MZ-Markentreffen am Motorrad Museum Montabaur

Ehrlich gesagt: Die Entscheidung fiel nicht schwer! Soll ich nun zum EGT nach Hatzfeld-Reddighausen fahren oder zum MZ Markentreffen am Motorrad Museum Montabaur? Den Ausschlag gaben die vielen Foristi, die sich für Montabaur angekündigt hatten – und ein ganz kleines bisschen das bekannt gute Mittags-Bufet in Montabaur. Ursprünglich wollten Egon, Jürgen und ich unsere Rotaxe in Richtung Westen treiben, aber Egon musste kurzfristig absagen: Der neue Job verlangt seinen Tribut. Also mit Jürgen allein los. Treffpunkt um 8:00 am Kreisverkehr in Alten-Buseck, und dann stampfen die beiden Rotaxe los zum MZ-Markentreffen am Motorrad Museum Montabaur.

Hatte eine Route zusammen gestellt, die uns wirklich über die allerkleinsten Nebenstrassen des Lahn-Dill-Kreises, des Kreises Limburg-Weilburg und des Westerwaldkreises führte. Das verursachte allerdings viele Stops mit notwendigen Blicken auf die Karte und häufiger Neu-Orientierung. Die ersten 80 km waren noch verdammt kalt und es lag an vielen Stellen dichter Nebel über den Wäldern. In einem der Dornburger Ortsteile gab uns ein netter älterer Herr ein paar gute Tips für die Weiterfahrt. Erstaunlicherweise sah der Helfer aus und sprach auch wie der berühmte Bembelwirt Heinz Schenk. Jedenfalls hätten wir es beinahe geschafft, aus südlicher Richtung über das Gelbachtal nach Wirzenborn zu gelangen – aber eben nur beinahe. Letztendlich ging es dann doch wieder über Montabaur. Dieses schöne Städtchen muss ich mir bei Gelegenheit auch mal näher ansehen – sieht sehr hübsch aus, wenn man in den Ort herein fährt.

Beim ersten Stop in der Nähe von Hohensolms haben Jürgen und ich noch nicht die Orientierung verloren.

Später bei Weroth kann davon keine Rede mehr sein: Ohne Blick auf die Karte und einheimische Hilfe geht hier nichts mehr. Haben es allerdings auch nur noch 15 km bis Montabaur.

Geschafft: Die 3 Rotax-MZ laufen am Motorrad Museum in Wirzenborn ein. Aber wieso drei, wir sind doch nur zu zweit gefahren? Aha, die letzten Kilometer hat sich die grüne Polizei-Rotax aus dem Stuttgarter Raum an uns gehängt.

Den MZ-Chopper namens „Emil“ sehe ich jetzt auch schon zum 3. mal in Wirzenborn – und jedesmal ist wieder irgend etwas verändert. Emil lebt!

Gelände-MZ eines Försters mit 43 mm Kawasaki Upside-Down Cross-Gabel. Diese Vorderpartie dürfte unverwüstlich sein.

Frosch hat ein neues Fahrzeug: ES 250/1 im Originalfarbton. Wirklich schicke und seltene Farbe.

Auffällig heute: Viele Rotaxe und, wesentlich schlimmer, viele BMW! Wobei diese hier wenigstens noch einen MZ-Seitenwagen spazieren fährt.

Gut gelaunt aus den Niederlanden: Nordlicht Uwe kam über die Eifel nach Wirzenborn.

Uwe hat nicht nur seinem Luftfilter das Atmen etwas erleichtert, sondern auch der Kette und dem Ritzel. Reduziert die Temperatur in den Kettenschläuchen locker um 0,675 Grad Celsius.

Gelbe MZ, wohin das Auge blickt. Hier wäre die Gelbe Gefahr von Nachbar Egon nur ein Gilb unter vielen.

Diese beiden Gespanne aus Neuwied habe ich vor 2 Wochen in Schotten gesehen …..

….. die dazugehörigen Fahrer damals jedoch nicht getroffen.

