Nur eine winzige Probefahrt mit der Enfield

Durch meine unkoordinierten Zündungs- und Vergaserarbeiten an der Bullet bin ich seit Wochen nicht zum Fahren gekommen – und das Bollern und Scheppern fehlt schon sehr. In den letzten Tagen habe ich diverse Einstellungen quasi statisch und ohne echten Fahrtest durchgeführt. Aber heute werde ich die Enfield mal wieder auf die Strasse bringen, soviel steht fest. Allerdings komme ich erst kurz vor Mittag los und dann bollern wir ab, aber eigentlich nur auf eine winzige Probefahrt.

Würde gern recht früh eine kleine 10 km Probefahrt mit der Enfield machen um zu sehen, wie sich die Boyer Bransden Zündung und der OKO-Vergaser im Praxistest  verhalten. Aber um 8:00 regnet es und so gehe ich erstmal ein wenig in die Werkstatt, um zu arbeiten. Gegen 11:00 bin ich fertig und der Regen hat aufgehört. Zwar sind die Strassen noch nass, aber das nehme ich in Kauf. Kalt kommt die gute Enfield mit gezogenem Choke auf den ersten Kick – fängt also gut an. Als ich aber nach kurzer Zeit den Choke wieder herausnehmen möchte, muss ich dafür anhalten – sonst komme ich an den Hebel direkt am Vergaser nicht heran. Das ist also eine der nächsten Umbauten: Den Choke auf Seilzubetätigung umzurüsten.

Ich fahre den Motor langsam warm und drehe dann etwas mehr am Griff. Die Maschine geht recht ordentlich, gefühlt scheint mir der Antrieb kräftiger geworden zu sein. Aber die Übergänge beim Gasgeben und Gaswegnehmen gefallen mir nicht so richtig. Nach 20 km wird angehalten und ein Blick auf die Kerze geworfen. Sieht gut aus - fast rehbraun.

Nach dem Kerzencheck springt der Motor auch sofort wieder an. Weil die Kerze insgesamt ganz gut ausschaut und auch das Motorverhalten passabel ist, beschliesse ich, die 10 km Testfahrt noch etwas auszudehnen. Bin jetzt im Kirtorfer Wald und nehme mir als nächstes Ziel den dunkelen See dort vor.

Jetzt fällt mir auf, wie unglaublich schön das Wetter geworden ist. Zwar ist der Asphalt in den Waldstücken nach wie vor nass, aber ausserhalb der Wälder ist die Strasse trocken. Die Sonne scheint mit voller Oktoberkraft und so erlebe ich heute den schönsten Tag des gesamten Oktobers 2010. Hier am dunkelen See halte ich mich nicht lange auf - ich will fahren und den bollernden Motor unter mir hören und fühlen.

Ich umkreise das Antrifttal einmal komplett und befahre auf dem Rückweg die alte Garnisonsstrasse bei Gleimenheim. Auffällig, wie schnell die Bullet heute auf 100, 110 und 120 km/h kommt. Die schlechten Gasübergänge bleiben aber und werden mit zunehmender Motortemperatur eher noch ein wenig stärker.

Was ich gegen die schlechten Übergänge tun soll, weiss ich aber noch nicht. Dazu werde ich heute abend den Hertweck studieren. Im Moment geniesse ich einfach diese Fahrt. Weiter gehts nun durch das Homberger Umland.

Hier halte ich zu gerne an: Die schöne, von Hecken eingefasste Zufahrt zur Tierversuchsanstalt Neuullrichstein.

In Schweinsberg steht heute eine alte Kutsche an diesem romantischen Fachwerkhaus. Das verlangt geradezu nach einem Gruppenfoto: Königliche Fahrzeuge unter sich.

An der einsamen Feldstallung bei Deckenbach macht sich die Bullet auch ganz gut. Bisher ist die Maschine nach jedem Stop sofort wieder angesprungen und es gab keine Rückzündungen und kein Patschen. Hatte ich ehrlich gesagt anders erwartet.

Ich kann nicht aufhören zu fahren und lasse mich jetzt durch den Ebsdorfergrund treiben. Nahe Dreihausen stoppe ich an diesem (kaum sichtbaren) alten Industriebau, den ich unbewohnt und leer wähne. Aber das ist falsch! Kaum stehe ich dort, taucht am Tor ein Riesentrupp Hunde auf - alles Cockerspaniel, und mindestens 20 Stück. Deren durchdringenden Gebell halte ich nicht lange stand. Also weiter.

