Bis ans Ende

….. des Vogelsbergkreises treibe ich heute meine (wieder) schöne Engländerin. Nachdem der Tank sich auch über Nacht als dicht heraus stellt, gehe ich am frühen Nachmittag dieses Samstages noch auf Tour. Werde ja in den nächsten Tagen nicht zum Motorradfahren kommen, also wird vorgebaut.

Die am weitesten entfernte Grenze des Vogelsbergkreises ist von hier aus bei Schlitz, danach geht es in die Kreis Fulda bzw. Hersfeld-Rothenburg über. Gleichzeitig nutze ich die 150 km-Fahrt zu einem Check, wo im Vogelsberg Umleitungen wegen Straßenarbeiten vorkommen. Es gilt nämlich, eine Route für meine ehemaligen Kollegen auszuarbeiten.

T-Bird 900

Nonstop geht es bis Schlitz und auch hier halte ich nur an, um einen Blick in das Schaufenster vom Yamaha-Zöller zu werfen. Aber was ich sehe, …….

Horex

……. sind ja mehr Horexe als Yamaha – naja, beinahe jedenfalls.

Thunderbird 900

Über Queck und Rimbach fahre ich nun quer rüber zur B62. Anfangs läufts da ganz gut, aber dann wird der Verkehr immer langsamer. Grund: Das Hippie-Festival bei Burg Herzberg. Hier bin ich aber schon wieder nahe Alsfeld am Schießstand des BDMP.

Thunderbird 900

Prüfender Blick: Der Tank ist immer noch dicht, der neue Lack hält bisher auch, das Maschinchen läuft einwandfrei. Sehr gut. Jetzt kurz auf die Autobahn und gleich an der nächsten Ausfahrt wieder runter auf die B49. Bis Flensungen fahre ich dann mit einer gelben SpeedTriple mit tollem Sound zusammen. Da kann ich akustisch nicht mithalten, optisch aber schon.

Für die Bender-Route muß ich mindestens drei Umleitungen berücksichtigen: Köddingen und Storndorf geht nicht und Lauterbach ebenfalls nicht. Gut zu wissen.

Q-Bag

So eine Hecktasche für seinen City-Hopper Vigor sucht Reinhard schon länger. Ich selbst hab ja neulich eine beim Polo gekauft und so beschliessen wir eine schnelle Fahrt nach Linden, damit Reinhard endlich zu dieser Tasche kommt. Triumph Trident und W650 geben dabei ein nettes, klassisches Pärchen ab.

Die Hinfahrt ist anfangs ganz nett, wird aber durch die elenden Ortsdurchfahrten Watzenborg-Steinberg, Linden-Leihgestern und Großen-Linden auf den letzten 7 Kilometern extrem nervig: Die schwüle Hitze, der zuckelnde Verkehr am Freitagnachmittag und jede Menge LKW – ätzend. Fest steht: Zurück wird’s über die Autobahn gehen.

Trident & W650

Zwei Klassiker am Polo-Shop in Linden.

XT500

Und mit der XT500 parkt hier ein weiterer Klassiker: Die Mutter aller Viertakt-Enduros.

Polo Linden

Die gesuchte Hecktasche von Q-Bag ist leider nicht am Lager und muß bestellt werden.

W650

Wir brettern über den Gießener Ring zurück in den Vogelsberg, lassen uns in der Flensunger Eisdiele eine kühle Köstlichkeit schmecken, schauen uns bei Youtube ein paar britische Filmchen zum Ace Cafe an – und danach gehe ich noch auf eine 70 km lange Abend–Tour durch den Vogelsberg.

W650

Den Abschluß bildet die B276 zwischen Schotten und Laubach. Um diese Zeit hab ich die Strecke für mich alleine.

Himmelhochjauchzend …

… zu Tode betrübt – zwischen diesen beiden Extremen bewege ich mich seit ein paar Tagen. Genau genommen seit dem Tag, an dem ich wunderschönen Tank meiner Thunderbird schnöde zerstört und demoliert habe.

Dachte ich anfangs, das schicke Teil in British-Racing-Green wäre unrettbar verloren, so keimt zwei Tage später wieder Hoffnung auf. Diese Hoffnung wird mir vermittelt durch Jens Poge von JP-Design in Burkhardsfelden. Aber die Reparatur soll ja noch dauern – wahrscheinlich bis Ende August.

Am zweiten Tag bekomme ich per email erste Bilder vom Fortschritt der Tankarbeiten, am zweiten Tag kommen weitere emails. Auf denen kommt mir der Tank schon beinahe fertig vor. Und am dritten Tag kann ich den Tank wahrhaftig abholen – also wesentlich schneller als anfangs angekündigt.

