Eine Winterfahrt ?

4 Wochen kein Gespann gefahren – das ist eindeutig zu lang! Immer, wenn das Wetter gut war, hatte ich keine Zeit und wenn ich mal Zeit hatte, regnete es. Aber jetzt, an diesem Sonntag im Januar, passte alles. Der Wetterbericht sagt eine Regenwahrscheinlichkeit von 6 % für den Vogelsberg voraus – das ist quasi nichts. Um 9:00 scheint bereits die Sonne, aber die Straßen sind noch sehr nass. Aber um 10:30 trocknet der Asphalt allmählich und ich packe alles für eine Winterfahrt zusammen. Aber Stopp: Eine Winterfahrt?

Eindeutig: Mit Winter hat diese Fahrt nichts zu tun, eher mit Frühling. Sonnenschein, Temperaturen um 12 Grad, dazu aber ein starker Wind. Da kommen wirklich Frühlingsgefühle auf. Meine ES250/1 und ich zirkeln über Homberg und Kirchhain, dann über Nebenstrecken nach Marburg. Von dort via Ebsdorfergrund, Grünberg und Laubach nach Schotten und über Freienseen zurück ins Tal der Ohm. Ergibt summa summarum 130 km. Das gute Eisenschwein hat mich wieder ohne Panne durch Mittelhessen geklappert.

In Grosseelheim wird die Ohm gestaut, nicht zu einem großen See, aber in ein paar Vorhaltebecken.

Die Firma Hermann Wagner verkauft in Heskem die vorzüglichen John Deere Schlepper.

Die große Wolke versetzt die Straße nach Stangenrod für 10 Minuten in Dunkelheit.

Der Sonne nahe: Die Grillhütte in Wettsaasen bietet durch die Höhenlage einen wunderbaren Ausblick in alle Richtungen. An diesem Sonntag Vormittag habe ich den schönen Platz für uns allein.

Hier der Blick in Richtung Hoherodskopf. Wenngleich leicht verschandelt durch zu viele Windkraftanlagen fasziniert die karge Vogelsberg-Landschaft mich immer wieder. Ich liebe Mittelgebirge!

 

Gespann-Salamitaktik

An diesem Regenfreien Sonntag soll es eigentlich eine kleine Tour mit der 500 R geben, aber die nassen Strassen halten mich davon ab. Trotz Sonne will der Asphalt bei 95% Luftfeuchtigkeit einfach nicht trocknen. Alternative sind kleiner Arbeiten am Silverstar Gespann – da will ich ja auch etwas weiter kommen. Also ran an die Kleinigkeiten:
Salamitaktik oder Politik der kleinen Schritte.

Mit den Arbeiten an der Telegabel komme ich leider nicht weiter: Dazu brauche ich einen zweiten Mann, um die verklebten Verschlussstopfen abzubekommen. Aber Egon ist auf Tour in Skandinavien und bringt deutsche Schrauben zu Volvo nach Göteborg. Aber es sind noch genug andere Dinge zu erledigen – mehr als genug. Dennoch: Die Gabel muss ich bald angehen, das ist ein echter Meilenstein.

Erstmal Elektrik: Die Batterie kommt raus, dafür soll eine Autobatterie in den Seitenwagen. Das gibt Raum für einen vernünftigen Sicherungskasten an dieser Stelle. Zwei Aluhalter nehmen den Sicherungskasten über Schwingmetalle auf. Der gleichgerichtete Strom aus dem Regler/Gleichrichter wird gleich mit über eine Sicherung geführt - hat MZ leider versäumt. Für die Batterie Plus- und Minusanschlüsse gibts je einen Stützpunkt in Form eines Schwingmetalls. Da kommen die alten Batteriekabel drauf und später auch die neuen Leitungen in den Seitenwagen.

Von Edmund Peikert sind mittlerweile weitere Anschlussteile eingetroffen. Jetzt passt auch der zentrale Anschluss am Schwingenbolzen. Das berühmte Mass B muss 100 mm sein, und nicht die von mir falsch bemessenen 50 mm.

