Ein schräger Tag

Wenn ein Tag schon so beginnt, dass ich um 5:00 aufstehen muss, dann kann das im Prinzip nix mehr werden. Dazu der leichte Trennungsschmerz wegen der Sportster, das kühle Wetter – da kommt schon was zusammen. Deshalb schraube ich zunächst nur ein wenig an der Honda, befestige die rückwärtigen Blinker neu und poliere ein wenig am Alu herum. Dann aber wage ich es und setze mich am frühen Nachmittag auf die XBR. Kaum bin ich aber einen Kilometer gefahren, fängt es leicht zu regnen an – einfach alles schräg heute. Aber ich bleibe hart zu mir selbst und fahre einfach weiter – allerdings schwenke ich jetzt ab in die Wetterau. Denn, dort ist ja bekanntlich das Wetter immer etwas besser als im Vogelesberg.

1987er Honda XBR 500

Tatsächlich wird es bereits kurz vor Nidda richtig schön und spürbar wärmer. Dafür ist meine heutige Route etwas öde – einfach zu viele gerade Strassen. Den einzigen Halt in der Wetterau lege ich hier bei Schloss Staden in der Nähe von Ranstadt ein.

1987er Honda XBR 500

Weil mir die Wetterau doch etwas zu langweilig erscheint, fahre ich in einem großen Bogen zurück in den Vogelsberg. Logischerweise wird die Landschaft sofort spannender, aber trotz Sonnenschein ist es auch wieder kälter. Irgendwas ist heute immer!

1987er Honda XBR 500

Nidda, Hungen, Schotten – das sind meine Stationen. Aber selbst im schönen Vogelsberg bin ich heute nicht recht zufrieden: Ich bekomme keine vernünftige Linie zusammen und holpere mehr durch die Landschaft. Hier versuche ich es mit einer meditativen Pause.

Schöne Kawasaki

Nun geht es auf einen Sprung zum Falltorhaus. Aber schon bei der Einfahrt in den Hof weiss ich: Langweilig! Und tatsächlich ist nur wenig Interessantes zu sehen. Lediglich die beiden Vierzylinder Kawas im Oldstyle können gefallen. Hier Kawa Nr. 1, und …..

Schöne Kawa

….. hier Nr. 2. Der Rest ist mal wieder nix für mich.

1987er Honda XBR 500

Nach dem Besuch am Falltorhaus drehe ich die übliche Abschlussrunde über Schotten, Götzen, Altenhain, Freienseen, Laubach und Grünberg. Und plötzlich stimmt die Linie wieder, die Honda und ich segeln in bester Schräglage durch etliche Kurven. Na also, geht ja doch. Ein versöhnliches Ende eines schrägen Tages mit fast genau 100 Kilometern.

Am Abend versuche ich, die Leerlaufgemischregulierschraube etwas in Richtung fett zu verstellen. Das klappt leider nicht, weil die Stellschraube wohl fest korrodiert ist und sich nicht einen Milimeter drehen lässt. Und die Zugänglichkeit ist dazu noch unter aller Kanone. Angeblich gibt es von Honda da ein kleines Spezialwerkzeug für.

Aber die FIN des Keihin-Vergasers schaue ich mir genauer an. Sie lautet:
VE 10A[C]AKF oder AKP, das lässt sich nicht genau lesen.

Nur noch Eintopf

….. gibt es seit heute 5:30 in meiner Garage. Damit ist klar, dass mein einziges mehrzylindriges Fahrzeug, die 1988er Sportster, nicht mehr in meinem Stall steht. Zu nachtschlafender Zeit wurde sie in einen VW-Bus aus Kiel geschoben und nun wird sie ihre Runden am Meer bollern können.

Wie immer beim Verkauf eines Krades geschieht das mit einem lachenden und einem weinenenden Auge – und ebenfalls wie (fast) immer überwiegt das lachende Auge.

Nun habe ich nicht zum ersten mal mein Ziel erreicht, nur noch einzylindrige und entsprechend leichte Motorräder zu bewegen. Aber diesmal werde ich daran festhalten, es sei denn, mir läuft etwas ganz Besonderes zu – womit natürlich nicht zu rechnen ist.

Keine Sportster mehr

Jedes mal bei Verkauf freue ich mich über den zurück gewonnenen Platz.

Adieu, kleine Harley – hast mir viel Vergnügen bereitet, aber das war auch genug an Ausflug in die Harley-Welt.