Kleine Schraubereien an der Junak

Nach dem verregneten Samstag sieht es Sonntag Morgen etwas freundlicher aus – allerdings auch nicht wirklich schön. Zum Nasswerden habe ich keine Lust, aber im Ebsdorfergrund steht der Junak-Chopper, der noch nicht komplett zerlegt ist. Also aufs Gespann zu ein paar kleinen Schraubereien an der Junak.

Über die lange Anfahrt in den Ebsdorfergrund – immerhin sagenhafte 15 km – gibts nix zu berichten. Fahre die Strecke mittlerweile im Schlaf und kann die Gedanken dabei schön baumeln lassen. Ist ja eigentlich ziemlicher Mist, wie ich meine Motorradbaustellen behandele: Immer mal wieder hier ein bisschen was, dann ein wenig an der nächsten Baustelle – und entsprechend wird nichts richtig fertig.  Unbefriedigend! Werde in den nächsten Tagen mal Kathy, meine TS 250/1, nach Hause in die Werkstatt holen und versuchen, das gute Stück 100%ig zu vollenden. Genau, so soll es werden. Aber heute erstmal an den Junak-Chopper. Hoppla, da ist ja schon mein Ziel. Scheune aufgesperrt und losgelegt.

Habe heute das brutale Werkzeug eingepackt. Die kleinen Schlüssen, also 13 bis 19, brauche ich fast gar nicht, dafür aber Schlüsselweiten wie 32, 36 und 41.

Auf dem Anwesen herrscht noch sonntägliche Ruhe, Kollege Dieter hat auch offensichtlich Besuch. Vermeiden wir also allzu lauten Krach.

Nach 1,5 Stunden ist Junak komplett zerlegt, der Rahmen steht jetzt blank da. Und das hier ist von meinem Junak-Chopper-Kauf übrig geblieben: Ein kompletter Motor, ein gutes Vorderrad, eine Gabel ohne Brücken und eine Hinterradnabe. Na immerhin!

Anschliessend noch eine kleine Runde, zunächst in den Rossberger Wald. Fahre mal wieder die Sammelstelle für schwach radioaktive Stoffe an. Die Anfahrt ist ein wenig wie in Sosa auf die Rote Grube - allerdings komplett auf Asphalt.

Eigentlich gibts an der Sammelstelle nichts besonderes zu sehen, nur die Heimlichtuerei der Betreiber kotzt mich jedesmal an. Kein Hinweis, kein Schild, der radioaktive (wenn auch nur schwach) Scheissdreck wird der Bevölkerung klammheimlich untergeschoben.

Zurück durch die grüne Hölle von Höingen, wo die schmale Strasse stellenweise zugewachsen ist wie ein Tunnel. Immer wieder schön zu fahren.

 

Schafskälte im Vogelsberg

So, diese Woche hätte ich mal wieder geschafft – und zum Glück ist die kommende noch besonders kurz. Ein Anruf aus dem Büro bei Meister Büchner in Schotten ergab die Information, dass meine beiden MZ-Räder für Kathy, die TS, zentriert und abholbereit sind. Schwinge mich also nach der Arbeit auf mein Gespann und erlebe die Schafskälte im Vogelsberg.

Viele Wege führen von Mücke nach Schotten und alle Strecken sind eigentlich schön zu fahren, selbst die „Rennstrecke“ über Laubach ist Wochentags eine Alternative. Heute entscheide ich mich für die Route über Altenhain und Götzen. Die Sonne scheint ein wenig, aber es ist recht frisch. Und hinter Altenhain, wo es so richtig den Vogelsberg hinauf geht, wirds ordentlich kalt. Bin wahrhaftig zu dünn angezogen und erreiche fröstelnd mein Ziel. Aber so ist es Anfang Juni, wenn die Schafskälte den Vogelsberg im Griff hat.

Wie versprochen sind die beiden MZ-Räder fertig. Meister Büchner hat schon einige Räder für mich und meine Emmies gemacht und sie waren immer einwandfrei. Noch ein bisschen Smalltalk über Motorräder, das alte Adlergespann des Meisters, über die Zukunft von MZ, dann gehts weiter. Ein Fahrradkunde erzählt noch eben, dass er auch MZ-Gespannfahrer ist: Hat eine ETZ. Wieder eine neue MZ-Bekanntschaft im Vogelsberg.

