Horex-Sternfahrt in Weilrod

Heute soll es zum DKW-Treffen ins Motorrad Museum Montabaur gehen. Dorthin werden einige gute Bekannte aus der MZ-Szene fahren und es ist immer schön, diese Burschen zu treffen. Ein Besuch gestern abend auf der Museums-Webseite sagt mir jedoch, dass dieses Markentreffen GESTERN stattfand. Na klasse, das hab ich perfekt verschludert. Glücklicherweise lese ich im MZ-Forum einen Beitrag von Nofretete, die von der Horex-Sternfahrt in Weilrod berichtet. Das ist eine gute Alternative und so wird kurzerhand umdisponiert. Daher gilt heute für mich: DKW = Horex und Montabaur ist Weilrod.

Dank Nofretete und Waldi starte ich heute also mit der Solo Silverstar in den Taunus, um mir die schönen Horex-Viertakter anzuschauen. Und daneben ist der Taunus natürlich immer eine Reise wert: Wunderbare Gegend und für mich immer noch ein wenig ein weisser Flecken. Woran liegts? Dieses waldige Mittelgebirge liegt so nahe, dass ich da jederzeit eine Runde drehen kann. Aber die Anfahrt über Giessen, Wetzlar oder Lich ist eher mittelprächtig und von daher ziehts mich meist Richtung Norden oder Osten. Es sei denn, ich habe wie heute ein schönes Ziel. Um Punkt 8:00 bollert der Rotax los und ich nehme Richtung auf Lich und Langgöns. Gutes Wetter, die Regenwahrscheinlichkeit ist bei 25 %, da kann sogar das Regenzeug daheim bleiben. Und richtig, es wird heute nicht benötigt.

Lich, Fernwald, Langgöns und dann über Niederkleen und Cleeberg in den Taunus. Da ist die Anfahrt erträglich, aber um diese Zeit ist es noch überall sehr ruhig auf den Strassen. Bei Albach gibts einen kleinen Stop, um die ......

.... Widder am Strassenrand zu begrüssen. Die sind aber auch noch träge und lassen sich weder durch mich noch durch meinen Rotax aus der Ruhe bringen. Also schnell weiter, damit ich frühestmöglich in den Taunus komme.

Für mich beginnt der Taunus quasi schon bei Niederkleen. Ab Cleeberg wird die Gegend so richtig Taunus-mässig und als es Richtung Gräfenwiesbach geht, weiss ich: Das ist der Taunus. Allerdings scheitert mein Versuch, in Gräfenwiesbach zu tanken: Alle Tankstellen geschlossen. Halte auf Weilrod zu und hoffe, unterwegs auf eine geöffnete Tanke zu stossen.

Aber zunächst kommt da nix! Hab längst auf Reserve umgeschaltet und in den Dörfern sehe ich nur Ex-Tankstellen. Das Netz ist verdammt dünn geworden, und das macht mich nervös. Laubach, Gemünden, Lauken - überall Fehlanzeige. Dazu kommt meine Ortsunkenntnis. Dann berichtet ein Einheimischer, dass in Riedelbach garantiert was ist, und voila, tatsächlich eine geöffnete Tankstelle. So leer hab ich den mickrigen Silverstar-Tank noch nie gefahren. Waren aber immer noch 0,7 l drin. Puh, geschafft.

Die Tankstellen-Lady in Riedelbach weiss, dass im nächsten Ort, nämlich in Altweilnau, die Horex-Sternfahrt stattfindet. Sind nur ein paar Kilometer und richtig: Direkt an der Taunus-Höhenstrasse stolpere ich beinahe auf den Platz des Geschehens. Hier ist schon ordentlich was los! Und es steht eine perfekte Infrastruktur: Wenn die Horex-Leute was aufziehen, dann richtig.

Horex Motorräder - Gebaut von Motorradfahrern für Motorradfahrer. Und der Parkplatz ist voller Reginas, Imperators und Residents. Allein diese Namen!!! Und dazu natürlich jede Menge Besucher mit allen möglichen Krafträdern. Das sieht richtig gut aus.

