Vor ein oder zwei Jahren hatte ich bereits einmal einen Test mit einem Navi gemacht. Damals jedoch habe ich das Teil in den Tankrucksack gepackt und versucht, mich visuell navigieren zu lassen. Das ging schief und seitdem sind Navis auf dem Motorrad für mich ein NoGo. Bis Gestern! Da hab ich gesehen, wie Marco das macht: Das Smartphone mit der Navi-App in die Jackentasche, Kopfhörer in die Ohren und die Navi-Tante (Kathy) reden lassen. Das hat wunderbar geklappt und deshalb probiere ich das Heute auch aus.Man kann eben auch von jungen Leuten noch einiges lernen.
Als erstes Ziel gebe ich Hergersdorf im Schwalmtal an und lasse mich von Kathy dahin führen. Wie man sieht, bin ich angekommen und sogar wie gewünscht auf dem kürzesten Weg.
Dann hab ich mich von Kathy nach Alsfeld und von dort nach Kirtorf leiten lassen. Jetzt bin ich von dieser Navi-Methode überzeugt, das ist brauchbar und praktikabel. Allerdings würde ich Kathy noch besser verstehen, wenn das W-Gespann nicht so laut wäre …..
Am See im Kirtorfer Wald versuche ich, mit den Navi-Einstellungen vertraut zu werden. Leider hab ich hier aber kein Netz, deshalb …..
….. fahre ich ein paar Kilometer weiter zur Schutzhütte und beschäftige mich dort einen Augenblick mit den Navi-Einstellungen. Bis ca. 14:00 habe ich dann 150 navigierte Kilometer zurück gelegt.
Später, so gegen 17:00 fahre ich noch zu Reinhard. Wir wollen einen Kaffee in der Schreinersmühle zu uns nehmen und danach durch den Wald bis zum Petershainer Hof nahe Schotten fahren – eine fast komplette Off-Road-Tour also.
Die Schreinersmühle hat Montags leider geschlossen und so fahren wir direkt weiter in den Wald hinein. Das ist eine wunderbare Route entlang von kleinen Mooren und vorbei an der Wüstung Baumkirchen. Dummerweise machen wir einen kleinen Fehler und verpassen den Abzweig zum Petershainer Hof. Macht aber nichts, denn die Waldstrecke war bis dahin perfekt.
Unseren Kaffe nehmen wir dann am Falltorhaus ein, auch wennn wir dazu ein paar Kilometer Asphalt unter die Räder nehmen müssen.
Kurz vor der Abfahrt taucht noch eine wunderschöne Thunderbird auf: Optik von der Bonneville, aber mit der Dreizylindertechnik der Trident.
Zum Abschluß drehe ich noch eine einsame Off-Road Runde den Berg zum Funkmast bei Groß-Eichen hinauf.
Hier bin ich weit entfernt vom Strassenverkehr, kein Zivilisations- Geräusch dringt hierher, ich habe einen Ausblick weit in den Vogelsberg hinein, die untergehende Sonne dringt mit letzter Kraft durch die Bäume und ein kräftiger Wind kommt auf. Diesen Augenblick genieße ich eine zeitlang und dann mache ich mich auf den kurzen Weg nach Hause.
Eine Bemerkung von Falcone im W650-Forum brachte mich wieder drauf: An diesem Wochenende veranstaltet der Azurri Club im Wasserschloß in Erlensee sein jährliches Italienertreffen. 2005 war ich schon einmal hier – das war zu Beginn meines zweiten Motorradlebens mit der Suzuki GR650. Seitdem habe ich die Veranstaltung in guter Erinnerung und deshalb werde ich heute, am Sonntag, erneut nach Erlensee fahren – wieder mit einer 650er, dem W-Gespann nämlich.
Gut wäre es, wenn ich ganz früh los könnte, aber vorher vorher muß ich mit Leihhund Yellow unseren obligatorischen Spaziergang machen. Um das sausen zu lassen, brauche ich bessere Gründe als ein Motorrad-Treffen.
Immer häufiger gehe ich in letzter Zeit mit beiden Hunden spazieren. Das ist spassiger, aber auch anstrengender. Heute sind sie aber halbwegs brav. Der kleine Laurent stupst mit seiner Nase an die Kameralinse und verschmiert sie ein wenig – die leichten Schlieren werde ich heute auf jedem Foto haben.
Wir treffen Rocco, den Pudel, der eigentlich Rico heisst. Aber Rocco klingt italienischer und ich habe heute eben meinen italienischen Tag. Yellow muss ich leider anleinen, der hätte Rocco sonst gekillt. Aber Laurent verträgt sich mit Rocco und die beiden spielen ein wenig zusammen.
Kurz nach 10:00 bin ich startklar und mein Roadbook führt mich über das Horlofftal in die Wetterau und dann in den Main-Kinzig-Kreis in Richtung Hanau. Hier kenne ich mich nicht gut aus, aber Erlensee finde ich natürlich. Den ersten Stop gibt es erst nach 60 km kurz vor dem Ziel in der Nähe von Ravolzhausen. Jetzt ist es nicht mehr weit, aber ich habe dann doch Mühe, das Wasserschloß zu finden – genau wie schon 2005.
