Horex-Sternfahrt in Weilrod

Heute soll es zum DKW-Treffen ins Motorrad Museum Montabaur gehen. Dorthin werden einige gute Bekannte aus der MZ-Szene fahren und es ist immer schön, diese Burschen zu treffen. Ein Besuch gestern abend auf der Museums-Webseite sagt mir jedoch, dass dieses Markentreffen GESTERN stattfand. Na klasse, das hab ich perfekt verschludert. Glücklicherweise lese ich im MZ-Forum einen Beitrag von Nofretete, die von der Horex-Sternfahrt in Weilrod berichtet. Das ist eine gute Alternative und so wird kurzerhand umdisponiert. Daher gilt heute für mich: DKW = Horex und Montabaur ist Weilrod.

Dank Nofretete und Waldi starte ich heute also mit der Solo Silverstar in den Taunus, um mir die schönen Horex-Viertakter anzuschauen. Und daneben ist der Taunus natürlich immer eine Reise wert: Wunderbare Gegend und für mich immer noch ein wenig ein weisser Flecken. Woran liegts? Dieses waldige Mittelgebirge liegt so nahe, dass ich da jederzeit eine Runde drehen kann. Aber die Anfahrt über Giessen, Wetzlar oder Lich ist eher mittelprächtig und von daher ziehts mich meist Richtung Norden oder Osten. Es sei denn, ich habe wie heute ein schönes Ziel. Um Punkt 8:00 bollert der Rotax los und ich nehme Richtung auf Lich und Langgöns. Gutes Wetter, die Regenwahrscheinlichkeit ist bei 25 %, da kann sogar das Regenzeug daheim bleiben. Und richtig, es wird heute nicht benötigt.

Lich, Fernwald, Langgöns und dann über Niederkleen und Cleeberg in den Taunus. Da ist die Anfahrt erträglich, aber um diese Zeit ist es noch überall sehr ruhig auf den Strassen. Bei Albach gibts einen kleinen Stop, um die ......

.... Widder am Strassenrand zu begrüssen. Die sind aber auch noch träge und lassen sich weder durch mich noch durch meinen Rotax aus der Ruhe bringen. Also schnell weiter, damit ich frühestmöglich in den Taunus komme.

Für mich beginnt der Taunus quasi schon bei Niederkleen. Ab Cleeberg wird die Gegend so richtig Taunus-mässig und als es Richtung Gräfenwiesbach geht, weiss ich: Das ist der Taunus. Allerdings scheitert mein Versuch, in Gräfenwiesbach zu tanken: Alle Tankstellen geschlossen. Halte auf Weilrod zu und hoffe, unterwegs auf eine geöffnete Tanke zu stossen.

Aber zunächst kommt da nix! Hab längst auf Reserve umgeschaltet und in den Dörfern sehe ich nur Ex-Tankstellen. Das Netz ist verdammt dünn geworden, und das macht mich nervös. Laubach, Gemünden, Lauken - überall Fehlanzeige. Dazu kommt meine Ortsunkenntnis. Dann berichtet ein Einheimischer, dass in Riedelbach garantiert was ist, und voila, tatsächlich eine geöffnete Tankstelle. So leer hab ich den mickrigen Silverstar-Tank noch nie gefahren. Waren aber immer noch 0,7 l drin. Puh, geschafft.

Die Tankstellen-Lady in Riedelbach weiss, dass im nächsten Ort, nämlich in Altweilnau, die Horex-Sternfahrt stattfindet. Sind nur ein paar Kilometer und richtig: Direkt an der Taunus-Höhenstrasse stolpere ich beinahe auf den Platz des Geschehens. Hier ist schon ordentlich was los! Und es steht eine perfekte Infrastruktur: Wenn die Horex-Leute was aufziehen, dann richtig.

Horex Motorräder - Gebaut von Motorradfahrern für Motorradfahrer. Und der Parkplatz ist voller Reginas, Imperators und Residents. Allein diese Namen!!! Und dazu natürlich jede Menge Besucher mit allen möglichen Krafträdern. Das sieht richtig gut aus.

Zuerst mache ich einen Bummel durchs "Fahrerlager", also durch die Zelt- und Wohnmobilstadt. Viele Fahrer haben derart grosse Zelte dabei, dass die wertvollen Horexe zumindest unterm Vorzelt stehen können.

Jetzt nehme ich mir vor, heute nur Motorenbilder aufzunehmen, kein einziges komplettes Motorrad. Mit dem schönen glattflächigen Max-Motor fange ich an, aber wir werden sehen, dass ich dieses Vorhaben nicht einhalten kann. Dazu sind die Horexe einfach zu schön in ihrer Gesamtheit.

