Meine Planeta direkt aus Litauen

Jetzt kann ich sagen: Das Experiment ist geglückt! Durchaus überraschend und auch früher als angekündigt wird sie an diesem verschneiten Sonntag angeliefert: Meine Planeta direkt aus Litauen.

Nachdem die ersten Angebote aus den Speditionsbörsen deutlich zu hoch lagen, meldet sich eine Spedition aus Bremen und legt sich bei der Suche nach einem günstigen Transport ordentlich ins Zeug. Als der Preis meinen Vorstellungen entspricht, sage ich zu, überweise dem Motorradverkäufer Tada Murolis den Kaufpreis – und warte ab. Nach wenigen Tagen wird mir der 11. oder 12. Januar als Liefertermin angekündigt. Durchaus flott.
Aber dann kommt es wieder anders! Am heutigen Sonntag Vormittag, gerade nach meinem morgendlichen Spaziergang, ruft meine libe Gattin durchs Haus: „Das Motorrad ist da!“ Und tatsächlich: Ohne telefonische Ankündigung ist ein litauischer Fahrer mit einem Sprinter aufgetaucht, in dem meine Planeta verstaut ist. Seinen dicken 40-Tonner hat er am Autohof stehen gelassen – klar, wegen des Wochenend-Fahrverbots. Im LKW hat er aber noch einen Sprinter, mit dem er diverse Kleinaufträge durchzieht – so auch meine Planetaauslieferung. Naja. kann nicht sagen, dass ich über das unerwartete Auftauchen böse bin – im Gegenteil.

Was hier nach dem Kennzeichen Erzgebirge aussieht, ist in Wahrheit ein litauischer Kleintransporter, der aus dem Bauch eines 40-Tonners geschlüpft ist und überraschend meine Planeta aus Kupiskis anliefert - an diesem heiligen Sonntag Vormittag. Der Fahrer ist sichtlich froh, das Ziel in Mücke gefunden zu haben.

Eher notdürftig gesichert hat die Planeta die Reise dennoch gut überstanden. Schnell ausgeladen und dann einen Kaffee mit dem Fahrer getrunken. Die Konversation ist nicht ganz einfach - er spricht (fast) kein Deutsch oder Englisch, ich überhaupt kein Litauisch oder Russisch. Geht trotzdem.

Da ist sie, meine zweite Planeta. Exakt wie beschrieben mit abgebautem Hinterradkotflügel, ohne SItzbebezug und ohne Tacho. Das allerdings fast alle Züge und elektrischen Leitungen nicht angeschlossen sind, wusste ich nicht. Naja, ist nicht wirklich schlimm.

Hinteres Schutzblech, Heckleuchte und ein schönes kleines litauisches Kennzeichen. Ob ich hier ein ähnlich kleines Kennzeichen bekomme, bezweifele ich aber.

Mein heißgeliebter Planeta-Motor mit dem langen Hub und den Deckeln auf den Überströmkanälen - ein Bild von einem Motor.

Seitenwagenanschluß unter der Sitzbank vorhanden - sehr gut, denn diese Planeta soll zusammen mit einem russischen Sputnik-Seitenwagen zum Gespann umgebaut werden.

Auch der SW-Anschluss an der vorderen Motorhalterung ist vorhanden - den habe ich immer als etwa abenteuerlich empfunden. Scheint aber zu halten.

Und oben am Rahmenrohr ist der Anschluß ebenfalls vorhanden - direkt am Rahmen verschweißßt. Seltsam, hat meine Planeta nicht. Jetzt fehlt nur noch der vierte Anschluß an der hinteren Fußraste, aber da hab ich schon was in Aussicht.

Vorübergehend muss die Planeta mal bei Nachbar Egon untergestellt werden. Möchte mein geliebtes Motorrad keinesfalls bei Schneetreiben draussen stehen lassen. Dazu ist der Gesamtzustand doch zu gut. Später muss sie dann in den Ebsdorfergrund gebracht werden.

Litauische Papiere sind dabei. Die Planeta ist Baujahr 1989, im Dokument steht "Motocikla su priekaba" - das bedeutet "Motorrad mit Beiwagen". Hoffe, dass mir das Dokument die Zulassung hier erleichtert. Aber so weit ist es leider noch nicht. Und selbst die Farbe ist eingetragen: Raudona, das ist Rot.

 

 

Oldtema in Erfurt 2010

Die Oldtema im letzten Jahr hat den Teilnehmern aus Mücke und Umgebung sehr gut gefallen, und deshalb fällt der Entschluß leicht, in diesem Jahr wieder hinzufahren. Um Punkt 8:00 starten Egon, Jürgen und ich mit dem kleinen LPG-FIAT von Egon und machen uns auf den Weg nach Erfurt. In diesem Jahr wird mein Schwerpunkt dort erstmalig auf den russischen IZH-Maschinen liegen. Bin gespannt, ob die Oldtema auch dafür etwas bieten kann.