Zuerst mache ich einen Bummel durchs "Fahrerlager", also durch die Zelt- und Wohnmobilstadt. Viele Fahrer haben derart grosse Zelte dabei, dass die wertvollen Horexe zumindest unterm Vorzelt stehen können.

Jetzt nehme ich mir vor, heute nur Motorenbilder aufzunehmen, kein einziges komplettes Motorrad. Mit dem schönen glattflächigen Max-Motor fange ich an, aber wir werden sehen, dass ich dieses Vorhaben nicht einhalten kann. Dazu sind die Horexe einfach zu schön in ihrer Gesamtheit.

Der klassische Regina-Motor: Einzylinder- OHV mit Rechtsschaltung und Doppelportauspuff. Links auf der Kurbelwelle die Gleichstromlichtmaschine unter einem verchromten Blechdeckel.

Und das ist für mich persönlich die absolut schönste und tollste Horex: Die 350er Einzylinder Resident im Vollschwingenfahrwerk. Die ersten Motore waren wohl noch nicht recht standfest, was später durch zusätzliche Ölleitungen besser wurde. Ein Bild von einem Motor!

Und bereits hier gebe ich den Gedanken auf, nur Motore zu fotografieren. Die Schönheit der Resident ist zu gross. Wenn also Horex, dann für mich nur eine Resident. Aber ich glaube, in diesem Leben wird das nix mehr. Die Dinger sind zu selten und zu teuer.

Typische Horex-Modifikation der 50er Jahre: Regina mit Sporttank und kleiner Verkleidungsscheibe.

Bei den Vorkriegs-Horexen kenne ich mich überhaupt nicht aus, aber man erkennt, dass daraus später die Regina-Motoren wurden.

Regina mit Steib S350 Seitenwagen. Dieses Gespann hier ist extrem sauber aufgebaut und zeigt etliche technische Verbesserungen.

Zun Beispiel die hydraulische Seitenwagenbremse, wunderbar ausgeführt. Original dagegen die Seitenwagenfederung mit dem dicken Gummiblock. Das Gespann sieht nicht nur schön aus, es wird offensichtlich auch gut genutzt.

Die Imperator hat es auf eigenen Rädern zur Sternfahrt in den Taunus geschafft - das ist nicht selbstverständlich. Das Kennzeichen sagt uns, dass dazu etliche Kilometer nötig waren.

Die Horex-Motoren sind allesamt optisch ungemein ansprechend. Und wie hat schon in den 70er Jahren der bekannte Klacks gesagt: Daraus hätte mit einer besseren Firmenpolitik das werden können, was später von Honda als CB 450 "Black Bomber" aus Japan zu uns kam.

Aus jeder Perspektive eine Augenweide ist so ein Imperator-Motor. Aber was hat Horex eigentlich falsch gemacht? Ich weiss es nicht und denke eher, dass der Zeitgeist damals gegen das Motorrad war. Oder warens wie auch heute wieder die Bänker? Die sind sowieso an allem schuld.

Imperator mit Münch-Bremse. War wohl damals das beste, was an Bremsen verfügbar war.

Natürlich sind auch Besucher mit anderen Marken als Horex vertreten. Sehr schön auch die Triumph Bonneville. Und sogar öldicht, kein Tröpfchen unter dem Motor zu sehen.

Hier bekomm ich die Startzeremonie der 3-Zylinder BSA Rocket mit: Zweimal den Kickstarter langsam ohne Zündung durchgetreten und dann mit Zündung und Schmackes gekickt. Und schon läuft der Triple.

Die Zahl 3 zog sich wie ein roter Faden durch alle möglichen Elemente der BSA, unter anderem auch durch das Auspuffdesign mit den 3 kleinen Flöten.

Was für eine Gabel, was für ein Motor, was für ein Auspuff: Einfach nur schön.

Damals hiessen die Motoren noch Columbus und das Fahrzeug wurde entsprechend auch Horex Columbus genannt. War aber keine Typenbezeichnung, sondern nur allgemeiner Sprachgebrauch.