Nach ein wenig Suchen erreiche ich das Wasserschloß und das Italienertreffen. Direkt nach dem Parken werde ich wegen meines hübschen W-Gespanns mehrfach angesprochen und eine nette Signorita meint, dass ich damit den ersten Preis der Gespannwertung gewonnen hätte – wenn ich etwas eher hier gewesen wäre.
Gewonnen hat den Schönheitspreis dann dieses NSU Konsul-Gespann. Zu recht, und es wäre sehr schwer geworden, dagegen anzustinken.
Ich glaube, ich hätte auch dem Konsul-Gespann meine Stimme gegeben. So eine Konsul war viele jahre lang mein heimlicher Traum – hab aber nie eine bekommen und auch nicht wirklich ernsthaft gesucht.
Das war sie: Diese Signorita war der Meinung, mein Gespann hätte einen Preis verdient. Sie hat zweifellos einen vorzüglichen Geschmack, was sich auch in der Betrachtung dieses Ural-Gespannes zeigt.
Die ersten italienischen Produkte tauchen auf: Ducati Diavel. Für mich nicht direkt schön, aber spannend und interessant.
Das dagegen ist die alte deutsche Schule: BMW R51/2 oder vielleicht auch R67. Schön, sehr schön – eigentlich ein bisschen zu schön.
Deutscher und italienischer Klassiker – wobei die Ducati natürlich überirdisch schön ist.
Ein kleiner Stand mit Neumaschinen: Royal Enfield EFI, chinesische Chopper mit 250cc Zweizylinder Viertaktmotor …..
….. und chinesischen Rollern der Marke Tauris Capri. Der Capri hat viele Anleihen bei Vespa genommen und macht als 50er einen recht guten Eindruck. Habe ich schon erwähnt, dass mein erster Roller im Jahre 1967 ein Capri Agrati mit 50 ccm Sachsmotor war? Und der sah dem heutigen Chinesen-Capri sogar ein bisschen ähnlich.
Und klassische Helme gibts hier auch, zwar ohne ECE-Zeichen, aber dafür sehr schick und zum guten Preis: Inklusiv Brille werden für die Helme für 90 € aufgerufen.
Ein altes Kreidler Florett mit Viergangmotor – zwar auch kein Italiener, aber natürlich ein Klassiker. Überhaupt überwiegen hier keinesfalls italienische Fahrzeuge – leider.
Italiener sind natürlich auch vertreten: Hier die schon eingangs gezeigte Ducati …..
….. und hier eine kleine Flotte schöner Moto Guzzi.
Im Innenhof des Wasserschlosses gehts hoch her, hier wird gegessen, getrunken, gesungen und es findet der offizielle Teil statt. Noch schöner hätte ich es aber gefunden, wenn mehr italienisches Flair geboten würde: Pizza statt Bratwurst, Spaghetti statt Steaks und Rotwein statt Pils. Und vor allem: …..
….. italienische Musik! Eine Liveband spielt hier Schlager und Klassiker, dabei wären Adriano Celentano, Gianna Nanini und Rocco Granata viel passender. Das war jetzt eine Marketing-Anregung für den Azurri Club.
Das Wasserschlösschen selbst ist wirklich hübsch und eine sehr passende Umgebung für das Ereignis.
Aus dem Klassiker Suzuki Intruder ist dieser äusserst gelungene Bobber El Diabolo geworden.
Ein Azurri Treffen ohne italienische Roller ist natürlich unmöglich und es sind tatsächlich etliche Roller anwesend – aber wenige klassische Vespa. Hier jedoch haben wir eine ET4 und die kommt sogar aus dem Vogelsberg. Aber Moment: Blaue ET4, Kennzeichen VB und dann PM – diesen Roller kenne ich doch: PM steht doch für Pamela und Marco, und eine PM 13 oder eine PM23 gehört ganz klar …….
….. meinem Kollegen Marco, unserem Disponenten. Marco hat gestern vom Azurri Treffen in meinem Blog gelesen und hat sich mit der Vespa auf denWeg gemacht. Seltsamerweise bin ich überhaupt nicht darauf gekommen, zu diesem Ereignis mit meiner GTS125 zu fahren, dabei ist es doch so naheliegend.
Wir schauen uns nun gemeinsam das Azurri Treffen an und Marco probiert sogar die chinesischen Klassikhelme.. Sehen wirklich gut aus und stehen Marco vorzüglich – nur das fehlende ECE-Zeichen und die mangelnde Passform halten uns vom Kauf ab.
Generationen-übergreifende Fachgespräche. Kurz danach verlassen wir das nette Treffen, dass sich jetzt allgemein aufzulösen beginnt.
Zwischen Gedern und Schotten gibts eine klitzekleine Pause und wir beobachten etliche Biker, die hier mit high Speed vorbei donnern. Gefährlich, denn hier drohen an den Wochenenden häufig Geschwindigkeitskontrollen. Wir ziehen jetzt weiter über Schotten zum …..