Mittlerweile bin ich 100 km gefahren und ich halte allmählich wieder auf Mücke zu. Aber dann passiert es zweimal: Die Maschine stottert und stockt furchtbar, nur bei Standgas läuft der Motor noch rund. Ich halte an und suche nach der Ursache - und kann nichts finden. Nach kurzem Halt springt der Motor wieder an und läuft wie gewohnt - und das passiert zwei mal. Klingt nach fehlendem Sprit oder Abmagerung. Aber OK: Die Abstimmung des OKO ist sowieso noch nicht abgeschlossen. Aber die Enfield fährt und hat mir heute herrliche Stunden und Eindrücke beschert.

 

Wandfarbe, eine Eröffnungsfeier, Bosch blau, ein Polo-Gutschein und ein unglaubliches MZ-Nest

Ende Oktober wird es plötzlich noch mal so richtig schön im Vogelsberg – so schön, dass ich alles stehen und liegen lasse und bereits um 9:00 früh auf drei Rädern unterwegs bin. Es gibt einiges zu erledigen aber daneben werde ich auch nur ein bisschen fahren um des Fahrens willen. Auf den rund 180 km erlebe ich so einiges und dabei geht es um Wandfarbe, eine Eröffnungsfeier, Bosch blau, ein Polo-Gutschein und ein unglaubliches MZ-Nest.

Bereits beim Verlassen meines kleinen Backhauses spüre ich, dass es deutlich wärmer ist als in den letzten Tagen: Von Temperaturen um den Gefrierpunkt ist nichts mehr zu spüren, das Gras ist grün und nicht mehr weiss – die Vorhersagen der Wetterfrösche sind eingetroffen. Dennoch ziehe ich mich recht dick an, denn so ganz traue ich der Sache nicht. Aber es bleibt während des gesamten Tages herrlich warm – gefühlt so um die 15 Grad, real wahrscheinlich eher 12 … 13 Grad. Also genau richtig für mich: Das beste Wetter seit Monaten. Geniessen wir also den herrlichen Oktobertag – und ich hoffe sogar, dass der Sonntag ähnlich wird. Dann gehts nochmal auf die Strasse.

Zuerst fahre ich in den Grünberger Baumarkt und hole noch einen Bottich weisse Wandfarbe für die neue Motorradhalle. Das wäre dann der dritte Eimer, den ich darin verstreiche. Kurz neben einem Rudel chinesischer Baumarkt-Roller geparkt und dann gehts mit 10 kg mehr Ballast weiter. Erstaunlich, wieviel Trubel hier im Baumarkt bereits um kurz nach neun herrscht.

Weiter zur Firma esb, einem Schwesterunternehmen meines Brötchengebers.Hier findet heute die grosse Einweihungsfeier des neuen Firmengebäudes statt - ein gewaltiges Event, dass der Grösse des neuen Gebäudes gerecht wird. Mal sehen, wahrscheinlich fahre ich später noch mal hin um ein wenig mitzufeiern.

Beim Bosch-Dienst Gülle in Lauter hole ich die bestellte Bosch blau ab - eine Hochleistungszündspule für meine Enfield Bullet, mit der ich die Zuverlässigkeit der Inderin verbessern möchte. Leider ist die Zündspule heute gar nicht mehr blau und gefertigt wird sie in Brasilien. Ob das Teil jetzt wirklich besser ist als die originale indische Spule? Ich bin mir nicht mehr sicher .....

Über Münster und Lich gehts weiter in Richtung Steinbach. Mitten im Wald gibt der Indian Summer hier eine vorzügliche Abschiedsvorstellung. Dann fallen Schüsse im Wald und da wird mir klar, dass ich nahe des Schützenvereins Steinbach bin.

Das letzte geplante Ziel für heute ist der Polo-Shop in Linden. Hier gibts heute eine 15%-Aktion und ich will eigentlich zwei universelle Lichtschalter kaufen. Haben sie aber natürlich nicht da, aber dafür entdecke und kaufe ich etwas anderes .....

..... nämlich ein Paar dicke Winterhandschuhe von Thermo-Boy. Gibts auch 15% drauf und ich ziehe die Dinger direkt an. Tatsächlich sind sie kuschelig warm, aber der heutige Tag ist auch keine Herausforderung für Winterhandschuhe.

