…. Weihnachtstreffen am Vormittag des Heiligen Abends hoch oben auf dem Hoherodskopf ist immer ein guter Anlass für eine kleine Fahrt im Winter. Und was haben wir da oben schon gefroren! Oder sind aufgrund zugefrorener Visiere im Blindflug gefahren, oder haben im dichten Nebel den Weg kaum gefunden. Traditionell sind dabei eben auch der im dichten Nebel liegende Berggipfel, versalzene Strassen und fröstelige Temperaturen.
Dieses Jahr ist aber ein bisschen anders! Bereits der Start gegen 10:00 bei Sonne und blauem Himmel ist ungewöhnlich, ebenso auch die Kleidung, die eher zu einer Frühjahrsfahrt passt. Zweistellige Temperaturen im Dezember, das ist wahrlich nicht normal. Der Klimawechsel ist vielleicht doch keine Erfindung von Wetterfröschen oder Politikern.
Schon nach wenigen Kilometern stelle ich fest, dass ich zu dick angezogen bin. Auch wenn es mit zunehmenden Höhenmetern immer ein wenig kälter wird, reicht das nicht zum Frösteln. Einzig auf den Nebel scheint man sich verlassen zu können, denn ab Kölzenhain wird die Suppe dichter und vom Hoherodskopf ist nichts zu sehen. Aber es bleibt warm, auch auf dem Berg.
Angekommen auf dem Hausberg der Vogelsberger ist alles in ein dichtes Grau gehüllt – aber dieser Nebel ist warm. Kann mich an ein Heiligabend erinnern, wo es hier so kalt war, dass man sich um die Weihnachtsmützen vom Hein-Gericke-Shop gerissen hat. Das haben wir heute nicht.
Es ist noch nicht einmal 11:00, und dafür ist schon einiges hier los. Kurz nach mir läuft die Truppe vom AMC Grünberg ein, angeführt von Martin, der diesmal ein Goldwing-Gespann fährt. Immer was neues aus Reiskirchen, aber das hat ja auch schon Tradition.
Mit meiner kleinen Vespa stehe ich ja ein bisschen verloren da, aber ganz allein bin ich doch nicht. Das war’s aber auch schon an Rollern für den Moment.
Dickschiffe dagegen sind heute jede Menge am Platze, und es werden minütlich mehr. Aber klar, es ist warm, es liegt kein Salz, da kann man auch seinen Boliden den Berg hinauf treiben.
Auch der moderne Kradist muss als erstes mal telefonieren.
Fast schon zu schade, um im Winter verheizt zu werden, ist die alte CB250. Aber halt, heute nagt ja kein Salz an dem klassischen Japaner.
Dickschiffe ohne Ende – und niemand muss Angst um Chrom und Alu seiner Lieblinge haben.
Nette R80 im Look der legendären R90S – bis auf die fehlende kleine Kanzel.
Die erste W650: Reiner mit der Green Machine.
Harley-Pärchen mit Big Twin und Sportster.
Das heulende Geräusch kenn ich doch ….
… und tatsächlich erscheinen Ruth und Egon mit dem grauen Alexander TS.
Mittlerweile sind die Parkplätze richtig gut gefüllt.
Die Victory mit dem 106 cui großen BigBlock ist dem Anlass entsprechend weihnachtlich geschmückt. Ein schönes Motorrad, wenn ich mir die Koffer weg denke.
Bei einem russischen Seitenventiler regt sich bei mir immer noch das Haben-wollen-Gen.
Die Firma Enders zeigt die neue Africa-Twin. Ist sicher nicht meine Sorte Motorrad, aber die Honda wirkt unglaublich wertig und gut verarbeitet.
Das rote Dickschiff in der Mitte, eine Valkyrie, ist zu verkaufen.
Stellvertretend für viele Artgenossen kommt der hübsche braune Hund aufs Bild.
Und wusch ist er wieder weg, der Seitenventiler.
Ich erkenne weitere W-Fahrer wie Falcone. Da sollte ja wohl mein ehemaliges Gespann nicht weit sein.
Und da ist es, mein altes W-Gespann. Immer mehr erkenne ich, dass es falsch war, meine Ws abzugeben – und das gilt sowohl fürs Gespann als auch für die Solo, Aber weg ist weg.
Sehr schön ist auch das W800-Gespann – sogar noch ein wenig schöner als die W650. Dazu trägt auch „meine“ Farbe bei: British Racing Green.
Damit hab ich allerdings überhaupt nicht gerechnet: Uwe ist mit seinem Dnepr-Gespann mit Schwiegersohn im Boot hierher gekommen, begleitet von Marco mit einer kleinen Yamaha.
Uwes Gespann ist kein Showroom-Spielzeug, aber es fährt immer. Hat aber auch einen BMW R60/5 Motor, und der ist ja bekanntlich unverwüstlich. Aber auch den Rest hält Uwe prima am Laufen.
Das hier ist allerdings eines Elektromeisters unwürdig: Dauerhafte Reparatur eines Kabelschadens mit grün-gelbem Isolierband. Wirkt sehr russisch.
Eine coole Truppe mit 50er-Jahre Maschinen: Deutsche Triumph, DKW und Maico, alle im Alltag ehrenvoll verwittert.
Und dann, beinahe schlagartig, reisst der Nebel auf und bietet freie Sicht auf den Vogelsberg. Also nicht mal auf den weihnachtlichen Nebel kannst Du dich mehr verlassen.
Mario nimmt hier die erste feste Nahrung des Tages zu sich. Gestern hat er die neue AfricaTwin zur Probe gefahren – und gleich bestellt. Bravo, diese Konsequenz kann ich nur begrüßen. Bin bei so etwas leider nicht ganz so spontan.
Jetzt ist auch hier oben der Himmel strahlend blau – nicht zum Aushalten! Und so mache ich mich auf den Heimweg, diesmal in der Gruppe mit einem Dnepr-Gespann, einer 125er RZ und eben meiner Vespa. Eine selten unpassende Kombination, aber rein vom Tempo her passt das.
Um 14:00 bin ich wieder zu Hause. Schön war’s auf dem Hoherodskopf. Hab viele Bekannte getroffen und nett geplaudert. Für die Feiertage bin ich also gewappnet. Frohe Weihnachten.