Boyer-Bransden und OKO für die Enfield

Es ist zum Heulen: Ich komme zu nichts mehr! Einfach keine Zeit, bis spät abends in der Firma – wann soll ich da meinen Fuhrpark warten und pflegen, vom Fahren gar nicht zu reden. Aber heute schleppe ich mich in die Werkstatt und lass mich von nichts aufhalten. Denn irgendwann muss ich ihn ja mal angehen, den Einbau von Boyer-Bransden und OKO.
Der Drang, die Enfield zu verbessern, ist riesengross und ganz vorn in der Liste stehen die elektronische Zündung und ein halbwegs vernünftiger Vergaser. Die Boyer-Bransden MK III und der 30er OKO-Vergaser liegen schon seit einiger Zeit bereit und heute gehe ich die Sache an.

Das Steuergerät der Boyer-Bransden Zündung, der rote Block, wandert in den linken Kasten der Enfield. Ich befestige ihn recht einfach mittels 3M-Klettband. Somit habe ich in diesem Kasten einen Grossteil der Elektrik versammelt: Sicherungskasten, Regler/Gleichrichter, das elektronische Blinkrelais, den Bremslichtschalter und das besagte Steuergerät.

Dann baue ich die Unterbrecher-Grundplatte aus und setzte den Magnet-Rotor auf die Welle. Der Ausbau der Unterbrecher-Grundplatte war nicht ganz einfach und ich musste lange und geduldig an der Einheit klopfen und ziehen, bis sie vom Konus rutschte.

Nun die Statorplatte eingesetzt und nach Einleitung die Zündung eingestellt. Die Boyer-Bransden Anleitung habe ich vorher übersetzt. Anschliessend alle Leitungen verbunden und mal gekickt. Es gab ein paar Zündungen, dabei auch eine gewaltige Rückzündung und einige Takte lief der Motor auch, aber so richtig wollte er nicht. Und dann habe ich noch eine Übersetzung, die Boyer-Zündung dynamisch mit der Gradscheibe einzustellen.

Hier zwei Übersetzungen wichtiger Dokumente:

Die Boyer-Bransden Einbauanleitung

Anleitung zur Zündungseinstellung mit Gradscheibe

Weil ich meinem indischen Mikarb-Vergaser schon seit einiger Zeit arg misstraue, baue ich provisorisch den neuen 30er OKO-Vergaser ein. Ohne Luftfilter, mit der originalen Düsenbestückung und nur halbwegs passendem Gaszug. Sprit laufen lassen, ein Kick und der Motor läuft. Das lässt hoffen, aber für heute ist nach diesem kleinen Erfolgserlebnis Schluss.

Oh, Du schöner Westerwald….

Das gesamte Wochenende stand im Zeichen von Besuchern und einem kleinen Einweihungs- und Helferfest für die Motorrradhalle bei Egon – obwohl die Halle noch nicht für mich beziehbar ist. Den Sonntag jedoch habe ich für mich reserviert und bereits seit einigen Tagen spukt mir eine bestimme Gegend im Kopf herum. Von ihr handelt das bekannte Volkslied „Oh, Du schöner Westerwald….“

Richtig, ich möchte mal wieder in den Westerwald – mach ich sowieso viel zu selten. Dabei beginnt dieser herbe und schöne Landstrich nur knapp 100 km entfernt von Mücke. Dieser Sonntag Morgen startet mit sehr schönem Wetter, wenngleich es noch verdammt kalt ist, als ich um 8:15 das Rotaxgespann anwerfe. Bin aber dick genug angezogen und habe noch ein paar dünne Sachen dabei – falls es noch richtig heiss werden sollte. Aber zunächst und bereits nach 25 km beginnt der grosse Nebel ……

Bereits kurz hinter der Rabenau wird es ganz langsam und stellenweise nebelig. Im Staufenberger Raum bemerke ich dann, dass ich der Lahn nicht mehr fern sein kann - der Nebel verdichtet sich. Und wie gewohnt wird es bei Lollar, Wißmar und Krofdorf-Gleiberg richtig nebelig.

Und zwar derart nebelig, dass das Visier von einer dicken Wasserschicht bedeckt ist und selbst die Sonnenbrille darunter ist total benetzt. Und natürlich ist die bei dem Nebel auch völlig unpassend.

Durch den Nebel schleicht der Stubentiger und sucht sich sein Frühstück. Unvorsichtige Mäuse dürfte es auf diesen Lahnwiesen zur Genüge geben.

