Bandbreite

Nach der gestrigen Fahrt mit (nur) zwei Enduros steht heute ein Ausflug mit drei Maschinen dieser Gattung im Programm. Tatsächlich werden es dann durch den „special guest“ Andreas sogar vier Enduros. Damit decken wir eine ordentliche Bandbreite des Enduroprogramms ab und eigentlich fehlt dabei als fünfte nur noch ein echter Hardcore-Crosser wie die Yamaha WR oder eine Husquarna.

Wir sind für 11:00 verabredet und trotz einiger kleiner Unklarheiten hinsichtlich der Zeitumstellung sind zur verabredeten Zeit nicht drei sondern gar vier Enduros startbereit in Ilsdorf.

Schauen wir uns zunächst die Teilnehmer des heutigen Tages an: Reinhard auf der 1985er Honda XL350, Andreas mit der Aprilia Pegaso 600 aus den 90ern, Jürgen bringt die Reise-Enduro Suzuki VStrom 650 an den Start und ich bin natürlich mit meiner 1980er Suzuki DR400 dabei.

Suzuki DR400

Nach kurzem Smalltalk machen wir uns startklar. Die Herren Enduristen sind damit einverstanden, die Anfahrt zu den Seeterrassen durch einige Umwege nicht unerheblich auszudehnen.

Suzuki DR400

Und so kommt es, dass wir nach 72 Kilometern an den Seeterassen des Antriftal-Stausees ankommen. Wir sind dem Bächlein Rauchel, der Felda und der Schwalm gefolgt, haben das leere Rückhaltebecken links liegen gelassen und haben so ziemlich jedes Dorf des Altkreises Alsfeld durchfahren.

Der Versuch, einen kleinen Teil des Weges filmisch festzuhalten, geht ziemlich daneben. Mit solchen Komparsen kann kein vernünftiger Regisseur arbeiten – Dilettanten. 🙂

Thunderbird 900

Die Rückfahrt endet dort, wo die Reise begonnen hat, nämlich in Ilsdorf. Bei einem gepflegten Kaffee diskutieren am lebenden Objekt über englische Motorräder und da ist die rote Thunderbird nicht das schlechteste Beispiel. Trotzdem muss sie weichen und in den nächsten Tagen wird der schöne Triple wohl in den ebay-Kleinanzeigen auftauchen.

Als offensichtlich wird, dass keiner meiner Mit-Enduristen zu weiteren fahrerischen Großtaten bereit ist, entschließe ich mich zu einem Alleingang. Ich will noch ein „lost place“ aufsuchen, dass schon lange auf dem Plan steht: Ein seit Jahrzehnten verlassener Hotelbau am Rande von Ulrichstein.

Suzuki DR400

Und 20 Minuten später bin ich vor Ort. Das Gebäude ist relativ leicht zu finden und befindet sich offensichtlich kurz vor dem totalen Zerfall.

lost place

„Heim & Familie“ – was für ein passender Name für die Gesellschaft, die dieses Objekt abwickelt.

lost place

Auch wenn Türen und Fenster mit Draht verschlossen sind, ist das Betreten des Gebäudes kein Problem. An diesem sonnigen Tag kommt hier noch nicht einmal ein Hauch von Gruselstimmung auf.

Schöne Lady

Viel erstaunlicher ist diese schöne, schwarzhaarige Lady, die den alten Hotelkomplex wie eine Fee umschwebt. Dabei flattert das hauchdünne Sommerkleid im Luftzug und gibt nackte Haut frei. Insgesamt eine äusserst surreale Szene, aber nicht ohne erotischen Reiz. Zu einer Kontaktaufnahme bin ich viel zu verblüfft.

Falltorhaus

Von Ulrichstein aus gehe ich für 3-4 Kilometer ins Gelände und komme am Selgenhof wieder auf den Asphalt der Straße. Wo ich schon so weit bin, mache ich mich auf nach Schotten, um mir am Falltorhaus ein paar Motorräder anzuschauen.

Schöne Kawasaki

Diese wunderschöne Kawa habe ich schon mehrfach hier gesehen – da werden Erinnerungen an die ersten Z900 wach.

Falltorhaus

So eine KTM, halb Enduro, halb Supermoto könnte mir auch gefallen. Im Ebsdorfergrund ist gerade eine abzugeben …..

Suzuki DR400

Das Kontrastprogramm zu meiner spartanischen DR400 ist diese unglaublich bombastische Goldwing.

Suzuki DR400

Der Rückweg führt mich über Laubach und Grünberg noch einmal in den Raum Altenhain, wo jetzt eindeutig der Frühling eingezogen ist.

Suzuki DR400

Zwischen Altenhain, Freienseen und Klein-Eichen geht es noch einmal abseits der Straßen ins Gelände.