Der klassische Regina-Motor: Einzylinder- OHV mit Rechtsschaltung und Doppelportauspuff. Links auf der Kurbelwelle die Gleichstromlichtmaschine unter einem verchromten Blechdeckel.

Und das ist für mich persönlich die absolut schönste und tollste Horex: Die 350er Einzylinder Resident im Vollschwingenfahrwerk. Die ersten Motore waren wohl noch nicht recht standfest, was später durch zusätzliche Ölleitungen besser wurde. Ein Bild von einem Motor!

Und bereits hier gebe ich den Gedanken auf, nur Motore zu fotografieren. Die Schönheit der Resident ist zu gross. Wenn also Horex, dann für mich nur eine Resident. Aber ich glaube, in diesem Leben wird das nix mehr. Die Dinger sind zu selten und zu teuer.

Typische Horex-Modifikation der 50er Jahre: Regina mit Sporttank und kleiner Verkleidungsscheibe.

Bei den Vorkriegs-Horexen kenne ich mich überhaupt nicht aus, aber man erkennt, dass daraus später die Regina-Motoren wurden.

Regina mit Steib S350 Seitenwagen. Dieses Gespann hier ist extrem sauber aufgebaut und zeigt etliche technische Verbesserungen.

Zun Beispiel die hydraulische Seitenwagenbremse, wunderbar ausgeführt. Original dagegen die Seitenwagenfederung mit dem dicken Gummiblock. Das Gespann sieht nicht nur schön aus, es wird offensichtlich auch gut genutzt.

Die Imperator hat es auf eigenen Rädern zur Sternfahrt in den Taunus geschafft - das ist nicht selbstverständlich. Das Kennzeichen sagt uns, dass dazu etliche Kilometer nötig waren.

Die Horex-Motoren sind allesamt optisch ungemein ansprechend. Und wie hat schon in den 70er Jahren der bekannte Klacks gesagt: Daraus hätte mit einer besseren Firmenpolitik das werden können, was später von Honda als CB 450 "Black Bomber" aus Japan zu uns kam.

Aus jeder Perspektive eine Augenweide ist so ein Imperator-Motor. Aber was hat Horex eigentlich falsch gemacht? Ich weiss es nicht und denke eher, dass der Zeitgeist damals gegen das Motorrad war. Oder warens wie auch heute wieder die Bänker? Die sind sowieso an allem schuld.

Imperator mit Münch-Bremse. War wohl damals das beste, was an Bremsen verfügbar war.

Natürlich sind auch Besucher mit anderen Marken als Horex vertreten. Sehr schön auch die Triumph Bonneville. Und sogar öldicht, kein Tröpfchen unter dem Motor zu sehen.

Hier bekomm ich die Startzeremonie der 3-Zylinder BSA Rocket mit: Zweimal den Kickstarter langsam ohne Zündung durchgetreten und dann mit Zündung und Schmackes gekickt. Und schon läuft der Triple.

Die Zahl 3 zog sich wie ein roter Faden durch alle möglichen Elemente der BSA, unter anderem auch durch das Auspuffdesign mit den 3 kleinen Flöten.

Was für eine Gabel, was für ein Motor, was für ein Auspuff: Einfach nur schön.

Damals hiessen die Motoren noch Columbus und das Fahrzeug wurde entsprechend auch Horex Columbus genannt. War aber keine Typenbezeichnung, sondern nur allgemeiner Sprachgebrauch.

Wenngleich die meisten Reginas in schwarz ausgeliefert wurden, gab es doch auch schöne andere Farben. Damit meine ich allerdings nicht die rote Imperator im Hintergrund.

Regina 400 aus Borken, ganz nahe meiner alten Heimat, dem Ruhrpott. Die Maschine war derart gepflegt und sauber, dass die bestimmt nicht aus eigener Kraft in den Taunus getuckert ist.

In den 50er und 60er Jahren habe einige Tuner, u.a. auch Friedel Münch, ja Horex-Rennmaschinen aufgebaut und erfolgreich eingesetzt. Ich kann allerdings keinerlei Nähe zu den Horex-Serienmotoren erkennen.

Doppelnockentwin passt noch am ehesten zur Imperator, aber ob da auch nur ein einziges Imperatorteilchen dabei ist? Ich denke, nicht.

Bei dieser Rennmaschine hat zumindest der Motorblock eine gewisse Ähnlichkeit mit der Imperator.

Manche Regina wurde in den 60er oder 70er Jahren mit einer Modefarbe wie dieser bös verschandelt. Das hebt ihnen, wie der Berliner sagt. Aber vielleicht sind ja auch solche Dinge erhaltenswert als Zeichen ihrer Zeit.