Weiter hinein in den Naturpark Lahn-Dill. Zwischen Königsberg und Hohenaar haben wir uns den Berg hinaufgeschraubt und blicken bei klarer Sicht von oben auf das nebelverhangene Land. Ein schöner Anblick. Der dicke weisse Streifen ist tatsächlich Nebel.

Nun gehts wieder hinunter und über Greifenstein und Beilstein nehme ich auf Umwegen und auf kleinsten Strassen Richtung auf den Westerwald. Aber der macht es mir nicht leicht und zwei Orte bei Driedorf sind komplett gesperrt in Richtung Rennerod und Bad Marienburg.

Auch der Versuch, über die Bundesstrasse in Richtung Westerwald zu kommen, scheitert: Vollkommene Sperrung in RIchtung Rennerod. Sehr malerisch der alte Gasthof an der Westerwald-Route. Aber ich komme hier nicht weiter .....

..... und nehme einen Seitenweg über die Krombach-Talsperre, an der ich natürlich eine kleine Pause einlege. Manchmal triffst Du hier Motorradfahrer aus allen Ecken Hessens, aber heute bin ich allein. Aber klar, es ist auch noch relativ früh.

Und von der Krombach-Talsperre gelingt es wahrhaftig, in den Westerwald einzudringen: Über Oberrod bin ich jetzt im Westerwaldkreis und damit in einem anderen Bundesland, nämlich in Rheinland-Pfalz. Hier kurve ich ein wenig ziellos über die kleinen Westerwaldstrassen.

Im kleinen Örtchen Elsoff überrascht mich diese wirklich gewaltige Kirche. Passt nicht so recht zur Grösse des Ortes.

Und aus diesem hübschen Häuschen schauen mindestens 5 Katzen und ein Dackel aus den Fenstern. Aber bis ich meine Kamera schussbereit habe, sind nur noch drei davon zu sehen.

Allmählich komme ich in Gegenden, in denen meine Ortskenntnis ausgesprochen schwach ausgeprägt ist. Also kurze Neuorientierung und dann nehme ich Richtung auf den Taunus.

Irgendwo zwischen Neunkirchen und Mengerskirchen bin ich sichtbar an der Nahtstelle von Westerwald und Taunus. Mittlerweile kenne ich mich überhaupt nicht mehr aus und muss stark improvisieren. Entscheide mich für die Richtung Löhnberg und Weilburg - diese Orte kenne ich zumindest.

Die Gegend wird allmählich taunus-typisch, ich bin auch wieder in halbwegs bekannten Gefilden und fahre über den schönen Schöffengrund in Richtung Heimat.

Nicht weit von Grüningen finde ich einen wunderbaren und total ruhigen Rastplatz mit historischem Hintergrund. Ein Hinweisschild erzählt die Geschichte der Wüstung Birknheim, die hier einmal gestanden hat. Ich verzehre einen meiner geliebten Schock-Riegel und sonne mich ein wenig auf der Bank. Hier lässt sichs aushalten.

Die Geschichte der Wüstung Birknhain.

Nach 30 Minuten gehts weiter. Bei Kloster Arnsburg stottert der Rotax plötzlich, ich schalte auf Reserve, obwohl es eigentlich noch nicht so weit sein dürfte. Aber der Motor läuft wieder ordentlich. Aber nur bis Lich, da ists dann ganz aus. Und was entdecke ich bei der Fehlersuche: Der Benzinschlauch ist abgeknickt. Wieder die typische Rotax-Schlauch-Schwäche. Naja, die Wahrheit ist wohl, dass ich den Schlauch neulich etwas schlampig verlegt habe.

Mit nicht-abgeknicktem Schlauch ist die Welt jedenfalls wieder in Ordnung und ich rutsche die letzten 30 km bis Mücke ab. Bin nach 240 km fast rechtzeitig zum Mittagessen zurück und bin eine sehr schöne Route gefahren. Zu Hause verlege ich den Benzinschlauch noch einmal besonders ordentlich und werde den Rest des Tages mal ganz gemütlich angehen.

Die heutige Route.

 

 

Elektrik-Schraubereien an der Enfield

Kurz nach dem Österreichurlaub hat mich doch wahrhaftig eine böse Erkältung erwischt. Deshalb und zusätzlich wegen des extrem schlechten Wetters während der gesamten Woche bin ich keinen Meter zum Fahren gekommen. Statt dessen aber zu einer ebenfalls sehr wichtigen Angelegenheit, nämlich zu Elektrik-Schraubereien an der Bullet.