ES 250 in edlem Silber – steht dem Eisenschwein aber irgendwie nicht so recht. Aber OK, ist natürlich Geschmacksache.

Nach problemloser Autobahn-Anfahrt knattert Eichy mit seinem neuen Auspuff an der ETS heran. Der blechern-klapprige Sound findet jedoch bei den Zuhörern wenig Begeisterung.

Rheinland-Duo: Jorg und Thomas „Sammycolonia“.

Jorg ist die Baby-Guzzi, die eigentlich seiner Frau gehört, mittlerweile richtig ans Herz gewachsen. Ist ja auch niedlich!

Und Sammy hats tatsächlich geschafft: Der Kölschtransporter lebt wieder und ist zurück auf der Strasse.

An die Leistung des alten Antriebs kommt der Leihmotor aber (noch) nicht heran. Aber Hauptsache, der Rotax bollert wieder.

Schööön: Vorkriegs-BMW R42 mit seitengesteuertem Boxer.

Hermman und die Rote Zora, nach längerer Zeit mal wieder ohne Seitenwagen.

Cool: Der Marlboro Man!

Eichy, immer etwas von ober herab – kein Wunder bei gefühlten 1,95 m. Und Holger ist heute in Begleitung seines britischen Führers ………

….. auf der 500er Honda XBR gekommen. Ein wunderschöner Klassiker! Hätte ich doch letztes Jahr nur ……….. Vorbei!

Das eine MZ komplett in Rot so gut aussieht, habe ich schon in Mandeln festgestellt.

Gut besucht! Mittlerweile ist der Parkplatz proppenvoll und die ersten Kräder müssen den Hang hinauf parken. Ist wirklich ordentlich was los am Motorrad Museum.

Zum ersten mal sehe ich eine Red Star live – sehr schickes Motorrad. Nur die schwarz-graue Sitzbank hätten die MZ-Designer der Farbe anpassen sollen. Mal sehen, wann ich meine erste Green Star zu Gesicht bekomme.

Für die urigen Falcones werde ich immer eine Schwäche haben. Vielleicht sollte ich doch 500er Eintöpfe sammeln!

An der Puch SG hätte Mecki seine Freude gehabt.

Dieses Rotax-Gespann sehe ich jedes Jahr in Wirzenborn, und jedesmal ist der Kettenschutz etwas mehr entblättert. In diesem Jahr ist jedoch das Endstadium erreicht – mehr lässt sich vom Kettenschutz nicht entfernen.

Das Retro-Sternchen von Kawasaki: Die 250er Estrella sieht aus wie ein erwachsenes Motorrad.

Das Horex Regina Gespann erinnert mich daran, dass im Oktober das Horextreffen in Borgholzhausen stattfindet. Ein Besuch lohnt sich!

Patrick Christians Zünduzzi: KS 601 Motor im Guzzifahrwerk. Zitat Sammy dazu: „Das ist die wahre Hängetitten-Guzzi.“ Ist was dran!

Patrick und Freundin satteln die Zünduzzi für die Heimfahrt ins schöne Lülsdorf.

Jetzt habe ich auch Jang-Jang aus Siegburg kennen gelernt.

Schöne DKW 125, allerdings mit 80 ccm Motor. War wohl in den 60er Jahren das letzte Aufbäumen eines Zusammenschlusses von einigen deutschen Motorrad-Herstellern – leider vergeblich.

Nach dem Buffet (gut wie immer) auf der Toilette des Restaurants: Auf die Fliege im Pinkelbecken fall ich jedes Jahr herein.

Kann es sein, dass Eichy und Jorg mehr Zeit im Gastraum als auf dem Parkplatz bei den Motorrädern verbringen? Mhhm …..

Jürgen im (interessanten) Gespräch mit dem Fahrer des Regina-Gespanns. Der Herr hat jede Menge Vor- und Nachkriegs-Horexe und kann herrliche Geschichten erzählen. Gut möglich, dass wir ihm in Borgholzhausen wieder begegnen.

