Von Dirk zu Thomas

Entgegen allen Vorhersagen ist das Wetter auch um 17:00 noch ganz nett, zumindest sieht es nicht direkt nach Regen aus. Und weil ich sowieso Kleinigkeiten sowohl in Schotten als auch in Ulrichstein zu erledigen habe, schiebe ich die Arbeitsweg-Vespa in die Scheune und hole dafür das W-Gespann heraus.

In der Kawasaki-Werkstatt von Dirk könnte ich eben die kleine Vespa-Sportscheibe abholen, die ich letzte Woche nicht mehr heim transportieren konnte. Und bei Thomas in der TomBike-Werkstatt in Ulrichstein dürfte der DR400-Vergaser fertig sein, den ich dort zur Ultraschallreinigung abgegeben habe. Was ich aber wirklich will, ist bei kühlem und klaren Herbstwetter ein paar schöne Gespannkilometer machen.

Selbstredend liegt die Vespascheibe bereit und wartet nur auf die Abholung. Heute steht noch ein schöner 900ccm Chopper hier – ideal für einen Gespannumbau.

Die Strasse von Schotten nach Ulrichstein fährt sich sehr schön, obwohl es sich um eine Bundesstraße handelt. Liegt sicher auch am geringen Verkehr heute. Kurz vor Ulrichstein schwebt eine dicke dunkle Wolke heran, die auch gleich ein paar Tropfen auf den Boden lässt.

Geschlossen! Die Ulrichsteiner Werkstatt hat geschlossen. Ein Hinweisschild an der Tür weißt auf einen Trauerfall hin – ohje.

Auf dem Rückweg folgen mir die Regenwolken und holen sich gar noch Verstärkung dazu. Immerhin bieten sie mir ein faszinierendes Spiel am Himmel. Aber erst zu Hause kommt ein wenig Regen herunter. Nach einem etwas öden Arbeitstag haben mich diese 75 km doch ordentlich aufgeheitert.

Autobahnen und Schnellstraßen

Tatsächlich sind das heute die Verkehrswege meiner Wahl: Autobahnen und Schnellstraßen. Will eigentlich nur schnell zum Polo nach Linden und ein paar Döschen S100 Konservierungsspray besorgen und beschließe, die Fahrt entgegen aller sonstigen Gepflogenheiten über die A5 und den Gießener Ring zu machen.

Wie erwartet gibt das dann auch keine schöne, aber eine flotte und sogar interessante Fahrt. Insgesamt bewege ich mich heute knapp 100 km auf solchen Schnellstraßen, aber zum Schluß nehme ich dann doch noch einmal soviele Kilometer auf Land- und Kreisstraßen unter die Räder. Und damit ist mmeine Motorradwelt wieder in Ordnung.

Ungewohnter Anblick: Mit der W650 auf der A5 in Richtung Frankfurt. Mitschwimmen mit 130 – 140 km/h ist aber OK für Mensch und Maschine.

Nach einem netten Einkauf im Polo-Store in Linden bleibe ich zunächst auf Autobahnen und verlasse die erst an der Abfahrt Münzenberg der A45. Dann wirds aber wieder richtig schön und endlich stellt sich der Fahrgenuß wieder ein. Hier am Rosengarten bei Trais sehe ich vermutlich die letzten blühenden Rosen in diesem Jahr.

Irgendwo im tiefen Wald packe ich die neu gekaufte Ton-Up-Jacke aus und ziehe mich um – es ist jetzt einfach zu warm für meine dicke Textiljacke geworden.

An dieser Retro-Jacke konnte ich einfach nicht vorüber gehen – und an ein paar weiteren Kleinigkeiten ebenso wenig. Dabei wollte ich doch nur ein wenig S100 einkaufen …..

Der schönste Tag der Woche

….. das sagt der Wetterbericht zum heutigen Sonntag. Und tatsächlich beginnt der Tag bereits sonnig und lau, als ich um 8:30 mit den Hunden unterwegs bin.

Mit dem Motorrad komme ich dagegen erst gegen Mittag vom Hof – mittlerweile ist es ein richtig warmer Herbsttag mit Temperaturen um 25°C und reichlich Sonnenschein geworden. Da lässt es sich natürlich prima fahren, aber die Kehrseite der Medaille ist, dass sämtliche Motorradtreffpunkte, die ich heute anfahre, bis zum Bersten gefüllt sind: Falltorhaus, Oldtimer Cafe und Doro’s Büdchen sind rappelvoll, da kriegst Du nicht mal mit dem Motorrad einen Parkplatz. Da lasse ich die Treffs lieber links liegen und fahre und fahre und fahre ……

Der Hundespaziergang führt uns heute zur Grillhütte und dann weiter durch Wald und Feld.