Raus aus Schotten und die gleiche Route über Götzen zurück. Unterwegs komme ich am Flugplatz Schotten und am Petershainer Hof vorbei. Den Flugplatz werde ich mir heute etwas näher ansehen und biege deshalb auf diesen Wirtschaftsweg ab.

Auf dem Weg hierher habe ich natürlich bereits gemerkt, dass es langsam, aber stetig bergauf geht. Bin also recht hoch und habe entsprechend eine schöne Aussicht bis zum grossen Funkturm auf dem Hoherodskopf.

Das ist der Flugplatz Schotten. Schön gelegen und mit etliche Hallen. Das deutet auf einen ordentlichen Fuhrpark hin. Leider ist heute nichts davon zu sehen. Hätte nicht übel Lust, mal eine Segelflugrunde von hier aus zu machen.

Der Aero-Club Schotten bietet solche Rundflüge ja an und ich denke, das werde ich mal wahrnehmen. Motorradfahren und Fliegen passen natürlich auch perfekt zusammen.

Zuhause angekommen schaue ich mir die beiden Felgen nochmal in Ruhe an: Sehen einwandfrei aus. Alufelgen mit VA-Speichen mag ich sehr und geniesse den Anblick der Räder. Am Wochenende werde ich neue 2RS-Radlager einbauen, am Montag kommen neue Heidenaus drauf. Kathy kommt langsam, aber sicher, voran.

 

 

No milk today

An diesem Pfingswochenende habe ich 2 Motorradtreffen besucht – und so schön die Besuche auch waren: Heute möchte ich möglichst keine Motorräder mehr sehen. Mit der Kombination ES 250/1 Gespann und Kreisstrassen 3. Ordnung habe ich gute Chancen, dieses Vorhaben umzusetzen. Und dazu kommt noch ein kleiner Auftrag, denn heute heisst es bei uns: No milk today.

Ohne Milch schmeckt mir kein Kaffe und kein Cappuccino, also habe ich den Auftrag, irgendwo Milch zu besorgen. Und dann brauche ich Bilder meiner TS 250/1 – Sitzbank für Zweitaktkombinat. Die Sitzbank liegt aber, wie die gesamte TS, in der Scheune im Ebsdorfergrund. Die ersten Stationen der Route sind damit klar vorgegeben, und für den Rest wird man sehen.

Im Ebsdorfergrund ist das Anwesen mit meiner Scheune noch im Tiefschlaf versunken, immerhin bin ich noch vor 9:00 auf der Strasse. Also schnell die Sitzbank ins Boot geworfen, einen Blick auf den lackierten TS-Rahmen und den ausgebauten Junak-Motor, dabei festgestellt, wieviel Arbeit ich hier noch vor mir habe, und weiter gehts.

Nach einem Schlenker bis kurz vor Marburg entdecke ich nahe Beltershausen diesen schönen Rastplatz mit Garten. Hier setze ich mich einen Augenblick und lasse den Blick durch das Tal des Ebsdorfergrundes schweifen. Herrliche Ruhe - kein Motorrad in Sicht, nicht mal ein PKW fährt vorbei.

Hätte ich was zu lesen, zu essen und zu trinken im Boot, würde ich hier noch ein paar Stündchen aushalten. Aber den Einkauf und die Suche nach Milch habe ich noch vor mir. Deshalb starten wir jetzt in Richtung Kirchhain.

In Kirchhain an der Jet-Tanke bekomme ich alles, was ich brauche. Nur das schöne Cafe an der Ausfallstrasse scheint geschlossen zu sein - also dicht gemacht. Schaue mir noch ein wenig das Industriegebiet in Kirchhain-Ost an. Das alte Umspannwerk hab ich schon zu AMP-Zeiten besucht - das war vor 30 Jahren.

Um in den Vogelsberg zurück zu kommen, nehme ich Richtung auf Niederklein und dort das kleine Strässchen nach Rüdigheim. Hier parke ich mein altes Eisenschwein vor dem noch älteren Baum.

In Dannerod fahre ich am Segelflugplatz vorbei, auf dem einiges los ist. Ein Stückchen weiter sind grosse Wiesen gesperrt und ebenfalls von Segelfliegern belegt. Flieger und Kradisten passen ja ganz gut zusammen - zumindest war früher die Bekleidung der beiden recht ähnlich. Bekomme ein wenig Lust auf einen Segelflug.