Über Langgöns und Kloster Arnsburg befahre ich jetzt herrliche Nebenstrecken und schaue mir auch mal wieder das Kloster an. Immer einen Besuch wert!

Mittlerweile bin ich in der Wetterau und kurve in Richtung Münzenberg. Nahe Trais-Horloff entdecke ich diese Mühle, die Neumühle, mit einem unglaublich schön angelegten Garten. Das muss ich mir noch einmal im Frühjahr ansehen.

Im Hungener Seengebiet bei Obbornhofen möchte ich mich am See selbst fotografieren. Plötzlich hält ein knallgelber Mercedes mit einem Paar und der Fahrer erzählt von seinen MZetten und anderen Motorrädern. Soll ich mir ansehen und so folge ich dem gelben Benz in den nächsten Ort.

Gerhard zeigt mir einen Teil seines Fuhrparks. Ich sehe ETZ-Motoren, eine schöne Honda XBR, Unmengen von Ersatzteilen, einen Rotaxmotor und eine fast komplette SIlverstar. Und dann diesen nagelneuen Velorex-Seitenwagen mit Kabine. Soll verkauft werden ....... zum fairen Preis. Ebenso die Silverstar-Teile.

Auch Freundin Anette fährt selber und Gerhard hat ihr eine CB400 so tiefer gelegt, dass die Dame komplett mit den Füssen auf den Boden kommt.

Im Wohnzimmer der beiden steht dieses funkelniegelnagelneue Dnepr-Gespann mit exakt 24 km auf dem Tacho. Unglaublich!

Im ehemaligen Partykeller, in dem jetzt geschraubt wird, findet sich unter anderem diese Vorkriegs OSL in hervorragendem Zustand. Viel länger als geplant halte ich mich bei den beiden auf und die Gesprächsthemen gehen nicht aus. Aber irgendwann muss ich natürlich weiter.

Allmählich richte ich mich wieder in Richtung Heimat aus. Allerdings nehme ich mir vor, die Gegend um die Hungener Seen irgendwann einmal etwas näher zu erkunden. Ist nämlich wieder eine interessante Gegend quasi vor meiner Haustür und dort gibts wahrhaftig eine richtige kleine Seenplatte.

Bei Röthges gibt es den Landgasthof "Hessenbrückenhammer", und wer einmal hungrig in dieser Gegend ist, sollte dort einkehren: Riesenportionen, sehr lecker und zu echten Friedenspreisen.

Jetzt bin ich wieder im heimischen Vogelsberg und kurz vor Mücke geniesse ich noch einmal (und vielleicht zum letzten mal in diesem Jahr) den Indian Summer pur. 15 Minuten später bin ich zu Hause und da ruft erstmal die Pflicht: Den Garten von einer zentimeter dicken Laubschicht befreien und die letzten Quadratmeter in der Motorradhalle mit weisser Farbe streichen. Aber die heutigen 180 km kann mir niemand mehr nehmen .....

 

 

Waldemar und seine IZH Jupiter

Waldemar habe ich durch eine ebay-Aktion kennen gelernt, in der er einen nagelneuen Auspuff für die Planeta angeboten hat. Den habe ich gekauft und damit war der Kontakt hergestellt. Für den persönlichen Bedarf und eventuell für gute Freunde beschafft Waldemar immer wieder mal russische Motorräder aus Litauen, Polen oder Weissrussland. Neben diversen Ersatzteilen habe ich auf diesem Weg auch meinen Seitenwagen und eine Ersatz-Planeta bekommen. Und Nachbar Egon sein Tula-Dreirad, ebenso wie Reimund sein Planetagespann. Ohne Waldemar und seine Beziehungen zu Ersatzteilen hätte ich schon mehrfach echte Beschaffungsprobleme gehabt.

Daneben ist Waldemar aber auch Motorradfahrer und da er aus Russland kommt, gibt es natürlich enge Bindungen zu IZH. Im Gegensatz zu mir schwört Waldemar aber auf die zweizylindrigen Jupitermaschinen. Und beim ersten grossen deutschen IZH-Treffen wird er sicher mit seinem Gespann auftauchen.
Bereits in Russland hat Waldemar viel an seinen Jupiter geschraubt – schrauben müssen – und kennt sich daher sehr gut mit der IZH-Technik aus. Ich hoffe, Waldemar wird im Laufe der Zeit auf dieser Seite noch einige spezielle Tricks zu IZH-Motorrädern verraten. Grund für das Erstellen dieser Seite ist es, den Aufbau und die damit verbundenen Modifikationen seines Jupiter 5 Gespannes zu dokumentieren.

