Gestern auf einem Schiesswettkampf gewesen und demzufolge nicht gefahren (und noch schlecht geschossen), aber am Sonntag soll es ein Zwischenhoch mit richtig Wärme und Sonne geben. Hab mir vorgenommen, früh aufzubrechen und mindestens mal bis Eisenach zu fahren, am besten noch ein Stück weiter nach Bad Langensalza, so als kleiner Test für das Forumstreffen in Leipzig (auch wenn es noch lange hin ist bis August). Und wahrhaftig, um 7:30 ist das Silverstar Gespann startklar und es geht in Richtung Osten.
Die Fahrt soll ein echter Härtetest für mich werden, d.h. viel Bundesstrassen, vielleicht sogar ein Stück Autobahn, und dann auch mal schauen, wie ich von Eisenach weiterkomme nach Bad Langensalza. Ist noch kühl morgens, also wird mit Funktionsunterwäsche gefahren. Schon nach wenigen Kilometern merke ich, dass ich nicht wirklich gut drauf bin. Fahre relativ unsicher und fühle mich insgesamt etwas dormelig. Der Wetterwechsel macht mir schon wieder zu schaffen. Aber egal, jetzt wird getestet. Zwischen Alsfeld West und Alsfeld Ost gehts auf die Autobahn. Aber die paar Kilometer sind ein echter Schock für mich! Habe ständig das Gefühl, dass die Fuhre nach links überkippt. Ist natürlich Blödsinn, aber ich fühle mich sehr unsicher und bin froh, dass es nur ein paar km sind. Aber auch auf der Landstrasse fahre ich heute anfangs sehr schlecht, es ist absolut nicht mein Tag. Erst auf der Rückfahrt wird das etwas besser.
In Breitenbach folge ich dem Schild "Burg Herzberg". Hier bin ich mindestens 30 Jahre nicht gewesen, und damals wars nachts zu einem Rockfestival. Es geht Kilometerweit durch den Wald, und dann irgendwann kommt zunächst der Turnierplatz mit den hölzernen Bauwerken.
Die Burg selbst ist sehr schön renoviert, der Zufahrtsweg dahin aber leider nicht. Ein elendes Geholper.
Dann weiter nach Bad Hersfeld und dort auf dem LOMO-Rasthof erstmal eine Karte vom hessischen Bergland gekauft. Und sofort so schnell wie möglich raus aus Bad Hersfeld auf die B 62 in Richtung Bad Salzhausen.
Mittlerweile hab ich Hessen verlassen und bin in Thüringen, hier an einem Froschteich mit sehr viel Gequake bei Vacha. Auf meinen frühen Fahrten in den 70er und 80er Jahren war ich mit der Maico ein paarmal in der Gegend, aber da war in Philippstal nicht nur Hessen zuende, sondern die BRD komplett. Ist doch eigentlich sehr schön, dass wir jetzt auch einfach weiter können!
Angekommen in Eisenach. Heute schau ich mir zumindest ganz kurz die herrliche Stadt an. Das hier ist das berühmte Lutherhaus mitten in der Altstadt.
Wunderschöne Fachwerkbauten, die Stadt ist wahnsinning schön. Frage ein älteres Ehepaar, wie ich am besten Richtung Bad Langensalza kommen, aber die beiden sind Amerikaner und können mir nur sagen, wo das Lutherhaus ist. Blöderweise finde ich absolut kein Hinweisschild für meine Richtung, nur Mühlhausen und die Autobahn sind ausgeschildert. Es wird mir auch zu heiss in der Stadt, also verlasse ich die Steinwüste wieder.
Zurück in den Thüringer Wald in Richtung Westen. Kurz hinter Eisenach verläuft der Rennsteig, und hier wird gestoppt und die Funktionsunterwäsche reiss ich mir vom Leib - es ist tierisch heiss geworden und ich schwitz selbst beim Fahren. Nach der Umkleideaktion am Rennsteig wirds sofort erträglicher.
Schöne Brücke über die Werra in Vacha. Dieses Örtchen wäre auch mal eine Besichtigung wert, aber heut ists mir dafür zu heiss.
In Marktsuhl wird getankt und ich besorge mir endlich eine Karte von Thüringen. Will eigentlich über Schencklengsfeld und das Haunetal zurück nach Hause, aber durch ein paar Strassensperrungen und vor allem durch meine heutige Unkonzentriertheit komme ich wieder durch Bad Hersfeld, später noch ungewollt durch Kirchheim. Bis Schwalmstadt schwimme ich noch im heftigen Sonntagmittagverkehr, bevors dann über Willingshausen und das Antrifttal wieder etwas netter wird. Aber auch das ist ein guter Test für Leipzig.
Bei Arnshain bin ich nun rund 7 Stunden im Sattel und hab knapp 300 km abgerissen. Kann nicht mehr sitzen, die Konzentration ist völlig hin und die Öltemperatur steigt auf 100 Grad im Rahmen. Also mal 30 Minuten pausiert, was gefuttert, bisschen was getrunken und entspannt. An diesem entlegenen Ort kommt doch plötzlich ein Guzzi V7 Spezial Gespann in schwarz vorbeigetuckert - Klasse! Und nur 10 Minuten später, ich bin gerade wieder gestartet, kommt mir ein Trupp alte Zündapps entgegen: Elastik, DB-Typen, 200 und 175S, alle top restauriert. Ein Zündapp-Club in unserer Gegend!