Gegen halb vier verlassen Jürgen und ich das Museum und starten die Rückfahrt. Bis Rennerod fahren wir leider die ziemlich schreckliche B255, aber dann wird ins Gepflänz abgebogen. In der Schmelzer Mühle in Salzböden gönnen wir uns einen letzten Schluck und lassen den angenehmen Tag noch einmal Revue passieren.

Die letzten 40 km und dann: „Let’s call it a day“, wie der Brite sagt. Resume: Das MZ-Markentreffen in Montabaur ist immer wieder schön und jedes Jahr erneut eine Reise wert. Ach ja, einen Schaden hat meine Silverstar auch zu beklagen: Der Tageskilometerzähler hat den Geist aufgegeben und zeigt unglaubliche Entfernungen an. Befürchte, dass Ersatz schwierig und teuer wird.

 

 

Der TÜV und die Bärenscheisse

Meine Silverstar ist in diesem Monat TÜV-fällig, deshalb setz ich mich morgens auf die Maschine, fahre ins Büro und nach Feierabend dann ab zum TÜV nach Grünberg. Ist alles in Ordnung und jetzt haben wir erstmal wieder 2 Jahre Ruhe. Aber zwei Dinge geben mir zu denken: Einmal geht die Maschine bei der Probefahrt des TÜV-Menschen aus und qualmt danach wie ein Zweitakter. Möglicherweise hat der Prüfer den Deko-Hebel gezogen, aber das streitet er natürlich ab. Oder kündigt sich da etwa ein Problem, womöglich im Zylinderkopf, an? Und zum zweiten sagt der Wert der Lambda-Messung, dass der Motor zu mager läuft. Hmmh, das gefällt mir nicht, da geh ich nochmal bei. Und später muss ich unbedingt noch das Silverstar Gespann bewegen: Der TÜV und die Bärenscheisse.

Am Abend vorher hatte ich das Silverstar Gespann aus der Werkstatt gerollt und die Solo-Silverstar vorn geparkt. Bei der Schieberei bin ich mit Vorder- und Hinterrad durch einen riesigen Haufen Katzen,- Marder- oder was-weiss-ich-Scheisse gerollt. Das Reifenprofil ist milimeterdick mit Scheisse beschmiert und es verbreitet sich ein ekelhafter Gestank. Nach der TÜV-Aktion also schnell das Gespann raus und gefahren, um die Scheisse abzuschütteln. Treibe mich in den Homberger und Kirtorfer Wäldern herum und drehe einige Runden auf Aschewegen. Nach 60 km bin ich zurück in den heiligen Hallen und die Reifen sind wieder sauber. Jetzt noch schnell die Hauptdüse der Solo gegen eine 130er gewechselt – testen kann ich diese Einstellung am Samstag auf der Fahrt nach Montabaur.

TÜV mit Bravour gestanden und Ruhe bis 08/2010.

Neben der Entfernung von Katzenscheisse teste ich meinen neuen Tankrucksack "Held Touareg". Hat mir Jürgen aus dem Lindener Hein Gericke Shop mitgebracht und er passt so halbwegs auf den ungewöhnlich geformten Tank des Gespanns.

Feld,- Wald- und Aschewege eignen sich besonders gut zur Entfernung von Katzenscheisse.

 

Mit dem Eisenschwein an die Lahn

Heute sollte es mit 3 Rotax-MZ an die Lahn nach Bad Ems gehen, so ca. 180 km in Richtung Südwesten. Ab nachdem Egon Probleme mit seinem Handgelenk bekommen hat, wurde diese Aktion abgesagt. Statt dessen hab ich mir eine kleine Eisenschwein-Tour vorgenommen, ebenfalls an die Lahn, aber eher im Nahbereich und damit der ES 250/1 angemessen. Hatte mir vorgestellt, so gegen 7:00 bis 8:00 zu starten, aber auch daraus wurde nix: Erst um Punkt 9:00 schaffe ich den Start mit dem Eisenschwein an die Lahn.

