerskirchen und von dort nach Merenberg. Unterwegs dieser hübsche See. In Merenberg finde ich zwar keine Burg, aber einen historischen Ortskern, der mich mit seinen Wachtürmen, Mauern und Fachwerkhäusern unwahrscheinlich an das "Alte Dorf" in Westerholt erinnert. Also so was von Ähnlichkeit.

Mein nächstes Ziel ist Braunfels. Nehme für ein paar Kilometer sogar die schreckliche B49 - und glaubt mir, die ist zwischen Merenberg und Braunfels besonders grausam. Dafür entschädigen die waldreichen Kurven nach Braunfels hinauf.

Die Stadt Braunfels wirkt auf mich wie ein Kurort, überall Kliniken, aber auch Immobilienhinweise auf Häuser, die zu verkaufen sind. Sehr auffällig, und das deckt sich mit den vielen Verkaufanzeigen in unserer Tageszeitung. Braunfels vor dem Ausverkauf? Kaum, ist doch eigentlich eine schöne Stadt. Und die vielen Kliniken und Arztpraxen haben ihren Ursprung sicher im Kräutergarten des Otto von Brunfels.

Die Stadt Braunfels ist nett, die Burg Braunfels ist nett - trotzdem halte ich mich nicht lange auf und verschwinde wieder. Hier ist mir einfach viel zu viel Trubel. Etwas später kommen mir zwei MZ RT 125 entgegen - eine schwarze und eine dunkelrote. Begrüssen uns heftig winkend.

Auf der Weiterfahrt gerate ich auf die grausigen Strecken zwischen Wetzlar und Giessen - eine mittlere Katastrophe. Und ein Verkehr - Wahnsinn. BMW- und Audi-Fahrer schieben mich quasi vor sich her. Erst ab Dudenhofen fällt mir eine vernünftige Route ein. Hier raste ich an einer herrlichen Obstwiese nahe Kleinlinden. Fahre jetzt nach Grossenlinden in den Burger King und verdrücke einen gewaltigen Burger. Es ist mittlerweile 14:00 und die Mahlzeit ist dringend nötig.

Burger-gestärkt jetzt nach Lich und Reiskirchen. In Reiskirchen entdecke ich in diesem ehemaligen Holzladen einen BMW Oldiehändler. Drinnen etliche historische Kühe und 2 Steib Seitenwagen. Möchte nicht wissen, wie hier die Preise sind. Da fällt mir ein, dass mein alter Kumpel Spock sein R50/2 Gespann mit Jupiterboot verkaufen will. Soll aber um die 10.000 kosten. Aber BMW ist nicht meine Welt.

Crossroads zwischen Climbach und Allendorf. Der Leibhaftige taucht jedoch nicht auf, um mir im Tausch gegen meine Seele alle Motorradfreuden dieser Welt anzubieten. Ob ich angenommen hätte? Hmmh ....

Letzte Burg für heute ist Burg Nordeck - Internat und Schullandheim. Hier schicken Geldmöpse aus ganz Europa ihren Nachwuchs hin. Hab die Burg trotz ihrer Nähe bisher nie besucht.

Schicke Wendeltreppe zu den Zimmern in diesem Gebäude.

Putziger Innenhof - verglichen mit Greyfenstein. Aber hat auch seinen Reiz.

Burgmauer und Turm von Burg Nordeck sind durchaus imposant.

Wie jede vernünftige Burg auch hier eine eigene Kapelle. Die Kirche war schon immer sehr präsent.

Beim Abfahren verliere ich noch meine angeklettete kleine Uhr - Mist. Muss sofort eine neue bestellen, hab mich an die Zeit vor Augen gewöhnt. Jetzt noch die letzten km nach Hause und den historisch angehauchten Taq Revue passieren lassen. War mal was anderes für mich und die Aktion lässt Raum für Wiederholungen. Habe schliesslich etliche Burgen auf dem Weg ausgelassen: Burg Vetzberg, die Moritzburg, Burg Hohensolms - um nur einige zu nennen. Da geht also noch was.

