Noch ein halber Tag

….. ist heute notwendig, um für die TÜV-Prüfung am Montag gewappnet zu sein. Das fällt nicht weiter schwer, denn das Wetter ist wirklich mies: Sehr häufige Regenschauer, die sich teilweise gewaschen haben und nur ganz kurze Regenpausen. Da schraub ich lieber an der Enfield Numero Zwei.

Royal Enfield Bullet ES

Eigentlich sinds nur noch Kleinigkeiten: Die linke Lenkerarmatur verdrehfest montieren, die Fussrastenschrauben nachziehen, ein paar lockere Schrauben entdecken und ein klapperndes Distanzstück am Ständer beruhigen.

Royal Enfield Bullet ES

Und weils so schön ist und genügend kleine Voltmeter vorhanden sind, baue ich eines davon verdeckt in den Seitenkasten ein. Nur so als Diagnose-Tool.

Royal Enfield Bullet ES

Jetzt noch 5 Liter Sprit in den Tank füllen, und dann ist für Morgen früh (7:00) alles bereit. Zwar entdecke ich noch, dass fälschlicherweise das Hauptlicht auch ohne Zündung einzuschalten ist, aber das repariere ich später. Nicht dass ich sonst vor einem elektrotechnischen Scherbenhaufen stehe.

Und so werde ich die Enfield immer starten bzw. den Motor abstellen:

  • Sprithahn auf
  • Zündung an
  • Deko ziehen und halten
  • Anlasser betätigen bis er den Motor auf Drehzahl gebracht hat
  • Deko gehen lasse

Motor abstellen:

  • Immer nur mit Deko abstellen – grundsätzlich und ausschließlich

Da soll dem Anlasser-Freilauf ein langes Leben bescheren. Ich bin geneigt, dass zu glauben, denn zu Rotax-Zeiten haben wir das genau so gemacht.

 

Numero Zwei

….. oder नंबर दो, wie der Inder auf Hindi sagt. Jetzt habe ich nach einer Pause von rund 5 Jahren wieder eine Enfield, eben meine Numero Zwei. Heute holen wir zu dritt das Motorrad ab und so haben auch Jörg und Reinhard die Chance, die ungewöhnliche Firma Wannabe Choppers kennen zu lernen. Bereits um 8:00 starten wir mit dem Hänger hinterm Audi in Richtung Rechtenbach.

Enfield Bullet

Schnell sind die knapp 35 km über den Gießener Ring abgerissen. Während Reinhard und Jörg die Firma gezeigt bekommen, schiebe ich die Enfield aus den Betriebsräumen …..

Enfield Bullet

…. bewundere die indische Schönheit ein wenig von allen Seiten und völlig ungestört. Und dann schiebe ich sie mal eben …….

Enfield Bullet

….. auf den Hänger. Ist auch alleine kein Problem, aber ich muss mich wohl daran gewöhnen, wieder ein leichtes Motorrad im Bestand zu haben: 175 Kilo wiegt die schlanke Inderin.

Royal Enfield Bullet

Später zu Hause nehme ich mir Numer Zwei dann intensiv vor. Schließlich werde ich am Montag gleich zum TÜV und zur Zulassungsstelle fahren. Da möchte ich keine Überraschungen erleben. Zunächst nehme ich mir den linken Blechkasten vor, der ein wenig Elektrik und das Abgasrückführungssystem beherbergt. Bei der Besichtigung gab es da leichte Kontaktschwierigkeiten und zwar an der Sicherung. Diese Glassicherung wird entfernt und statt dessen ……

Royal Enfield Bullet

….. ein kleiner Sicherungskasten mit Flachsicherungen verbaut. Viel besser! Etwas später entdecke ich unter dem Sattel eine weitere fliegende Sicherung, ebenfalls mit Glaskorpus. Auch die wird entfernt und die Leitungen auf den neuen Sicherungskasten gelegt.

Royal Enfield Bullet

Die Enfield stand ohne Spiegel bei Wannabe Choppers, aber in einer Einkaufstüte mit ein paar Ersatz- und Verbrauchsteilen finde ich zwei Stück. Die allerdings sind so häßlich und schäbig, dass ich zwei Highsider Spiegel aus meinem Vespa-Bestand nehme. Sehen ganz schick aus, aber ich brauche tatsächlich einen Augenblick, bis ich das Befestigungsschema duurchschaue.

Royal Enfield Bullet

Als nächstes entferne ich den Sattel und den Gepäckträger. Statt dessen werde ich für den TÜV die Sitzbank montieren – nicht dass mir ein übereifriger Prüfer noch eine Beschränkung auf eine Person einträgt. Bei dieser Aktion zeigt sich, dass die beiden Stehbolzen der Sitzbank/Sattelbefestigung völlig vermurkste Gewinde haben – alle beide. Sind natürlich Zollgewinde, und so schneide ich metrische Gewinde und drehe zufällig vorhandene VA-Stehbolzen ein.

Royal Enfield Bullet

Und schon ist die Sitzbank montiert. Gefällt mir beinahe noch besser als der Sattel, obwohl der unübertroffen bequem ist. Mal abwarten, wofür ich mich dauerhaft entscheiden werde.

Royal Enfield Bullet

Zu guter letzt montiere ich schon mal eines meiner DQ-Kennzeichen aus dem Altbestand. Natürlich mit Alu-Unterlage und Gummi-Zwischenlage.