In Homberg fahre ich den "Hohen Berg" hoch und komme an die ehemalige Klinik Dr. Walb. Schon lange geschlossen, und auch das noch ausgeschilderte Cafe zum Hohen Berg existiert nicht mehr. Und die Gebäude verfallen allmählich. Schande!

Noch ein bisschen weiter den "Hohen Berg" hoch und ich bin auf dem Gipfel. Holzschilder verweisen auf eine Kirschallee und die Flugwacht. Im Hintergrund die weissen Segelflieger, an denen ich vorhin vorbei gekommen bin.

Der Blick von hier oben ist wirklich enorm, auch wenns heute ein wenig diesig ist. Hinter Homberg sehe ich den gewaltigen Steinbruch und am Horizont die Gipfel des Hohen Vogelsberges.

Jetzt noch in Homberg ins Cafe und den Nachmittagskuchen besorgt. Dann gehts direktemang Richtung Mücke. Aber an der Autobahn-Grossbaustelle fahre ich noch einmal auf um zu sehen, wie weit die Sache ist. Sieht eigentlich alles ziemlich fertig aus, die Grossbaustelle könnte dieses Jahr tatsächlich abgeschlossen sein. Sehr gut.

Zuhause befasse ich mich ein wenig mit meinem neuen Fachbuch - Thema Awo. Hat mir Frank empfohlen und es erinnert mich daran, dass die Entscheidung über meinen Sport-Awo-Kauf noch offen ist. Die beiden geflügelten Eisenschweine sind ein Geschenk der lieben Gattin, äusserst possierlich.

 

Horex-Sternfahrt in Weilrod

Heute soll es zum DKW-Treffen ins Motorrad Museum Montabaur gehen. Dorthin werden einige gute Bekannte aus der MZ-Szene fahren und es ist immer schön, diese Burschen zu treffen. Ein Besuch gestern abend auf der Museums-Webseite sagt mir jedoch, dass dieses Markentreffen GESTERN stattfand. Na klasse, das hab ich perfekt verschludert. Glücklicherweise lese ich im MZ-Forum einen Beitrag von Nofretete, die von der Horex-Sternfahrt in Weilrod berichtet. Das ist eine gute Alternative und so wird kurzerhand umdisponiert. Daher gilt heute für mich: DKW = Horex und Montabaur ist Weilrod.

Dank Nofretete und Waldi starte ich heute also mit der Solo Silverstar in den Taunus, um mir die schönen Horex-Viertakter anzuschauen. Und daneben ist der Taunus natürlich immer eine Reise wert: Wunderbare Gegend und für mich immer noch ein wenig ein weisser Flecken. Woran liegts? Dieses waldige Mittelgebirge liegt so nahe, dass ich da jederzeit eine Runde drehen kann. Aber die Anfahrt über Giessen, Wetzlar oder Lich ist eher mittelprächtig und von daher ziehts mich meist Richtung Norden oder Osten. Es sei denn, ich habe wie heute ein schönes Ziel. Um Punkt 8:00 bollert der Rotax los und ich nehme Richtung auf Lich und Langgöns. Gutes Wetter, die Regenwahrscheinlichkeit ist bei 25 %, da kann sogar das Regenzeug daheim bleiben. Und richtig, es wird heute nicht benötigt.

Lich, Fernwald, Langgöns und dann über Niederkleen und Cleeberg in den Taunus. Da ist die Anfahrt erträglich, aber um diese Zeit ist es noch überall sehr ruhig auf den Strassen. Bei Albach gibts einen kleinen Stop, um die ......

.... Widder am Strassenrand zu begrüssen. Die sind aber auch noch träge und lassen sich weder durch mich noch durch meinen Rotax aus der Ruhe bringen. Also schnell weiter, damit ich frühestmöglich in den Taunus komme.

Für mich beginnt der Taunus quasi schon bei Niederkleen. Ab Cleeberg wird die Gegend so richtig Taunus-mässig und als es Richtung Gräfenwiesbach geht, weiss ich: Das ist der Taunus. Allerdings scheitert mein Versuch, in Gräfenwiesbach zu tanken: Alle Tankstellen geschlossen. Halte auf Weilrod zu und hoffe, unterwegs auf eine geöffnete Tanke zu stossen.