An der gleichen Stelle wie 2009 machen wir bei Wandersleben die erste Rast für einen Cappuccino. Das grosse Erotik-Center wird diesmal nicht beachtet – das kennen wir schliesslich schon.

Pünktlich um 10:00 zur Eröffnung der Messe laufen wir ein. Bereits auf dem Gang zu den Hallen ein Highlight: Der kleine BMW Dixi gefällt meinen Mitreisenden ausgesprochen gut.

In der ersten Halle empfängt uns das typische Oldtimer-Markt-Flair mit Kisten, Kästen, Gewusel und leichtem Chaos.

Die kleine ES erscheint in dieser ungewohnten Farbgebung leicht überrestauriert und unangemessen aufgedonnert. Finde, dass steht der Kleinen nicht.

Sieh an, ein czechischer Tatran 125 Roller. Zufällig habe ich einen solchen Bausatz in der gleichen Farbe von einem Bekannten so gut wie gekauft. Ja, ich habe jetzt fast einen Roller.

Herrje, was ist diese kleine Barkas-Pritsche schön!

Opel hat einen kleinen Stand auf der Oldtema und zeigt neben einigen PKW dieses unglaublich schöne Opel-Neander Gespann.

Angemessene Preise für die beiden schwarz-roten MZ.

Die automatische Wendevorrichtung dreht den eingespannten Tank und verteilt die Kreem-Tankversiegelung schön gleichmäßig auf der Innenfläche.

Nachbau des czechischen PAV-Einspuranhängers. Jetzt, wo ich fast einen czechischen Roller habe, interessiert mich der Nachläufer besonders. Preis: 800 Euro.

Jürgen hat schon Geschmack – das beweist sein Gesicht beim Anblick der herrlichen EMW.

Diese Helme bringen Jürgen beinahe dazu, seinen Schuberth J1 Helm unverzüglich wieder abzubestellen und auf die Halbschalen umzuschwenken. Fast …..

Egon legt sein sauer verdientes Erspartes in VA-Inbusschrauben an.

NSU Quick und Egon – diese beiden Antipoden werden wohl in diesem Leben nicht mehr zusammen kommen.

Im Freigelände ist es nur kalt – und ausser der leckeren Krakauer im Brötchen interessiert uns nur noch dieses schöne Trabi-Gespann. For sale!

Wow, zwei gelungene Restaurationen, wobei ich heute etwas mehr zum SR1 tendiere als zur ES/0.

Güsi mit einem ordentlich grossen Stand bietet etliches aus seinem Programm an – nur das Kederband für die Vergaserabdeckung für Jürgen, das hat er nicht dabei.

An dieser Stelle ist Egon in unmittelbarer Gefahr, 650 Euro für den Hühnerschreck locker zu machen.

Ein ES 250/2 Gespann steht Jürgen sehr gut zu Gesicht. Und die Farbgebung passt exakt zu seiner kleinen ES. Aber Jürgen bleibt heute vernünftig.

Troll mit PAV und schicker Lackierung.

Aber in Sachen Roller bin ich erst mal festgelegt – so könnte mein Tatran auch irgendwann aussehen. Obwohl ich ja eigentlich einen russischen Tula-Roller in schwarz haben wollte. Naja, man kann nicht alles haben.

Das war’s auf dieser Oldtema. Auf dem Gang noch ein Blick auf das SR2 und dann ab in Richtung Heimat. Ach ja: An IZH-Teilen war absolut nichts zu bekommen.

Genug gelaufen für Heute. Wir verlassen das Congresszentrum in Erfurt wieder und lassen den gelben LPG-Boliden die Meilen fressen. Am Autohof bei den Drei Gleichen noch eine leckere Mahlzeit und schon ist die Oldtema 2010 wieder Geschichte.

Ausfahrt im Schnee

Geplant ist eine Fahrt zum Oldtimer Cafe für heute mittag. Dort will ich mich mit dem Kahlgründigen und mit Roger treffen. Das hätte fast zum bisher grössten deutschen IZH-Treffen führen können, aber Rogers Jupiter-Gespann liegt mit Kurbelwellenschaden in der Werft und ich will keinesfalls mit der Solomaschine fahren. Denn es schneit, ordentlich sogar. Und deshalb gibt es nur eine Alternative für mich: Das ES 250/1 Gespann wird seiner grundsätzlichen Bestimmung zugeführt, nämlich einer Ausfahrt im Schnee.

