AC/DC

Ab Ende der 90er Jahre haben die Bullets ja das AC/DC-System als Bordspannung. Dabei wird ein Teil der Lichtmaschinenleistung gleichgerichtet und auf 12 V geregelt, während eine separate Spule eine Wechselspannung erzeugt, die nur geregelt wird und ausschliesslich die Scheinwerferleuchte versorgt.

Ich kann nicht sagen, dass mir dieses System gefällt – bei der Vespa, wo es ganz ähnlich aussieht, hab ich die Lima ja auf reinen DC-Betrieb umgebaut. Bei der Bullet bin ich soweit leider noch nicht, aber was ich heute trotzdem machen werde ist der Versuch, die Wechselspannung auch für die Scheinwerferleuchte zu nutzen. Anfangs war die AC-Elektrik ja völlig verquast und ich hab sie nur notdürftig und auch nicht ganz korrekt zurückgebaut.

Nach 30 Minuten Elektrobastelei muss ich aber einsehen, dass die separate Spule keine Spannung liefert – nichts, rein gar nichts. Also verdrahte ich jetzt so um, dass alles korrekt funktioniert, aber eben auch komplett über den DC-Kreis versorgt wird. Funktioniert alles, aber ich will auf einer Probefahrt sehen, wie sich das DC-Bordnetz mit Beleuchtung verhält.

Enfield Bullet

Nach 10 Kilometern mit Licht kann ich sagen, dass auch dabei noch genügend Leistung zur Verfügung steht und die Batterie geladen wird. Durch meine Rumprobiererei mit dem Licht hab ich den Akku ganz schön belastet, aber jetzt wird er wieder geladen, auch mit Licht. Dennoch dehne ich die Probefahrt noch etwas aus – der Regen hat nämlich aufgehört und das Wetter ist richtig nett geworden.

Enfield Bullet

Wolkenspiel im Vogelsberg, schön, aber äusserst herbstlich.

Enfield Bullet

50 Kilometer bewege ich die Enfield mit voller Beleuchtung durch die Landschaft und beim flotten Fahren wird schön geladen. An der Ampel, also bei Standgas. mit Licht und Blinkern geht das Amperemeter leicht in den negativen Bereich. Da heisst es, danach den Motor flott zu drehen.

Später und wieder zu Hause bereite ich die Enfield auf das grosse Ereignis am Wochenende vor: Auf das Treffen in der Mitte im Rheintal. Bisschen Fett hier, bisschen Öl da und ein wenig Packen tue ich die Maschine auch schon.

Teillastruckeln

….. oder auch Konstantfahrruckeln nennt man das, wenn ein Motor im unteren bis mittleren Drehzahlbereich bei gleicher Gashand ein mehr oder weniger leichtes Ruckeln zeigt. Und das hatte ich ja gestern ein wenig auf der Probefahrt mit der Enfield. In den meisten Fällen ist das durch eine größere Leerlaufdüse zu beseitigen, und so schraube ich heute am Vormittag eine 30er LLD in den Mikcarb-Vergaser. Mach ich diesmal, ohne den Vergaser auszubauen oder zu verdrehen, einfach die Schwimmerkammer entfernt und dann blind mit einem kleinen Schraubendreher die Düse raus- und die neue rein geschraubt. Bei der Gelegenheit wechsele ich gleich die vier Schlitzschrauben der Schwimmerkammer gegen Inbusschrauben, die ich vorher auf 15 mm abgelängt habe.

Und dann geht es erneut auf eine Probefahrt.

Royal Enfield Bullet 500 ES

Schon beim Warmfahren des Motors spüre ich die Verbesserung. Trotzdem fahre ich den Motor konsequent 12 km mit gebremstem Schaum und lasse ihn dabei schön langsam warm werden. Dann aber wird etwas heftiger am Gasseil gezogen und die Maschine läuft tatsächlich noch besser als gestern, wobei das auch schon ganz gut war. Nach 20 Kilometern ist der Motor dann richtig heiss und ich halte eine erste Rast um zu sehen, ob alles OK ist.

Royal Enfield Bullet 500 ES

Alles bestens, also weitere 20 km durch den Vogelsberg. Sowohl im unteren als auch im oberen Bereich verhält sich der Motor jetzt einwandfrei, weshalb ich ihm dann ein Päuschen im Schlosshof von Laubach gönne.

Royal Enfield Bullet 500 ES

Das mag ich einfach: Historische Gebäude und klassische Fahrzeuge.