Selbst beim Start um 9:00 ist es noch ordentlich kühl – so richtig herbstlich. Einerseits mag ich den Herbst sehr, aber natürlich zeigt er auch das baldige Ende des Sommers und des gesamten Jahres. Wieder ein Jahresring dazu! Herbstdepressive Anwandlungen verschwinden jedoch schnell auf dem ES-Gespann. Über Buseck und Stauffenberg fahre ich nach Lollar und schwenke dort in Richtung Gleiberger Land. Klingt einfach, aber aufgrund mehrerer gesperrter Ortsdurchfahrten ist das bereits eine kleine Odysee – aber das macht nichts, denn eilig darf man es auf einem Eisenschwein sowieso nicht haben.

Zwar nicht zu erkennen, aber dennoch wahr: Hier bei Ruttershausen fahre ich bereits direkt an der Lahn entlang. Aber einen Zugang zum Flüsschen gibt es hier nicht.

Heute schwenke ich am Wismarer See erstmalig ab und schaue mir diesen regional sehr bekannten Freizeitsee mal an. Das Hinweisschild wird selbstredend beherzigt.

Ganz nett, der Wismarer See, und keinesfalls so überlaufen, kommerzialisiert und krampfhaft auf maritim getrimmt wie der Niddaer Stausee, den ich letzte Woche mit dem Rotax-Gespann besucht habe.

Neben der Lahn ist das heute mein zweites Ziel: Die fast 15 km lange Nebenstrecke zwischen Krofdorf-Gleiberg und Salzböden. Schmal wie ein Handtuch, nur durch den Wald und so gut wie kein Verkehr. Kein Problem, sich hier wie 1966 zu fühlen.

Ostdeutsche Strasse im Jahre 1966 oder westdeutsche Strasse im Jahr 2008? Aber der Strassenzustand gehört dazu und eine topfebene Piste wäre hier öde. Das ES 250-Gespann bügelt diesen Strassenzustand aber locker weg - im Gegensatz zum Rotax-Gespann. Mit dem hatte ich das Gefühl, alle Plomben zu verlieren. Manchmal ist elastisch eben doch gut.

Mittendrin gehts ab zur Schmelzer Mühle, einem hübschen Restaurant. Gerade denke ich, dass die Mühle mal ein nettes Nahziel für einen Motorradgruppenausflug sein könnte, da sehe ich, dass schon andere auf den gleichen Gedanken gekommen sind.

Wer Sinn für gute biologische Lebensmittel hat, ist auf Hofgut Friedelhausen an der richtigen Adresse. Hier verlasse ich die Strasse und fahre etliche km auf einem Schotterweg die Lahn entlang bis zum Hofgut. Herrlich, das sind genau die Passagen für mein Gespann.

Hier am Hofgut schaffe ich es tatsächlich, ganz nahe an die Lahn heranzukommen. Du musst eben auch manchmal den Asphalt der Strasse verlassen. Ein Stück weiter gerate ich in einen Konvoi mit Oldtimer Cabrios und fahre mehrere Kilometer direkt hinter einem Riesencabrio aus den 20er oder 30er Jahren. Dem Geruch nach muss das ein Zweitakter sein. Beim Abbiegen strecken Fahrer oder Beifahrer den Arm heraus und zeigen den Richtungswechsel an und beim Bremsen leuchtet hinten ein Schild mit "STOP".

Über Ebsdorfergrund und Rabenau gehts zurück Richtung Heimat. Zwischen Hachborn und Ilschhausen das wunderbar gelegene Lokal "Zum Wilden Mann". In der Rabenau ist heute autofreier Sonntag und alle Hauptdurchgangsstrassen sind für den motorisierten Verkehr gesperrt. Gibt wieder ein paar Umwege bis ich den Vogelsberg erreiche. Und so kommen heute gute 150 km zusammen.