Die gute MZ springt wie gewohnt auch nach längerem Stehen und bei sehr kaltem Wetter sofort an. Der Gasschieber ist auch nicht festgefroren, ich bin warm angezogen, also los. Es hat die ganze Nacht geschneit und auch jetzt kommt immer neuer Schnee herunter. Keine Riesenmengen mehr, aber es reicht, dass die Strassen weiss sind – und nicht matschig grau.
Aber jetzt zeigt sich erneut, dass ich kein professioneller Winterfahrer bin: Bereits beim ersten etwas steileren Berg komme ich auf dem schneeglatten Belag in Schwierigkeiten. Das Hinterrad rutscht und der Antrieb fehlt völlig. Tja, da habe ich die Erfahrungen des letzten Winters erneut vergessen und keinen groben Geländereifen aufgezogen. Bedingt dadurch entschliesse ich mich, auf die Fahrt zum Oldtimer Cafe zu verzichten, denn da gibt es etliche richtige Anhöhen zu bezwingen. Wenn ich da bloss an die Herrchenhainer Höhe denke – niemals wäre ich da hinauf gekommen. Und runter sicher auch nicht so, wie ich mir das vorstelle.
Und so kommt es nur zu einer kleinen 1,5-stündigen Ausfahrt durch Schnee und Eis. Hat aber auch Spass gemacht, aber den Geländereifen muss ich jetzt wirklich im Auge behalten.

Crossroads: Relativ viel Verkehr auf der Strecke nach Königsaasen, fast kein Verkehr auf dem Weg Richtung Windhain. Was meint ihr, welche Route ich genommen habe?

Keine Frage, ich biege links ab und befahre eine zeitlang jungfräulichen Boden. Auch dieser kleine Rastplatz hat heute noch keine Besucher gesehen. Ich aber drifte mit einem Powerslide von der Strasse herunter auf den Rastplatz.

Für mich immer wieder erstaunlich, wie gut heutige Motorrad-Bekleidung ist. Auch heute bei ca. -6 Grad friere ich kein bisschen. Nur an der etwas eingeschränkten Bewegungsfreiheit durch die vielen Schichten unter der Jacke spüre ich den Nachteil der Winterkleidung. Und das soll noch besser werden, denn Nachbar Egon und ich wollen uns Thermobekleidung von Art-For-Function aus Arolsen kaufen.

Auf Wegen und Strassen wie hier ist das Fahren natürlich völlig unproblematisch und macht einen Riesenspass. An diesem Ort will ich prüfen, ob mein Gespann zwei oder drei Spuren im Schnee hinterlässt. Habe nämlich das Gefühl, dass durch jahrelangen SW-Betrieb Rahmen und Schwinge nicht mehr gerade sind und die Fuhre deshalb eher dreispurig läuft. Aber der Schnee zeigt: Das ist nicht der Fall. Fast unglaublich!

Kaum komme ich in die Nähe bewohnter Gebiete, sind die Strassen aber geräumt oder dick mit Salz gepökelt. Das ist ekelhaft und deshalb versuche ich, solche Strassen heute zu vermeiden. Gelingt ganz gut.

Eine Gegend wie in der russischen Taiga: Graslandschaften und ab und zu kleinere Birkenwäldchen.

Später komme ich von hinten doch noch nach Königsaasen und vergesse, dass ich einen ziemlich steilen Berg bezwingen muss, um aus dem Tal herauszukommen. Habe grosse Bedenken, dass mein Gespann das schafft und sehe mich schon am Haken eines Schleppers. Aber oh Wunder: Ich komme den steilen und glatten Berg hinauf. Zwar permanent im 1. Gang und mit immer wieder mal verlorenem Grip am Hinterrad, aber es klappt. Natürlich auch, weil ich zwischendurch nicht anhalten muss. Das wäre das Aus gewesen. Puh, Schwein gehabt. Jetzt wird mir so langsam die Leistung der Fahrer bei der Bezwingung des Gamssteins klar. Daran würde ich heute scheitern - mangelnde Erfahrung und schlechte Ausrüstung. Nach anderthalb Stunden bin ich wieder zu Hause. Jetzt erst mal das Gespann trocknen lassen und später noch mal gegen Salzfrass behandeln.

 

Kontakt nach Litauen

Womöglich muss ich es ein wenig der Langeweile der Weihnachtsfeiertage zuschreiben, an denen ich ganz sicher zu viel Zeit am Computer  verbringe. Aber die kalte Werkstatt lockt so überhaupt nicht und so ist es eben passiert. Beim nächtlichen Surfen gerate ich auf das litauische Pendant zu mobile.de oder motoscout24.de. Und dort werden jeden Menge Izh angeboten: Planetas, Jupiters oder auch ganz andere Motorräder wie Tula oder Minsk. Und ohne es wirklich zu wollen, mehr geführt von Geisterhand, versuche ich einen direkten  Kontakt nach Litauen.