Royal Enfield Bullet 500 ES

Jetzt noch einmal 20 km gefahren und dabei ganz bewusst auf den Teillastbereich geachtet: Klare Verbesserung. Die nächste und letzte Pause gibt es dann auf einem meiner Lieblingsplätze am Waldrand nahe Röthges.

Royal Enfield Bullet 500 ES

Wenn so ein Maschinchen richtig tuckert, macht eine Probefahrt gleich noch mehr Spaß: So sieht ein zufriedener Enfield-Treiber aus.

Noch weitere 30 km und dann kann ich den Test erfolgreich beenden. Denke, mit diesem Setup werde ich am Wochenende ins Rheintal fahren. Aktuell sieht das Setup so aus:

  1. Abgasrückführung ausgebaut
  2. Motorentlüftung nicht mehr ins Gehäuse geleitet, sondern auf die Kette
  3. Luftfilter nach Methode Flo in die Teedose verlegt
  4. Düsennadel in 2. Kerbe von unten
  5. Hauptdüse 120
  6. Leerlaufdüse 30

Gestern hat Reinhard in Aussicht gestellt, die dicken Auspufftröten der schottischen Thunderbird zur Verfügung zu stellen: Eine für Marcus, eine für mich. Wahrscheinlich geht dann die Einstellerei und die Testfahrerei wieder von vorne los. Aber was macht man nicht alles für eine gute Optik und einen angenehmen Klang?

 

Im Microkosmos

Heute habe ich das Amöneburger Becken zu meinem Microkosmos erklärt. Meist durchfahre ich diese kleine Landschaft einfach, wobei ich deren Schönheit aber schon jedes mal würdige. Diesmal aber ist das Amöneburger Becken mein erklärtes Ziel und ich werde mindestens 100 km darin fahren. Das betrachte ich als Testfahrt für das „Treffen in der Mitte“ am nächsten Wochenende im Rheintal bei Lorch.

Bis mittags ist es heute brütend heiss, aber dann zieht es sich etwas zu – und das ist mein Zeichen: Auf ins Amöneburger Becken.

Royal Enfield Bullet 500 ES

Ein Traum, dieses Wetter: Warm, aber nicht heiss, leicht bewölkt und ein recht kräftiger Wind. Die Enfield fährt prima und das allbekannte Grinsen stellt sich schon beim Ankicken ein. Hier befinde ich mich brereits kurz vor Weitershain, was für mich das Tor zur Rabenau und zum Ebsdorfergrund darstellt.

Royal Enfield Bullet 500 ES

Und wenn Weitershain das Tor zur Rabenau ist, dann ist das Rondinchen bei Deckenbach das Tor ins Amöneburger Becken. Hier oben treffe ich überraschenderweise den Senior von Motorrad Enders mit Gattin und Enkelchen – und auch ihm gefällt meine Enfield. Im Hintergrund ist das Zentrum meines Microkosmos zu sehen: Amöneburg auf dem „Pickel“.

Royal Enfield Bullet 500 ES

Und schon bin ich mitten drin im Amöneburger Becken. Zuerst suche ich einen der vielen kleinen Rastplätze mit Marterl auf.

Royal Enfield Bullet 500 ES

Wie man sieht bin ich dem Ort Amöneburg schon recht nahe. Meine etwas luftig gewählte Motorradbekleidung ist heut übrigens goldrichtig.

Royal Enfield Bullet 500 ES

Wenn ich schon im Becken bin, ist ein Besuch des Amöneburger Marktplatzes natürlich Pflicht. Heute sind auch wieder zwei Cafes geöffnet, wie schön.

Royal Enfield Bullet 500 ES

Und direkt am Marktplatz ist das alte, verschieferte Haus zu verkaufen. Hätte wohl seinen Reiz, hier oben zu leben – aber vielleicht wäre es mir auch schnell zu „städtisch“. OK, ich bleib auf dem Dorf.

Kurz nach dem Abstieg vom Pickel bleibt die Enfield stehen: Umschalten auf Reserve löst das Problem sofort. Nun gibt es zwar soweit ich weiss im gesamten Amöneburger Becken keine Tankstelle, aber Kirchhain ist nur 6 km entfernt und da wimmelt es nur so vor lauter Tankstellen.

Royal Enfield Bullet 500 ES

Nach dem Tanken gehts direkt zurück ins Becken, und zwar zu dieser schönen Kapelle. Zwischen den Grabsteinen sitzt eine jüngere Lady und sonnt sich. Wir kommen ins Gespräch, sie mag meine Enfield und ist bis vor kurzem selbst Motorrad gefahren. Das ist eine gute Grundlage für ein längeres Gespräch.