Bei jeder schön aufgebauten Resident sinke ich reflexartig auf die Knie und packe die Digitalkamera aus.

Speziell für Sir Guzzi Thorsten: Den schraubenden Bäckermeister aus Heide, der im Familienkonvoi mit Horex, Silverstar-Gespann, TS250 und Herkules KS80 gekommen ist, dürfte Thorsten gut kennen.

Des Bäckermeisters Gattin bewegt das Silverstar Gespann. Und nicht gerade wenig, wie ein Blick auf den Motor verrät.

Selten: Eine Regina ohne Chrom, selbst Tank und Felgen sind geschwärzt. Wusste nicht, dass es einen solche Variante gab.

Ost-West-Verbindung Nummer 1: Die Imperator hat das leichte Duna-Boot aus Ungarn angeflanscht bekommen. Steht ihr ganz gut.

Ost-West-Verbindung Nummer 2: Der ältere Velorex und das seltsame braun dagegen sind optisch nicht soooo gelungen. Alles Geschmacksache!

Und ich dachte schon, sowas gäbs heute nicht mehr: Regina als Chopperumbau. Aber es haben doch ein paar überlebt. Und im Hintergrund eine blaue Münch 1200, die einzige auf dem Treffen.

Auch der LS 200 passt sehr schön zu einer Vollschwingen-Resident. Ich glaube, für eine Solo- und eine Gespann-Resident twürde ich alles andere abgeben. Oder vielleicht doch nicht?

Blauer Tank, sportliches Schutzblech, Alu-Hochschulterfelgen: Also so wirklich sagen mir diese Modifikationen nicht zu.

So muss das: Schwarze Horexe mit roten Stilelementen an Tank, Felgen und Seitenwagen.

Sogar zwei Zweitakt-Emmen haben sich zu den Horexen getraut: Einmal diese TS aus der Bäckersfamilie aus Heide und ....

.... dann dieses TS-Gespann mit gewagter Farbgebung. Wurde bereits gestern von Nofretete im Forum vorgestellt. Wie schon mehrfach heute gilt auch hier: Geschmacksache! Und schliesslich habe ich 1969 meine erste DKW RT175 auch in Rot-Gelb lackiert. Brrr!

Steingraue 400er Resident - sehr schön. Diese hier war jedoch auf 600 ccm aufgebohrt, was ein sehr seltener Umbau ist. 500er gabs ja öfter, aber 600 ist eindeutig die Obergrenze. Ob das noch hält? Dann wurde der Motor gestartet und im Leerlauf bullern lassen. So einen Leerlauf hab ich noch nie gehört! Wahrscheinlich tuckert der Motor jetzt noch vor sich hin.

Kann ein Auspuff noch schöner gebaut und montiert werden? Aber dennoch wird dadurch noch kein Scrambler aus der Regina.

Der Resident-Motor wirkt so solide und überdimensioniert, dass ich gar nicht glauben kann, dass diese Maschine nicht standfest gewesen sein soll.

Die Ost-West-Kombination Imperator mit Duna hat eine gewaltige Bremse im Vorderrad - optisch zumindest noch besser als die Münchbremse.

Der letzte Versuch von Horex: Moped mit Sachs-Motor und Horexlabel auf dem Tank. Dass damit die Firma nicht zu retten war, glaube ich gern.

Zwei Horexe bollern heran: Die Fahrer in leichter Bekleidung, die Maschinen wirken alltagserprobt. Vermute zwei Rentner aus der näheren Umgebung, einer auf Regina .....

... der andere auf Resident. Dieser Herr trägt wenigstens noch Handschuhe - wenn auch sehr leichte.

Und dann das: Die beiden kommen aus Frankreich! Selbst wenn sie nur aus dem grenznahen Elsass kämen, haben die beiden einige Kilometer hinter sich. Respekt!

Nicht nur schöne Motorräder gab es heute in Weilrod zu sehen. Dass die beiden Damen auf Horex angereist sind, glaube ich aber nicht.

Zurück zu den schönen Krädern, die auch deutlich in der Überzahl waren: Regina Sport.

Mal wieder was artfremdes: Zwei Falcones, begleitet von einer NSU Max und einer englischen Triumph laufen ein.

Für die Falcones habe ich schon seit Jahrzehnten eine Schwäche, auch wenn der kurzhubige Motor nicht das hält, was er optisch verspricht.

Aber das Auge fährt bei mir immer mit und da ist der Falcone-Motor ganz weit vorn. Allein dieser herrliche zerklüftete Zylinderkopf.

Die NSU Supermax in blau kommt ohne Fehl und Tadel! Jedesmal, wenn ich so eine Maschine sehe, könnte ich mich in den Ar.... beissen, dass ich Anfang der 80er Jahre meine beiden Supermäxe verkauft habe. Vorbei!