Es ist gute Gewohnheit geworden, den Hunden an der Grillhütte einen kleinen Snack zu verabreichen und das machen wir auch heute so. Natürlich wissen die beiden Gangster das und erwarten es auch.

Zum Abschluß des Spazierganges rasten wir ein Viertelstündchen im Schatten der alten Eiche am Ortsrand und beobachten das vorbeiziehende Geschehen. Viel tut sich da nicht, aber genau so soll es ja sein.

Die Motorradphase des Tages beginnt mit einem Besuch in Ilsdorf. Allerdings fahre ich eine Route von 15 km dorthin, zeichne diese Route mit runtastic auf und lasse dabei noch die Kamera mitlaufen. In Ilsdorf schrauben Reinhard und Marc an der XL250 und ersetzen mal eben die Kickstarterwelle. Das muss natürlich fertig gemacht werden und so habe ich heute keine Begleiter auf der weiteren Fahrt.

Gerade plane ich eine Fahrt in Richtung Schotten, als mir bei Wohnfeld der Sprit ausgeht. Mit 135 Kilometern auf dem Tageszähler und bei einem 15 Liter Tank ist das eigentlich unmöglich – bis mir einfällt, dass ich beim letzten Tanken zunächst vergessen habe, den Tageszähler zurück zu setzen. Ob mich die Reserve noch bis Schotten bringen wird?

Tatsächlich schaffe ich die 15 Kilometer bis Schotten, wo ich den teuren Sprit nachfassen kann. Nun mache ich mich auf die Suche nach dem Hofgut und Schloß Zwiefalten und entdecke es für mich neu. Klar, es liegt an der Strecke zwischen Eichelsachsen und Gedern.

Ein paar Kilometer der Strecke lasse ich die Kamera am Lenker mitlaufen und bis auf die hässlichen Windgeräusche ist das ein ganz hübsches Filmchen:

Nun fahre ich den frisch gefüllten Tank beinahe noch einmal leer, was in dieser herrlichen Gegend kein Problem ist. Bei den Windmühlen von Helpershain gibts eine kurze Rast und dann gehts noch einmal nach Ilsdorf. Will doch schließlich sehen, ob die Reparatur der Kickstarterwelle geklappt hat.

Reinhard und Marc wollen sich gerade auf dem Weg zum Abendessen machen. Da schließe ich mich doch an und wir beschließen, das Essen in der Tenne in Romrod zu uns zu nehmen.

Das war keine schlechte Idee – ordentliches Essen zu moderaten Preisen und mit Aussicht auf die B49 und jede Menge vorbei ziehender Motorräder. Nach einer ausgiebigen Rückweg-Schleife ist der Motorrad-Sonntag dann beendet.

Vogelsberger Gespanntreffen

Uff, dieser Samstag hat es in sich: Vollgepropft mit Terminen. Das Gute dabei ist, dass es sich eigentlich ausschließlich um angenehme Termine handelt. Also alles gut – nur ein bisschen zu viel davon. Der pure Freizeitstress!

Wie an jedem freien Tag beginnt alles mit einem mindestens einstündigen Hundegang – heute mal wieder mit zwei Hunden. Wir begeben uns an die Gestade der Ohm in Richtung Burggemünden. Hier ist es herrlich einsam und ich kann die beiden lange Zeit von der Leine lassen.

Nach der Hundeaktion, die ich mit der kleinen Vespa durchführe, schnapp ich mir mein W-Gespann und mache mich zunächst nach Kirchhain zu Dirk „Atomo“. Hier bringe ich ein MZ-Rad vorbei und vor allem plaudere ich mit Dirk über Gespanne, Enfield, MZ und Dnepr. Das Umfeld mit amerikanischen Armeefahrzeugen ist äusserst anregend.

Weiter zum nächsten Termin. Zusammen mit Reinhard fahren wir zu Hubert und einer unglaublich schönen Jagdhütte mitten im Wald – einfach traumhaft.

Hier bekommen wir den perfekten Kaffee kredenzt und dazu die passende philosophische Abhandlung dazu. Bis dahin war mir nicht klar, wie spannend Kaffee sein kann.

Weiter geht’s zum nächsten Termin: Dem Vogelsberger Gespanntreffen in Windhausen. Dort gilt unsere erster Besuch der Abordnung  des Grünberger AMC, die traditionell stark vertreten ist.

…. muß nur noch schnell die Welt retten.