Waldemar hat mir hier (im Winter 2009/2010) gerade einen Sputnik-Seitenwagen aus Litauen vorbei gebracht und daneben etliche wichtige Planeta-Ersatzteile.

Das ist Waldemar in seiner sibirischen Heimat - ganz weit im Osten und bereits nahe der chinesischen Grenze. Bereits dort war er ein begeisteter IZH-Fahrer, wobei sein Interesse mehr der zweizylindrigen Jupiter als der archaischen Planeta galt. Man beachte die diversen Umbauten, beispielsweise die Räder. Daher kommt sicher auch die Vorliebe für Gussräder.

Mitten in einer Garage voller IZH-Motorräder, Seitenwagen und Ersatzteile beginnt im Jahre 2010 die Wiederauferstehung von Waldemars Jupiter. Der frisch lackierte Rahmen in der Mitte bildet die Basis des Aufbaus.

Neben der Lackierung erhält der Rahmen neue Lenkkopflager.

Sollte beim Aufbau der Jupiter irgend etwas fehlen - kein Problem: Es stehen genug passende Motorräder bereit, von denen etwas abgeschraubt werden kann.

Dieses Bild betrifft mich persönlich: Eine solche Gabel, luftunterstützt und mit Scheibenbremse, werde ich möglicherweise von Waldemar bekommen - sofern diese Teile bei seinem Wiederaufbau abfallen. Eine richtige Gabel und eine wirkungsvolle Bremse - das wäre schon etwas für meine Planeta. Hoffentlich klappts!

Mittlerweile sind Schwinge, Stossdämpfer und der Motor in den Rahmen eingebaut. Der Motor ist übrigens neuwertig - hat fast nichts gelaufen.

Der Kabelbaum wird verbaut und dabei massiv vebessert. Werkseitig ist der Kabelbaum nur sehr wenig und an vielen Stellen überhaupt nicht geschützt verbaut. Diese Stellen werden mit dem biegsamen Bougierrohr überzogen und dadurch geschützt.

Es gibt viele Stellen, wo der zusätzliche Kabelschutz dringend notwendig ist, wie beispielsweise an der Lichtmaschine .....

.... oder auch an den beiden Zündspulen. Grundsätzlich ist die Elektrik bei IZH nämlich gar nicht übel, und wenn die Schwachstellen wie am Kabelbaum oder an den Schaltern behoben werden, hat der Fahrer eigentlich an dieser Stelle Ruhe.

Parallel zu den Arbeiten an der Jupiter kommt auch der Sputnik-Seitenwagen an die Reihe. Es beginnt mit Kleinigkeiten wie dem Kederband um die Scheibe.

Apropos Kederband: Dafür gibt es an den IZH-Maschine sehr viele Anwendungsfälle. An den Seitenkästen ist der Einsatz ein Muss, wenn man Klappern und Vibrationsschäden vermeidem möchte. Und gut aussehen tut's auch noch.

Ein derart behandelter Werkzeug- oder Batteriekasten wird so schnell nicht rosten und auch nicht durchklappern.

Neu lackiert, neuer Schriftzug, neues Schloss und Kederband: So gut hat ein Seitendeckel die Fabrik in Izhevsk nie verlassen.

Das schmale Kederband um den Tankfalz herum hat eher optische Aspekte, schützt aber natürlich auch die Kanten vor Lackschäden u nd späterem Rost.

Der Sputnik-Seitenwagen bietet unendliche Anwendungsfälle für Kederband. Hier sind derart viele Stellen ungeschützt und können klappern, dass es ohne eigentlich nicht geht. Werde ich bei meinem Sputik ähnlich machen.

Hier wurde das Jupiter-Gespann mal kurz zusammen gesteckt, obwohl die Lackierung und der Umbau der Räder noch nicht abgeschlossen sind. Sieht aber auch in diesem Zustand schon gut aus - wenn der blaue Heckbürzel noch verschwindet.

Passt eigentlich nicht hierher, aber irgendwie hat dieses schöne Jupiter 3 Gespann den Weg in Waldemars Garage gefunden und das gefällt mir so gut, dass es hier gezeigt werden muss.