Magdalenen Kapelle

Hier etwas zur bewegten Geschichte der Madgalenen Kapelle.

Royal Enfield Bullet 500 ES

Am Segelflugplatz gibt es außer einer großen Halle nichts zu sehen, also weiter, diesmal über die ganz kleinen Wirtschaftswege. Hier fällt mir auf, wie herbstlich die Landschaft schon aussieht – und das Anfang Juli, also im Hochsommer. Ist wirklich sehr merkwürdig, dieser Sommer 2016.

Royal Enfield Bullet 500 ES

Absolute Pflicht ist ein Besuch auf Schloß Rauischholzhausen. Ich fahre über einen Wirtschaftsweg durch den Park direkt auf den Schlosshof, was zum Glück niemanden stört. Schloß und Enfield. das passt natürlich perfekt.

Royal Enfield Bullet 500 ES

Fühle mich tatsächlich wie in England.

Schloß Rauischholzhausen

Und ich nehme mir vor, das Schloß-Cafe zu besuchen. Hier schon mal die Öffnungszeiten.

Royal Enfield Bullet 500 ES

Über die Brucker Mühle verlasse ich meinen Microkosmos und mache mich allmählich wieder auf den Heimweg.

Royal Enfield Bullet 500 ES

Der Heimweg führt mich über die Land- und Ortschaften von Homberg, und da schaue ich auch mal wieder bei der schönen Hecken-Allee bei Dannerod vorbei.

Royal Enfield Bullet 500 ES

Hier ist das kleine Wartehäuschen inzwischen fast komplett zu gewachsen.

Royal Enfield Bullet 500 ES

Ein letzter Ministopp im Feldatal.

Im Feldatal

Der Wind ist mittlerweile noch kräftiger geworden, wobei es immer noch angenehm warm ist – und das, obwohl von der Sonne nicht viel zu sehen ist.

Nach 120 km wunderbaren Qualitäts-Kilometern bin ich wieder zuhause. War mal wieder eine klasse Fahrt und jeder Meter mit der Enfield hat viel Spass gemacht. Aber etwas hat mir der Tag heute noch gezeigt: Im Teillastbereich neigt der warme Motor zum sogenannten Teillastruckeln. Das hoffe ich mit einer nochmals leicht vergrößerten Leerlaufdüse beseitigen zu können. Aber das mach ich erst morgen.

HD 120

Heute kommt die 120er Hauptdüse vom Flo, und damit hoffe ich, das helle Kerzenbild etwas verbessern zu können. Also trotz schönem Wetter ab in die Werkstatt und zum x-ten mal den Tank abgebaut und den Vergaser geöffnet. Mittlerweile sind mir diese Handgriffe in Fleisch und Blut übergegangen.

Enfield Bullet 500 ES

Vergaser drehen, Deckel des Schiebergehäuses abschrauben und die Schwimmerkammer öffnen – und schon hab ich alle Düsen vor mir auf dem Präsentierteller.

Enfield Bullet 500 ES

Und rein mit der 120er HD (Hauptdüse). Die Düsennadel hänge ich zurück in die 2. Kerbe von unten, mache also das Gemisch wieder etwas magerer, nachdem ich es vorher über die dicke Hauptdüse angefettet habe.

Enfield Bullet 500 ES

Wo ich schon dabei bin, wechsele ich eben die Strebe zwischen Rahmen und Zylinderkopf aus: Raus mit dem billigen Pressblechteil und dafür kommt diese wunderschöne massive Strebe aus VA hinein. Nicht wichtig, aber einfach schöner. Ist britische Qualitätsware.

Enfield Bullet 500 ES

Plötzlich ertappe ich mich dabei, die Schwimmerkammer des indischen Mikcarb-Vergasers mit Polierpaste zu behandeln. Der Aluguss ist aber auch dermaßen mies und rau, das kann ich einfach nicht ertragen. Und tatsächlich beginnt das indische Teil ganz allmählich zu glänzen.

USB Steckdose für die Enfield

Diese USB-Steckdose ist zwar auch heute angekommen, aber für den Einbau müsste ich ein 12er Loch auf 30 mm auffeilen. Da leih ich mir lieber einen Stufenbohrer von Reinhard aus.