Aber zunächst kommt da nix! Hab längst auf Reserve umgeschaltet und in den Dörfern sehe ich nur Ex-Tankstellen. Das Netz ist verdammt dünn geworden, und das macht mich nervös. Laubach, Gemünden, Lauken - überall Fehlanzeige. Dazu kommt meine Ortsunkenntnis. Dann berichtet ein Einheimischer, dass in Riedelbach garantiert was ist, und voila, tatsächlich eine geöffnete Tankstelle. So leer hab ich den mickrigen Silverstar-Tank noch nie gefahren. Waren aber immer noch 0,7 l drin. Puh, geschafft.

Die Tankstellen-Lady in Riedelbach weiss, dass im nächsten Ort, nämlich in Altweilnau, die Horex-Sternfahrt stattfindet. Sind nur ein paar Kilometer und richtig: Direkt an der Taunus-Höhenstrasse stolpere ich beinahe auf den Platz des Geschehens. Hier ist schon ordentlich was los! Und es steht eine perfekte Infrastruktur: Wenn die Horex-Leute was aufziehen, dann richtig.

Horex Motorräder - Gebaut von Motorradfahrern für Motorradfahrer. Und der Parkplatz ist voller Reginas, Imperators und Residents. Allein diese Namen!!! Und dazu natürlich jede Menge Besucher mit allen möglichen Krafträdern. Das sieht richtig gut aus.

Zuerst mache ich einen Bummel durchs "Fahrerlager", also durch die Zelt- und Wohnmobilstadt. Viele Fahrer haben derart grosse Zelte dabei, dass die wertvollen Horexe zumindest unterm Vorzelt stehen können.

Jetzt nehme ich mir vor, heute nur Motorenbilder aufzunehmen, kein einziges komplettes Motorrad. Mit dem schönen glattflächigen Max-Motor fange ich an, aber wir werden sehen, dass ich dieses Vorhaben nicht einhalten kann. Dazu sind die Horexe einfach zu schön in ihrer Gesamtheit.

Der klassische Regina-Motor: Einzylinder- OHV mit Rechtsschaltung und Doppelportauspuff. Links auf der Kurbelwelle die Gleichstromlichtmaschine unter einem verchromten Blechdeckel.

Und das ist für mich persönlich die absolut schönste und tollste Horex: Die 350er Einzylinder Resident im Vollschwingenfahrwerk. Die ersten Motore waren wohl noch nicht recht standfest, was später durch zusätzliche Ölleitungen besser wurde. Ein Bild von einem Motor!

Und bereits hier gebe ich den Gedanken auf, nur Motore zu fotografieren. Die Schönheit der Resident ist zu gross. Wenn also Horex, dann für mich nur eine Resident. Aber ich glaube, in diesem Leben wird das nix mehr. Die Dinger sind zu selten und zu teuer.

Typische Horex-Modifikation der 50er Jahre: Regina mit Sporttank und kleiner Verkleidungsscheibe.

Bei den Vorkriegs-Horexen kenne ich mich überhaupt nicht aus, aber man erkennt, dass daraus später die Regina-Motoren wurden.

Regina mit Steib S350 Seitenwagen. Dieses Gespann hier ist extrem sauber aufgebaut und zeigt etliche technische Verbesserungen.

Zun Beispiel die hydraulische Seitenwagenbremse, wunderbar ausgeführt. Original dagegen die Seitenwagenfederung mit dem dicken Gummiblock. Das Gespann sieht nicht nur schön aus, es wird offensichtlich auch gut genutzt.

Die Imperator hat es auf eigenen Rädern zur Sternfahrt in den Taunus geschafft - das ist nicht selbstverständlich. Das Kennzeichen sagt uns, dass dazu etliche Kilometer nötig waren.

Die Horex-Motoren sind allesamt optisch ungemein ansprechend. Und wie hat schon in den 70er Jahren der bekannte Klacks gesagt: Daraus hätte mit einer besseren Firmenpolitik das werden können, was später von Honda als CB 450 "Black Bomber" aus Japan zu uns kam.

Aus jeder Perspektive eine Augenweide ist so ein Imperator-Motor. Aber was hat Horex eigentlich falsch gemacht? Ich weiss es nicht und denke eher, dass der Zeitgeist damals gegen das Motorrad war. Oder warens wie auch heute wieder die Bänker? Die sind sowieso an allem schuld.

Imperator mit Münch-Bremse. War wohl damals das beste, was an Bremsen verfügbar war.

