Dokumentation des Umbaus meines ES250/1 Motors.

Jetzt bin ich das letzte Jahr und in 2007 auch schon wieder fast ein halbes Jahr mit meinem ausgeklapperten ES250/0-Motor in der ES250/1 gefahren. Die Geräusche, also das Klappern, sind aber wirklich schlimm, mit offenem Helm glaubst Du, der Motor fliegt auseinander. Aber er hat bis zum Schluss ordentlich gelaufen, hat mich nie im Stich gelassen und ist immer spätestens beim 2. Kick angesprungen. Dennoch, jetzt, wo Ruth und Egon im Urlaub sind und ich die Werkstatt für mich alleine habe, wird die Sache angegangen. Heute, am 26.5.2007 gegen 14:00 beginnt die Aktion „Motortausch“.

Die Aktion beginnt damit, dass ich die Werkstatt mal von Grund auf komplett reinige und aufräume – da gehen bei der Schlamperei von Egon und mir schon ein paar Stündchen drauf. Dann die anderen Maschinen etwas umgeschichtet, damit die Motorradbühne frei wird. Jetzt kanns richtig losgehen.

Zuerst kommt der Superelastik ab und wird in eine freie Ecke geschoben. Ist alleine ein bisschen Gefriemel, geht aber dann ohne allzu grosse Umstände.

Jetzt kommt die gute ES auf die Bühne, das erleichter die Schrauberei gewaltig. Auspuff ab, Kette runter, Ritzel abgeschraubt. Ooops, die Ritzelmutter war locker, hab ich schludrig gesichert. Dadurch ist ein Bröckchen der Grobverzahnung abgesplittert. Also ein neues 17er Ritzel. Fängt ja gut an.

Getriebeöl wird abgelassen. Aber durch die schwüle Hitze bin ich etwas unkonzentriert und schraube als erstes statt der Ablassschraube die Arretierungsschraube für die Schaltung raus. Plumps, fällt die Kugel in die Ölauffangwanne. Naja, nicht so schlimm, zeigt aber meine fehlende Routine. Es ist aber wirklich elend schwül in der Werkstatt. Jetzt will ich den Fahrersitz entfernen, um an die Kabel der MZ-B-Lima zu kommen. Dazu fehlt mir der Schlüssel, also Schluss für heute und ab ins Kühle.

Pfingstsonntag gehts schon früh in die Werkstatt. Als erstes wird der Motor ausgebaut. Dabei treten keine besonderen Schwierigkeiten auf. Das Herausheben ist allein nicht soo toll, aber es geht schon. Keine Schraube macht Zicken, so soll es sein. Anschliessend wird der Rahmen mit dem Pinsel nachgebessert.

Da steht er nun, der alte /0-Motor. Hat mir trotz Geklapper immer treue Dienste geleistet. Werde versuchen, ihn gegen einen /1 Motor zu tauschen oder bei Dirk Singer, dem MZ-Motor-Revisor, in Zahlung zu geben.

Die MZ-B Lima hatte ich vorher natürlich ausgebaut, die kommt in den "neuen" Motor. Die lange Anschlussleitung habe ich an geeigneter Stelle durchgeschnitten. Dort werde ich eine lösbare Verbindung mit den Goldsteckern aus dem Modellbau einbauen. Ansonsten hätte ich ein paar Stecker öffnen mssen, um die Leitung durch die Gehäuseöffnung zu bekommen.

Und das ist der neue Motor, überholt von Dirk Singer. Der /1 Motor hat nicht nur 2 PS mehr, sondern auch einige echte konstruktive Verbesserungen - zum Beispiel das Auswechseln des Kupplungszuges, ohne den Getriebedeckel abbauen zu müssen. Etwas später wird Roland aber feststellen, dass auch dies kein echter 250/1 Motor ist. Die Motornummer weist auf ein Gehäuse einer ES 175/1 hin. Hmmh .....