Die Mechanik einer Trapezgabel - faszinierend. So eine Gabel möchte ich mal aufbauen. Vielleicht klappts ja irgendwann noch mal bei mir mit der Zündapp DS 350. Da könnte ja sogar jemand helfen .....

Was ganz seltenes: Eine Velocette! Die Engländer haben ja etliche sehr gelungenen Einzylinder auf den Markt gebracht, aber die Velocette war zweifellos einer der Meilensteine.

Dieser Motor, dieses Getriebe, die verstellbare Hinterradfederung, das unglaubliche Fahrwerk. Mit dem Motorrad kannst Du heute noch so manchen modernen Single abhängen - ich glaube, auch eine Rotax-MZ.

Auch die beiden Franzosen wissen, was gut ist und befassen sich ausgiebig mit der Velocette. Leider verstehe ich kein Wort von dem, was die beiden sich erzählen.

Wahre Worte, dem ist nichts hinzuzufügen!

So einem Auspuff möchte ich einmal durch den Taunus hinterherfahren! Denke, der Sound macht süchtig. Eintopf-Junkies!

Langsam wird mir zu warm und ich möchte auch noch ein wenig den Taunus geniessen. Und so kurve ich noch etliche Kilometer durch diesen schönen Landstrich mit dem ständigen Auf und Ab. Die Nebenstrassen sind glücklicherweise leer, aber auf den grösseren Strassen zischen die Big Bikes nur so um mich herum.

Zurück in der Nähe von Gräfenwiesbach, wo ich mich jetzt ein wenig auskenne. Hier donnert plötzlich eine grosse Zahl, sicher 40 Stück, japanischer Sportwagen die Strasse entlang. Ich glaube, es waren alles Nissan. Langsam ziehts mich auch nach Hause und so ziehe ich über den Schöffengrund und das Horlofftal zurück in den Vogelsberg. Dieser Tag im Taunus hat mir äusserst gut gefallen!

 

Fuldaer Gespanntreffen 2009

Ein Gespanntreffen derart direkt vor meiner Haustür kann ich nicht verpassen. Beim Dreiradler-Treffen vor 4 Wochen wurde bereits stark dafür geworben und so starte ich heute nach Hosenfeld-Blankenau zum Fuldaer Gespanntreffen.

Im letzten Jahr hatte ich mir schon vorgenommen, beim 2009er Treffen der Gespannfreunde Fulda das gesamte Wochenende beim Treffen zu verbringen und mein Zelt auf dem herrlichen Platz in Hosenfeld-Blankenau aufzuschlagen. Aber es kam mal wieder anders: Weil morgen, also Sonntag, ein DKW-Treffen am Motorrad Museum Montabaur stattfindet, wird wieder nichts aus dem Campen. Die Anfahrt mit lausigen 50 km ist auch nicht der Brüller, also bleiben mir das Wiedersehen mit alten Bekannten und die schönen Gespräche mit unbekannten Gästen. Und etliche interessante Gespanne gabs natürlich auch. Also auf, um 10:30 starte ich durch den Vogelsberg in Richtung Rhön.

Und nur wenig später bin ich bereits an der Grenze des Vogelsberges angekommen. Hier beginnt die Rhön und der Landkreis Fulda. Blankenau, der Ort des Treffens, ist jetzt nur noch 5 km entfernt. Während meiner kurzen Pause donnert ein Trupp dicker Solomaschinen aus dem Vogelsberg in Richtung Rhön.

Vom letzten Jahr weiss ich noch ungefähr, wo es im Ort hoch geht zum Treffen. Ein sehr schönes Fleckchen Erde, ortsnah und dennoch weit genug entfernt, um niemanden zu stören. Die Fuldaer Gespannfreunde können froh sein, sich diesen Platz gesichert zu haben.

Bereits bei der Anfahrt auf dem Platz ist zu erkennen, dass wesentlich mehr los ist, als im letzten Jahr. 2008 gabs wohl eine deutliche Besucherflaute, aber dieses Jahr können die Fuldaer Gespannfreunde zufrieden sein.

Hier ein Teil der Truppe um Hubert, den Vater, Initiator und das logistische Herz des Treffens.

Auch beim Betrachten der Camperwiese ist die wieder gestiegene Besucherzahl erkennbar - und dass, obwohl ein Teil der Besucher noch auf der gemeinsamen Ausfahrt unterwegs ist. Die Wiese ist frisch gemäht und das Gras liegt noch dick auf der Fläche. Es stehen aber genügend Rechen herum, mit denen jeder Camper seinen Platz vor Aufbau des Zeltes bearbeiten kann.