 

Das 23. Vogelsberger Gespanntreffen

Karl-Otto vom Grünberger AMC hatte zum Glück daran erinnert – an das Gespanntreffen in Windhausen. Beim allerersten Treffen war ich schonmal dort, damals fand es im Winter statt und war unglaublich gut besucht. Im pickepacke vollen Zelt herrschte eine Mordsstimmung. Im Laufe der Jahre wurde die Besucherzahl leider immer geringer, aber es gibt immer noch einige, die dem Treffen die Treue halten. Auf zum 23. Vogelsberger Gespanntreffen in Windhausen.

Die Organisatorin des Treffens, Erika, ist zufällig auch die Besitzerin der Izh-Motorräder in Eudorf. Schon deshalb muss ich das Treffen besuchen – vielleicht kommen wir in Sachen Jupiter-Seitenwagen ja doch noch ins Geschäft.
Ein paar Gespannfahrer vom Grünberger AMC haben in Windhausen ein grossen BW-Zelt aufgeschlagen, in dem wir auch übernachten könnten. Aber das wollen wir nicht, es reicht ein Tagesbesuch am Samstag.

 

Vorbereitungen: Das XV-Gespann von Ruth und Egon und meine Silverstar Gespann werden beladen und fertig gemacht für den langen Weg nach Windhausen. Den Pokal für die weiteste Anfahrt werden wir ganz sicher unter uns ausmachen - wer will uns den bei fast 20 km Anfahrt streitig machen?

Das Bundeswehr-Zelt des Grünberger AMC steht schon. Es ist eindeutig der gefühlte Mittelpunkt des Platzes.

Allein für den Transport des Mannschaftszeltes hat sich die Anschaffung des Anhängers für den Russenboxer gelohnt.

Heute sind die Grünberger ausschliesslich mit Russenboxern angereist.

Die einzige MZ auf dem Platz ist heuer dieses Friedberger ETZ-Gespann in NVA-oliv.

Keine BSA: Sehr schönes Gillet-Herstal 500 Gespann mit chinesischem Seitenwagen mit Steib-Emblem. Als der Fahrer später damit abreisen will, springt der seitengesteuerte Einzylinder auf den ersten Kick an. So soll es sein!

Auch unsere beiden Gespanne treffen auf Interesse.

Moto Guzzi mit gigantischem und BMW mit unpassend kleinem Boot.

Falcone im Carabinieri-Look: Ein sehr schönes Motorrad, dass von seinem Besitzer heiss und innig geliebt wird. Kann ich verstehen.

Dieses zweckentfremdete Friedhofsschild findet sich vor dem Zelt einer Wuppertaler Gespanntruppe. Sehr originell!

Diesen gewaltigen 1,5 Sitzer muss eine BMW ziehen.

Ein richtiges Dienst-Quad ist diese Kawasaki mit dem 750ccm V2 Motor. Ruth, Egon und ich dürfen jeder eine ausgiebige Probefahrt machen - so ein Gefährt hat auch seinen Reiz und macht viel Spass.

Und zum zweiten mal treffe ich in Windhausen meinen alten Bekannten Winfried, genannt Spracki. Vor 25 Jahren haben wir einiges zusammen gemacht, unter anderem auch eine Nordlandfahrt von 3 Wochen.

Rostbratwurstfahrt mit dem Rotax nachThüringen

Eigentlich war es schon für den gestrigen Mittwoch geplant, fiel dann aber wegen starker Kopfschmerzen aus: Eine Fahrt nach Thüringen. Es gibt kein konkretes Ziel, aber aus dem Bekanntenkreis gabs sofort Aufträge: „Bring Rostbratwürste mit“. Gut, also dann heute, am Donnerstag. Hab mir das Biosphärenreservat Rhön in der Gegend Kaltennordheim als Ziel gesetzt und will über Schlitz, Hünfeld und das Nüsttal hinkommen. Um 9:00 an diesem Urlaubstag starte ich nach Thüringen – der Rostbratwurst wegen.

