Schnell zum Optiker

Zurück aus dem Schlaflabor gibt es nach den Tagen der Abwesenheit natürlich einiges zu erledigen und aufzuarbeiten. Da mittlerweile der Frühling zumindest vorübergehend hier angekommen ist, nehme ich dazu meine Dreiräder. Besonders das W650-Gespann ist natürlich auch geradezu prädestiniert dazu, eine kleine Brillenreparatur in Grünberg anzugehen.

Kawasaki W650 Gespann

Nachdem ich neulich bei Reinhard ein gelungenes Foto durch die Speichen des Rades gesehen habe, versuche ich das auch einmal – mit mäßigem Erfolg. Aber immerhin erledige ich die Brilllenreparatur in Grünberg, einen Batteriekauf in Schotten, eine Vergaserdiskussion in Ullrichstein und kleine Abstecher nach Reiskirchen, Lich, Hungen und Laubach. Kein Wunder, dass am Ende meiner Arbeitstour 160 Kilometer mehr auf dem Gespanntacho stehen.

Kawasaki W650 Gespann

Nahe Nonnenroth gönne ich mir eine kurze Pause und verbringe ruhige 20 Minuten in der Sonne.

Kawasaki W650 Gespann

Es dringen nur wenige Geräusche aus dem nahen Ort hier herauf – herrlich einsam.

Kawasaki W650 Gespann

Fast eine Postkartenidylle mit Kirchturmspitze.

Kawasaki W650 Gespann

Nach 20 Minuten raffe ich mich wieder auf und verlassen den schönen Ort. Jetzt mache ich mich auf beinahe direktem Wege wieder nach Hause.

Vespa GTS125

Zuhause teste ich noch einmal die Batterie von Gianna, der silbernen Vespa. Wie erwartet dreht der Akku den Anlasser noch einmal durch und dann ist Schluß – leer. Aber ich habe ja einen neuen Gel-Akku aus Schotten mitgebracht. Kurz den alten Akku ausgebaut …..

Vespa GTS125

….. und jetzt sehe ich erstmals den Batterieschacht komplett. Kein schlechter Platz hier im Mitteltunnel, aber dass der Akku ohne Gummiunterlage direkt auf dem Blech steht, gefällt mir nicht. Da kommt was drunter!

Vespa GTS125

Wie sich die Zeiten geändert haben! Bisher hab ich die Säure immer nacheinander in jede Zelle gekippt und heute gibt es dazu diese Säurepackung. Einfach auf den Akku aufsetzen, einmal drauf schlagen und genau abgemessen plätschert die Säure in die Zellen – genial.

Vespa Uhr

Nun warte ich 30 Minuten und lasse die Säure ausgasen und dann kommt der neue Akku ans Ladegerät. Da bleibt er bis morgen früh.

Vespa Cosa Gespann

Auf ein bisschen Rollerfahren habe ich schon noch Lust und dazu steht ja noch Carla bereit, das Cosa-Gespann. Der gute Schaltroller springt sofort an und ich tuckere los in Richtung Vogelsberg.

Vespa Cosa Gespann

Jetzt kannst Du beinahe zuschauen, wie die Landschaft grüner und grüner wird – endlich.

Vespa Cosa Gespann

Bedingt ist Carla auch für asphaltierte Wirtschaftswege geeignet – die sollten nur frei von tiefen Schlaglöchern sein, sonst schlägt die vordere Feder gnadenlos durch.

Vespa Cosa Gespann

Aber es gibt hier ja genug ordentliche Wirtschaftswege. Auf dem Rückweg fahre ich noch auf einen Kaffee nach Ilsdorf zu Reinhard, wo wir uns irgendwie verschwatzen.

Vespa Cosa Gespann

Und so kommt es, dass bei meinem Aufbruch die Sonne bereits im Westen untergeht …..

Vespa Cosa Gespann

….. während im Osten schon der Mond aufgeht. In der Realität ist der Himmel aber wesentlich beeindruckender als es das Bild wiederzugeben vermag.

Vespa Cosa Gespann

Und so fährt der einsame Vespafahrer in die untergehende Sonne hinein, um diesen Tag zu beschliessen.