Mitten in der Arbeit erscheinen wie angekündigt Hermann, Roland und Robin. Sie bringen einen Metzler Block K Gespannreifen für das Silverstargespann mit und holen ein paar Ersatzteile ab, die Hermann für seinen maroden Rotax benötigt.

Die 3 halten mich aber keineswegs von der Arbeit ab, sondern packen aktiv mit an und motivieren mich zu weiteren Arbeiten. Ruckzuck ist der neue Motor eingehängt und die MZ-B wieder eingebaut. Dann sollen Krümmer und Auspuff dran, und da zeigen sich Probleme. Der Krümmer passt nicht recht, der Winkel des Gewindes im Zylinder ist irgendwie anders. Muss mich nach einem passenden Krümmer umsehen. Die nächsten Probleme gibts beim Vergaser. Will den neuen Bing einbauen, aber der ist keineswegs direkt einbaufertig. Vor allem ist er länger als der BVF und kommt dadurch in Konflikt mit dem Ansaugrohr zum Luftfilter. Schwierigkeiten über Schwierigkeiten.

Als die 3 gegen 20:00 wieder aufbrechen, lege ich noch die Kette auf und probiere, ob der Bing-Vergaser zum Gaszug passt. Tut er natürlich nicht, aber dieses Problem löse ich heute nicht mehr. War ein langer Tag mit mehr als 12 Stunden in der Werkstatt. Aber dank des netten Besuchs wars ein schöner Tag.

In den nächsten Tagen geht es nur sehr schleppend weiter. Das Gummi im Luftfilterkasten von Gabor aus Berlin passt nicht, ist wohl für die ES 250/0, für den Krümmer brauch ich eine Dichtung, der Kaltstartzug muss neu gemacht werden, der Lenkerendenblinker von Tante Luise geht beim Schrauben kaputt – also Mist und Murks, wohin das Auge blickt. Und was den neu gemachten Motor betrifft, habe ich derzeit auch kein gutes Gefühl: Die unteren beiden Gänge packen nicht, da stimmt irgend etwas nicht. Habe das dumme Gefühl, dass ich auf mein Eisenschwein noch längere Zeit verzichten muss.

Aus verschiedenen Gründen passiert nun eine Zeitlang nicht viel: Einmal haben wir in der Firma eine Auslandsvertetertagung, bei der ich stark eingebunden bin und richtig Stress habe und zum anderen fehlt immer noch das entscheidende Teil: Die Gummieinführung im Luftfilterkasten. Heute ein Anruf von Gabor: Er hat die Teile, darunter dieses Gummi, heute losgeschickt. Das heisst aber, dass es diese Woche nicht mehr ankommt. Ich weiss also noch immer nicht, wie der frisch gemachte Motor laufen wird und ob sich die Gänge schalten lassen. Im Stand gehts jedenfalls nicht richtig und ich befürchte immer noch das schlimmste. Und wird der neue Bing ordentlich laufen? Fragen über Fragen. Immerhin ist der Motor für einen kurzen Probelauf schon mal angesprungen.

Hab schon über abenteuerliche Konstruktionen nachgedacht: Luftfilterkasten weglassen und mit einem Ansauggummi an einen K & N Filter gehen. Aber auch dafür hab ich noch nix passendes gefunden und vielleicht klappts ja jetzt doch bald mit dem richtigen Gummi aus Berlin.

Gut aussehen tut der frische Motor ja schon: Schön sandgestrahlt mit neuen Schrauben, dazu der niegelnagelneue Bing Vergaser. Wenn er nur vernünftig läuft !

In der Zwischenzeit hab ich einen neuen Gespannreifen, den Heidenau K29, auf das Hinterrad montiert. Der alte Reifen war nach über 6000 Gespannkilometern doch absolut glatt gefahren.

Der hohe Geländesportlenker kommt runter, dafür wird ein Nachbau des Originallenkers von Ost2Rad montiert. Dabei geht der Lenkerendenblinker von Louis kaputt, also einmal neu.

