Rettung eines Eisenschweins vor dem Erfrieren

Fast sechs Wochen keine Fahrt mit meinem treuen ES-Gespann, unverzeihlich! Aber das Wetter war wirklich fast durchgehend lausig und die wenigen erträglichen Tage wurden anderweitig verplant. Am letzten Sonntag will ich bei eisiger Kälte, aber trockenem Wetter eine Gespannfahrt machen, aber der Versuch scheitert. Deshalb steht der heutige Tag ganz im Zeichen der Rettung eines Eisenschweins.

Was also ist am Sonntag bei dem Versuch, mit dem ES-Gespann eine Ausfahrt zu machen, passiert? Nun, zunächst sieht alles völlig normal aus: Die gute ES 250/1 springt mit dem 2. Kick an und läuft ruhig im Standgas. Dann ziehe ich das Gas ein wenig auf – das heisst, ich versuche es. Aber der Gasschieber ist eingefroren – klarer Fall von Vergaservereisung. Und nicht nur das: Alle Züge und Hebel sind ebenfalls eingefroren. Jetzt rächt sich, dass ich das Gespann wochenlang ohne Plane hab draussen stehen lassen. Erst ewig langer Regen, dann der Frost.
Jetzt hilft nur Wärme – viel Wärme. Die habe ich in meiner kleinen Werkstatt aber leider nicht und deshalb gehts rüber zu Nachbar Egon. Dort wird das Gasgebläse angeworfen und direkt auf mein Gespann gerichtet. Und dann heissts warten.

Das Gasgebläse wird in Stellung gebracht und die Hitze strahlt auf mein armes Gespann. Die Auftauzeit verbringen wir mit Wartungsarbeiten an Ruths Suzuki SV 650. Neue Chokezüge, Kontaktreinigung, Abschmierarbeiten.

Nach einer Stunde Wärmezufuhr ist der Gasschieber bereits wieder gängig. Wir lassen aber weiter blasen, denn jetzt soll das Gespann wieder richtig trocken werden.

In der Zwischenzeit repariere ich die linke Fussraste mal wieder. Durch den Klappmechanismus bekommt die bei jedem Ankicken einen Tritt ab und irgendwann löst sich die 8er Klemmschraube der Raste. Dann noch ein wenig Rostbekämpfung und am Nachmittag steht mein Gespann völlig trocken und startbereit in Egons Halle. Aus der Aktion muss ich lernen, mein Gespann nicht wochenlang den Unbilden des Wetters zu überlassen. Vielleicht krieg ich morgen sogar eine kleine Ausfahrt hin.

 

Überlegungen zu einem Rumpfmotor

Schöner Mist – seit einer Woche grausam vergrippt, fühle mich wie von der Schweinegrippe gepackt. An Fahren ist nicht zu denken und nicht einmal eine kleine Schrauberei ist drin. Heute schleiche ich mich aber zu meiner Planeta und betrachte mir den zerlegten Motor aus Gifhorn etwas genauer. Immerhin reicht es so zu ein paar Überlegungen zu einem Rumpfmotor.

Der Planetamotor von Waldemar enthält zwar etliche Neuteile, aber einfach mal so zusammenstecken geht auf keinen Fall. Allein, dass die Kurbelwelle in die Gehäusehälften eingebaut wurde, gefällt mir überhaupt nicht. Die folgenden Bilder werden zeigen, warum mir das nicht gefallen kann.

Alle Gehäuseteile wurden gnadenlos und aufs gröbste Art und Weise sandgestrahlt. Entsprechend rauh sind die Teile jetzt. Und wirklich gereinigt sind die Gehäusehälften auch nicht - weder vor noch nach dem Strahlen. Aber die nagelneue Kurbelwelle wurde mit neuen Lagern in die Hälften eingebaut - ich befürchte auch dabei allergröbste Vorgehensweise. Viel Murks !!!

RS-Lager wurden für die Getriebeausgangswelle und die Kupplungs genommen. Fragt mich nicht, warum. Und Teile der Schaltung sind beim Sandstrahlen einfach nicht ausgebaut und daher mitgestrahlt worden. Die Kurbelwelle dreht sich leicht knirschend im Strahlgut. Oh Gott!