Die Größte unter den Kleinen

Natürlich habe auch ich eine Modelleisenbahn-Vergangenheit. Aber die liegt Jahrzehnte zurück und ein richtiger Eisenbahn-Fan war ich nie. Aber als sich unlängst die Gelegenheit bot, zusammen mit Claus eine Fahrt mit der Brockenbahn zu unternehmen, war ich sofort dabei. Claus als ehemaliger Bahner hat natürlich eine ganz andere Beziehung zur Eisenbahn und besonders zu Dampflokomotiven.
Dem Kalender nach ist es ein Vorfrühlingstag, aber in der Realität ist es ein arschkalter Wintertag. Je näher wir dem Harz kommen, umso kälter ist es und umso mehr Schneereste zeigen sich am Strassenrand. Aber was soll’s: Wir sind vorbereitet und entsprechend warm angezogen.
Angekommen am Startpunkt in Drei-Annen-Hohne wählen wir die komplette Route hin und zurück. Die Bahn steht schon bereit und kaum eingestiegen, setzt sich die Harzer Schmalspur Bahn in Bewegung. Der Höllenritt beginnt.

HSB

Die HSB wirbt unter dem Motto „Die Grösste unter den Kleinen“ für die nostalgische Reise mit der Schmalspurbahn.

HSB

Hier die Routenführung. Der Ritt beginnt in Drei-Annen-Hohne und führt über Schierke auf den Brocken. Anschliessend geht es auf dem gleichen Wege zurück.

HSB

Der nostalgische Zug ist in perfektem Zustand und mir gefällt sofort die gelungene Farbgebung in weinrot und beige. Dies entspricht exakt der Farbe meines Kawasaki W650 Gespanns und wird in Fachkreisen als „Blut und Eiter“ bezeichnet. Gerade setzt sich der Zug langsam in Bewegung und nimmt Fahrt auf.

HSB

Claus als alter Bahner springt in letzter Sekunde auf den anrollenden Zug.

HSB

Zunächst unternehmen wir einen Bummel durch den Zug und stellen fest, dass der innere Zustand der Waggons genau so gut ist wie der äussere. Wir kämpfen uns durch bis ins letzte Abteil, dass wir (fast) für uns alleine haben. Die junge Familie mit dem plärrenden Säugling klammern wir einfach aus: Wir werden ohnehin die meiste Fahrzeit außerhalb des Waggons verbringen…..

HSB

….. und zwar hier, wo es die schönsten Ausblicke gibt und wo es natürlich auch am kältesten ist. Ab und zu zurück in das schön geheizte Abteil tut deshalb not.

HSB

Sofort hinter dem Bahnhof Drei-Annen-Hohne geht die Fahrt durch den dichten Wald. Und ebenfalls sofort steigt die Strecke allmählich an. Überall liegt noch ein wenig Schnee, aber wirklich viel ist es nicht mehr.

HSB

Die Rauchentwicklung wird stärker und insgesamt zieht die Harzer Schmalspur Bahn einen ordentlichen Schweif hinter sich her, der wohl aus einer Mischung von Rauch, Nebel und aufgewirbeltem Schnee besteht – ein spektakulärer Anblick für einen Bahnmuffel wie mich. Meine letzte Bahnfahrt dürfte so um die 20 Jahre zurück liegen.

HSB

Die Landschaft rast nur so vorbei und wir haben viel Spaß bei dieser Höllenfahrt. Die Waldbrandgefahr dürfte aber im Moment eher gering sein.


Ein winziges Stückchen der Fahrt wird auf Film gebannt.

HSB

Habe ich weiter vorn noch von „ein wenig Schnee“ gesprochen, so ändert sich das von Höhenmeter zu Höhenmeter. Inzwischen liegt der Schnee überall und ordentlich hoch. Die Schienen mussten freigeschoben werden und diese Spur ist deutlich zu erkennen.

HSB

Waghalsig lehnt sich Claus über die Brüstung und fotografiert den Zug bis zur Lokomotive in seiner gesamten Länge. Der eiserne Lindwurm ist schon ein imposanter Anblick.

HSB

Inzwischen kann schon von Schneemassen gesprochen werden.

HSB

Wir erreichen die einzige Zwischenstation Schierke. Wie auf meinen Motorradfahrten drängt es mich zu einer Pinkelpause und ich haste auf das weit abseits liegende WC.

HSB

Claus dagegen schreitet gelassen den Bahnsteig entlang.

HSB

So, alles erledigt, die wilde Fahrt kann weitergehen. Wir nehmen wieder unseren Platz auf dem Trittbrett des letzten Waggons ein. Wie Claus es versprochen hat, ist der Blick von dort aus einfach klasse.