Nach dieser Lahnfahrt war ist dieser Sonntag aber motorradmässig noch nicht zu Ende. Für 15:00 hat sich Rotaxfahrer Jürgen angesagt, eingeladen von Egon. Der perfide Plan von Egon ist die 2. Stufe des MZ-Anfix-Programmes: Heute soll Jürgen in die Geheimnisse des Gespannfahrens eingeführt werden. Dazu soll es auf diverse, ausreichend grosse Übungsplätze in der näheren Umgebung gehen und dazwischen sind reale Fahrten eingestreut. Ich selbst bin als Beobachter dabei, aber sicherlich kann ich auch noch etwas lernen dabei. Die erste Stufe des Plans hat ja voll gegriffen und dazu geführt, dass Jürgen eine schwarze MZ 500 Fun gekauft hat. Mal abwarten, ob die 2. Stufe ebenso erfolgreich wird.

Start zur Gespannübungstour vor Egons Schrauberhalle. Die ersten 3 Kilometer wird Jürgen im Boot verbringen. Aber bereits nach dem ersten Versuch wird er am Steuer bleiben.

Station 1: Parkplatz der Nieder-Ohmener Gesamtschule, am Sonntag völlig leer. Zunächst gibt Egon eine theoretische Einführung in die Magie des Gespannfahrens.

Jürgen hat das Steuer übernommen und Egon sitzt im Boot. Jetzt werden endlose Runden gedreht, erst links, dann rechts herum.

Später dreht Jürgen die gleichen Runden nochmal ohne Beifahrer im Boot. Vorher nochmal den Anweisungen von Drill Instructor Egon gelauscht.

Relativ schnell wirken Jürgens Runden schon ganz schön professionell. Aber nicht leichtsinnig werden!

Station 2: Der Festplatz in Merlau. Der Drill Instructor zupft erstmal seine Klamotten zurecht.

Hier dreht Jürgen schnelle und enge Runden, bis in Rechtskurven das Boot hochkommt. Mindestens 2 mal passiert das auch und Jürgen reagiert cool und ohne jede Panik. Plumps, kommt das gestiegene Rad wieder runter.

Ganz schön geschafft, Gespannfahren geht in Arme und Schultern. Aber Jürgen scheint ein Naturtalent zu sein, er macht seine Sache sehr gut. Oder liegts am guten Lehrer?

Station 3: 30 Kilometer Gespannfahrt durch die umliegende Landschaft - klappt gut. Und zum Abschluss darf Jürgen noch das Yamaha XV 750 Gspann fahren und erleben, wie schön sich eine Vorderradschwinge im Gespann anfühlt. Diese Fahrt wird aber schnell abgebrochen, weil die XV in der Hinterhand schlingert: Reifen abgefahren und zu wenig Luft auf Reifen und Federbein. Jetzt können wir nur abwarten, ob die Gespann-Saat aufgeht.

 

Gegen Altersdepression: 300 km Geburtstagsfahrt

Heute ist einer der Tage, die ich am liebsten vergessen würde: Mein Geburtstag. Verdammt, wieder ein Jahr älter und tatsächlich fühl ich mich auch so: Gealtert! Um dem Trubel in der Firma zu entrinnen, hab ich mir an diesem Montag frei genommen und da das Wetter besser aussieht als die Vorhersage, schwing ich mich gegen 9:00 aufs Silverstar Gespann. Vielleicht kann ich ja mithilfe des Rotax meinen Gedanken eine andere Richtung geben als die Vergänglichkeit des Seins. 57 Jahre, was für ein Scheiss-Alter! Versuchen wir ein Gegenmittel mit einer 300 km Geburtstagfahrt.

Fahrten an Wochentagen haben schon etwas, besonders auf den kleinen Strässchen dritter Ordnung, die ich bevorzuge. Da ist wirklich sehr wenig los. Auf den Bundesstrassen siehts schon anders aus: Moderne Logistik müllt diese Routen mit dem Schwerverkehr gnadenlos zu. Ich werde heute über Lich zunächst nach Linden fahren. Dort haben wir einen Hein-Gericke und einen Polo Shop und ich suche dringend nach einem Tankrucksack für den etwas seltsam geformten Acerbis Tank des Gespanns. Und nach den Shop-Besuchen werde ich mich einfach ein wenig treiben lassen – der Weg ist das Ziel und die Hauptsache ist das Fahren.