Natürlich sind auch Besucher mit anderen Marken als Horex vertreten. Sehr schön auch die Triumph Bonneville. Und sogar öldicht, kein Tröpfchen unter dem Motor zu sehen.

Hier bekomm ich die Startzeremonie der 3-Zylinder BSA Rocket mit: Zweimal den Kickstarter langsam ohne Zündung durchgetreten und dann mit Zündung und Schmackes gekickt. Und schon läuft der Triple.

Die Zahl 3 zog sich wie ein roter Faden durch alle möglichen Elemente der BSA, unter anderem auch durch das Auspuffdesign mit den 3 kleinen Flöten.

Was für eine Gabel, was für ein Motor, was für ein Auspuff: Einfach nur schön.

Damals hiessen die Motoren noch Columbus und das Fahrzeug wurde entsprechend auch Horex Columbus genannt. War aber keine Typenbezeichnung, sondern nur allgemeiner Sprachgebrauch.

Wenngleich die meisten Reginas in schwarz ausgeliefert wurden, gab es doch auch schöne andere Farben. Damit meine ich allerdings nicht die rote Imperator im Hintergrund.

Regina 400 aus Borken, ganz nahe meiner alten Heimat, dem Ruhrpott. Die Maschine war derart gepflegt und sauber, dass die bestimmt nicht aus eigener Kraft in den Taunus getuckert ist.

In den 50er und 60er Jahren habe einige Tuner, u.a. auch Friedel Münch, ja Horex-Rennmaschinen aufgebaut und erfolgreich eingesetzt. Ich kann allerdings keinerlei Nähe zu den Horex-Serienmotoren erkennen.

Doppelnockentwin passt noch am ehesten zur Imperator, aber ob da auch nur ein einziges Imperatorteilchen dabei ist? Ich denke, nicht.

Bei dieser Rennmaschine hat zumindest der Motorblock eine gewisse Ähnlichkeit mit der Imperator.

Manche Regina wurde in den 60er oder 70er Jahren mit einer Modefarbe wie dieser bös verschandelt. Das hebt ihnen, wie der Berliner sagt. Aber vielleicht sind ja auch solche Dinge erhaltenswert als Zeichen ihrer Zeit.

Bei jeder schön aufgebauten Resident sinke ich reflexartig auf die Knie und packe die Digitalkamera aus.

Speziell für Sir Guzzi Thorsten: Den schraubenden Bäckermeister aus Heide, der im Familienkonvoi mit Horex, Silverstar-Gespann, TS250 und Herkules KS80 gekommen ist, dürfte Thorsten gut kennen.

Des Bäckermeisters Gattin bewegt das Silverstar Gespann. Und nicht gerade wenig, wie ein Blick auf den Motor verrät.

Selten: Eine Regina ohne Chrom, selbst Tank und Felgen sind geschwärzt. Wusste nicht, dass es einen solche Variante gab.

Ost-West-Verbindung Nummer 1: Die Imperator hat das leichte Duna-Boot aus Ungarn angeflanscht bekommen. Steht ihr ganz gut.

Ost-West-Verbindung Nummer 2: Der ältere Velorex und das seltsame braun dagegen sind optisch nicht soooo gelungen. Alles Geschmacksache!

Und ich dachte schon, sowas gäbs heute nicht mehr: Regina als Chopperumbau. Aber es haben doch ein paar überlebt. Und im Hintergrund eine blaue Münch 1200, die einzige auf dem Treffen.

Auch der LS 200 passt sehr schön zu einer Vollschwingen-Resident. Ich glaube, für eine Solo- und eine Gespann-Resident twürde ich alles andere abgeben. Oder vielleicht doch nicht?

Blauer Tank, sportliches Schutzblech, Alu-Hochschulterfelgen: Also so wirklich sagen mir diese Modifikationen nicht zu.

So muss das: Schwarze Horexe mit roten Stilelementen an Tank, Felgen und Seitenwagen.

Sogar zwei Zweitakt-Emmen haben sich zu den Horexen getraut: Einmal diese TS aus der Bäckersfamilie aus Heide und ....

.... dann dieses TS-Gespann mit gewagter Farbgebung. Wurde bereits gestern von Nofretete im Forum vorgestellt. Wie schon mehrfach heute gilt auch hier: Geschmacksache! Und schliesslich habe ich 1969 meine erste DKW RT175 auch in Rot-Gelb lackiert. Brrr!