….. Falltorhaus, an dem heute richtig viel los ist – kein Wunder bei dem traumhaften Wetter.
Hab ja schön öfter angemerkt, dass mich die meisten Bikes hier am Falltorhaus nicht so ansprechen, aber ein paar Highlights gibt es schon. Dazu gehören die wunderschöne schwarz-weiße Speed Triple ebenso wie die Pannigale. Wenn ich aber wählen müsste, würde ich die Speedy nehmen.
Von unterwegs hat Marco noch unseren Kollegen Andreas angerufen, der mit seiner Hypermotard unterwegs ist und den kleinen Hop zum Falltorhaus kurz eingeschoben hat.
Eine Mille GT von Moto Guzzi in British Racing Green gefällt besonders. Insgesamt sind hier deutlich mehr Italiener vertreten als beim Azurri Treffen in Erlensee.
Wie soeben erwähnt: Jede Menge Italiener!
Nun löst sich unsere kleine Gruppe auf: Marco rollert nach Mücke, Andreas bollert nach Grünberg und …..
…. ich ziehe mit dem W650-Gespann über Altenhain und Freienseen nach Hause. Ist ein schöner Tag geworden heute, obwohl ich von Beginn an mit leichten Kreislaufproblemen zu kämpfen hatte. Entsprechend mässig war auch meine Gespanngurkerei heute – das geht besser. Aber solche Tage gehören eben auch dazu.
Das Fahren im Verbund heute mit Marco und seiner kleinen Vespa ging übrigens prima. Die Vespa fährt locker konstant zwischen 80 und 90 km/h und das ist keine üble Gespanngeschwindigkeit. Um die engen Ecken ist der Roller sogar deutlich flotter unterwegs.
Und noch etwas: Im Gegensatz zu meinem Roadbook, einem kleinen Schmierzettel mit Ortsnamen, hat sich Marco von seinem Smartphone über Kopfhörer navigieren lassen. Das hat perfekt funktioniert und so einen Test werde ich auch machen – vielleicht schon morgen.
Nachdem gestern die DR400 beschraubt wurde, mache ich heute mit Vespa, W650 und Matchless weiter. Der Roller bekommt lediglich eine Ölkontrolle, da die frühen Vespa-Viertakter etwas wenig Ölinhalt haben und es deshalb wohl auch Motorschäden gab. Aber bisher schluckt meine GTS kein Öl.
Bei der W650 baue ich den wunderbaren VA-Gepäckträger an und spanne die Kette ein wenig – keine kniffeligen Dinge also. Und an der Matchless ist auch nur Kettenspannen angesagt.
Danach hoppe ich mit der Matchless und zusammen mit Reinhard auf der Trident von Cafe zu Cafe und dabei legen wir nette 120 km zurück.
Hier sind die Vespa und die W650 bereits beschraubt und der VA-Gepäckträger ist angebaut.
Die VA-Gepäckbrücke hat Skoki aus dem W-Forum so wunderbar gebaut, dass die Optik kein bisschen gestört wird. Normalerweise hasse ich Gepäckträger, aber dieser hier ist richtig schön und erinnert mich an die Träger der Bonneville aus den 60er Jahren.
Das Kettenspannen an der G80 ist recht umständlich und wesentlich unfreundlicher als mit den Exentern an der Trident. Aber zwischen diesen beiden Britbikes liegen ja auch 20 Jahre.
Während der Schrauberei lüften die geschenkten 70er Jahre-Handschuhe aus Lich ein wenig aus – sie riechen nämlich etwas muffig. Was aber nach 30 Jahren Lagerung kein Wunder ist.
Genug geschraubt – nun ab zu Reinhard und dann auf in Richtung Oldtimer Cafe.
Am Oldtimer Cafe stellen wir unsere Maschinen zu einer Bonneville und damit stehen drei schicke Britbikes nebeneinander. Nach einem gemächlichen Kaffee in der Sonne ziehen wir über Gedern weiter nach Schotten ….
….. und bewundern vorher noch den dicken 650er Burgman Roller, der mir die Herrchenhainer Höhe hinauf locker davon gefahren ist.
Das Falltorhaus ist ja wirklich sehr hübsch, liegt traumhaft und es gibt gutes Essen und Trinken – nur die Motorräder der Besucher sind in den allermeisten Fällen überhaupt nicht unser Geschmack: Sind zu 95 % Yoghurtbecher.
Die einzig halbwegs interessante Maschine ist heute diese Buell – nicht schön in unserem Sinne, aber doch irgendwie faszinierend.
Nun gehts zurück in Richtung Heimat. Bei Reinhard schieben wir seine beiden Honda FT auf die Bühne, damit heute oder morgen die geplante Herztransplantation stattfinden kann.
Dann schaut noch kurz Marco mit seiner WR400 vorbei, bevor er irgendwo von der Strasse ins Gepflänz abbiegen wird. Auch ich verabschiede mich nach diesen 120 km. Im W650-Forum entdecke ich dann noch einen Hinweis auf das morgige Italiener-Treffen am Wasserschloß in Erlensee. Schätze, da werde ich mich hinmachen.