Die Wettervorhersage ist gut, das reale Wetter um 9:00 ebenfalls. Packe die Campingtasche von Glesien auf den Seitenwagen, um mehr Ballast zu haben – der Velorex ist einfach zu leicht. Dummerweise bin ich die Ohren- und Kopfschmerzen noch nicht ganz los und besonders in der ersten Stunde verleidet mir das die schöne Fahrt ein wenig. Aber irgendwann wirds doch etwas besser: Gespannfahren als Schmerztherapie.
Auf meiner Route ist für einen Werktag erstaunlich wenig Verkehr – gut so. Komme jedenfalls recht zügig voran, obwohl ich in bester Blümchenpflückermanier an vielen netten Örtlichkeiten anhalte.

Das sanfte Schlitzerland am Morgen bei schönem Sonnenschein - die Gegend hat beinahe Teletubbie-Qualitäten. Gleich kommen die Viecher über den Hügel gelaufen .....

Die Strasse durch Nüsttal zwischen Hünfeld und Tann/Rhön ist jedesmal aufs neue ein Erlebnis. Und wirklich wenig los dort, so gut wie kein Schwerverkehr. Die Landschaft wird jetzt aber, verglichen mit dem Teletubbieland, schon rauher - ich nähere mich der Rhön.

Jetzt bereits in Thüringen, auf der Strecke nach Kaltenwestheim, Kaltensundheim und Kaltennordheim. Die Namen bestehen eindeutig zu recht, hier ist es deutlich kälter als noch im Nüsttal. Komme auf über 600 m Höhe, das soll wohl kalt sein. Auf der Bergkuppe ist noch ein ehemaliger DDR-Grenzturm erhalten.

In Kaltensundheim lotst mich ein einladendes Schild in die Metzgerei Pfaff. Das war eine gute Wahl, denn hier bekomme ich die bestellten Rostbratwürste und als Mittagessen eine grosse, scharfe und heisse Gulaschsuppe. Lecker lecker!

Weiter gehts über Dorndorf und Vacha und dann zurück in den "Westen". Hinter Philipstal verlasse ich wieder die Hauptstrassen und ziehe über Schenklengsfeld nach Eiterfeld. Bei Burg Fürsteneck gibts eine kleine Rast unter der grossen Burgeiche. Ein idyllisches Plätzchen.

Indian Summer in Eiterfeld: Die Gebäude im Burghof sind herrlich bewachsen und schimmern heute in allen Farben des nahen Herbstes.

Von Eiterfeld aus nehme ich wieder einmal die Route durchs Haunetal. Hier verfahre ich mich ein wenig, was aber eher positiv ist, denn so lerne ich ganz neue Orte kennen. Ab Stärklos weiss ich aber wieder, wo ich bin. Im Haunetal stehen einige grosse, bewaldete Berge, und die Strassen über diese Berge verlaufen nicht gradlinig, sondern in Serpentinen über den Berg. Auf Island werden auf diese Weise auch die Berge befahren und man macht das dort wegen der Feen und Elfen. Vielleicht gibts ja einen ähnlichen Grund für die Serpentinen im Haunetal und hier sinds die Haulemännchen.

So idyllisch die Serpentine auf dem vorherigen Bild auch aussieht - die Realität ist auch im Haunetal nicht zu verleugnen. Aus der gleichen Perspektive, nur um 90¡ gedreht, siehst Du die gewaltige ICE-Trasse der Deutschen Bahn mit ihren schnellen Zügen .....

..... und nochmal kurz gedreht zerschneidet die Autobahn die Landschaft. Ist eben einer der Preise unserer Zivilisation. Jetzt noch 10 km bis Niederaula und ab da gehe ich auf die Bundesstrasse B62, um zügig bis Alsfeld zu kommen. Um 17:00 bin ich wieder zu Hause, der Tacho zeigt fast 400 km mehr an. Ach ja, die Rostbratwürste liefere ich in Alsfeld und im Heimatort aus, die leckeren Teile wandern sofort auf Rost oder Pfanne.