Wenngleich die meisten Reginas in schwarz ausgeliefert wurden, gab es doch auch schöne andere Farben. Damit meine ich allerdings nicht die rote Imperator im Hintergrund.

Regina 400 aus Borken, ganz nahe meiner alten Heimat, dem Ruhrpott. Die Maschine war derart gepflegt und sauber, dass die bestimmt nicht aus eigener Kraft in den Taunus getuckert ist.

In den 50er und 60er Jahren habe einige Tuner, u.a. auch Friedel Münch, ja Horex-Rennmaschinen aufgebaut und erfolgreich eingesetzt. Ich kann allerdings keinerlei Nähe zu den Horex-Serienmotoren erkennen.

Doppelnockentwin passt noch am ehesten zur Imperator, aber ob da auch nur ein einziges Imperatorteilchen dabei ist? Ich denke, nicht.

Bei dieser Rennmaschine hat zumindest der Motorblock eine gewisse Ähnlichkeit mit der Imperator.

Manche Regina wurde in den 60er oder 70er Jahren mit einer Modefarbe wie dieser bös verschandelt. Das hebt ihnen, wie der Berliner sagt. Aber vielleicht sind ja auch solche Dinge erhaltenswert als Zeichen ihrer Zeit.

Bei jeder schön aufgebauten Resident sinke ich reflexartig auf die Knie und packe die Digitalkamera aus.

Speziell für Sir Guzzi Thorsten: Den schraubenden Bäckermeister aus Heide, der im Familienkonvoi mit Horex, Silverstar-Gespann, TS250 und Herkules KS80 gekommen ist, dürfte Thorsten gut kennen.

Des Bäckermeisters Gattin bewegt das Silverstar Gespann. Und nicht gerade wenig, wie ein Blick auf den Motor verrät.

Selten: Eine Regina ohne Chrom, selbst Tank und Felgen sind geschwärzt. Wusste nicht, dass es einen solche Variante gab.

Ost-West-Verbindung Nummer 1: Die Imperator hat das leichte Duna-Boot aus Ungarn angeflanscht bekommen. Steht ihr ganz gut.

Ost-West-Verbindung Nummer 2: Der ältere Velorex und das seltsame braun dagegen sind optisch nicht soooo gelungen. Alles Geschmacksache!

Und ich dachte schon, sowas gäbs heute nicht mehr: Regina als Chopperumbau. Aber es haben doch ein paar überlebt. Und im Hintergrund eine blaue Münch 1200, die einzige auf dem Treffen.

Auch der LS 200 passt sehr schön zu einer Vollschwingen-Resident. Ich glaube, für eine Solo- und eine Gespann-Resident twürde ich alles andere abgeben. Oder vielleicht doch nicht?

Blauer Tank, sportliches Schutzblech, Alu-Hochschulterfelgen: Also so wirklich sagen mir diese Modifikationen nicht zu.

So muss das: Schwarze Horexe mit roten Stilelementen an Tank, Felgen und Seitenwagen.

Sogar zwei Zweitakt-Emmen haben sich zu den Horexen getraut: Einmal diese TS aus der Bäckersfamilie aus Heide und ....

.... dann dieses TS-Gespann mit gewagter Farbgebung. Wurde bereits gestern von Nofretete im Forum vorgestellt. Wie schon mehrfach heute gilt auch hier: Geschmacksache! Und schliesslich habe ich 1969 meine erste DKW RT175 auch in Rot-Gelb lackiert. Brrr!

Steingraue 400er Resident - sehr schön. Diese hier war jedoch auf 600 ccm aufgebohrt, was ein sehr seltener Umbau ist. 500er gabs ja öfter, aber 600 ist eindeutig die Obergrenze. Ob das noch hält? Dann wurde der Motor gestartet und im Leerlauf bullern lassen. So einen Leerlauf hab ich noch nie gehört! Wahrscheinlich tuckert der Motor jetzt noch vor sich hin.