Um diesen Gummi gehts: Für den /1-Motor brauch ich ein Loch mit 48 mm Durchmesser, der vorher eingebaute /0-Motor hat nur 42 mm. Da krieg ich den Ansaugstutzen nicht durchgewürgt.

Das war mir wichtig: Der Kupplungszug mit der grossen Verschraubung ermöglicht den Zugwechsel, ohne den kompletten Seitendeckel abzuschrauben. An manchen Stellen haben die MZ-Leute schon seltsam kontruiert, an anderen wiederum genial.

Ein paar Tage später habe ich die ES provisorisch fahrbereit gemacht. Ein Gummistutzen aus dem Baumarkt übernahm die Verbindung zwischen Bing-Vergaser und Luftfilterkasten. Das Relais der MZ-B-Schaltung wurde deaktiviert, damit die Magnetzündung nicht kurzgeschlossen ist. Nach ein paar Kicks lief der frische Motor auch akustischs ehr schön. Aber: Die Gänge gehen nur ratschend ein, und, das allerschlimmste, sie haben keinen Kraftschluss zum Hinterrad. Bis auf einen Gang, den 3., der treibt das Hinterrad an. Dazu läuft das frische Getriebeöl aus einem der Stopfen im Lichtmaschinenraum, der neue Krümmer ist nicht dicht und blast die schwarze Brühe nur so auf den schönen Chrom.
Kurzum, alles Murks! Bin extrem enttäuscht und demoralisiert, würde das ES-Gespann am liebsten in die Bucht stellen und verkaufen. Es wird wohl darauf hinauslaufen, dass ich den Motor wieder ausbaue, in eine Kiste packe und ins Milower Land verschicke. Ein Scheiss-Aufwand, auf den ich keinen Bock habe. Muss mich erst mal wieder einkriegen. Vielleicht fällt ja Hermann aus dem Forum was ein. Im Moment jedenfalls hab ich von MZ die Nase sowas von voll …….

Und wieder ist lange Zeit nix passiert! Mache noch einmal einen Test auf dem Hof, vielleicht schnackelt ja beim Fahren irgendwas ein und das Getriebe tuts wieder. Aber diese Hoffnung erfüllt sich natürlich nicht. Aber immerhin: Hermann aus dem Forum hat für Ende August seine Hilfe angekündigt, das ist meine letzte Hoffnung. Deshalb am 22.7 dann keine Ausfahrt, statt dessen wird der Motor wieder ausgebaut. Ruth und Egon machen eine Tour mit einem Gast aus dem F800 Forum, und so habe ich Platz und Ruhe für den Motorausbau. Ist natürlich auch kein grosses Problem. Ruckzuck ist alles abgeschraubt und der Rahmen mal wieder leer.

Da steht der neue Motor neben dem alten. Er sieht so gut aus und ist dennoch unbrauchbar in seinem jetzigen Zustand. Hab ich vielleicht doch einen Fehler gemacht mit dem AUsbau des alten, aber noch lauffähigen Motor? Und war ich womöglich zu vertrauensselig gegenüber dem Instandsetzer? Hätte ich den Motor besser von Gabor überholen lassen sollen? Fragen über Fragen, aber natürlich müssig. Tatsache ist auf jeden Fall: Mein ES-Gespann fehlt mir sehr!

Für den heutigen Smastag hat sich Hermann aus dem MZ-Forum angekündigt, ein Schraubertag szeht also bevor. Der Motor von Dirk Singer soll "freigechlagen" werden und die Hoffnung ist, dass dadurch auch die Getriebeprobleme verschwinden.

Hermann hat die Kochplatte mitgebracht und gleich wird der Motor aufgeheizt. Das Freischlagen gelingt auch und die Getriebeausgangswelle läuft jetzt wesentlich leichter. Leider lässt sich der Motor aber immer noch nicht schalten. Hermann vermutet vertauschte Schaltgabeln. Wie auch immer, da kommen wir heute nicht weiter. Morgen baue ich den Motor wieder zusammen, verpacke ihn und versuche, ihn per GLS ins Milower Land zu Dirk zu schicken.