Hubert hat bereits etliche Jahre das Gespanntreffen in vorderster Linie organisiert. Das soll aber anders werden und im nächsten Jahr wird er in die zweite Reihe treten. Dann muss die nächste Generation das Treffen weiterführen. So soll es sein!

Jetzt schaue ich mich ein wenig auf dem Platz um. Ein krasser Gegensatz zu meinem kleinen Rotax-Gespann ist diese dicke Triumph mit dem klassischen Seitenwagen. Ein Drehmoment-Monster.

Gespannfahrer und Hunde gehören irgendwie zusammen. Dieser braune Mitfahrer ist von besonderer Freundlichkeit.

Kunst am Gespann. Ernst und Henry scheinen ein eingeschworenes Team zu sein.

Und tatsächlich, die beiden sind unzertrennlich und mögen sich offensichtlich.

Etliche Besucher sind aus den Niederlanden nach Blankenau gekommen.

Schönes klassisches BMW Gespann mit englischem Hedingham Seitenwagen. Die beiden Solinger haben nach 25-jähriger Pause wieder mit dem Gespannfahren begonnen.

Die Gespanntruppe aus Homberg mit Ilo Hermann, die jedes Jahr eine Jumbofahrt mit der Schottener Reha organisiert. Will ich dieses Jahr auch teilnehmen.

Zwei Schwingen-BMW mit Gleitlagermotoren aus Koblenz. Solche BMW-Umbauten haben vor 30 Jahren mein Interesse am Gespannfahren geweckt.

Und zwischen den beiden Koblenzern mein alter Bekannter Horst Schäfer, der reichlich müde wirkt. Das lässt Rückschlüsse auf den gestrigen Abend zu.

Die Fuldaer Gespannfreunde beginnen damit, Steaks und Bratwurst für die Besucher fertig zu machen. Und kurze Zeit später erscheint auch das Kuchenmobil.

Bewacht wird der Küchentrakt von diesem Zerberus - aber in Wahrheit ist dies ein extrem nettes Tier.

Hubert und Egon diskutieren über das seltsame CanAm-Dreirad. Das Fahrzeug hat einen Rotax-Twin als Antrieb, gilt als PKW und ist sicher interessant zu fahren. Ein Gespann ist es aber ganz sicher nicht.

Unbestätigten Gerüchten zufolge will Hubert das Fuldaer Gespanntreffen im nächsten Jahr umbenennen: Es soll ab 2010 Fuldaer Quad- und Rollertreffen heissen. Hubert bestreitet diese Absicht zwar noch, aber dieser Aufkleber spricht Bände.

Interessante Dieseltruppe aus Westerwald und Hunsrück. Die beiden wissen spannende Details zu Dieselkrädern zu berichten.

Jetzt muss aber erst einmal am Dieselgespann mit Service Car geschraubt werden. Was ist hier los? Sind die Diesel etwa unzuverlässig?

Natürlich nicht, aber um das Dieselräuchern etwas zu reduzieren, wird die Durchflussmenge ein wenig verringert. Allerdings nur, um kurz darauf wieder erhöht zu werden: Die Leistung wurde mit reduziert.

Ein weiterer Dieselfahrer mit 11 PS-Gespann aus Pforzheim. Mit der Motorleistung wollen auch die 250 km Anfahrt erst einmal gefahren werden. Die Enfield läuft aber immerhin schon über 70.000 km mit dem Diesel - Respekt.

Interessanter Eigenbau, an dem jedes Teil selbst gefertigt wurde. Der Erbauer aus Bremen hat vorher Schiffe zusammen geschweisst, da soll er wohl auch ein Gespann hinbekommen.

Der Eigenbau nötigt höchsten Respekt ab: Honda Civic Motor mit 130 PS, Seitenwagenrad mitgelenkt, fantastische Bremsen und viel Platz im Boot.

Nachbarin Ruth macht eine Sitzprobe im Boot. Die Gattin des Erbauers hat auf viel Platz und guten Einstieg bestanden. Ihre Forderungen wurden perfekt umgesetzt.

Mit diesem 750er Russengespann kam das Dresdener Ehepaar nach Blankenau. Die beiden haben mit der Ural schon gewaltige Reisen gemacht, unter anderem durchs Baltikum. Und der Russe hat die beiden immer gut nach Hause gebracht.

Das Uralgespann zeigt viele schöne Details und individuelle Verbesserungen. Auffällig die hochglanzverchromte Erste-Hilfe-Box am Boot. Überraschend jedoch deren Inhalt!

Anstelle von Heftpflaster und Dreieckstuch kommen eine Flasche First Aid Vodka .......