HSB

Die Reise durch den märchenhaften Winterwald wird noch märchenhafter durch die schattenhafte Gestalt eines einsamen Wanderes, …..

HSB

….. während die Landschaft nur ein Stückchen weiter unheimlich und finster wirkt. An dieser Stelle erwarte ich geradezu eine teuflische Gestalt, die sich mit Feuer und Schwefel aus den dicken Wolken schwingt. Den Aberglauben und den Glauben an Dämonen und Hexen kann ich in diesem Umfeld gut nachvollziehen.

HSB

Jetzt wird der Bewuchs dünner, aus dichtem Wald werden nur noch vereinzelte Büsche und Bäume – ein Zeichen, dass wir uns dem Gipfel des Brocken nähern. Hier oben ist aus dem Wind ein starker Sturm geworden, der die Bäume kräftig in seine Richtung zwingt.

HSB

So muß es im ewigen Eis aussehen! Fast gar kein Bewuchs mehr, der Sturm heult und dichter Nebel hüllt die Landschaft in eine düster-amorphe Masse.

HSB

Kurz darauf erreicht die Bahn auch ihr Ziel, den Brocken. Hier sieht es nicht wesentlich anders aus und an einen weiten Ausblick über den Harz ist nicht zu denken. Der eiskalte Wind in Sturmstärke verleitet aber ohnehin dazu, ein geschütztes Plätzchen aufzusuchen.

HSB

Hier oben auf dem Brocken ist von einem Ende des Winters noch nichts, aber auch überhaupt nichts zu sehen.

HSB

Statt einer kleinen Winterwanderung auf dem Brocken schauen wir uns lieber an, wie die Lokomotive jetzt an das andere Ende des Zuges kommt und dabei auch gewartet wird. Das Hauptmittel für die Wartung ist Fett und Öl, denn wer gut schmärt, der gut fährt. Alles wird für die Rückfahrt vorbereitet.

HSB

Wir behalten unseren alten Platz am Ende des Zuges bei, aus dem aber jetzt zwangsläufig der Anfang des Zuges geworden ist. Damit sind wir der beeindruckenden Zugmaschine 99 7241 -5 ganz nah.

HSB

Alte Technik, die begeistert. Da haben die Konstrukteure und Mechaniker aus dem Dampflokwerk Meiningen ganze Arbeit geleistet. Denn welche Maschine diesen Alters ist heute noch Tag für Tag in Betrieb?

HSB

Der Schubstangenantrieb funktioniert noch wie am ersten Tage – so etwas ist nur mit bestem Service zu erreichen. Und nicht umsonst hat der Ingenieur Röder in den 50er Jahren einen solchen Antrieb für die obenliegende Nockenwelle der NSU Max konstruiert. Und waren nicht diese Motoren für ihre Langlebigkeit und Zuverlässigkeit weltberühmt?

HSB

Perfekte Verbindungstechnik! Bisher hat die Harzer Schmalspur Bahn auch noch keinen Waggon verloren.

HSB

Die Kälte treibt uns sporadisch zurück in den Waggon. Durch die Wärme sind die Scheiben der Waggontür stark angelaufen und durch ein kleines Loch gelingt Claus eine bemerkenswerte Aufnahme. Sicher ein Ergebnis des Fotokurses auf Burg Fürsteneck vor zwei Jahren. Fortbildung lohnt eben auch im hohen Alter noch.


Unsere HSB fährt auf ein kurzes Stück Abstellgleis, um den entgegen kommenden Zug vorbei zu lassen.

HSB

Auf der Rückfahrt zeigen diese Eiszapfen am Schierker Bahnhofsgebäude das Ausmaß der heutigen Kälte.

HSB

Die wundersame Reise ist beendet und wir befinden uns wieder am Bahnhof Drei-Annen-Hohne. Aufgrund der Mittagszeit steht gerade die komplette Flotte der HSB im Bahnhof: Drei perfekte Züge in „Blut und Eiter“, ein Zug schöner als der andere.

HSB

Ein letzter Blick und wir verschwinden in der Bahnhofsgaststätte, wo es herrlich heiße Soljanka gibt. Natürlich versäumen wir nicht, für die Lieben daheim einen ausreichenden Vorrat an Schierker Feuerstein zu beschaffen. Insgesamt war die Fahrt mit der Harzer Schmalspur Bahn ein wunderbares Erlebnis, dass seinen Preis unbedingt wert ist und das wir nicht missen mögen. Jedem Harzer Besucher sei eine Nachahmung dringend ans Herz gelegt.