Der Murks mit dem Motor frustriert mich stark, jetzt steht die ES schon monatelang. Hermann bringt miche jetzt wieder darauf, vielleicht doch einen TS/1-Motor zu beschaffen und ins Gespann zu bauen. Hätte ein paar Vorteile:

  • Mehr Leistung, nämlich 19 PS
  • 5 Gang Getriebe
  • Leichtere Schaltbarkeit
  • Simmerringe leicht auswechselbar
  • Bessere Teileversorgung

Mache mir ernsthaft Gedanken darüber!

Hab den Motor jetzt vor ein paar Tagen an Dirk zurückgeschickt und das Teil kam auch ruckzuck wieder. Dirk hat, wie er schreibt, eine Unstimmigkeit im Getriebe gefunden. Als Ausgleich für meine Unannehmlichkeiten hat er noch einen Liter Addinol Getriebeöl GL80 dazugelegt. Heute nach Feierabend hab ich den Motor erstmal in den Rahmen gehängt, das ging ohne Probleme. Dann wollte ich den Kupplungszug wieder am Lenkerhebel einhängen, dabei gemerkt, dass die Grobeinstellung nicht stimmt. Also zuerst mal den kleinen Kupplungsdeckel runter und was sehe ich: Die dicke Mutter SW22 ist locker! Nur handwarm aufgesetzt. Puh, gut dass die Kupplung eingestellt werden musste. Aber irgendwie hat mein Vertrauen doch stark gelitten, das sind deutlich zu viele Pannen bei dieser Motoraktion. Und wie gut der läuft und sich schalten lässt, weiss ich noch gar nicht. Weiter komme ich auch heute nicht. Aber der Motor ist drin und die ES 250/1 zumindest wieder rollfähig.

Das Forums-Treffen in Glesien ist vorbei, ich hab noch Urlaub - das ist meine Chance, an der ES weiterzukommen. Motor ist zum 2.ten mal drin, jetzt die MZ-B eingebaut, Vergaser (Bing) angeflanscht, provisorische Luftfilterung angefriemelt. Startversuch: Der Motor zündet kurz, hüstelt und geht wieder aus. Und der Hammer: Jetzt dreht er plötzlich seltsam schwer bzw. läuft er gegen einen Anschlag. Scheisse, hier ist absolut der Wurm drin. Hab ich die MZ-B falsch eingebaut, ist die Kupplung defekt? Also MZ-B runter, Auspuff und Krümmer ab. Aber immer noch ein seltsam weicher Anschlag, wenn der Motor gegen OT läuft. Dann schau ich ins Krümmerloch des Zylinders und werde fast ohnmächtig: Alles voller dicker weicher Putzlappenstücke. Dirk hatte einen Lappen als Schutz in den Auslass gesteckt und der hat sich bei meiner Kickerei in den Brennraum gezogen. Jetzt wird das ganze Zeug rausgepopelt, aber der Zylinderdeckel muss trotzdem ab. Könnte mich ob meiner eigenen Blödheit werweisswohin beissen. Aber OK, nach einer Stunde ist alles wieder angebaut. Tank drauf, Sprit rein und beim 2. Kick läuft der Motor. Kurze Probefahrt auf dem Hof, dann bau ich den Superelastik an. Ist ein wenig mühsam alleine, aber jetzt will ichs wissen. Und etwas später fahre ich zum ersten mal seit Monaten wieder mit meinem Eisenschwein-Gespann - wenn auch nur die Untergasse rauf und runter.

Vielleicht bin ich ja zu hellhörig und misstrauisch, aber ich glaube, alle möglichen unnormalen Geräusche aus dem Motor zu hören: Ein Klickern, seltsames Kupplungsrauschen, leichtes Klappern. OK, für heute ist Schluss, aber morgen gehts weiter. Muss irgendwie einen Luftfilter an den Bing-Vergaser bekommen, dann bin ich mit dem neuen schmalen Chromlenker unzufrieden. Vielleicht bau ich wirklich den goldenen Alulenker von Spiegler an - was liegt mir an Originalität. Dann noch den Getriebeölstand kontrollieren, den Tank mit mineralischem 2-Taktöl füllen und dann kann ich hoffentlich wenigstens eine kleine Fahrt machen. Aber nach wie vor hab ich kein Vertrauen in den Motor, weiss auch nicht genau, warum.