Im September 2010 ist der Seitenwagen wieder entfernt und der Umbau auf die Gussfelgen ist erfolgreich abgeschlossen. Aber auch das soll dauerhaft nicht so bleiben, denn Waldemar plant, das Gespann mit Yamaha-Rädern und 3 Scheibenbremsen aufzurüsten. Es geht also weiter.

Aus unergründlichen Quellen besorgt Waldemar einige wassergekühlte Jupitermotoren und plant, sein IZH entsprechend umzubauen. Diese Aktion beginnt mit einem leicht angegammelten Motor.

Der wassergekühlte Motor ist im jetzigen Zustand nicht einbaufertig und muss ordentlich aufgearbeitet werden.

The engine needs some work - würde der Brite sagen.

So sehen die Zylinder schon wesentlich besser aus.

Motor überholt, gereinigt und eingebaut - eine wirklich schöne Antriebseinheit.

Wo man schon mal dabei ist, wird auch gleich die neu entwickelte elektronische Zündung von Powerdynamo eingebaut.

Wer vermutet hinter diesem modernen Anblick einen russischen Motor, der kosntruktiv aus den 50er Jahren stammt?

Das vorläufige Endergebnis der Umbauaktion ist diese Jupiter von klassischer Schönheit: Tolle Farbgestaltung, Gussräder und der moderne und säuselnde wassergekühlte Motor sind nur die sichtbaren Zeichen. Dieses russische Motorrad würde ich gern einmal bewegen. Möglicherweise taucht Waldemar damit beim Alten RussenTreffen auf .....

Und tatsächlich wird Waldemars Jupiter-Gespann punktgenau zum Alten Russentreffen 2011 in Windhausen fertig und sorgt dort unter den IZH-Interessierten für eine kleine Sensation. Hier seht ihr das Gespann nach dem Ende des Treffen auf  der Rückfahrt in Richtung Mücke:

 

Nochmal an die Einstellungen der Enfield

Kein Tag zum Fahren heute, deshalb gehts ein paar Stunden in die Werkstatt zur Enfield. Sowohl die Boyer Bransden Zündung als auch der OKO-Vergaser tuns nicht so, wie ich mir das vorstelle. Eigentlich müsste ich ja einen grossen Wartungsdienst mit Kopfabnahme und Decarbonisierung durchführen, aber danach steht mir nicht der Sinn. Deshalb befasse ich mich heute ausschliesslich mit der Zündung und dem Vergaser, denn die Einstellungen stimmen noch nicht.

In der arbeitstechnischen Warteschleife für die Enfield liegen ein neuer Ölabstreifring, ein Reduzierkit für den Ölfilterraum, neue Stehbolzen, Muttern und Scheiben für Zylinder und Kolben und eine „richtige“ Kopfdichtung anstelle der Kupferdichtung. Aber ich traue mich noch nicht so recht daran und verlege mich deshalb auf Nebenkriegsschauplätze. Obwohl ja eigentlich eine funktionierene Zündung und ein sauber eingestellter Vergaser die Voraussetzung für alles andere ist.
Im Enfield-Forum fand ich noch diesen Hinweis auf eine „Bauernmethode“ zur Einstellung der Zündung:

Die „Bauernmethode“ genau zu beschreiben ist schwierig!
Es handelt sich dabei um das Zündungeinstellen nach Gehör und Gefühl.
Der Exakte Zündzeitpunkt ist hierbei dann erreicht wenn der Motor gut läuft, gut anspringt und unter Belastung nicht klingelt.
Vorgehensweise (ohne Gewähr): Motor warmlaufen lassen. Unterbrecherabstand kontrolieren und auf vorgegebenen Wert einstellen. Standgas erhöhen bis der Motor gut rundläuft. Zündung in Richtung „Früh“ drehen bis die höchste Drehzahl erreicht ist.
Einen kurzen Gasstoß geben und hören wie der Motor „Abtourt“. Die Drehzahl sollte dabei nicht abrupt zurückgehen! Sollte das der Fall sein, wieder Richtung „Spät“ drehen bis der Motor gleichmäsig und harmonisch abtourt und ohne Zucken oder Murren ins erhöhte Standgas läuft. Danach Standgas wieder zurückdrehen und einstellen nach belieben.
Danach Probefahren!
Normalerweise musste ich nie was nachregulieren.

Diese Methode habe ich bei allen meinen Motorrädern, meinem Käfer und meiner Ente angewandt und bin immer gut damit gefahren.