Das zusammengesteckte Gehäuse mit der Kurbelwelle will ich zunächst nach Berlin zu Powerdynamo schicken. Die wollen damit ein passendes System für die Planeta 5 erstellen. Der erste Kunde eines solchen neuen Powerdynamo-Systems werde dann wohl ich sein.

Auch die Seitendeckel wurden der gnadenlosen Sandstrahlbehaldlung unterzogen. Zur Ehrenrettung des Strahlers muss aber gesagt werden, dass er geplant hatte, die gestrahlten Teile zu lackieren. Mir aber ist blankes Aluminium wesentlich angenehmer. Und da kann ich dann mit Elsterglanz drangehen .....

Hier ist ansatzweise zu erkennen, wie grob die Strahlung durchgeführt wurde. Aber es könnte Rettung geben: Achim aus dem MZ-Forum ist in der Lage, Teile in eine Gleitschleifmaschine zu packen. Danach sehen selbst die Russengehäuse aus wie verchromt. Nach der Aktion mit Powerdynamo werde ich das mal angehen.

Kurbelwellenlager von Craft - das muss nicht per se etwas Schlechtes sein, aber ich bekomme so ein Gefühl von chinesischer Produktion. Und in chinesische Lager fehlt mir (noch) jedes Vertrauen. Aber halt: Craft ist ein amerikanischer Hersteller von Lagern! Trotzdem: SKF ist mir lieber, auch wenn die Lager dann aus Italien kommen. Scheiss globale Welt ..... Aber noch schlimmer: Keine C3 oder C4 Lager, dafür mit Blechabdeckscheibe, also Z-Lager. Das geht beides an dieser Stelle überhaupt nicht. Die kommen wieder raus!

Dieser Gehäusedeckel mit den Lagersitzen für die Ausgangswelle wurde ganz speziell behandelt: In die Bohrungen, in denen eigentlich Blechdeckel sitzen sollten, wurden Cent-Stücke eingeklebt. Hmmmh .....

Aber trotz des hohen Murksanteils bei diesem Motor bin ich mit dem Teil zufrieden. Denke, daraus lässt sich etwas machen. Und eine Kurbelwelle werde ich zur Überholung nach Neusalza-Spremberg schicken. Wenns irgend geht, wird da die obere Pleuelbuchse gegen ein Nadellager ausgetauscht.

 

Kontaktabstand und Zündzeitpunkt

Am Morgen dieses Samstages sieht das Wetter noch nach einer kleinen Ausfahrt aus, aber das zerschlägt sich sehr schnell, als der kalte Regen kommt – stellenweise sogar als Eisregen. Na gut, gehe ich ein wenig schrauben und mache Polja wieder mobil. Dazu muss die Lichtmaschine wieder einegebaut werden und danach erfolgt die Einstellung von  Kontaktabstand und Zündzeitpunkt.

Nachdem ich meine Powerdynamo-Pläne auf Eis legen und verschieben musste, kann eigentlich die originale Lichtmaschine wieder rein. Habe ja schon mehrfach geschrieben, dass mir dieses Teil immer besser gefällt und es macht auch wirklich einen guten Eindruck: 12 V Drehstrom-Lima mit fremderregtem Rotor über Schleifkohlen. Auch die einfache Zündung mit dem mechanischen Unterbrecher gefällt mir mit jedem Ansschauen besser. Jedenfalls bau ich nach gründlicher Durchsicht das System wieder ein. Und schaue dabei natürlich nach dem Unterbrecherabstand und dem Zündzeitpunkt.
Für den späten Nachmittag erwarte ich Waldemar, einen bisher guten und zuverlässigen Lieferanten von Ersatzteilen. Er wird einen zerlegten Planeta-Motor für mich und einen Jupiter-Motor nebst Teilen für Andreas und Roger mitbringen.

Die Schleifkohlen sind noch neuwertig, der Kontaktabstand muss ein wenig nachgestellt werden und der Zündzeitpunkt ebenfalls. Bilde mir ein, dass der Motor danach ein wenig sanfter läuft. Der Deckel bleibt aber noch offen, denn morgen will ich einen neuen Kupplungszug löten.

Noch einen Entlüftungsschlauch für die Batterie eingebaut und dann können alle Teile wieder zusammen gefügt werden.

Mit dem K65-Vergaser bin ich noch nicht völlig vertraut und habe mich erstmal theoretisch mit dem Aufbau beschäftigt.