Undeutlicher Blick auf Lich aus dem Wald von Burkhardsfelden heraus. Auf dem Weg nach Linden überraschen greusliche Umleitungen, die mich eine geschlagene halbe Stunde kosten. Und das schlimmste .......

.... in beiden lausigen Shops gibts keinen passenden Tankrucksack für meinen gekrümmten Kunststofftank. Nur noch Magnet- oder Spezial-Clip-Befestigungen an der Tankdeckelverschraubung. Enttäuschend! Also ohne Ergebnis raus aus dem Lindener Moloch und erst mal ein Stück in die Wetterau hinein. Die ist hier wirklich wie aus dem Bilderbuch: Topfeben und langweilig. Aber es gibt natürlich auch wunderschöne Ecken hier.

Grossräumig schwenke ich zurück in Richtung Vogelsberg und passiere auf der Limes-Strasse das herrliche Hofgut Güll. Die nächsten 25 km bis weit hinter Nidda bewege ich mich auf schrecklich befahrenen Bundesstrassen. Könnte natürlich irgendwo abbiegen, aber ich will die Übung nicht verlieren und nicht vergessen, wie nervig es ist, von den PKW und Kleinlastern auf den Bundesstrassen geschoben und gehetzt zu werden.

Bis zum Niddaer Stausee bleibe ich auf Bundesstrassen und mache zum ersten mal in meinem Leben einen Stop an diesem See. Er gilt als gut besuchtes Örtchen für maritime Freunde aus dem Umland von Wetterau und Vogelsberg. Schauen wir uns das Drama mal an, ein Vergleich mit dem Edersee drängt sich zunächst auf.

Aber dieser Vergleich hinkt und ist eine Beleidigung für den Edersee. Der Niddaer Stausee ist nur ein sehr kleines Gewässer, das mit Gewalt in ein maritimes Ausflugsziel gepresst wurde. Fast ein wenig lächerlich, wie die Betreiber es schaffen, diese Pfütze zu kommerzialisieren. Aber immerhin ist die Currywurst mit Pommes vom Stausee-Imbiss sehr gut.

Und mit dem Stausee ists noch nicht genug: Jetzt treibe ich das Gespann auf den höchsten Punkt des Vogelsberges, den Hoherodskopf. Ein ähnliches Touristenziel und vielleicht noch mehr überlaufen. Nach 30 Jahren im Vogelsberg schaue ich mir diese Touristenmekka erstmalig so richtig an. Aber ehrlich: Lange halt ich es da nicht aus.

 

 

 

Jetzt den hohen Vogelsberg hinab und über Lautertal nach Lauterbach zum Nachtanken. Suche dort nach einem Motorradladen um doch noch zu einem Tankrucksack zu kommen, aber den Laden gibts wohl nicht mehr. Dann weiter durchs Schwalmtal bis zu diesem Parkplatz zwischen Storndorf und Meiches.

Auf diesen Parkplatz habe ich vor über 20 Jahren meine erste Probefahrt mit der frisch restaurierten Adler M100 gemacht. Was damals fast eine Weltreise war, geht mit dem 500er Gespann natürlich deutlich flotter. Kein Wunder: 4,5 gegen 34 PS. Damals habe ich leider keine Fotos gemacht, das wird heute nachgeholt.

Trotz der Tatsache, dass es Mitte August ist, also Hochsommer, erscheint mir heute alles schon leicht angeherbstet. Das gilt sowohl für die Landschaft, die Luft als auch für meine Stimmung. Der Herbst kommt!

Und weiter in Richtung Ullrichstein auf diesen hohen Punkt zwischen Stumpertenrod und Unterseibertenrod. Sehr schönes Fleckchen! Hier verweile ich 35 Minuten und es kommt nicht ein Fahrzeug vorbei.

