Ein neues und besseres Leben als Gespann

Das ganze begann mit einer 175er Jawa aus den 60er Jahren. So ein Maschinchen wollte ich schon lange haben – so quasi als Reminisenz an meine Motorradanfänge. Über die Weihnachtsfeiertage hab ich mir in Osthessen und Thüringen ein paar Jawas angeschaut. Auf dieser Jawa-Erkundungsfahrt hat mich Nachbar Egon begleitet. Auf den vielen Kilometern haben wir natürlich viel über Motorräder geredet und Egon sprach plötzlich davon, für sich und Ruth auch ein MZ Rotax Gespann aufzubauen. Wie das so ist: Ein Wort ergab das andere und irgendwann hab ich meine Polizei-Rotax und meinen Velorex-Rahmen angeboten. Musste ja schliesslich auch daran denken, dass die neue Jawa irgendwo untergebracht werden muss – das alte Platzproblem ist bei mir trotz neuer Werkstatt noch lange nicht gelöst.
Ist das also das Ende von DQ-6? Keinesfalls, eher ein neuer Anfang, aber für mich und diese Webseite wird es der letzte Bericht zur 500R mit dem Kennzeichen DQ-6 sein. Ich werde den Gespannumbau noch begleiten und an dieser Stelle darüber berichten, aber dann wars das.

Erst viel später werde ich merken, wie sehr mir die einfache 500 R fehlt – aber da ist es bereits zu spät.

Weihnachtsausfahrt mit dem AMC Grünberg

Vor ein paar Tagen kommt eine email von Karl-Otto: Am 24.12 gibts eine Jahresabschlussfahrt des AMC Grünberg. Es soll auf den Hoherodskopf gehen, denn dort findet ein Alternativtreffen zum völlig überlaufenen Feldberg-Treffen statt. Na, da machen wir doch mit und gemeinsam mit den Nachbarn Ruth und Egon starten wir um 9:30 zur Weihnachtsausfahrt mit dem AMC Grünberg.

Die beiden Gespanne warten darauf, zum Leben erweckt zu werden. Sowohl die kleine Emme als auch die dicke XV springen einwandfrei an.

Hier habe ich mich wegen der Visiervereisung bereits abgesondert und versuche unter dieser Autobahnbrücke die Vereisung mit Antibeschlag-Spray zu verhindern. Ist aber völlig zwecklos - nach 5 Minuten seh ich schon wieder nix mehr.

Ruth und Egon kommen bis Grünberg und treffen dort auf 4 Russengespanne des AMC. Aber auch die beiden brechen hier ab, nicht ohne vorher ein Foto der Gespanntruppe zu machen. Während meine Nachbarn also wieder nach Hause tuckern, fahren die Russentreiber los in Richtung Hoherodskopf.

In der Zwischenzeit bin ich aufgrund völligen Blindfluges auf Strecken wie auf diesem Bild ausgewichen. Bei dem Tempo auf den Waldwegen ist es kein Problem, mit hochgeklapptem Visier zu fahren. Und ausserdem sieht die Gegend trotz fehlendem Schnee wunderbar winterlich aus.

Fast 50 km lege ich auf den natürlich verbotenen und gesperrten Waldwegen zurück und habe so doch noch ein wenig Fahrspass an diesem Heiligabend.

Ein Blick auf meinen nichtoriginalen und völlig unpassenden Alu-Lenker und die schicken Hebeleien von Tante Luise.

Zum Abschluss der heutigen Fahrt noch ein Bild vor diesem verlassenen Holzhaus am Rand meines Wohnortes. In dieser Gegend wird seit ein paar Tagen ein spanischer Hund vermisst, nach dem ich nebenbei suche - leider vergeblich. Aber dieses Haus fasziniert mich schon lange mit seinem morbiden Charme. Und irgendwie passt es auch zu meinem ES-Gespann.

Und ganz zum Abschluss mal wieder ein Blick auf die Seniorenresidenz Falkenhorst, ebenfalls verlassen bzw. nie in Betrieb gewesen. Der Investor hat dieses Projekt völlig gegen die Wand gefahren und die Gebäude vergammeln ungenutzt. Nach 50 km und 2 Stunden ist meine Weihnachtsausfahrt beendet. Zuhause angekommen treffe ich auch Ruth und Egon wieder, die nur die 20 km bis Grünberg und zurück gefahren sind. Wir trinken noch gemeinsam einen Friesentee mit Köm und beenden dann offiziell diese Aktion.