Später dann, gegen 16:00, kommt Waldemar aus Gifhorn und bringt den zerlegten Planetamotor nebst einigen Kleinigkeiten sowie einen kompletten, ebenfalls zerlegten Jupiter-Motor für den Kahlgryndigen vorbei. Das nenne ich Service!

Von Waldemar bekomme ich jede Menge Informationen über IZH-Motorräder, unter anderem auch diese ältere russische Zulassung. Optisch ein wirklich ansprechendes Dokument. Entgegen der Abbildung auf der Umschlagseite ist dies jedoch keine Zulassung für eine Ural oder Dnepr .......

..... sondern für eine IZH Jupiter mit Baujahr 1986.

Das ist der zerlegte Planeta-Motor, nur lose zusammengesteckt. Kurbelwelle, Zylinder und Kolben sowie alle Lager und Simmerringe sind neu. Einziger Nachteil: Das Gehäuse ist sandgestrahlt und daher sehr rauh. Es soll noch einmal Glasperlgestrahlt werden.

Weitere Ersatzteile sind Schaltgabeln (neu), Lichtmaschine und Rotor und vor allem dieser wichtige Griff als Aufbockhilfe. Und Waldemar und ich reden 3 Stunden nonstop über IZH-Motorräder.

 

Winterpause für Kathy

Aufgrund von Platzmangel muss ich ein wenig umdisponieren und beschliesse, die kleine Jawa in die Werkstatt zu holen und dafür Kathy in den Ebsdorfergrund zu bringen. Soll nicht allzu lange dauern, denn das Fahren mit der agilen TS ist wunderbar. Und weil das Wetter an diesem Sonntag so schön ist, kurve ich erst 100 km durch den Vogelsberg und erst dann gehts in den Ebsdorfergrund und es gibt eine kurze Winterpause für Kathy.

Entgegen der gestrigen Vorhersagen beginnt der Sonntag sonnig und für die Jahreszeit auch warm. Gegen 9:30 bin ich nach 10 minütigem Rangieren fertig zum Aufbruch und ziehe los in Richtung Hoher Vogelsberg. Habe auf jeden Fall einen Zielpunkt, den ich unbedingt anfahren muss: Gross-Eichen. Und danach bringe ich Kathy in die Scheune im Ebsdorfergrund und lasse mich von Egon abholen. Der wird bei dieser Aktion gleich eine Gummikuh aus Köln für einige Zeit in der Scheune abstellen.

Durch den Wald nach Elpenrod und weiter in Richtung Ruppertenrod geht die Fahrt. Fast kein Verkehr, wunderbares Wetter - es ist viel schöner als es dieses Bild vermuten lässt.

Weiter nach Gross-Eichen. Hier wird diese nette Immobilie angeboten: Das ehemalige Sparkassengebäude des Ortes kann für lausige 44.000 Euro erworben werden. Gefällt mir !

Das Kassengebäude liegt mitten im Ort, direkt neben dem italienischen Restaurant und nur unweit vom Lebensmittelgeschäft. Zweifellos ein besonderes Haus, das durchaus seinen Reiz hat. Nur nach Gross-Eichen wollten wir nicht unbedingt .....

Es geht höher hinauf in den Vogelsberg, zuerst nach Höckersdorf, wo ich mir die biologische Kläranlage näher anschaue.

Ein alter Hochbehälter im typischen Stil der Jahrhundertwende - aber der vor-vorigen.

Bei Höckersdorf beginnt der Vogelsberg so auszusehen, wie er auf vielen Bildern gezeigt wird: Offene Landschaften mit Waldstücken und dazwischen Kulturlandschaft.

Weitläufig über Grünberg und die Rabenau halte ich allmählich auf den Ebsdorfergrund zu. Das hier ist aber noch die Rabenau bei Rüddingshausen. Hier rufe ich Egon an und melde, dass ich bald im Ebsdorfergrund sein werde.

Ein kleines Einkaufszentrum in Dreihausen im Ebsdorfergrund mit Bioladen und Sonnenstudio. Ist nur 5 km von der Scheune und damit von Kathys Winterquartier entfernt.

Mondlandschaft auf einem Steinbruch im Ebsdorfergrund. Im nächsten Ort bin ich bereits am Ziel und habe mit Kathy vor ihrem hoffentlich kurzen Winterschlaf noch eben 100 km zurückgelegt.