Auf der anderen Seite des Platzes hat sich eine extrem starke Truppe aus NRW niedergelassen. Hier dominieren die Kennzeichen W, SG, UN, DO, BO, HSK usw.

Interessantes SR500-Gespann mit gewaltigem Seitenwagen.

Löblich: Viele Besucher des Treffens greifen auf lokale Biersorten zurück – aber ob es gerade das berüchtigte Alsfelder Pils sein muß – also nee, das geht überhaupt nicht.

Erika mit Freund und Sohn organisieren das Treffen. Mit Erika haben wir diesmal noch etwas Spezielles zu bereden: Es geht um eine Triumph Cornet, das flüsternde Motorrad.

Wenn ich noch einmal schwach werden sollte und wieder einen Ostbock anschaffe, dann garantiert nur ein Seitenventiler-Gespann: Einfach schön.

Der nächste und letzte Termin ist eher zufällig: Am Windpark bei Zeilbach findet heute eine Einweihungsfeier statt. Information, Musik, Essen und Trinken – und alles kostenlos. Wir halten kurz an und nehmen einen kleinen Snack zu uns. Die Musik ist zum Glück schon beendet.

Ein paar Besucher sind noch vor Ort – und natürlich die Helfer der Freiwilligen Feuerwehren von Ober-Ohmen und Zeilbach. Darunter ist auch mein Kollege Dennis, der Rockabilly-Men.

Damit sind alle Termine dieses Tages erfolgreich abgearbeitet. Da war alles dabei, von körperlicher Betätigung über Motorradfahren bis hin zu netten Moto-Talk. Und alles bei bestem Wochenend-Wetter.

Heiße Schokolade

Nachdem die neue, hohe Windschutzscheibe an der Vespa montiert ist, fahre ich an diesem Freitag natürlich trotz morgendlicher Kälte und Regengefahr mit dem kleinen Roller in die Firma. Mit dem Frieren ist es jetzt tatsächlich vorbei und so denke ich, den Roller bis in den November hinein für den Arbeitsweg nutzen zu können.

Später, nach Feierabend, ist mir dann stark nach einer Endurofahrt und ich fahre nach Ilsdorf zu Reinhard. Mit ihm gemeinsam gehts dann auf eine schnelle und heiße Schokolade auf den Hoherodskopf zu Doros Büdchen. Und noch später gibt es sogar noch eine klitzekleine Geländeeinlage.

Meine kleine Vespa vor dem neuen und modernen Produktionsgebäude sehr früh am Morgen – noch vor 6:00.

Ein sehr ungleiches Pärchen sind die Vespa und die DR400. Am Morgen bin ich also der softe Mod und am Abend der harte Endurotreiber. Fast wie Dr. Jekyll und Mr. Hyde.

Und noch ein ungleiches Pärchen: Meine DR400 und die dicke Trident von Reinhard. Trotzdem haben wir den Aufstieg auf den Hoherodskopf gemeinsam bewältigt.

Alleine das Beobachten des Wetters auf dem Hoherodskopf ist eine Fahrt dahin wert. Hier oben stürmt es heute gewaltig, am Horizont kommt Regen herunter und im Nahbereich beleuchtet die Abendsonne die hohen Wiesen – faszinierend.

Und das dritte ungleiche Pärchen des Tages: Sehr sportlich aufgemachter BMW-4-Ventil-Boxer und KTM-RTeiseenduro, beide sehr schön. Das waren neben uns auch die einzigen Kräder hier oben.

Nachdem oben auf dem Hoherodskopf die Regenwolken sehr schnell näher kommen, machen wir uns wieder an den Abstieg. Zwischen Groß-Eichen und Ilsdorf besteige ich dann noch den „Hausberg“ der Ilsdorfer. Dabei macht Reinhard mit der Trident natürlich nicht mit.

Der Ausblick von diesem „Hausberg“ ist nicht übel – OK, nicht wie vom Hoherodskopf aus, aber einen netten Blick auf die Niederungen des Vogelsberges gibts hier schon.

Nun habe ich ein bisschen Enduroblut geleckt und suche mir entsprechende Pfade zwischen Ilsdorf und Sellnrod – erfolgreich. Und schon muß ich wieder an die herrlichen Kolonnenwege an der deutschen Grenze denken.

Manchmal bin ich selbst überrascht, wo ich nach den Enduroeinlagen wieder herauskomme. Hier lande ich kurz vor Lardenbach.

Auch wenns nur eine kleine 60 km-Fahrt war, bin ich doch sehr zufrieden damit. Der Büromuff dieser Woche ist dadurch jedenfalls vollständig weggeblasen.