Gruß Marcus

Zunächst stelle ich heute die Ventile sorgfältig ein, mit dem neuen Totpunktgerät von Hitchcock klappt das sehr gut. Dann nochmals die Boyer Bransden Zündung überprüft und eingestellt.

Enfield-Sound nach der Einstellung

Der 30er OKO bekommt eine 48er LLD und der Gaszug wird so modifiziert, dass jetzt immer ein wenig Spiel am Zug ist. Jetzt springt die Enfield kalt auf den ersten Kick an und läuft mit Choke sehr sauber. Aber sobald der Motor warm ist, wird der Lauf unrunder, er patscht beim Ankicken zurück und springt auch nicht mehr gut an. Nach der reinen Lehre müsste der Motor zu mager laufen. Aber bisher finde ich die Ursache nicht. Mist, aber ich bin selber schuld: Parallele Änderungen wie Zündung und Vergaser zu machen, ist einfach blöd. Aber ich habs trotzdem getan und jetzt hab ich den Salat. Heut krieg ichs jedenfalls nicht mehr hin.

 

Eine Planetafahrt, bevor der grosse Regen kommt

Dieser Samstag zeigt sich von recht guter Seite: Ein wenig Sonne, kein Regen, aber Kälte und Sturm. Keine schlechten Voraussetzungen für eine kleine Ausfahrt. Allerdings ist vorher einiges zu erledigen: Gartenarbeit, ein Dach abdichten, Regale aufbauen – und so wird es 15:00, bevor ich loskomme. Viel Zeit bleibt also nicht, denn am Abend soll es schon wieder regnen. Deshalb auf zu einer Planetafahrt, bevor der grosse Regen kommt.

Heute komme ich nicht umhin, anliegende Arbeiten durchzuführen. Schliesslich soll es bereits ab morgen wieder richtig eklig und winterlich werden. Und mein Werkstattdach leckt doch tatsächlich ein wenig. Da muss ich also heute bei. Und auch der Aufbau der frisch ersteigerten Schwerlastregale in der neuen Halle muss gemacht werden. Letztendlich kann ich mich auch der wahrscheinlich letzten Gartenpflege diesen Jahres nicht entziehen. Deshalb wird es nach 15:00, bevor ich mich ankleide und dann rüber in die Motorradhalle gehe. Für mich kommt heute nichts anderes als die Planeta in Frage.

Zunächst fahre ich in Richtung Ebsdorfergrund, weil ich eine Kleinigkeit aus der Scheune holen muss. Nach 10 km halte ich aber schon nahe Rüddingshausen am alten Garten an. Es ist wirklich verdammt kalt, schätze, nur knapp über Null Grad. Und es bläst ein gar kräftiger Sturm.

Das Anwesen mit meiner gemieteten Scheune liegt in völliger Ruhe, die Bewohner sind ausgeflogen. Ich schnappe mir das gesuchte Teil und werfe einen Blick auf die gesammelten Schätze. In Kürze werde ich einen Grossteil der Maschinen in der neuen Halle und damit quasi direkt zu Hause haben - sehr schön. Freue mich darauf.

Auf der Weiterfahrt in Richtung Höingen zeigt sich noch einmal der Indian Summer - aber die Kälte und der fehlende Sonnenschein passen nicht dazu. Trotzdem schön.

Udmurtische Holzhütte bei Schadenbach mit Blick auf Büßfeld.

Später dann diese udmurtische Gärtnerei am Rande von Niedergemünden. Aber was sehe ich da in den Plastiktrümmern?

Eine alte Gläser-Verkleidung aus den 60er oder 70er Jahren! Wahrscheinlich von einer alten BMW und in erstaunlich gutem Zustand. Ich selbst bin ja kein Freund von Verkleidungen, aber wenn jemand Interesse hat - ich frage gern nach.

Und zum Schluss der heutigen knapp 100 km noch einmal die letzten Indian Summer Tage auf der Strecke Rülfenrod-Otterbach-Hainbach geniessen. Jetzt wirds bereits dämmrig und dann ist auch der angekündigte Regen da - so kalt, dass es beinahe wie Eisregen wirkt. Deshalb verzichte ich auf den eigentlich geplanten Besuch bei einem NSU-Max-Fahrer ganz in meiner Nähe. Verschieb ich jetzt sdchon zum 4. mal - aber morgen fahr ich hin.