T-Bird Tank

Im Cabrio und wie ein rohes Ei hole ich den Tank bei JP-Design ab und fahre ihn nach Hause. Die Arbeit hat einen Tank hervorgebracht, der besser aussieht als vor dem Schaden – wahrscheinlich sogar besser als neu. Unglaublich.

T-Bird Tank

Delle oben ist entfernt, der gesamte Grün-Bereich ist neu lackiert, die verbeulte Fläche des Benzinhahns ist egalisiert und der Tank komplett mit Klarlack überzogen. Eine supergute Arbeit!

T-Bird Tank

Der neue Lack hat einen enormen Glanz.

T-Bird Tank

DQ12 lebt – alles ist wieder an seinem Platz. Die scheinbaren Macken auf der Oberfläche sind lediglich Licht- und Staubspiegelungen. Morgen wird frischer Sprit eingefüllt. Das Problem jetzt ist aber: Ich hab Angst. Angst davor, zu tanken. Angst, mit der Lederjacke den Tank zu zerkratzen, Angst davor, einen Tankrucksack anzubringen – also quasi Angst vor allem. Klingt nach einer üblen Colorphobie!

Das ich auf die Firma JP-Design gestoßen bin, war ein absoluter Glücksfall. Die Handwerksarbeiten sind sensationell gut geworden, das Ergebnis ist ein Traum. Schaut euch auf der Webseite von JP-Design um und glaubt mir: Hier gibt es sehr gute Arbeit zum fairen Preis. Meine Lackierarbeiten werde ich in Zukunft hier durchführen lassen.

Von der Enduro zum Scrambler

Der Gedanke an einen kleinen einzylindrigen Scrambler lässt mich nicht mehr los und dabei spielen die britischen T25 und B25 aus den 70ern von Triumph und BSA eine maßgebliche Rolle. Um deren Design kreisen meine Planspiele.

Sicher, eigentlich sollte ich zuerst die älteren Projekte angehen – insbesondere, weil da mit einer Suzuki TS250 fast ein Scrambler dabei ist. Anderseits: Warum sollen sich Prioritäten nicht auch verschieben dürfen? Kennt man ja vom Arbeitsplatz, und da ist das quasi normal.

Scrambler

Drei komplette Suzuki 400 ccm Motoren habe ich im Fundus und von zweien weiß ich sicher, dass sie ordentlich laufen. Damit hätte ich schon mal das Herz meines Scramblers. Als Rahmen könnte ebenfalls ein DR-Rahmen herhalten oder ich besorge mir einen GN-Rahmen. Das dürfte kein Problem sein.

Scrambler

Gabel von der DR? Vielleicht besser nicht und statt dessen eine GN-Gabel beschaffen. Denn vorn muß auf jeden Fall eine Scheibenbremse hinein. Die Hinterradschwinge dagegen könnte von der DR kommen. Mit kürzeren Stoßdämpfern wird das wahrscheinlich passen.

Scramber

Schutzbleche, Lampen, Lenker, Armaturen – da habe ich ein ganz ordentliches Lager.

Scrambler

Den Tank eventuell auch von der DR? Hmmh, der ist mir eigentlich etwas zu eckig. Irgendwas rundes schwebt mir vor – vielleicht ein Simson-Tank. Oder einer vom alten Original, also von der Triumph Blazer oder der BSA Starfire. Die kann man schon mal kriegen – und zufällig fahre ich ja in den nächsten Tagen sowieso nach England. Da heisst es dann „Augen offen halten“.

Wandern

…… heisst das Motto des Tages, aber natürlich meine ich keine Fußmärsche damit, sondern Enduro-Wandern.

Aber zunächst und nach dem Hundespaziergang pack ich mir den Triumph-Tank ins Auto und besuche eine Hand voll Smart-Repair-Betriebe. Will doch mal sehen, ob es für meinen zerstörten Tank noch Hoffnung gibt.

Die ersten vier Betriebe wiegen bedenklich den Kopf und machen mir nicht viel Hoffnung. Von unmöglich über unsicher bis zu unwirtschaftlich reichen die Kommentare. Aber im fünften Betrieb kann mir der Handwerker Hoffnungen machen. Er ist sich sicher, den Tank wieder so hinzubekommen, wie er vorher war – und das zu einem moderaten Preis. Kleiner Nachteil: Die Aktion wird bis Mitte/Ende September dauern. Meine geliebte T-Bird werde ich also in den nächsten Wochen nicht mehr bewegen.

Dennoch – mit dieser Hoffnung im Hinterkopf bekomme ich wieder Lust aufs Motorradfahren. Der große Regen ist noch immer nicht in Sicht und so schwinge ich mich gegen 15:00 auf meine Enduro mit dem Plan, etwas zu wandern und dabei zu entspannen.