Kann ein Auspuff noch schöner gebaut und montiert werden? Aber dennoch wird dadurch noch kein Scrambler aus der Regina.

Der Resident-Motor wirkt so solide und überdimensioniert, dass ich gar nicht glauben kann, dass diese Maschine nicht standfest gewesen sein soll.

Die Ost-West-Kombination Imperator mit Duna hat eine gewaltige Bremse im Vorderrad - optisch zumindest noch besser als die Münchbremse.

Der letzte Versuch von Horex: Moped mit Sachs-Motor und Horexlabel auf dem Tank. Dass damit die Firma nicht zu retten war, glaube ich gern.

Zwei Horexe bollern heran: Die Fahrer in leichter Bekleidung, die Maschinen wirken alltagserprobt. Vermute zwei Rentner aus der näheren Umgebung, einer auf Regina .....

... der andere auf Resident. Dieser Herr trägt wenigstens noch Handschuhe - wenn auch sehr leichte.

Und dann das: Die beiden kommen aus Frankreich! Selbst wenn sie nur aus dem grenznahen Elsass kämen, haben die beiden einige Kilometer hinter sich. Respekt!

Nicht nur schöne Motorräder gab es heute in Weilrod zu sehen. Dass die beiden Damen auf Horex angereist sind, glaube ich aber nicht.

Zurück zu den schönen Krädern, die auch deutlich in der Überzahl waren: Regina Sport.

Mal wieder was artfremdes: Zwei Falcones, begleitet von einer NSU Max und einer englischen Triumph laufen ein.

Für die Falcones habe ich schon seit Jahrzehnten eine Schwäche, auch wenn der kurzhubige Motor nicht das hält, was er optisch verspricht.

Aber das Auge fährt bei mir immer mit und da ist der Falcone-Motor ganz weit vorn. Allein dieser herrliche zerklüftete Zylinderkopf.

Die NSU Supermax in blau kommt ohne Fehl und Tadel! Jedesmal, wenn ich so eine Maschine sehe, könnte ich mich in den Ar.... beissen, dass ich Anfang der 80er Jahre meine beiden Supermäxe verkauft habe. Vorbei!

Die Mechanik einer Trapezgabel - faszinierend. So eine Gabel möchte ich mal aufbauen. Vielleicht klappts ja irgendwann noch mal bei mir mit der Zündapp DS 350. Da könnte ja sogar jemand helfen .....

Was ganz seltenes: Eine Velocette! Die Engländer haben ja etliche sehr gelungenen Einzylinder auf den Markt gebracht, aber die Velocette war zweifellos einer der Meilensteine.

Dieser Motor, dieses Getriebe, die verstellbare Hinterradfederung, das unglaubliche Fahrwerk. Mit dem Motorrad kannst Du heute noch so manchen modernen Single abhängen - ich glaube, auch eine Rotax-MZ.

Auch die beiden Franzosen wissen, was gut ist und befassen sich ausgiebig mit der Velocette. Leider verstehe ich kein Wort von dem, was die beiden sich erzählen.

Wahre Worte, dem ist nichts hinzuzufügen!

So einem Auspuff möchte ich einmal durch den Taunus hinterherfahren! Denke, der Sound macht süchtig. Eintopf-Junkies!

Langsam wird mir zu warm und ich möchte auch noch ein wenig den Taunus geniessen. Und so kurve ich noch etliche Kilometer durch diesen schönen Landstrich mit dem ständigen Auf und Ab. Die Nebenstrassen sind glücklicherweise leer, aber auf den grösseren Strassen zischen die Big Bikes nur so um mich herum.

Zurück in der Nähe von Gräfenwiesbach, wo ich mich jetzt ein wenig auskenne. Hier donnert plötzlich eine grosse Zahl, sicher 40 Stück, japanischer Sportwagen die Strasse entlang. Ich glaube, es waren alles Nissan. Langsam ziehts mich auch nach Hause und so ziehe ich über den Schöffengrund und das Horlofftal zurück in den Vogelsberg. Dieser Tag im Taunus hat mir äusserst gut gefallen!