 

Rotax meets XBR

Heute findet im Motorradmuseum in Montabaur-Wirzenborn ein DKW-Markentreffen statt – der Plan war, dort hinzufahren. Leider kam was dazwischen und es reichte nur für 150 km Vogelsberg. Aber es geschahen seltsame Dinge, also wer weiss, wozu das Ganze gut war. So lest den Bericht meiner Einakufs-, Bummel- und XBR-Tour.

Die Alternativeplanung zu Wirzenborn war, erst mal zum US-Laden Schwalbach in Laubach zu fahren und dort ein paar Kleinigkeiten zu kaufen. Dann vielleicht noch so 100 km Gespannfahren durch den Vogelsberg. Im Prinzip lief der Vormittag auch so, bis auf eine kleine Sache, die noch dazu kam …….

Trotz der Sperrung der Strasse zwischen Freienseen und Laubach hab ichs geschafft, zu Schwalbach vorzudringen. Hab mir ein paar BW-Unterhemden zum Sonderpreis gekauft. Laubach ist voller Motorräder mit Kennzeichen aus dem Ruhrpott und dem Rheinland. Riesige Rudel davon schwärmen durch die Stadt und das Umland. Muss wieder so eine Aktion der Biker-Kooperation Laubach-Bochum sein. Bloss schnell weiter.

Am Ortsausgang von Gross-Eichen steht dieses Motorrad am Strassenrand, dabei ein Schild "Zu Verkaufen". Eine schwarze Honda 500 XBR mit Speichenrädern. Vor 3 Tagen hat mir mein alter Kumpel Reimund seine neue Clubman gezeigt, und jetzt läuft mir diese XBR über den Weg. Zufall, Schicksal, Fügung? Hab mal angehalten und mit den Verkäufern gesprochen. Die Honda ist leicht angegammelt, aber das ist hinzukriegen. Gute Bridgestone-Reifen, erst 36.000 km, Motor springt sofort an und klingt gut. Gerate mal wieder ins Grübeln, die XBR würde jedenfalls gut zu meinen Rotax-Eintöpfen passen.

Eine der schönsten Ecken im Feldatal ist zweifelllos die Gegend zwischen Stumpertenrod und Kestrich. Von dort lass ich mich nach Alsfeld treiben, dann weiter nach Homberg, dort den Seitenwagen voll Kuchen gepackt und dann heimwärts. Insgesamt lief die Fahrerei heute recht gut, das Wetter ging auch, zwar schwül und stürmisch, aber bis Mittags zumindest trocken. Jetzt gehts ab in die Werkstatt, die hab ich die nächsten 3 Wochen für mich alleine. Ruth und Egon sind im Motorradurlaub in Torgelow in Meck-Pomm.

Fahren in der Klimakatastrophe?

Unglaublich heiss und drückend ist dieser Tag. Denke, ich kann mir gegen 19:00 eine kleine Abkühlung auf dem Gespann verschaffen, aber das ist ein Irrtum. Alles unterhalb von Tempo 60 ist unerträglich. Nach 30 km zeigt mein RR-Ölthermometer schon 100 Grad an, und das bei meinem Gezuckel. Die Sonne scheint apokalyptisch auf den Planeten, das sieht heute irgendwie nicht gut aus. Hab auch nicht viel Freude an der Fahrt und bin nach 60 km wieder daheim. Manchmal glaube ich, wir haben wahrhaftig eine Klimakatastrophe.

