Geplant ist eine Fahrt zum Oldtimer Cafe für heute mittag. Dort will ich mich mit dem Kahlgründigen und mit Roger treffen. Das hätte fast zum bisher grössten deutschen IZH-Treffen führen können, aber Rogers Jupiter-Gespann liegt mit Kurbelwellenschaden in der Werft und ich will keinesfalls mit der Solomaschine fahren. Denn es schneit, ordentlich sogar. Und deshalb gibt es nur eine Alternative für mich: Das ES 250/1 Gespann wird seiner grundsätzlichen Bestimmung zugeführt, nämlich einer Ausfahrt im Schnee.
Die gute MZ springt wie gewohnt auch nach längerem Stehen und bei sehr kaltem Wetter sofort an. Der Gasschieber ist auch nicht festgefroren, ich bin warm angezogen, also los. Es hat die ganze Nacht geschneit und auch jetzt kommt immer neuer Schnee herunter. Keine Riesenmengen mehr, aber es reicht, dass die Strassen weiss sind – und nicht matschig grau.
Aber jetzt zeigt sich erneut, dass ich kein professioneller Winterfahrer bin: Bereits beim ersten etwas steileren Berg komme ich auf dem schneeglatten Belag in Schwierigkeiten. Das Hinterrad rutscht und der Antrieb fehlt völlig. Tja, da habe ich die Erfahrungen des letzten Winters erneut vergessen und keinen groben Geländereifen aufgezogen. Bedingt dadurch entschliesse ich mich, auf die Fahrt zum Oldtimer Cafe zu verzichten, denn da gibt es etliche richtige Anhöhen zu bezwingen. Wenn ich da bloss an die Herrchenhainer Höhe denke – niemals wäre ich da hinauf gekommen. Und runter sicher auch nicht so, wie ich mir das vorstelle.
Und so kommt es nur zu einer kleinen 1,5-stündigen Ausfahrt durch Schnee und Eis. Hat aber auch Spass gemacht, aber den Geländereifen muss ich jetzt wirklich im Auge behalten.
Crossroads: Relativ viel Verkehr auf der Strecke nach Königsaasen, fast kein Verkehr auf dem Weg Richtung Windhain. Was meint ihr, welche Route ich genommen habe?
Keine Frage, ich biege links ab und befahre eine zeitlang jungfräulichen Boden. Auch dieser kleine Rastplatz hat heute noch keine Besucher gesehen. Ich aber drifte mit einem Powerslide von der Strasse herunter auf den Rastplatz.
Für mich immer wieder erstaunlich, wie gut heutige Motorrad-Bekleidung ist. Auch heute bei ca. -6 Grad friere ich kein bisschen. Nur an der etwas eingeschränkten Bewegungsfreiheit durch die vielen Schichten unter der Jacke spüre ich den Nachteil der Winterkleidung. Und das soll noch besser werden, denn Nachbar Egon und ich wollen uns Thermobekleidung von Art-For-Function aus Arolsen kaufen.
Auf Wegen und Strassen wie hier ist das Fahren natürlich völlig unproblematisch und macht einen Riesenspass. An diesem Ort will ich prüfen, ob mein Gespann zwei oder drei Spuren im Schnee hinterlässt. Habe nämlich das Gefühl, dass durch jahrelangen SW-Betrieb Rahmen und Schwinge nicht mehr gerade sind und die Fuhre deshalb eher dreispurig läuft. Aber der Schnee zeigt: Das ist nicht der Fall. Fast unglaublich!
Kaum komme ich in die Nähe bewohnter Gebiete, sind die Strassen aber geräumt oder dick mit Salz gepökelt. Das ist ekelhaft und deshalb versuche ich, solche Strassen heute zu vermeiden. Gelingt ganz gut.
Eine Gegend wie in der russischen Taiga: Graslandschaften und ab und zu kleinere Birkenwäldchen.
Später komme ich von hinten doch noch nach Königsaasen und vergesse, dass ich einen ziemlich steilen Berg bezwingen muss, um aus dem Tal herauszukommen. Habe grosse Bedenken, dass mein Gespann das schafft und sehe mich schon am Haken eines Schleppers. Aber oh Wunder: Ich komme den steilen und glatten Berg hinauf. Zwar permanent im 1. Gang und mit immer wieder mal verlorenem Grip am Hinterrad, aber es klappt. Natürlich auch, weil ich zwischendurch nicht anhalten muss. Das wäre das Aus gewesen. Puh, Schwein gehabt. Jetzt wird mir so langsam die Leistung der Fahrer bei der Bezwingung des Gamssteins klar. Daran würde ich heute scheitern - mangelnde Erfahrung und schlechte Ausrüstung. Nach anderthalb Stunden bin ich wieder zu Hause. Jetzt erst mal das Gespann trocknen lassen und später noch mal gegen Salzfrass behandeln.