Steingraue 400er Resident - sehr schön. Diese hier war jedoch auf 600 ccm aufgebohrt, was ein sehr seltener Umbau ist. 500er gabs ja öfter, aber 600 ist eindeutig die Obergrenze. Ob das noch hält? Dann wurde der Motor gestartet und im Leerlauf bullern lassen. So einen Leerlauf hab ich noch nie gehört! Wahrscheinlich tuckert der Motor jetzt noch vor sich hin.

Kann ein Auspuff noch schöner gebaut und montiert werden? Aber dennoch wird dadurch noch kein Scrambler aus der Regina.

Der Resident-Motor wirkt so solide und überdimensioniert, dass ich gar nicht glauben kann, dass diese Maschine nicht standfest gewesen sein soll.

Die Ost-West-Kombination Imperator mit Duna hat eine gewaltige Bremse im Vorderrad - optisch zumindest noch besser als die Münchbremse.

Der letzte Versuch von Horex: Moped mit Sachs-Motor und Horexlabel auf dem Tank. Dass damit die Firma nicht zu retten war, glaube ich gern.

Zwei Horexe bollern heran: Die Fahrer in leichter Bekleidung, die Maschinen wirken alltagserprobt. Vermute zwei Rentner aus der näheren Umgebung, einer auf Regina .....

... der andere auf Resident. Dieser Herr trägt wenigstens noch Handschuhe - wenn auch sehr leichte.

Und dann das: Die beiden kommen aus Frankreich! Selbst wenn sie nur aus dem grenznahen Elsass kämen, haben die beiden einige Kilometer hinter sich. Respekt!

Nicht nur schöne Motorräder gab es heute in Weilrod zu sehen. Dass die beiden Damen auf Horex angereist sind, glaube ich aber nicht.

Zurück zu den schönen Krädern, die auch deutlich in der Überzahl waren: Regina Sport.

Mal wieder was artfremdes: Zwei Falcones, begleitet von einer NSU Max und einer englischen Triumph laufen ein.

Für die Falcones habe ich schon seit Jahrzehnten eine Schwäche, auch wenn der kurzhubige Motor nicht das hält, was er optisch verspricht.

Aber das Auge fährt bei mir immer mit und da ist der Falcone-Motor ganz weit vorn. Allein dieser herrliche zerklüftete Zylinderkopf.

Die NSU Supermax in blau kommt ohne Fehl und Tadel! Jedesmal, wenn ich so eine Maschine sehe, könnte ich mich in den Ar.... beissen, dass ich Anfang der 80er Jahre meine beiden Supermäxe verkauft habe. Vorbei!

Die Mechanik einer Trapezgabel - faszinierend. So eine Gabel möchte ich mal aufbauen. Vielleicht klappts ja irgendwann noch mal bei mir mit der Zündapp DS 350. Da könnte ja sogar jemand helfen .....

Was ganz seltenes: Eine Velocette! Die Engländer haben ja etliche sehr gelungenen Einzylinder auf den Markt gebracht, aber die Velocette war zweifellos einer der Meilensteine.

Dieser Motor, dieses Getriebe, die verstellbare Hinterradfederung, das unglaubliche Fahrwerk. Mit dem Motorrad kannst Du heute noch so manchen modernen Single abhängen - ich glaube, auch eine Rotax-MZ.

Auch die beiden Franzosen wissen, was gut ist und befassen sich ausgiebig mit der Velocette. Leider verstehe ich kein Wort von dem, was die beiden sich erzählen.

Wahre Worte, dem ist nichts hinzuzufügen!

So einem Auspuff möchte ich einmal durch den Taunus hinterherfahren! Denke, der Sound macht süchtig. Eintopf-Junkies!

Langsam wird mir zu warm und ich möchte auch noch ein wenig den Taunus geniessen. Und so kurve ich noch etliche Kilometer durch diesen schönen Landstrich mit dem ständigen Auf und Ab. Die Nebenstrassen sind glücklicherweise leer, aber auf den grösseren Strassen zischen die Big Bikes nur so um mich herum.

Zurück in der Nähe von Gräfenwiesbach, wo ich mich jetzt ein wenig auskenne. Hier donnert plötzlich eine grosse Zahl, sicher 40 Stück, japanischer Sportwagen die Strasse entlang. Ich glaube, es waren alles Nissan. Langsam ziehts mich auch nach Hause und so ziehe ich über den Schöffengrund und das Horlofftal zurück in den Vogelsberg. Dieser Tag im Taunus hat mir äusserst gut gefallen!