Die kleine Off-Road-Einlage endet an der Lardenbacher Grillhütte.

Suzuki DR400

Auch so ein Motorrad-Tag innerhalb der Grenzen des Vogelsberges kann sehr nett sein. Nach 180 km ist diese Aktion dann für mich beendet. Schön war’s.

Spieglein, Spieglein …

an der Wand? Natürlich nicht – was soll das auch mit einem Motorrad-Blog zu tun haben? Und Eitelkeit ist einem alternden Motorradfahrer ganz sicher fremd.

Dennoch hat der heutige Tag mit Spiegeln zu tun: Reinhard hat über die Kleinanzeigen ein Paar neuwertige Thunderbird-Spiegel erworben, und die wollen wir mit den Enduros im Taunus abholen. Gleichzeitig soll die Taunusfahrt dazu dienen, meinen Heißhunger auf eine Pizza endlich zu befriedigen. Das sind zwei sehr gute Gründe, um in den Taunus zu reisen.

Suzuki DR400

Um 9:24 starten die beiden Enduros bei traumhaftem Frühlingswetter. Wie gewohnt springt die DR400 beim zweiten und die XL350 beim ersten Kick an. Der Tag beginnt sehr gut.

Suzuki DR400

Den ersten kleinen Stop gibt es bereits im Horlofftal am Rande der Wetterau. Der Grund ist das kleine Bergnest Stornfels, dass so herrlich in der Morgensonne liegt – das muss einfach fotografiert werden. Danach allerdings verfransen wir uns ein wenig in der Wetterau, bis wir endlich über Friedrichsdorf in den Taunus kommen.

Suzuki DR400

Anfangs sind wir im Taunus auch noch etwas unsicher, aber dann scheint Reinhard sich zu erinnern und bringt uns auf die korrekte Route in Richtung Feldberg. Entgegen der gestrigen Information erfahren wir heute, dass die Spiegel in Bremthal bei Eppstein abgeholt werden können. Hier sind wir aber erst in der Nähe von Schmitten, wo Reinhard auf diesem Parkplatz ein schönes Schweizer Messer findet.

Suzuki DR400

Und dann es zu meiner Erstbesteigung des Großen Feldberges! Glaubt’s oder lasst es bleiben, aber es ist tatsächlich so: Noch nie habe ich dieses bekannte Ausflugsziel besucht.

Großer Feldberg

Und ich muss sagen: Der Berg gefällt mir sehr gut. OK, heute sind hier auch keine Heerscharen von Besuchern zu sehen, und das ist schon die halbe Miete. Die Sicht ist jedenfalls 1A.

Die winzige Kamera my720 ist sowieso noch am Lenker befestigt und so halte ich zwar nicht meine Erstbesteigung, aber immerhin meine erste Abfahrt vom Großen Feldberg filmisch fest. Ist aber rein fahrtechnisch recht unspektakulär.

Suzuki DR400

In Bremthal begrüßen wir zunächst den berühmten Bremthaler Bären …..

Ernst

….. und dann überrascht mich das Bestattungsunternehmen Ernst – ist aber keine Verwandschaft.

Suzuki DR400

Im Bremthaler Neubaugebiet irren wir ein wenig durch diverse Ringe wie den Hessenring, Masurenring und Sachsenring, bis wir endlich am Pommernring die Spiegel in Empfang nehmen können.

Suzuki DR400

Dann geht es auf die Suche nach einem Italiener, damit ich endlich zu meiner Pizza komme. In Eppstein werden wir noch nicht fündig, aber im Fischbachtal stossen wir auf ein sehr schönes Ristorante und bekommen dort eine richtig gute Pizza.

Suzuki DR400

Wunderbar gesättigt geht es nun durch das Weiltal ganz allmählich wieder in Richtung Heimat. Beim Tanken in Weilrod sehen wir diese sehr hübsche Triumph Bonneville in exakt dem gleichen British Racing Green wie meine Thunderbird. Die mindestens ebenso hübsche Lady versucht noch, elegant aus dem Bild zu huschen, aber dazu ist es zu spät.

Suzuki DR400

Wir folgen dem Weiltal noch viele Kilometer. Mittlerweile ist es Nachmittag, aber es ist immer noch angenehm warm. Was wir beide jetzt aber nach über 300 Kilometern spüren, sind unsere Sitzflächen. Eindeutig: Durch die Winterpause sind wir nichts mehr gewohnt.

Suzuki DR400

Wir verlassen den Taunus über den Schöffengrund, um dann via Langgöns und Lich zu einer letzten Pause beim Yamaha- und Aprilia Dealer in Fernwald vorbei zu schauen. Aus dem gewaltigen Sortiment an Motorrädern gefällt uns alten Nostalgikern tatsächlich nur die Yamaha SR400, die jetzt wohl auch in Deutschland angeboten wird.