..... und baltische Sardinen zum Vorschein. Aber OK, diese Art der Ersten Hilfe passt wohl eher zu russischen Seele.

 

Die Nachbarn Ruth und Egon sind mit 2 Gespannen angereist und haben mittlerweile ihr Zelt aufgeschlagen. Es fliesst offensichtlich doch Camperblut in ihnen.

Habe das Gefühl, dass Egon sich für jedes Treffen ein neues Zelt besorgt - und immer grösser als das vorherige.

Weitere Tagesgäster erscheinen, dabei auch die beiden Gespanne aus Grünberg. Und eines davon kenne ich doch .......

Klar, es ist das Dnepr-Gespann mit BMW Motor von Arbeitskollege Eckhard. Das Gespann, dass ich kaufen kann und möchte, aber wofür ich einfach keinen Plaz zum Unterstellen habe.

Gegen 17:00 trete ich den Heimweg an. Hat mir wieder gut gefallen beim Fuldaer Gespanntreffen. Und im nächsten Jahr werde ich bestimmt mein Zelt hier aufschlagen ... aber das sage ich ja jedes Jahr.

Kurz vor Dirlammen ein Stop mit Blick in Richtung Ullrichstein. Noch 20 Minuten und ich bin wieder in Mücke. Da kann ich gleich die Route für morgen vorbereiten: Zum Motorrad Museum Wirzenborn bei Montabaur.

 

 

Räder nach Schotten

Die Räder von Kathy, meiner „neuen“ TS 250/1 hatte ich vor ein paar Tagen neu eingespeicht – mit VA-Speichen natürlich. Das Zentrieren hab ich aber immer noch nicht gelernt, also müssen die beiden Räder zu Meister Büchner. Deshalb fahre ich heute mit dem ES-Gespann ins Büro, packe die beiden Räder in Boot und mache um 15:00 Feierabend. Und dann bringe ich mal wieder Räder nach Schotten.

Einladend ist das Wetter heute micht – natürlich nicht. Je mäher der Feierabend rückt, umso dunkler und kälter wurd es. Komme dennoch trocken bis nach Schotten. Dabei fahre ich die berüchtigte Bikerstrecke von Laubach nach Schotten, aber an einem normalen Wochentag ist das wirklich harmlos. Dann schnell die Räder abgeliefert, Meister Büchner sagt Fertigstellung bis Mitte nächster Woche zu. Bisher hat er seine Zusagen immer eingehalten. Und dann schnell wieder ab in Richtung Heimat.

So richtig ganz oben auf dem Berg, zwischen Götzen und Altenhain, erwischt mich der Regen dann doch, aber es macht eigentlich nichts aus. Ist sogar ganz spassig, mal wieder Kälte, Nässe und starken Wind zu spüren. Das ich nur in Jeans gefahren bin, macht die Sache auch nur unwesentlich lästiger. In Flensungen pack ich den Seitenwagen noch mit einem dicken Einkauf voll, dann haben wir für dieses Wochenende Ruhe. Aber: Mein Eisenschwein kommt mir heute etwas unwillig vor! Springt schon morgens nicht gut an: Muss 4 x kicken! Und etwas schwächlich erscheints mir auch. Werde das Gefühl nicht los, dass ich mich mental schon mal mit dem Einbau des TS-Motors befassen muss. Oder einfach mal einen kleinen Wartungsdienst starten. Vielleicht mal ne neue Kerze, den Vergaser und Luftfilter reinigen - hab ich alles schon sehr lange nicht gemacht. Muss ich wohl bei - aber wann?

 

100 km durch den Vogelsberg

Morgens musste der Rasen gemäht werden, dann war das Vorderrad von Kathy, der TS 250/1, neu einzuspeichen und anschliessend hab ich noch Egon geholfen, den hinteren Bremssattel von der SV650 komplett zu überholen. Gegen 14:00 ist nun alles erledigt und ich beschliesse, mein Eisenschwein zu satteln. Aber dann bemerke ich, dass der Magura Gasdrehgriff, der gute 702, seltsam schwergängig ist und so wechsele ich den noch eben aus. Hab ja noch ein paar dieser wirklich exzellenten Gasgriffe. Aber dann, um 15:00, starte ich meine 100 km durch den Vogelsberg.

Den Vogelsberg will ich heute nicht verlassen, irgendwie macht das schwüle Wetter mich dormelig und unsicher. Also nicht zu weit von daheim entfernen. Peile das Antrifttal und den Altkreis Alsfeld an, eventuell mal kurz in die Schrecksbacher Gegend. Treiben lassen lautet die heutige Parole.

