100 km durch den Vogelsberg

Morgens musste der Rasen gemäht werden, dann war das Vorderrad von Kathy, der TS 250/1, neu einzuspeichen und anschliessend hab ich noch Egon geholfen, den hinteren Bremssattel von der SV650 komplett zu überholen. Gegen 14:00 ist nun alles erledigt und ich beschliesse, mein Eisenschwein zu satteln. Aber dann bemerke ich, dass der Magura Gasdrehgriff, der gute 702, seltsam schwergängig ist und so wechsele ich den noch eben aus. Hab ja noch ein paar dieser wirklich exzellenten Gasgriffe. Aber dann, um 15:00, starte ich meine 100 km durch den Vogelsberg.

Den Vogelsberg will ich heute nicht verlassen, irgendwie macht das schwüle Wetter mich dormelig und unsicher. Also nicht zu weit von daheim entfernen. Peile das Antrifttal und den Altkreis Alsfeld an, eventuell mal kurz in die Schrecksbacher Gegend. Treiben lassen lautet die heutige Parole.

Durch den schwarzen Wald gehts nach Kirtorf. An der Tanke halte ich an und will meinen Luftdruck überprüfen. Ganz normal ist da hinten was nicht. Und was sehe ich an der Tanke: Ein wunderschönes BMW-Vollschwingen-Gespann. Fahrer und Sozia sind auch aus dem Vogelsberg, aber wir kennen uns bisher noch nicht.

Das Vollschwingen_Gespann fährt in Begleitung dieses netten Paares, beide auf modernen Boxern. Tja, und dann merke ich, dass meine Hinterradnabe heiss ist - zu heiss. Habe ich die Bremse zu scharf eingestellt? Erst mal ein paar Umdrehungen zurück und dann im Auge behalten.

Bis zum Antrifttal-Stausee sinds von der Tanke runde 20 km. Kurz angehalten und nach der Temperatur der Nabe gefühlt. Ist nur unwesentluch kühler geworden. Da ist also was anderes faul, wahrscheinlich die Radlager. Ist aber noch nicht kritisch. Also weiter.

Jetzt kurz zum Cafe und Restaurant am See. Parke neben der Chromglänzenden Trude und finde, dass diese beiden Motorräder überhaupt nicht zusammen passen. Weiter vorn am Cafe parken 2 weitere Chopper. Nur gut, dass ich mir für mein zweites Motorradleben keinen Chopper angeschafft habe - hatte mal kurz drüber nachgedacht.

Nach etlichen Kilometern durchs Antrifttal halte ich auf Alsfeld zu, biege aber im Wald zwischen Willingshausen und Alsfeld ab zur Waldschänke Greifenhain. Das Hinweisschild kenn ich schon seit 30 Jahren, aber ich bin noch nie hingefahren. Du must ca. 4 km blanke Waldwege fahren und darfst nicht falsch abbiegen. Als Lohn dann die rustikale Waldschenke. Ein nettes Ziel für ein uriges Mittagessen.

Ein paar Ponies wälzen sich träge im satten Gras und eines steht auf und besucht mich, sicher in der Hoffnung auf Möhren oder Äpfel. Hab natürlich nix dabei. Dann tauchen noch 2 Rollerfahrer auf und wir plaudern ein wenig.

Ich bleibe im Wald und bewege mich auf verbotenen Wegen weitere 5 km in Richtung Heidelbach. Eine wunderschöne Route, auf der ich das Eisenschwein im grossen Gang mit ganz wenig Umdrehungen durch den Wald tuckern lasse. In Heidelbach mal kurz bei Zweirad-Shop vorbeigeschaut. Hier hat Kollege Claus sich vor 3 Wochen einen funkelnagelneuen Piaggio MP3 Roller gekauft, den mit den 2 Rädern vorn. 400 ccm und fahrbar mit PKW-Fühererschein.

Kurz vor Hattenrod ein kleiner Stop. Aus dem Dorf dringt laute Musik und die ist so schlecht, dass ich wieder abdrehe und über Alsfeld in die Homberger Gegend kurve.

Der lange Heckenweg zur Tierversuchsanstalt Neu-Ullrichstein ist im Frühling besonders schön. Kommt mir immer ein wenig wie in einer englischen Grafschaft vor.

Ein hübsches hözernes Bushäuschen lädt mich zu einer kleinen Pause ein.

Hier kommt kein Auto vorbei, es ist fast völlig still. Höre nur das Summen der Wespen und Bienen und meinen eigenen Tinnitus. Alles sehr friedlich und ich fühle mich gut.

Gesellschaft leistet mir nur eine kleine Spinne, aber wir stören uns gegenseitig überhaupt nicht. Nach 30 Minuten habe ich meine innere Ruhe wieder und fahre die restlichen 30 km nach Hause. Waren tatsächlich lockere 100 km heute.