Einige der angebotenen IZH-Motorräder aus autogidas.lt gefallen mir sehr gut – wenngleich ich natürlich kein Wort Litauisch oder Russisch verstehe. Dennoch schreibe ich mal 3 der Verkäufer auf Englisch an – und bekomme am nächsten Tag immerhin eine Antwort. Wir kommunizieren ein wenig per email und sind uns quasi einig. Allerdings muss ich den Transport organisieren und im Moment hab ich keine Ahnung, wie ich das arrangieren soll. Werde aber am nächsten Werktag mal ein paar Telefonate mit diversen Speditionen führen. Und daneben hab ich mal eine Anfrage bei Shiply eingestellt – einer Transport-Börse.
Bin selber gespannt, wie sich diese Aktion hier entwickeln wird – warten wir’s ab.
Auf meine Frage per email, ob der Motor in gutem Zustand ist, bekomme ich netterweise ein Video.Hier ist es. Kann sein, dass dieses flv-File nicht auf jedem PC abzuspielen ist, aber auf meinem MAC klappts.

Mit den folgenden 3 Bildern ist die Planeta bei autogidas.lt eingestellt. Einige Teile sind demontiert, das sieht so aus, als gäbe der Verkäufer sich keine grosse Mühe, die Planeta positiv darzustellen. Aber was ich sehe, scheint OK zu sein und es sind sogar Seitenwagenanschlüsse zu erkennen. Sehr schön, denn ich will daraus ein Gespann bauen.

Nette Stollenreifen, scheinbar alles original, und die gleiche Planeta wie mein Exemplar: Viergang-Getriebe, Gemischschmierung und Wechselstromlichtmaschine mit Schleifringen.

Die abgebauten Teile sind natürlich vorhanden und separat abgelichtet.

Die Planeta steht in Kupiskis, einer Kreisstadt mit ca. 8000 Einwohnern im Nordosten von Litauen. Sieht nach einem sehr hübschen Städtchen aus. Hätte ich nur genügend Zeit - liebend gern würde ich die Planeta (und ein paar weitere Maschinchen) selber abholen. Aber 1300 km für eine Strecke sind zuviel für ein Wochenende.

 

Kuriose Weihnachtsgedanken zur Planeta

Mangels ausreichender Fahrgelegenheiten denke ich eher über Wartung, Ersatzteile und weitere IZH-Projekte nach. Und ein paar Telefonate mit einem Ersatzteillieferanten führen zu kuriosen Weihnachtsgedanken zur Planeta.

Eine e-Bay-Bekanntschaft ist Waldemar, der aus den Tiefen Sibiriens nach Deutschland gekommen ist. Bereits in der alten Heimat war er IZH-Fahrer und das führt er hier fort. Und zu meinem Glück ist er immer dabei, Ersatzteile für IZH-Motorräder nach Deutschland zu schaffen. Habe ich schon einigemale von profitiert.

Das ist Waldemar in seiner sibirischen Heimat - ganz weit im Osten und bereits nahe der chinesischen Grenze. Bereits dort war er ein begeisteter IZH-Fahrer, wobei sein Interesse mehr der zweizylindrigen Jupiter als der archaischen Planeta galt. Man beachte die diversen Umbauten, beispielsweise die Räder.

Waldemar hat mal wieder eine Ersatzteillieferung organisiert, haupsächlich Kleinteile. Und eine nicht unerhebliche Menge davon ist für mich. Den czechischen Jikov-Vergaser werde ich allerdings nicht verbauen!

Und so ganz nebenbei ist Waldemar kurz vor Weihnachten nach Polen gefahren und hat dort für sich selbst dieses wunderschöne Jupiter-Gespann gekauft. Super-Zustand und mit nur 7000 km auf der Uhr. Damit will er im nächsten Jahr auf jeden Fall am ersten deutschen IZH-Treffen teilnehmen. Dieses Gespann hat mich dazu gebracht, eine zweite Planeta als Gespann auzubauen! Und Waldemar soll mir die Basis dazu besorgen - in Litauen.

Augrund einer Roller-Diskussion im MZ-Forum ist der Gedanke aufgekommen, einen russischen Roller zu beschaffen. Da gibt es von Tula einen Nachbau des alten deutschen Goggo-Rollers. Oder die etwas moderne Variante, wie auf diesem Bild. Aber natürlich nicht mit 3 Rädern und Ladefläche sondern als ganz normales Zweirad.

Nachbar Egon ist bereits mit den Russen-Motorrad-Virus infiziert und hätte ebenfalls gern so ein exotisches Gefährt. Grundbedingung bei ihm ist jedoch ein elektrischer Anlasser. Und jetzt kommt dieses Tula-Baustellenfahrzeug ins Spiel. Mit so einem Gefährt hat ja bereits Christian (ckone) auf dem Treffen des MZ-Forums in Heiligenstadt für Aufsehen gesorgt. Das wär was für Egon, und hier stimmt sogar schon die Farbe.