 

Fuldaer Gespanntreffen 2009

Ein Gespanntreffen derart direkt vor meiner Haustür kann ich nicht verpassen. Beim Dreiradler-Treffen vor 4 Wochen wurde bereits stark dafür geworben und so starte ich heute nach Hosenfeld-Blankenau zum Fuldaer Gespanntreffen.

Im letzten Jahr hatte ich mir schon vorgenommen, beim 2009er Treffen der Gespannfreunde Fulda das gesamte Wochenende beim Treffen zu verbringen und mein Zelt auf dem herrlichen Platz in Hosenfeld-Blankenau aufzuschlagen. Aber es kam mal wieder anders: Weil morgen, also Sonntag, ein DKW-Treffen am Motorrad Museum Montabaur stattfindet, wird wieder nichts aus dem Campen. Die Anfahrt mit lausigen 50 km ist auch nicht der Brüller, also bleiben mir das Wiedersehen mit alten Bekannten und die schönen Gespräche mit unbekannten Gästen. Und etliche interessante Gespanne gabs natürlich auch. Also auf, um 10:30 starte ich durch den Vogelsberg in Richtung Rhön.

Und nur wenig später bin ich bereits an der Grenze des Vogelsberges angekommen. Hier beginnt die Rhön und der Landkreis Fulda. Blankenau, der Ort des Treffens, ist jetzt nur noch 5 km entfernt. Während meiner kurzen Pause donnert ein Trupp dicker Solomaschinen aus dem Vogelsberg in Richtung Rhön.

Vom letzten Jahr weiss ich noch ungefähr, wo es im Ort hoch geht zum Treffen. Ein sehr schönes Fleckchen Erde, ortsnah und dennoch weit genug entfernt, um niemanden zu stören. Die Fuldaer Gespannfreunde können froh sein, sich diesen Platz gesichert zu haben.

Bereits bei der Anfahrt auf dem Platz ist zu erkennen, dass wesentlich mehr los ist, als im letzten Jahr. 2008 gabs wohl eine deutliche Besucherflaute, aber dieses Jahr können die Fuldaer Gespannfreunde zufrieden sein.

Hier ein Teil der Truppe um Hubert, den Vater, Initiator und das logistische Herz des Treffens.

Auch beim Betrachten der Camperwiese ist die wieder gestiegene Besucherzahl erkennbar - und dass, obwohl ein Teil der Besucher noch auf der gemeinsamen Ausfahrt unterwegs ist. Die Wiese ist frisch gemäht und das Gras liegt noch dick auf der Fläche. Es stehen aber genügend Rechen herum, mit denen jeder Camper seinen Platz vor Aufbau des Zeltes bearbeiten kann.

Hubert hat bereits etliche Jahre das Gespanntreffen in vorderster Linie organisiert. Das soll aber anders werden und im nächsten Jahr wird er in die zweite Reihe treten. Dann muss die nächste Generation das Treffen weiterführen. So soll es sein!

Jetzt schaue ich mich ein wenig auf dem Platz um. Ein krasser Gegensatz zu meinem kleinen Rotax-Gespann ist diese dicke Triumph mit dem klassischen Seitenwagen. Ein Drehmoment-Monster.

Gespannfahrer und Hunde gehören irgendwie zusammen. Dieser braune Mitfahrer ist von besonderer Freundlichkeit.

Kunst am Gespann. Ernst und Henry scheinen ein eingeschworenes Team zu sein.

Und tatsächlich, die beiden sind unzertrennlich und mögen sich offensichtlich.

Etliche Besucher sind aus den Niederlanden nach Blankenau gekommen.

Schönes klassisches BMW Gespann mit englischem Hedingham Seitenwagen. Die beiden Solinger haben nach 25-jähriger Pause wieder mit dem Gespannfahren begonnen.

Die Gespanntruppe aus Homberg mit Ilo Hermann, die jedes Jahr eine Jumbofahrt mit der Schottener Reha organisiert. Will ich dieses Jahr auch teilnehmen.

Zwei Schwingen-BMW mit Gleitlagermotoren aus Koblenz. Solche BMW-Umbauten haben vor 30 Jahren mein Interesse am Gespannfahren geweckt.

Und zwischen den beiden Koblenzern mein alter Bekannter Horst Schäfer, der reichlich müde wirkt. Das lässt Rückschlüsse auf den gestrigen Abend zu.