Mein letzter Schwenk heute geht über Homberg und bei Wäldershausen verlasse ich die Strasse und komme an die Ohm. Die fliesst zwar auch direkt hinter unserem Haus vorbei, aber hier wirkt sie doch etwas unberührter. Ob das da hinten ein Biberdamm ist?

Einsame kleine Stallung. Bei solchen Gebäuden möchte ich am liebsten direkt einziehen und das Leben eines MZ-Eremiten führen. Aber halt, Reality Check und zurück in die harte Wirklichkeit. Nach über 300 km gehts jetzt nach Hause. Immerhin hat die Tour es geschafft, meine Gedanken etwas in eine andere Richtung zu lenken.

 

Quer rüber: Vom Edersee ins Knüllgebirge

Heute bin ich mal wieder mit Brüderchen zu einer gemeinsamen Ausfahrt verabredet. Dabei werden wir einen Teil der Route testen, die für das Forumstreffen am Edersee geplant ist. Die Tour soll vom Edersee ins Knüllgebirge führen und etwas präzisieren muss ich den Teil von Jesberg in den Knüllwald hinein. Treffpunkt heute ist Jesberg an der B3, für jeden ca. 1 Stunde Anfahrt. Früh morgens ist es jetzt doch schon recht kühl, aber ab 11:00 wirds richtig warm und Regen bekommen wir auch keinen ab.

In weniger als 30 Minuten bin ich durch den Kirtorfer Wald in Neustadt angekommen und cirkele jetzt Richtung Kellerwald. Die wunderbar kurvenreiche Strecke kann ich heute extrem geniessen: So gut wie kein Verkehr. Erst auf der B3 wirds voller, aber da bleib ich nur wenige Kilometer. Auch Brüderchen ist pünktlich am Treffpunkt und wir bollern mit den beiden Eintöpfen los in Richtung Knüll.

Lange ausgehalten heute: Die erste Pause ist erst bei Winterscheid, kurz vor der Bundesstrasse, notwendig. Hei, wie glänzt mein Sternchen heute in der Sonne.

In Jesberg, dem Treffpunkt, schaue ich mir erstmalig die riesige Getreidescheune der Raiffeisen Genossenschaft an. Beeindruckendes Gebäude!

Beim Honda-Völker gibts die obligatorische Pause: Mal sehen, was der Honda-Händler heute an interessanten Neu- und Gebrauchtmaschinen da hat.

Jürgen macht eine Sitzprobe auf dem kleinen 125er Daelim Chopper. Nettes Maschinchen, gefällt mir selbst! Und das peinliche: Unter all den ausgestellten Boliden gefällt uns beiden nix, aber auch gar nix - bis auf den kleinen gelben Chopper. Ich könnte tatsächlich schwach werden.

Angekommen im Knüllgebirge auf dem Knüllköpfchem an der Knülljause. Überraschenderweise ist die Jause noch geschlossen. Also erst mal auf den Aussichtsturm und ein wenig Heimatkunde betrieben.

Etwas später sind die christlichen Wirtsleute in der Jause. Wir verputzen einen Hawaitoast und Kaffee und ich bereite den Wirt auf den Besuch von ca. 20 MZ-Fahrern am 6.9.2008 vor. Er kriegt fast feuchte Augen, denn der nette Typ stammt aus den neuen Bundesländern.

Unser Abstecher auf die Burgruine Löwenstein endet unten am Parkplatz. Für den Aufstieg ist es zu steil und zu schwül - jedenfalls in unseren Motorradklamotten.

Dann zeige ich Jürgen noch den Eingang zur keltischen Kultstätte am Wüstegarten bei Haddenberg. Kannte er noch nicht. Erstaunlich, ist er doch fast ein Eingeborener im Reservat Kellerwald. Hier trennen sich dann unsere Wege, aber zum MZ-Forumstreffen wird Jürgen mal die Freizeitanlage Teichmann besuchen. Sind ja nur noch 14 Tage bis dahin.