Für den hinteren Anschluss ist eine neue Gewindehülse mit 370 mm Länge gekommen. Das passt jetzt auch besser. Nun kann ich auch an allen Anschlüssen die provisorisch eingesteckten Schrauben gegen passende M12er austauschen und alles richtig festziehen. Jetzt fühlt sich das Gespann beim Schieben schon richtig stabil an.

Wo ich grad so schön dran bin, wird auch noch ein breiterer Gespannlenker montiert. Habe noch einen Spiegler 0310 aus golden eloxiertem Aluminium. Der wird genommen und es passt auch fast alles, bis auf die Bremsleitung. Da muss ich längere bestellen. Der Lenker gefällt mir gut, der sportliche Originallenker der Silverstar ist für mich nicht geeignet.

Heute habe ich zum ersten mal das Gefühl, dass das Gespann kurz vor der Vollendung steht. Aber ich weiss natürlich, dass noch sehr viele Dinge gemacht werden müssen. Doch es sieht schon nach Gespann aus und die erste Probefahrt (ohne Boot) dürfte bald möglich sein. Aber Obacht: Bei meinem ersten Gespannprojekt vor 25 Jahren habe ich die Max auch so gefahren, und das ist in der ersten Kurve geradeaus im Unterholz geendet. Hat mir 4 Monate Krankenschein wegen Sprunggelenkbruch eingebracht.

Will gerade für Heute Schluss machen und Mittagessen gehen, da brummts im Hof und 2 Russengespanne vom Grünberger AMC laufen ein. K-O will seinem Kumpel unsere Werkstatt zeigen, und jetzt wird erstmal ein bisschen Benzin geredet. Die Russentreiber vom AMC sind schon eine klasse Truppe. In 14 Tagen (20.1.07) veranstalten die ihr alljährliches Kristallgrillen - da gehts auf jden Fall hin.

Die beiden wollen noch auf den Hoherodskopf und ins Oldtimer Cafe. Hätte schon Lust, da mitzufahren, aber das passt jetzt leider nicht. Also ziehen die Gespanne ohne MZ-Begleitung ab. Netter Besuch!

Wartung und Pflege

Neujahr, Feiertag, Regen – da ziehts mich in die Werkstatt. Will eigentlich am Silverstar Gespann weitermachen und die Gabel ausbauen. Aber es kommt anders: In der Garage sehe ich, wie sich der Flugrost auf dem Auspuff des ES 250/1 Gespannes ausbreitet. Ausserdem ist der Blinkerhalter auf dem Seitenwagenkotflügel locker, um da ranzukommen, muss das SW-Rad raus. Also an mein Eisenschwein: Wartung und Pflege.

Die Spannungsversorgung des SW-Blinkers hatte ich damals etwas schlampig gelöst. Das wird jetzt etwas entschärft: Goldstecker angelötet, Kabelaussparung angefeilt, Plastiktülle angebaut. Ist zwar immer noch nicht optimal, was ich da gebaut habe, aber doch etwas besser. Dann ist eine mittlere Chromschutzaktion angesagt: Lenker, Auspuff und diverse andere Teile neigen zu Flugrost. Die letzte Fahrt durch den Taunus war doch sehr feucht und in der Werkstatt ist es auch immer etwas klamm. Muss ich ein Auge drauf halten.
Nachmittags, als alles getan ist, wird noch versucht, die Verschlussschrauben der Silverstar Gabel zu lösen: Vergeblich, die sitzen wie angeschweisst – genauso wie es im gelben Wildschreibuch beschrieben ist. Das gibt eine eigene Aktion.

Viel Arbeit und so wenig zu sehen: Immerhin ist die Gummitülle als Verbesserung deutlich zuerkennen.

Noch schnell die neu bezogene Sitzbank an die 500 R geschraubt. Sieht gut aus, da hat der Militäremmentreiber gute Arbeit geleistet.