In Berfa bei Regina und Reimund

Nach ein paar verregneten und überheissen Tagen war dieser Mittwoch mal wieder gemässigt und dem mitteleuropäischen Mai angemessen. Das heisst für mich, um 18:00 die 500 R gestartet und auf zu einer kleinen Fahrt. Enschliesse mich spontan, nach Berfa zu fahren und zu schauen, ob Reimund und Regina zuhause sind. Hab die beiden in diesem Jahr noch nicht gesehen. Auf gehts!

Ist natürlich keine Entfernung nach Berfa, und ruckzuck sind die 40 km abgerissen, Macht Spass, nach ein paar Wochen Pause mal wieder auf der 500 R zu sitzen. Das Fahrwerk mit der kurzen Schwinge ist noch handlicher als das meiner Silverstar, und der alte Rotax läuft noch einen Tick kerniger. Habe dennoch das Gefühl, ich müsste mal was an der Maschine machen: Gabelöl wechseln, Zahnriemen nachschauen, Kette und Ritzel prüfen und vielleicht den MZ Bremszylinder gegen einen von Grimeca tauschen. Naja, aber natürlich nicht heute, heute gehts nach Berfa.

In Berfa am Mühlwiesenweg angekommen sitzen Regina und Reimund mit Sohn Sven vor ihrem Fachwerkhäuschen. Freue mich über das Wiedersehen. Die beiden gehören zu den Menschen, die man auch nach Jahren immer wieder gerne sieht. Einfach gute Leute. Regina schön und jung wie eh und je, Reimund mit ein paar Pfündchen mehr als sonst. Und der kleine Sven macht gerade seinen Führerschein und wird zur Fahrstunde abgeholt.

Der Neuzugang von Reimund: Eine Honda GB 500, das schönste Motorrad, das Honda je gebaut hat! Und in einem Superzustand. Dagegen sieht meine 500 R natürlich äusserst schwach aus. Reimund startet die Maschine und nötigt mich zu einer Probefahrt. Mach ich natürlich und treibe den Eintopf einmal nach Ottrau und zurück. An die sportliche Caferacer-Haltung muss ich mich zunächst gewöhnen, aber dann passt es. Der Motor wirkt elastischer als meine Rotaxe, das Fahrwerk aber etwas steifer. Insgesamt eine tolle Maschine, und die paar Kilometer machen einen Mordsspass.

Neben der GB 500 haben die beiden noch das Guzzigespann, die kleine 350er Solo-Guzzi von Regina und den alten Landrover.

Es dämmert bereits, als ich nach 3 Stunden bei den beiden wieder aufbreche. In Alsfeld noch schnell getankt und dann in der Abenddämmerung nach Hause. Netter Abend!

 

Mit dem Gespann nach Thüringen

Gestern auf einem Schiesswettkampf gewesen und demzufolge nicht gefahren (und noch schlecht geschossen), aber am Sonntag soll es ein Zwischenhoch mit richtig Wärme und Sonne geben. Hab mir vorgenommen, früh aufzubrechen und mindestens mal bis Eisenach zu fahren, am besten noch ein Stück weiter nach Bad Langensalza, so als kleiner Test für das Forumstreffen in Leipzig (auch wenn es noch lange hin ist bis August). Und wahrhaftig, um 7:30 ist das Silverstar Gespann startklar und es geht in Richtung Osten.

Die Fahrt soll ein echter Härtetest für mich werden, d.h. viel Bundesstrassen, vielleicht sogar ein Stück Autobahn, und dann auch mal schauen, wie ich von Eisenach weiterkomme nach Bad Langensalza. Ist noch kühl morgens, also wird mit Funktionsunterwäsche gefahren. Schon nach wenigen Kilometern merke ich, dass ich nicht wirklich gut drauf bin. Fahre relativ unsicher und fühle mich insgesamt etwas dormelig. Der Wetterwechsel macht mir schon wieder zu schaffen. Aber egal, jetzt wird getestet. Zwischen Alsfeld West und Alsfeld Ost gehts auf die Autobahn. Aber die paar Kilometer sind ein echter Schock für mich! Habe ständig das Gefühl, dass die Fuhre nach links überkippt. Ist natürlich Blödsinn, aber ich fühle mich sehr unsicher und bin froh, dass es nur ein paar km sind. Aber auch auf der Landstrasse fahre ich heute anfangs sehr schlecht, es ist absolut nicht mein Tag. Erst auf der Rückfahrt wird das etwas besser.