Durch den Verkauf von massenhaft Awoteilen ist wieder etwas Platz in der Scheune entstanden. Jetzt stehen bereits 2 blaue TS 250/1 hier.

Und schon tauchen Ruth und Egon mit ihrem Schwertransporter auf. Wir laden die Kölner BMW ab und stellen sie zu den Ostböcken. Und dann gehts per PKW heim. Ein versöhnlicher Ausklang mit einem ansonsten lausigen Monat.

Powerdynamo: Der erste Versuch

Seit ein paar Tagen liegt die Powerdynamo Anlage für die Planeta bei mir und heute gehe ich die Sache mal an. Habe ein System für die Planeta 3 bestellt und deshalb kein wirklich gutes Gefühl – und das bestätigt sich. Und so bleibt der erste Versuch ein Versuch.

Schon auf der Webseite der Powerdynamo GmbH sind die Informationen für die Planeta 5 in Sachen Lichtmaschinen-Umbau etwas widersprüchlich. Eine e-mail-Diskussion mit Powerdynamo brachte mich auch nicht weiter, ausser das „es gehen könnte“. Habe dann versuchsweise eine Anlage für die Planeta 3 bestellt, weil die auf den Abbildungen ähnlich aussah. Naja, und heute stellt sich heraus, dass ähnlich nicht reicht. Auf jeden Fall passt das System so nicht in meine Polja. Da werden weitere Gespräche mit Powerdynamo erfolgen müssen. Denn die Firma ist als sehr rührig bekannt, wenn es darum geht, ihre Systeme für weitere Motorradtypen anzupassen.

Das ist die originale Drehstrom-Lichtmaschine mit Schleifringen. Sooo schlecht sieht die übrigens auch nicht aus. Falls diese Anlage doch wieder eingebaut werden muss: So wird sie angeschlossen: 3 Phasen auf den Gleichrichter und die Leitungen für die Erregung sowie die Zündung. Eigentlich ein einfaches und überschaubares System.

Habe etwas Mühe, die Ankerschraube zu lösen, aber mit dem 4. Gang drin und getretener Bremse geht dann alles ab. Der Anker wird genau wie bei MZ mit einer langen (90 mm) Schraube M10 abgedrückt. Und hier wird mir schon klar, dass die Adapterplatte für die Planeta 3 bei mir nicht passen kann.

Die wird nämlich nur mit 2 Schrauben am Gehäuse befestigt, während es bei der Planeta 5 drei Schrauben sein müssen. Und die sind noch unsymmetrisch angeordnet, nicht wie man glauben könnte, mit 120 Grad Abstand. Innendurchmesser des Gehäuses ist 103 mm.

Zufällig passt der Durchmesser der Adpaterplatte, aber das hilft nicht weiter. Ein Einbau ist also so und jetzt nicht möglich - leider.

Kontrollmessung des Durchmessers der Lichtmaschine: 103 mm. Passt zur Messung des Gehäuses. Die Kohlen sehen übrigens noch sehr gut aus.

Die Aktion Powerdynamo kann ich für heute also abbrechen. Ich werde die Planeta erstmal so stehen lassen und abwarten, was ein Gespräch mit Powerdynamo ergibt. Der Lichtmaschinenraum ist übrigens völlig trocken, der Simmerring auf dieser Seite dürfte also OK sein. Immerhin!

Ich mache mich jetzt noch ein wenig an die originale Lichtmaschine und reinige und überprüfe alles. Womöglich werde ich akzeptieren müssen, dieses System drin zu lassen und mit einer Kontaktzündung zu leben. Obwohl: Ein Gespräch mit den Powerdynamo-Leuten macht neue Hoffnung! Wenn ich einen Planeta 5 - Motor mit Lichtmaschine als Muster stellen kann, soll es eine Anpassung geben. Und weil ich einen zerlegten Motor erwarte, wirds vielleicht doch noch was mit einem vernünftigen Licht- und Zündsystem!

Zu guter letzt baue ich noch den kleinen Gepäckträger an die TS 250/1, den ich aus dem MZ-Forum von Marco bekommen habe. Gut gebraucht, aber recht ordentlich und vor allem: Äusserst nützlich!