A hard rain is gonna fall

Und weil es mittlerweile 18:00 ist und es zu regnen beginnt, beende ich diesen überaus angenehmen Schraubertag an der Enfield. Im Gegensatz zur Schrauberei an der grünen Cosa hat mir das hier richtig Freude bereitet. Eine Probefahrt fällt jetzt aber aus, die verschiebe ich auf später.

Das war also mein erster Tag mit Numero Zwei. Die Enfield ist erstmals 2008 in den Verkehr gekommen, sie hat nur eine Vorbesitzerin. Der Kilometerstand beträgt 14.500 und der optische Zustand ist 1A – keine Rost, kein Gammel, keine Kratzer. Wenn der technische Zustand ebenso gut ist, bin ich mit Numero Zwei sehr zufrieden.

Dem Motorrad liegt ein Certificate of Conformity bei, dem ich entnehme, dass es bereits 2007 gebaut wurde

 

Ooops, I did it again

Zweifellos ein Rückfall, aber hier stehe ich und kann nicht anders. Und so muss ich hier und heute berichten, wie es passieren konnte, dass erneut eine Royal Enfield Bullet in meine Garage kommt.

Sportster 883

Bei schönstem Wetter starte ich um 13:00 die Harley, um in eine mir relativ unbekannte Gegend zu fahren: Es handelt sich um das Grenzbegiet von Gießener Land, Lahn-Dill Waldland und Vorder-Taunus. Hier gibt es noch viele Straßen für mich zu erkunden. Hier befinde ich mich zwischen Langgöns und Hüttenberg.

Wannabe Choppers

Und dann komme ich in Rechtenbach an die Halle von Wannabe Choppers. Die Firma ist mir zwar bekannt, aber ich bin noch nie da gewesen. Also angehalten ………

Wannabe Choppers

….. und erst einmal von außen geschaut. Eine Riesenhalle, ein paar Container, ein rostiges Gespann auf einem der Container und ein paar Kräder vor der Tür.

ricky

Innen stolpere ich direkt über Ricky, den Chef der Firma, der gerade an einer 500er Bullet schraubt. Tja, und diese Bullet wird es dann. Nach kurzer Probefahrt sind wir uns einig und ich werde die Enfield in 1 oder 2 Tagen abholen. Dass die Maschine aufgrund von Kontaktschwierigkeiten zunächst nicht anspringen will, ist lediglich ein kleiner Schönheitsfehler.

Beschwingt durch die wunderschöne Enfield blubbere ich dann insgesamt 90 Meilen durch die Gegend – und bald endlich wieder mit einem Eintopf. Denn trotz aller Probleme, die ich mit meiner ersten Enfield hatte, bin ich immer ein Freund dieser urigen Inderinnen geblieben.

Sportster 883

Zum Abschluß lege ich ich Stop am Falltorhaus ein, der aufgrund der netten Gesellschaft am „Stammtisch“ zeitlich ziemlich ausartet. Jetzt nochmal 20 Meilen durch den Vogelsberg, und dann war’s das für heute.

Zero Emission

….. oder doch lieber urigen Viertaktsound? Die Frage stelle ich mir heute, denn nach einem vorzüglichen Mittagessen mit gegrillter Rehkeule bei Reinhard geht es nach Lich. Dort handelt das Unternehmen ServiceWelt24 sowohl mit Elektromotorrädern von Zero als auch mit der altehrwürdigen Marke Royal Enfield.

Zero Motorcycles

Angekommen in Lich stehen bereits im Eingangsbereich die Zero Maschinen. Ich finde, die sehen durchaus aus wie richtige Motorräder.

Zero Motorcycles

Die rote Strassenmaschine könnte doch glatt ein „normales“ Naked Bike sein. Mit Preisen zwischen 12- und 17.000 € und der fehlenden Infrastruktur in Sachen Elektrofahrzeuge sind die Maschinen allerdings keine Sonderangebote und ich bin eindeutig nicht bereit für den Umstieg auf saubere Energie.

Zero Motorcycles

Der Elektroantrieb ist bei den Zeros ziemlich versteckt, wobei die Motoren mit ihren Kühlrippen durchaus ansehnlich sind.

RE Efi

Aber kommen wir zurück auf den Boden des hier und jetzt und wenden uns den Royal Enfield Motorrädern aus Indien zu. Diese Marke fasziniert mich ja schon sehr lange und eine kurze Zeit hatte ich selbst das ältere Modell, eine sogenannte Pre-unit. Die heutigen EFis sind wesentlich moderner und haben auch den altersgerechten E-Starter. Hier das Modell in Military-Grün.

RE

Diese geschmackvoll lackierte gefällt mir noch besser.

RE

Mein absoluter Favorit aber ist die Luxusausführung in Schwarz und Chrom, mit dem diese beiden Herrschaften gerade auf eine Probefahrt gehen.

Tja, und jetzt grübele ich darüber, ob ich mir besser eine neue EFI oder eine gebrauchte Pre-unit mit Elektrostarter holen soll. Da muss ich noch einige male tief in mich gehen.

Die lange Pause

Und das war s jetzt für fünf lange Jahre mit einer Royal Enfield. In dieser Zeit bin ich zwar nicht ohne Motorrad, aber ohne Enfield. Waren wirklich schöne Maschinen darunter, aber die Enfield habe ich quasi sofort vermisst – ich wusste also gleich, dass ich einen Fehler gemacht habe.

Aber weil wenig im Leben in Stein gemeißelt ist, kann ich diesen Fehler sechs Jahre später wieder heilen. Und dann beginnt die Geschichte wieder von vorn.