Durch den schwarzen Wald gehts nach Kirtorf. An der Tanke halte ich an und will meinen Luftdruck überprüfen. Ganz normal ist da hinten was nicht. Und was sehe ich an der Tanke: Ein wunderschönes BMW-Vollschwingen-Gespann. Fahrer und Sozia sind auch aus dem Vogelsberg, aber wir kennen uns bisher noch nicht.

Das Vollschwingen_Gespann fährt in Begleitung dieses netten Paares, beide auf modernen Boxern. Tja, und dann merke ich, dass meine Hinterradnabe heiss ist - zu heiss. Habe ich die Bremse zu scharf eingestellt? Erst mal ein paar Umdrehungen zurück und dann im Auge behalten.

Bis zum Antrifttal-Stausee sinds von der Tanke runde 20 km. Kurz angehalten und nach der Temperatur der Nabe gefühlt. Ist nur unwesentluch kühler geworden. Da ist also was anderes faul, wahrscheinlich die Radlager. Ist aber noch nicht kritisch. Also weiter.

Jetzt kurz zum Cafe und Restaurant am See. Parke neben der Chromglänzenden Trude und finde, dass diese beiden Motorräder überhaupt nicht zusammen passen. Weiter vorn am Cafe parken 2 weitere Chopper. Nur gut, dass ich mir für mein zweites Motorradleben keinen Chopper angeschafft habe - hatte mal kurz drüber nachgedacht.

Nach etlichen Kilometern durchs Antrifttal halte ich auf Alsfeld zu, biege aber im Wald zwischen Willingshausen und Alsfeld ab zur Waldschänke Greifenhain. Das Hinweisschild kenn ich schon seit 30 Jahren, aber ich bin noch nie hingefahren. Du must ca. 4 km blanke Waldwege fahren und darfst nicht falsch abbiegen. Als Lohn dann die rustikale Waldschenke. Ein nettes Ziel für ein uriges Mittagessen.

Ein paar Ponies wälzen sich träge im satten Gras und eines steht auf und besucht mich, sicher in der Hoffnung auf Möhren oder Äpfel. Hab natürlich nix dabei. Dann tauchen noch 2 Rollerfahrer auf und wir plaudern ein wenig.

Ich bleibe im Wald und bewege mich auf verbotenen Wegen weitere 5 km in Richtung Heidelbach. Eine wunderschöne Route, auf der ich das Eisenschwein im grossen Gang mit ganz wenig Umdrehungen durch den Wald tuckern lasse. In Heidelbach mal kurz bei Zweirad-Shop vorbeigeschaut. Hier hat Kollege Claus sich vor 3 Wochen einen funkelnagelneuen Piaggio MP3 Roller gekauft, den mit den 2 Rädern vorn. 400 ccm und fahrbar mit PKW-Fühererschein.

Kurz vor Hattenrod ein kleiner Stop. Aus dem Dorf dringt laute Musik und die ist so schlecht, dass ich wieder abdrehe und über Alsfeld in die Homberger Gegend kurve.

Der lange Heckenweg zur Tierversuchsanstalt Neu-Ullrichstein ist im Frühling besonders schön. Kommt mir immer ein wenig wie in einer englischen Grafschaft vor.

Ein hübsches hözernes Bushäuschen lädt mich zu einer kleinen Pause ein.

Hier kommt kein Auto vorbei, es ist fast völlig still. Höre nur das Summen der Wespen und Bienen und meinen eigenen Tinnitus. Alles sehr friedlich und ich fühle mich gut.

Gesellschaft leistet mir nur eine kleine Spinne, aber wir stören uns gegenseitig überhaupt nicht. Nach 30 Minuten habe ich meine innere Ruhe wieder und fahre die restlichen 30 km nach Hause. Waren tatsächlich lockere 100 km heute.

 

Auf der Suche nach Maicos

Nachdem ich gestern bereits das Maico- und Veteranentreffen bei Laasphe verschusselt habe, gibts heute einen neuen Anlauf. Bereits um kurz nach 8:00 bollert mein Rotax-Gespann mit dem Lafranconi-Auspuff und ich fahre zunächst mal wieder in Richtung Mandeln. Erst in Oberdieten will ich dann Richtung Lassphe und dann nach Oberndorf abbiegen. Aber auch diesmal kommt es anders:  Nix war’s mit den Maicos.