Suzuki DR400

Als erstes suche und finde ich eine legale Waldverbindung zwischen der B49 am Lehnheimer Kreuz und Weickartshain. Das sind ein paar schöne Kilometer ohne Asphalt. Und ein bisschen kühler ist es hier auch noch.

Suzuki DR400

Die nächste Off-Road-Aktion führt mich über einen langen Plattenweg von Stangenrod bis fast nach Atzenhain. Ist ein klein wenig wie die Kolonnenwege an der deutsch-deutschen Grenze.

Suzuki DR400

Nun geht es nahe Weitershain in die Felder und ein Stück in den Wald hinein.

Suzuki DR400

Zwischen Weitershain und Bernsfeld biege ich dann ab in den tiefen Wald, wo mich ein ebenfalls legaler Weg bis nach Schadenbach führt. Das ist eine ordentliche Strecke und hier bin ich völlig allein. Ein paar Abzweigungen, die mir ebenfalls legal erscheinen, werde ich mir das nächste mal vornehmen.

Suzuki DR400

Von Schadenbach weiter nach Deckenbach und dann halte ich am Rondienchen und schaue eine Weile in das schöne Amöneburger Becken hinein.

Suzuki DR400

Nach Homberg muss ich dann wohl oder übel den Asphalt unter die Räder nehmen, den ich aber bei Wäldershausen schon wieder verlasse. Die alte Kate fasziniert mich schon länger – ich mag eben diese kleinen, eingeschossigen und einfachen Häuser.

Suzuki DR400

Auf das Befahren des Naturschutzgebietes in den Ohm-Auen verzichte ich aber dann doch.

Suzuki DR400

Noch vor Niedergemünden bin ich aber bereits wieder abseits der ausgetretenen Pfade. Die alte Brücke ganz nahe an der Autobahn passt wunderbar zu meinem japanischen Alteisen. Noch schöner wäre es aber, wenn ich den ganz alten hinteren Teil der Brücke befahren könnte, aber das ist schwierig.

Suzuki DR400

Mein Lieblingstal! Hier sehe ich förmlich, wie sich vor tausenden von Jahren die Gletscher ihren Weg gebahnt haben und ich bekomme schon wieder Lust, als einsamer Reiter durch dieses lange Tal zu fahren und am Horizont zu verschwinden. Aber das mach ich heute nicht mehr. Ach ja: Dieses Tal befindet sich an der Kreisstrasse zwischen Elpenrod und Nieder-Ohmen und es führt in Richtung Burg-Gemünden.

Nun gehts querfeldein in Richtung B49, die wird überquert und dann bin ich in Ilsdorf bei Reinhard. Wir schauen uns im Internet ein paar Hotels in Kent an und buchen dann direkt für die nächste Woche. Ja, wir werden tatsächlich auf die Insel fahren – allerdings nicht auf zwei Rädern und noch nicht einmal mit unseren MG. Wir werden einen braven Volvo als Transportfahrzeug nutzen, denn es geht ja in erster Linie um einen Einkauf von britischen Teilen.

Suzuki DR400

Anschließend mache ich einen weiteren Enduro-Schlenker durch die Gemarkungen Bobenhausen und Wohnfeld, wo ich den jetzt kühler werdenden Abend genieße.

Jungbullen

Mit den Jungbullen kommuniziere ich ein wenig und beobachte ihre zurückhaltende Neugierde. Nette Tiere.

Suzuki DR400

Die Suzi und speziell ihr einfacher und kerniger Motor macht mir heute so viel Vergnügen, dass ich ernsthaft darüber nachdenke, mir aus meinen vielen DR- und GN-Teilen einen Scrambler im britischen Look zu bauen. Das könnte so etwas in der Art einer Triumph Blazer oder einer BSA 250 Starfire werden. Diese kleinen englischen Scrambler fand ich schon immer klasse und bereits meine alte Maico habe ich ein wenig in diesem Stil aufgebaut.

Nur falls sie einer nicht kennt: So sah eine Triumph Blazer aus: 

….. und so eine BSA Starfire:

Wenn ich all meine Roller-Baustellen erst einmal ruhen lasse und auch die TS250 nicht beschraube, könnte ich mich statt dessen mit einer zweiten Suzuki befassen. Der Gedanke beginnt mir zu gefallen.

Und zum Schluß noch eine Information, was mich ein neuer, ein funkelnagelneuer Tank für meine T-Bird kosten würde: 1265 €. Ein schöner Batzen Geld, und den hab ich quasi durch einen Augenblick der Nachlässigkeit in den Sand gesetzt. Tja, shit happens, aber es gibt garantiert noch schlimmeres.