Enfield Bullet 500 ES

Aber das baue ich noch eben ein: Die noble VA-Schraube zur Befestigung des Batteriedeckels ersetzt ab sofort ein unglaublich schlechtes und klapperiges indisches Kunststoffschloß. Bei dem hatte ich immer Angst, den Deckel zu verlieren – das ist ab sofort vorbei.

Enfield Bullet 500 ES

Fertig für heute! OK, den Tank musste ich noch einmal abbauen, weil ich den Gaszug schlampig verlegt hatte. Aber jetzt passt alles und ich kleide mich um für eine Probefahrt. Sieht zwar nach Regen aus, aber wenn ich in der Nähe meine Testkreise ziehe, kann ichs‘ wagen.

Inzwischen habe ich an der Enfield das folgende Setup:

  1. Abgasrückführung ausgebaut
  2. Motorentlüftung nicht mehr ins Gehäuse geleitet, sondern auf die Kette
  3. Luftfilter nach Methode Flo in die Teedose verlegt
  4. Düsennadel in 2. Kerbe von unten
  5. Hauptdüse 120
  6. Leerlaufdüse 27,5
Enfield Bullet 500 ES

Mit diesem Setup springt die Enfield prima an und läuft auch ganz gut los. Das Ansauggeräusch ist etwas vernehmbarer geworden, aber die Maschine ist weit davon entfernt, zu laut zu sein. Jetzt fahre ich Richtung Schotten und nach 10 km Warmfahren kann ich auch mal höher drehen.

Die Maschine benimmt sich sehr ordentlich, und als ich sie nach 20 km noch etwas am Vergaser fein-tune, bin ich zufrieden: So kanns bleiben.

Enfield Bullet 500 ES

Schaue kurz auf eine Schorle am Falltorhaus vorbei, wo nicht sehr viel los ist. Aber ich sollte bedenken, dass es früher Freitag-Nachmittag ist und da ist noch viel arbeitende Bevölkerung in den Büros und Werkshallen. Vom Wirt erfahre ich dann, dass der Motorradtreff wahrhaftig noch in diesem Jahr geschlossen wird – schade, sehr schade.

Enfield Bullet 500 ES

Die letzten Testfahrten nach Vergasermodifikationen waren ziemlich genau 100 km lang, und die strebe ich auch heute an. Also erweitere ich meine Runden rund um Schotten noch ein wenig.

Enfield Bullet 500 ES

Meine Lieblingsstrecke zwischen Altenhain und Freienseen befahre ich heute gar drei mal – weil’s so schön ist mit der Bullet.

Enfield Bullet 500 ES

Nachdem ich bei Reinhard eben den Stufenbohrer geholt habe und dabei einem kleinen Schauer entkommen bin, geht die Testfahrt weiter. Aber die 100 km schaffe ich heute nicht, dazu sieht es zu oft nach Regen aus. Immerhin komme ich auf 80 km, und das ist auch genug.

Als ich dann in den heimischen Hof rolle, kommen Bärbel und Jürgen durchs Tor. Wir kennen uns nicht, aber sie haben die Enfield gesehen und gehört und sind ihr gefolgt. Die beiden sind Neu-Sellnröder und habe ein paar ganz feine Motorradklassiker zu Hause, darunter eine Triumph Thruxton und eine Honda CB750 K2. Sehr angenehme neue Bekannte!

Enfield Bullet 500 ES

Etwas später kommt dann die Zündkerze heraus und ich finde, so kann man das lassen.

Das Treffen in der Mitte

Am Wochenende vom 15.-17.7 findet dieses Treffen in der Mitte statt. Es ist ein Treffen des Enfield-Forums und der Ort des Treffens ist Ransel bei Lorch. Das ist nun aber eine Gegend, in der ich mich überhaupt nicht auskenne  und so befasse ich mich heute ein wenig mit der Routenplanung.

Dabei stosse ich auf den Motorrad-Routenplaner Kurviger.de, und bin auf Anhieb sehr angetan davon Schaut euch diesen Planer selbst einmal an:


Kurviger - dein Motorrad-Routenplaner

Der Planer schlägt eine Route durch den Taunus vor – hätte ich aber sowieso gemacht. Allerdings bin ich auch auch im Taunus nicht gerade zu Hause und ausserdem weiss ich noch nicht, wie sich die Enfield unterwegs so verhält. Also viele offene Fragen und so wird diese Reise wahrscheinlich ein kleines Abenteuer werden.

Hab mir von Kurviger.de natürlich die extrem kurvigste Variante ausgesucht, dass passt am besten zur Enfield. Und so werde ich fahren:

Bildschirmfoto vom 2016-07-06 17:37:06