In Breitenbach folge ich dem Schild "Burg Herzberg". Hier bin ich mindestens 30 Jahre nicht gewesen, und damals wars nachts zu einem Rockfestival. Es geht Kilometerweit durch den Wald, und dann irgendwann kommt zunächst der Turnierplatz mit den hölzernen Bauwerken.

Die Burg selbst ist sehr schön renoviert, der Zufahrtsweg dahin aber leider nicht. Ein elendes Geholper.

Dann weiter nach Bad Hersfeld und dort auf dem LOMO-Rasthof erstmal eine Karte vom hessischen Bergland gekauft. Und sofort so schnell wie möglich raus aus Bad Hersfeld auf die B 62 in Richtung Bad Salzhausen.

Mittlerweile hab ich Hessen verlassen und bin in Thüringen, hier an einem Froschteich mit sehr viel Gequake bei Vacha. Auf meinen frühen Fahrten in den 70er und 80er Jahren war ich mit der Maico ein paarmal in der Gegend, aber da war in Philippstal nicht nur Hessen zuende, sondern die BRD komplett. Ist doch eigentlich sehr schön, dass wir jetzt auch einfach weiter können!

Angekommen in Eisenach. Heute schau ich mir zumindest ganz kurz die herrliche Stadt an. Das hier ist das berühmte Lutherhaus mitten in der Altstadt.

Wunderschöne Fachwerkbauten, die Stadt ist wahnsinning schön. Frage ein älteres Ehepaar, wie ich am besten Richtung Bad Langensalza kommen, aber die beiden sind Amerikaner und können mir nur sagen, wo das Lutherhaus ist. Blöderweise finde ich absolut kein Hinweisschild für meine Richtung, nur Mühlhausen und die Autobahn sind ausgeschildert. Es wird mir auch zu heiss in der Stadt, also verlasse ich die Steinwüste wieder.

Zurück in den Thüringer Wald in Richtung Westen. Kurz hinter Eisenach verläuft der Rennsteig, und hier wird gestoppt und die Funktionsunterwäsche reiss ich mir vom Leib - es ist tierisch heiss geworden und ich schwitz selbst beim Fahren. Nach der Umkleideaktion am Rennsteig wirds sofort erträglicher.

Schöne Brücke über die Werra in Vacha. Dieses Örtchen wäre auch mal eine Besichtigung wert, aber heut ists mir dafür zu heiss.

In Marktsuhl wird getankt und ich besorge mir endlich eine Karte von Thüringen. Will eigentlich über Schencklengsfeld und das Haunetal zurück nach Hause, aber durch ein paar Strassensperrungen und vor allem durch meine heutige Unkonzentriertheit komme ich wieder durch Bad Hersfeld, später noch ungewollt durch Kirchheim. Bis Schwalmstadt schwimme ich noch im heftigen Sonntagmittagverkehr, bevors dann über Willingshausen und das Antrifttal wieder etwas netter wird. Aber auch das ist ein guter Test für Leipzig.

Bei Arnshain bin ich nun rund 7 Stunden im Sattel und hab knapp 300 km abgerissen. Kann nicht mehr sitzen, die Konzentration ist völlig hin und die Öltemperatur steigt auf 100 Grad im Rahmen. Also mal 30 Minuten pausiert, was gefuttert, bisschen was getrunken und entspannt. An diesem entlegenen Ort kommt doch plötzlich ein Guzzi V7 Spezial Gespann in schwarz vorbeigetuckert - Klasse! Und nur 10 Minuten später, ich bin gerade wieder gestartet, kommt mir ein Trupp alte Zündapps entgegen: Elastik, DB-Typen, 200 und 175S, alle top restauriert. Ein Zündapp-Club in unserer Gegend!