Zu dieser frühen Stunde komme ich zunächst gut voran und bis kurz vor Lohra bin ich auch ziemlich alleine auf der Strasse. Aber dann, wie aus dem Zylinder gezaubert, ist die Strasse voll, und zwar voller Wahnsinniger! Jede Menge BMW’s, Audis und Benze, die mit 30 cm Abstand fast in meinen Auspuff kriechen. Fahre ich schneller, ist das immer noch zu langsam, lasse ich sie vorbei, sind innerhalb von Sekunden die nächsten Raser da. Eine einzige Katastrophe! Noch schlimmer wird es dann bei Mornshausen in Richtung Gladenbach. So schlimm, dass ich abdrifte und auf die Kreisstrassen ausweiche. Puh, da ist mehr Ruhe. Allerdings komme ich auch völlig von der Richtung ab und finde mich ganz woanders wieder. Na egal, muss ich halt auf die Maicos verzichten und werde statt dessen einfach eine nette Tour fahren. Aber leid tuts mir schon wegen der Maicos ………
Gelernt habe ich daraus jedenfalls, nie mehr am Sonntagmorgen auf Bundesstrassen im Marburger Umland zu fahren.

Anfang der 70er Jahre schrieb der legendäre Klacks einmal im "Motorrad": "Und ehrlich gesagt: Mit der Max kannst Du heutzutage auf Fernstrecken auch nur noch mitschwimmen." Richtig, und heute, fast 40 Jahre später, gilt das auch für ein 500er Gespann. Vor den Marburger Dränglern bin ich hier bereits geflüchtet und befinde mich auf einem Strässchen zwischen Kehna und Nanzhausen.

Gelber Raps und roter Mohn auf den Feldern, kein Verkehr, aber dafür setzt jetzt ein mittlerer Regen ein, der sich fast eine Stunde hält. Richtig schlimm wirds aber nicht und die Regenklamotten bleiben im Beiwagen.

Leckeres Fleisch gibts auf dem Hofgut Eselsmühle in Damm. Und durch die landwirtschaftlichen Betriebe sind die Strassen ruckzuck schlammverschmiert.

Kurz vor Frohnhausen an der Lahn regnet es immer noch. Ein Blick Richtung Westen (wo ich ursprünglich hinwollte) zeigt mir: Da ist der Himmel noch wesentlich dunkler.

Seit Jahren bin ich nicht mehr durch Frohnhausen gefahren. Seit dem Ausbau der B3 zwischen Giessen und Marburg liegt der Ort quasi abseits der Durchgangsstrassen. Ein schöner Ort mit einem imposanten Amtsgericht.

Direkt gegenüber ein grosser Werkzeughändler, der Werkzeug Vogel. Sieht nach guten Produkten aus und wenn ich mal wieder was brauche, werde ich hier nachfragen.

Wenn ich schon mal in der Gegend bin, schaue ich auch kurz bei der Schmelzmühle in Salzböden vorbei. Um diese Zeit ist der Gasthof aber noch nicht geöffnet. Egal, wollte sowieso nur die schöne Strecke abfahren.

Später die gewaltige B3 überquert und in Staufenberg ganz nach oben auf die Burg gefahren.

Von der Burg aus liegt der Ort Stauffenberg dir direkt zu Füssen. Aber so nett und romantisch die Gegend um die Burg ist: Zum Wohnen ist da auf Dauer zu viel touristischer Betrieb.

Selten: Ein Fachwerkbau als technisches Gebäude eines Klärwerkes. Diese Anlage steht kurz vor Altenbuseck, direkt gegenüber einem Cafe auf einem Reiterhof.

Vom Klärwerk aus gibts einen schönen Ausblick auf Altenbuseck und Grossenbuseck - nur verschandelt durch die beiden Hochhäuser in Grossenbuseck. Wer diese Twin-Towers genehmigt hat, gehört heute noch geteert und gefedert.

Zum ersten mal finde ich in Steinbach den grossen Yamaha-Händler. Kein Wunder, den hatte ich bisher immer in Garbenteich gesucht und nicht in Fernwald. Peinlich! Diese Marke ist mir immer noch die sympathischste aller Japaner, da gefallen mir zumindest einige aktuelle Modelle. Oder eine schöne alte SR 500 .......

Direkt gegenüber vom Yamaha-Zentrum die Betonwerke Rinn und davor eine Herde Schafe. Idyllisch!

Irgendwo zwischen Fernwald und Lich gerate ich auf Feldwege, die mit Natursteinen gepflastert sind. In der Mitte ist der Weg derart hoch, dass ich glaube, mein Gespann kippt um. Tut es natürlich nicht.

Über das Horlofftal schwenke ich allmählich zurück. Hier ein netter Blick auf den Kirchturm von Nonnenroth. Habe heute über 200 km zurückgelegt, keine einizige Maico gesehen, mich viel geärgert und viel Spass gehabt. Das Wetter war trotz etwas Regen prima, wenngleich ziemlich stürmisch. Aber das habe ich eigentlich nur durch eine gewisse innere Unruhe bemerkt.