Ein paar Kleinigkeiten haben mir an meiner Bullet nicht so recht gefallen und dazu kam ein Erlebnis auf der letzen Fahrt, dass sofortiges Handeln gebot. Als der Gasschieber klemmte und der Motor in den höchsten Tönen drehte, musste ich nach hinten ans Zündschloss greifen, um die Maschine zu stoppen. Sehr umständlich und im Fahrbetrieb sogar gefährlich. Und einen Killschalter hat meine Enfield auch nicht. Dazu die unergonomischen Nachbau-Lichtschalter – das wollte ich alles in einem Aufwasch ändern.
Auch die indischen Steckverbinder, die wie Lakritzbonbons aussehen, sollten bei dieser Gelegenheit herausfliegen. An deren Stelle sollen überall 6,3 mm Flachstecker eingesetzt werden.

Herausgekommen ist quasi eine Neuverkabelung der Maschine. Ich gebe zu, dass in dieser Phase der Eindruck von Chaos und Kabelgewirr aufkommen könnte. Aber daraus soll eine neue Ordnung entstehen.

Ein Killschalter aus dem Zubehör von Polo wird das Abschalten in Notsituationen ermöglichen. Er unterbricht einfach die Zuleitung zur Zündspule.

Ans linke Lenkerende kommt ein kompakter Schalter für Licht, Blinker und Hupe. Der alte indische Lichtschalter verschwindet. Und ganz wichtig: Der Deko-Hebel kommt an den Lenker. Der war nämlich an meiner Maschine an den Rahmen in der Nähe des hinteren Stossdämpfers geschraubt. Ein furchtbarer Ort dafür! Der Hebel von der Gartenfräse macht sich nicht schlecht an der Inderin.

Das Zündschloss wandert aus dem Werkzeugkasten an den Lenkkopf - da gehört ein Zündschloss nämlich hin. Da mag Harley ruhig anderer Meinung sein - ich weiss, dass ich hier richtig liege. Der kleine schwarze Zylinder am roten Kabel links ist übrigens eine Ladekontrollleuchte. Es hat mich einfach irritiert, dass beim Einschalten der Zündung überhaupt kein Kontrolllämpchen aufleuchtet. Das ist jetzt anders.

Unterwegs in russischen Diensten

Obwohl ich durch eine Erkältung nicht recht fit bin, zwingt mich eine innere Stimme an diesem Sonntag aufs Gespann. Gut, es klappt nicht ganz so früh wie geplant, aber immerhin bin ich um 8:30 unterwegs im Dienste der IZH.

Für einen guten Freund muss ich zunächst kurz in den Ebsdorfergrund, um dort eine wichtige IZH-Angelegenheit zu prüfen und zu erledigen. Obwohl ich mich recht dick anziehe und die Sonne bereits scheint, ist es empfindlich kalt – zu kalt für einen Sonnentag Anfang September.  Kann aber natürlich auch an meiner lästigen Erkältung liegen, die mich direkt nach dem schönen Österreichurlaub zuhause erwischt hat. Mit Halsschmerzen, Kopfweh, leichtem Schwindel und all diesen nervigen Dingen fällt mir das Gespannfahren ein wenig schwerer als sonst, aber nach einiger Zeit klappts dann wieder richtig gut. Wer weiss, vielleicht krieg ich die Erkältung ja herausgeblasen.
Ausser dem Ebsdorfergrund hab ich heute kein konkretes Ziel und lasse mich einfach ein wenig treiben. Ebsdorfergrund, Amöneburger Becken, die Ebene um Kirchhain und Neustadt, die Schwalm, das Antrifttal und der Vogelsberg – so in etwas treibts mich heute knappe 140 km um. Die Route ist recht nett und deshalb hab ich sie an dieser Stelle abgespeichert.

Sonnenschein im Ebsdorfergrund, dichter Nebel im Amöneburger Becken und wieder Sonne an den Gestaden der Wohra bei Kirchhain.

Immer wieder kleine Überraschungen finden sich auch in der näheren Umgebung, wie hier dieser nette Rastplatz zwischen Kirchhain und Rauschenberg. Der Stein erinnert an das kleine Örtchen Bartenhausen, dass einst an dieser Stelle gelegen hat. Nach mehrfacher Zerstörung fiel es letztendlich der Begradigung der Wohra zu Opfer.

Später in der Schwalm ein Blick auf die Kirche des Künstlerdorfer Willingshausen.

Im Antrifttal versuche ich auf dem Hochplaetau etwas Wärme zu tanken, aber es ist zu wenig davon da. Selbst mitten in der Sonne ist es recht kühl, nicht zuletzt durch einen starken Wind.

Über Kirtorf nach Niederklein und am Motorradhaus Maus schaue ich kurz nach, ob „meine“ ES2 noch im Schaufenster steht. Tut sie, und wenn ich jetzt unvernünftig wäre und ein wenig Geld übrig hätte oder gar beides, dann würde ich …….