Die Fuldaer Gespannfreunde beginnen damit, Steaks und Bratwurst für die Besucher fertig zu machen. Und kurze Zeit später erscheint auch das Kuchenmobil.

Bewacht wird der Küchentrakt von diesem Zerberus - aber in Wahrheit ist dies ein extrem nettes Tier.

Hubert und Egon diskutieren über das seltsame CanAm-Dreirad. Das Fahrzeug hat einen Rotax-Twin als Antrieb, gilt als PKW und ist sicher interessant zu fahren. Ein Gespann ist es aber ganz sicher nicht.

Unbestätigten Gerüchten zufolge will Hubert das Fuldaer Gespanntreffen im nächsten Jahr umbenennen: Es soll ab 2010 Fuldaer Quad- und Rollertreffen heissen. Hubert bestreitet diese Absicht zwar noch, aber dieser Aufkleber spricht Bände.

Interessante Dieseltruppe aus Westerwald und Hunsrück. Die beiden wissen spannende Details zu Dieselkrädern zu berichten.

Jetzt muss aber erst einmal am Dieselgespann mit Service Car geschraubt werden. Was ist hier los? Sind die Diesel etwa unzuverlässig?

Natürlich nicht, aber um das Dieselräuchern etwas zu reduzieren, wird die Durchflussmenge ein wenig verringert. Allerdings nur, um kurz darauf wieder erhöht zu werden: Die Leistung wurde mit reduziert.

Ein weiterer Dieselfahrer mit 11 PS-Gespann aus Pforzheim. Mit der Motorleistung wollen auch die 250 km Anfahrt erst einmal gefahren werden. Die Enfield läuft aber immerhin schon über 70.000 km mit dem Diesel - Respekt.

Interessanter Eigenbau, an dem jedes Teil selbst gefertigt wurde. Der Erbauer aus Bremen hat vorher Schiffe zusammen geschweisst, da soll er wohl auch ein Gespann hinbekommen.

Der Eigenbau nötigt höchsten Respekt ab: Honda Civic Motor mit 130 PS, Seitenwagenrad mitgelenkt, fantastische Bremsen und viel Platz im Boot.

Nachbarin Ruth macht eine Sitzprobe im Boot. Die Gattin des Erbauers hat auf viel Platz und guten Einstieg bestanden. Ihre Forderungen wurden perfekt umgesetzt.

Mit diesem 750er Russengespann kam das Dresdener Ehepaar nach Blankenau. Die beiden haben mit der Ural schon gewaltige Reisen gemacht, unter anderem durchs Baltikum. Und der Russe hat die beiden immer gut nach Hause gebracht.

Das Uralgespann zeigt viele schöne Details und individuelle Verbesserungen. Auffällig die hochglanzverchromte Erste-Hilfe-Box am Boot. Überraschend jedoch deren Inhalt!

Anstelle von Heftpflaster und Dreieckstuch kommen eine Flasche First Aid Vodka .......

..... und baltische Sardinen zum Vorschein. Aber OK, diese Art der Ersten Hilfe passt wohl eher zu russischen Seele.

 

Die Nachbarn Ruth und Egon sind mit 2 Gespannen angereist und haben mittlerweile ihr Zelt aufgeschlagen. Es fliesst offensichtlich doch Camperblut in ihnen.

Habe das Gefühl, dass Egon sich für jedes Treffen ein neues Zelt besorgt - und immer grösser als das vorherige.

Weitere Tagesgäster erscheinen, dabei auch die beiden Gespanne aus Grünberg. Und eines davon kenne ich doch .......

Klar, es ist das Dnepr-Gespann mit BMW Motor von Arbeitskollege Eckhard. Das Gespann, dass ich kaufen kann und möchte, aber wofür ich einfach keinen Plaz zum Unterstellen habe.

Gegen 17:00 trete ich den Heimweg an. Hat mir wieder gut gefallen beim Fuldaer Gespanntreffen. Und im nächsten Jahr werde ich bestimmt mein Zelt hier aufschlagen ... aber das sage ich ja jedes Jahr.

Kurz vor Dirlammen ein Stop mit Blick in Richtung Ullrichstein. Noch 20 Minuten und ich bin wieder in Mücke. Da kann ich gleich die Route für morgen vorbereiten: Zum Motorrad Museum Wirzenborn bei Montabaur.