Die letzten paar Kilometer sind schnell abgerissen. Nach einem letzten gemeinsamen Kaffee  ist dieser Endurotag beendet – oder besser: beinahe beendet.

Nach weit mehr als 300 Strassenkilometern auf Enduros will ich zumindest die letzten 4 Kilometer ohne Asphaltunterlage fahren und nutze dazu den Feldweg nach Klein-Eichen.

Suzuki DR400

Mit den letzten Kilometern fahre ich in die untergehende Sonne hinein und beende damit diesen Fahrtag endgültig. Hat mir gut gefallen, diese kleine Taunus-Tour. Morgen geht es dann auf eine Fahrt mit drei Enduros, aber das gibt sicher nur einen kleinen 100km-Trip.

Struzzo und Brookland

Animiert hat mich der Bericht über ein österreichisches Vespa Struzzo Gespann in der Zeitschrift „Motorrad Gespanne“. Dieses Struzzo Gespann fand ich so überirdisch schön, dass ich mein Cosa-Gespann einfach etwas veredeln musste. Und dazu will ich mich der Brookland-Scheibe bedienen, die schon recht lange in einem meiner Regale verstaubt.

Diese Brookland-Scheibe ist für eine relativ ebene Fläche gemacht. Leichte Wölbungen können zwar über die Schrägstellung der Befestigungsfüße ausgeglichen werden, aber der Cozy-Seitenwagen ist quasi kreisrund und da kann die Scheibe nicht direkt montiert werden. An der starken Wölbung des Seitenwagens ist auch die Montage am W650-Gespann gescheitert.

Ich hatte mir eine Konstruktion auf der Basis einer Alu-Schiene ausgedacht, die ich den Konturen des Seitenwagen anpassen könnte. Aber schnell wurde klar, wie schrecklich und unprofessionell das geworden wäre. Und deshalb habe ich einen Konstrukteur zu Rate gezogen.

Capri 50

Die Post bringt heute ein Päckchen vom Scooter-Shop mit einem Lambretta-Tacho. Der passt fast, und der halbe fehlende Milimeter lässt sich leicht anpassen. Und optisch harmoniert der schicke Tacho vorzüglich mit der Capri-Lenkerverkleidung. Um mögliche Probleme hinsichtlich der Tachowelle werde ich mich zu gegebener Zeit kümmern.

Vespa Cosa Gespann

Dann geht es mit dem Cosa-Gespann nach Ilsdorf, um eine vernünftige Konstruktion für die Brookland-Scheibe zu besprechen.

Brookland Scheibe für Cosa-Gespann

Reinhard entwirft eine Konstruktion auf Basis zweier Alu Distanzstücke und fräst erst einmal zwei Klötze zurecht.

Brookland Scheibe für Cosa-Gespann

Dann werden Schrägen gefräst..

Brookland Scheibe für Cosa-Gespann

Der erste Befestigungsfuß wird angepasst.

Brookland Scheibe für Cosa-Gespann

Nach 2,5 Stunden ist die Konstruktion fertig und die Brookland-Scheibe sitzt auf dem Cozy-Boot.

Brookland Scheibe für Cosa-Gespann

Alles passt, hält stabil und sieht noch gut aus. Jetzt habe ich meinen Struzzo-Touch am Cosa-Gespann. Gummiunterlagen und Karosseriescheiben werde ich zu Hause anbauen.

Vespa Cosa Gespann

Mittlerweile ist es dunkel und es regnet. Bei der Heimfahrt durch das urbane Mücke muss ich immer wieder auf die Brookland-Scheibe schielen – sehr hübsch. Und der rasanten Geschwindigkeit von 75 km/h hält die Scheibe auch stand.

Vespa Cosa Gespann

Gute Nacht, meine kleine Struzzo – auch wenn Du nur eine Cosa bist.

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Schnee im Hohen Vogelsberg?

Also das kann ich mir nicht vorstellen! Es ist zwar nicht mehr so frühlingshaft wie letzte Woche, aber die Temperatur ist klar zweistellig und es scheint die Sonne vom blauen Himmel. Also glaube ich Reinhards Worten nicht und ziehe gegen 14:00 die Suzuki aus dem Stall.

Werkstatt

So verlasse ich Reinhard und seine sonnen-durchflutete Werkstatt mit den beiden leicht zerlegten Thunderbirds. Klar, dass er lieber Schrauben als Fahren will.

Suzuki DR400

Auf dem Weg in Richtung Hoher Vogelsberg sehe ich bereits die ersten Blüten an diversen Sträuchern. Das sieht keineswegs nach Schnee aus.