Hier ein Link zu meiner ES ….

Im Feldatal, aber nicht nur dort, haben die Tornados oder Windhosen oder Stürme der letzten Wochen ordentliche Schneisen geschlagen und für grosse Holzvorräte gesorgt. Zwischen den Stämmen beobachte ich einen kleinen Lurch – womöglich einen der berühmten Kammolche, deretwegen seit Jahrzehnten bestimmte Umgehungsstrassen in dieser Gegend nicht gebaut werden.

Und ziemlich gegen Ende der 140 km nochmals an einen Windmühlenort. Mittlerweile ist es fast Mittag und die Sonne wärmt immerhin ein bisschen.

Jetzt wäre es fast an der Zeit, mal die Sturmhaube vom kahlen Kopf zu nehmen, aber ich lass es und geniesse die doppelte Wärme. Diese kleine Gespannfahrt hab ich wirklich gebraucht und jetzt fühle ich mich ein wenig besser. Vielleicht ist die Erkältung wahrhaftig wie weggeblasen, mal abwarten.

 

Eine mittlere Schrauberaktion an der Enfield

Angeregt durch eine Frage im Enfield-Forum und das freundliche Angebot von Atomo, sich das Problem einmal live anzuschauen, bin ich an diesem Mittwoch gegen Mittag nach Kirchhain gefahren. Kirchhain liegt gerade mal 25 km entfernt, aber der bekannte Enfield-Effekt liess mich daraus knappe 100 km machen. Vor Ort liess sich auch alles ganz gut an, aber dann wurde plötzlich aus einem schnellen Kontrollblick eine mittlere Schrauberaktion.

In meiner näheren Umgebung ist mir bisher kein Enfield-Benziner-Fahrer bekannt. Zwar einige wenige Dieselfahrer, aber das ist wieder ein ganz andere Kategorie. Umso schöner, dass sich mit Dirk (Atomo) jemand aus der unmittelbaren Nähe meldet. Klar, dass ich da sofort hindüse. Hab ja auch noch einen freien Tag.

Umwege, um nach Kirchhain zu gelagen, sind mit der Bullet ein Muss. Hier am Gleenbach kurz vor Niederklein lockt mich etwas ganz bestimmtes von der Strasse …..

…. und zwar diese wunderschönen Blümchen am Bachlauf.

Am Arbeitsplatz von Dirk, dem verabredeten Treffpunkt, weiss ich sofort, dass ich hier richtig bin: Das grüne Dnepr-Gespann weist mir den Weg.

Dann geht es kurz durch den Ort zu eine unglaublichen Halle, in und vor der allerlei höchst interessante Fahrzeuge stehen. Allerdings gilt mein Hauptinteresse natürlich Dirks Enfield – einer 2005er Bullet.

Schaue mir zunächst einige interessante Umbauten an Dirks Bullet an. Besonders hat es mir der Vergaserumbau auf einen 30er OKO angetan. Super Anspringen und extrem konstanter Leerlauf zeichnen dieses preisgünstige Bauteil aus – jedenfalls an Dirks Enfield..

Ein hübsches Pärchen sind unsere beiden Enfields.

Wenn Du weißt, wo Du hinschauen musst, gibt es zwischen Dirks 2005er und meiner 1995er doch einige Unterschiede. Ganz unbemerkt geht ein Jahrzehnt auch am indischen Maschinenbau nicht vorbei.

In der Halle finden sich einige spannende Maschinen, von denen mir besonders diese KTM gefällt. Dann verabschieden sich Dirk und die anderen Schrauber, die Halle wird zugesperrt und ich schaue mich noch kurz auf dem Hof um, um dann ebenfalls zu starten.

Aber mein Start geht schief! Die Enfield springt ums Verrecken nicht mehr an. Funke da, Sprit da – aber da kommt nichts. Nach ein bisschen Ursachenforschung entdecke ich, dass der Gasschieber bei Vollgas hängen bleibt. Mittlerweile ist auch Dirk auf meinen Hilferuf hin zurück gekommen und gibt mir sofort einen neuen Gaszug. Aber der löst das Problem nicht: Es ist wirklich der Schieber, der im Gehäuse klemmt. Aber auch das ist lösbar! Dirk fährt nach Hause und besorgt einen gebrauchten Schieber – und der gleitet perfekt im Vergaser. Und so komme ich gegen 17:30 doch noch auf eigener Achse nach Hause. Herzlichen Danke, Dirk, das war perfekter Support. Und mich bestärkt es in meinen OKO-Vergaser-Überlegungen.