Und ein Nachtrag: Diejenigen, die trotz aller Widrigkeiten den Aufstieg zum Hoherodskopf geschafft haben, wurden dort durch Bilderbuchwetter belohnt. Insgesamt und über die Stunden verteilt waren etwa 40 Motorradfahrer dort. Das hält natürlich keinem Vergleich zum Feldbergtreffen stand, aber ich glaube trotzdem, dass die Anwesenden mehr Spass und nettere Gespräche hatten. Im nächsten Jahr gibts einen neuen Versuch.

 

Räderwerke

Heute kam das Zweit-Vorderrad meines Gespanns wieder! Mit diesem Rad war ich ausgesprochen unzufrieden, weil es einen starken Schlag hatte. Ausserdem war die ETZ-Nabe einfach nur sandgestrahlt und damit rauh und stumpf. Deshalb hat mein alter Bekannter Harald das Rad bekommen mit der Bitte, da was vernünftiges draus zu machen. Harald ist eigentlich in der Kreidler-Szene aktiv und bekannt, aber Räder sind doch eigentlich überall gleich. Schaut euch mal Haralds Webseite an.

Das Rad wurde nochmal komplett ausgespeicht, dann wurde die Nabe poliert und die VA-Speichen kamen wieder hinein. Im Gegensatz zu vorher läuft das Rad jetzt aber rund – und sieht einfach klasse aus. So ein Zweitrad fürs Gespann beruhigt durchaus die Nerven und erscheint mir ausgesprochen sinnvoll. Hier seht ihr das Rad in seiner ganzen Schönheit. Aufgezogen ist ein Heidenau, allerdings nicht der K29, den ich seit neuestem auf für das Vorderrad von Gespannen nehme.

Ein Rad von bestechender Schönheit.

Ausfahrt bei Minusgraden

Die ersten 14 Tage dieses Dezember 2007 sind um – und sie waren genau so ätzend wie bereits der November: Nass und grau. Aber heute ist ein trockener Tag, sogar die Strassen sind nicht mehr feucht. Die Temperatur im Vogelsberg ist auf – 5 Grad gefallen, eine schöne trockene Kälte also. Die ES 250/1 springt wie gewohnt beim 2. Kick an, jetzt noch die Winterklamotten angezogen und dann folgt eine Ausfahrt bei Minusgraden.

Die Fahrt in der Kälte macht richtig Spass, allerdings leicht getrübt durch meinen unbefriedigenden Vergaserumbau. Heute bin ich entschlossen: Der Bing wird wieder abmontiert! Morgen werde ich in der schön geheizten Werkstatt aus all meinen BVF-Teilen einen vernünftigen Vergaser zusammen schrauben. Dann kommt auch der originale Luftfilter samt Kasten wieder dran. Im Moment, also mit Bing und K&N Luftfilter, hat der Motor quasi nur oben rum Leistung – das aber sehr gut. Wenn ich den Motor immer auf Drehzahl halte, läuft er ordentlich – bis der erste Berg kommt. Diese Verschiebung der Leistungskurve liegt mir überhaupt nicht, die schöne Kraft fast ab Leerlaufdrehzahl fehlt einfach. So muss ich also sagen: Das Experiment Bing ist an der ES 250/1 gescheitert!

Die heutige Fahrt als Minus-Mann führt mich zuerst nach Niederklein. In diesem Motorradladen, der auch Aprilia führt, hole ich Ölfilter für den Rotax - die Ex-Polizeimaschine ist bald fällig. Die schönen Gilera, die hier zu verkaufen sind, werde ich nicht nehmen. 3 Maschinen für 1800 Euro ist zwar OK, aber Platz für die Maschinchen habe ich leider nicht.

Nach 104 km muss ich auf Reserve schalten: Wieder knapp 10 l Verbrauch. Das ist zuviel und bestärkt meine BVF-Rückbaupläne. Mit dem "neuen" Motor läuft das Gespann leicht und oft über 80 km/h, dass war mit dem ausgeklapperten ES250/0 Motor nicht möglich.

Pinkelpause im Wald nahe der Autobahn A5. Bei dieser Kälte und mit Winterbekleidung schon etwas lästig. Nach etwa 70 km wirds mir aber allmählich an den Händen zu kalt und es geht back home. Obwohl: Mit der MZ-B Lichtmaschine könnte ich auch Heizgriffe montieren.