Suzuki DR400

Strahlender Sonnenschein, wohin das Auge auch blickt.

Suzuki DR400

Beim Aufstieg auf den Hoherodskopf wird es sehr schnell deutlich kälter, …..

Suzuki DR400

….. und wir sind von den zweistelligen Werten im Tiefland schon deutlich entfernt. Aber Schnee ?

Und ob ihr’s glaubt oder nicht: Während ich mir die Handschuhe anziehe, wird es innerhalb von Sekunden dunkel und schon fallen die ersten Regentropfen – und die verwandeln sich ebenfalls innerhalb von Sekunden in leichten Schnee-Griesel. Also doch! Da bleibt mir nur, fluchtartig den Bereich des Hohen Vogelsberges zu verlassen.

Suzuki DR400

Aber das Wetter, die Kälte, der Regen und der Schnee-Griesel verfolgen mich über Ulrichstein und Helpershain bis auf den Totenköppel bei Meiches.

Suzuki DR400

Der weite Blick ins Land vom Totenköppel aus zeigt, dass jetzt quasi überall im Vogelsberg Niederschläge fallen – und mit etwas bösem Willen kann man die auch als Schnee bezeichnen.

Suzuki DR400

Und die Temperaturen sinken weiter!

Suzuki DR400

Erst an den sanften Wiesen des Schwalmtals habe ich Kälte und Regen abgeschüttelt und kann mich ein wenig in der Sonne wärmen. Mein Vertrauen in das heutige Wetter habe ich aber verloren.

Suzuki DR400

Und das zu Recht, denn schon im Feldatal sehe ich die Unwetterfront auf mich zukommen.

Suzuki DR400

Mittlerweile kann ich nirgend wohin mehr flüchten: Es regnet überall und es ist überall kalt. Dennoch fahre ich ein wenig zwischen den grünen Riesen von Zeilbach herum, wobei ich jeden Asphalt vermeide. Ich beschließe, die Fahrt abzukürzen und schaue noch einmal in Ilsdorf vorbei.

Thunderbird

Reinhard ist sehr gut weiter gekommen und die Rechteck-Aluschwinge mit der Exzenterverstellung ist bereits in die schwarze Thunderbird eingebaut. Passt perfekt!

Nach den 90 Kilometern bin ich jetzt doch ordentlich durchgefroren und mache mich auf den Heimweg. Und dann stosse ich auf weitere mögliche Ziele für die Enduro und mich: Da sind einmal die Dolinenhänge bei Frauensee und dann das Jonastal, beides in Thüringen. Planen wir schon einmal.

Wundermittel Ballistol

Ist ja bekannt, dass Ballistol, eigentlich ein Waffenöl, für alles mögliche gebraucht werden kann: Waffen, Nähmaschinen, Motorräder, Seilzüge sind ja noch verständlich. Aber ebenso gern wird Ballistol zur Behandlung von Huftieren, zur Warzenbekämpfung, zur Heilförderung als Entzündungshemmer und was weiss ich für was noch, genommen. Und jetzt weiß ich, dass damit auch festgerostete Kolbenringe in Zylindern von Capri-Rollern gelöst werden können. Glücklicherweise verfüge ich über mehrere große Sprühdosen dieses wunderbaren Öls.

Capri 50

Vor ein paar Tagen habe ich am Bunker-Capri die Kerze heraus geschraubt und die Brennkammer bis oben hin mit Ballistol gefüllt. Und dann nur noch gewartet.

Tja, und jetzt ist das kleine Sachs-Motörchen wieder frei und lässt sich ganz locker mit dem Kickstarter durchtreten. So soll es sein und wenn ich in den nächsten Tage mal Lust und Laune habe, wird versucht, den Roller zu starten.

Capri 50

Dann geht’s an die aktuelle Capri-Baustelle. Die Vorderradnabe bekommt neue Lager, die Bremse wird neu belegt und alle Schmierstellen erhalten ein bisschen Fett.

Capri 50

Zack, ist das Vorderrad montiert und der kleine Capri ist jetzt schon fast wieder rollfähig – aber nur fast. Die gleiche Aktion wie heute am Vorderrad muss jetzt noch fürs Hinterrad wiederholt werden.

NSU Lambretta

Jetzt wartet die Lambretta schon 14 Tage auf die Vergaserteile! Mist, aber dafür kann ich jetzt die Fehler beim Einbau der Züge korrigieren. Den Kupplungszug hab ich zu kurz gemacht und alle anderen Züge nur suboptimall verlegt. Ich beginne, das zu korrigieren und baue erst mal einen neuen Kupplungszug. Das sieht schon mal ein bisschen besser aus.

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