Heute kommt die 120er Hauptdüse vom Flo, und damit hoffe ich, das helle Kerzenbild etwas verbessern zu können. Also trotz schönem Wetter ab in die Werkstatt und zum x-ten mal den Tank abgebaut und den Vergaser geöffnet. Mittlerweile sind mir diese Handgriffe in Fleisch und Blut übergegangen.
Vergaser drehen, Deckel des Schiebergehäuses abschrauben und die Schwimmerkammer öffnen – und schon hab ich alle Düsen vor mir auf dem Präsentierteller.
Und rein mit der 120er HD (Hauptdüse). Die Düsennadel hänge ich zurück in die 2. Kerbe von unten, mache also das Gemisch wieder etwas magerer, nachdem ich es vorher über die dicke Hauptdüse angefettet habe.
Wo ich schon dabei bin, wechsele ich eben die Strebe zwischen Rahmen und Zylinderkopf aus: Raus mit dem billigen Pressblechteil und dafür kommt diese wunderschöne massive Strebe aus VA hinein. Nicht wichtig, aber einfach schöner. Ist britische Qualitätsware.
Plötzlich ertappe ich mich dabei, die Schwimmerkammer des indischen Mikcarb-Vergasers mit Polierpaste zu behandeln. Der Aluguss ist aber auch dermaßen mies und rau, das kann ich einfach nicht ertragen. Und tatsächlich beginnt das indische Teil ganz allmählich zu glänzen.
Diese USB-Steckdose ist zwar auch heute angekommen, aber für den Einbau müsste ich ein 12er Loch auf 30 mm auffeilen. Da leih ich mir lieber einen Stufenbohrer von Reinhard aus.
Aber das baue ich noch eben ein: Die noble VA-Schraube zur Befestigung des Batteriedeckels ersetzt ab sofort ein unglaublich schlechtes und klapperiges indisches Kunststoffschloß. Bei dem hatte ich immer Angst, den Deckel zu verlieren – das ist ab sofort vorbei.
Fertig für heute! OK, den Tank musste ich noch einmal abbauen, weil ich den Gaszug schlampig verlegt hatte. Aber jetzt passt alles und ich kleide mich um für eine Probefahrt. Sieht zwar nach Regen aus, aber wenn ich in der Nähe meine Testkreise ziehe, kann ichs‘ wagen.
Inzwischen habe ich an der Enfield das folgende Setup:
- Abgasrückführung ausgebaut
- Motorentlüftung nicht mehr ins Gehäuse geleitet, sondern auf die Kette
- Luftfilter nach Methode Flo in die Teedose verlegt
- Düsennadel in 2. Kerbe von unten
- Hauptdüse 120
- Leerlaufdüse 27,5
Mit diesem Setup springt die Enfield prima an und läuft auch ganz gut los. Das Ansauggeräusch ist etwas vernehmbarer geworden, aber die Maschine ist weit davon entfernt, zu laut zu sein. Jetzt fahre ich Richtung Schotten und nach 10 km Warmfahren kann ich auch mal höher drehen.
Die Maschine benimmt sich sehr ordentlich, und als ich sie nach 20 km noch etwas am Vergaser fein-tune, bin ich zufrieden: So kanns bleiben.
Schaue kurz auf eine Schorle am Falltorhaus vorbei, wo nicht sehr viel los ist. Aber ich sollte bedenken, dass es früher Freitag-Nachmittag ist und da ist noch viel arbeitende Bevölkerung in den Büros und Werkshallen. Vom Wirt erfahre ich dann, dass der Motorradtreff wahrhaftig noch in diesem Jahr geschlossen wird – schade, sehr schade.
Die letzten Testfahrten nach Vergasermodifikationen waren ziemlich genau 100 km lang, und die strebe ich auch heute an. Also erweitere ich meine Runden rund um Schotten noch ein wenig.
Meine Lieblingsstrecke zwischen Altenhain und Freienseen befahre ich heute gar drei mal – weil’s so schön ist mit der Bullet.
Nachdem ich bei Reinhard eben den Stufenbohrer geholt habe und dabei einem kleinen Schauer entkommen bin, geht die Testfahrt weiter. Aber die 100 km schaffe ich heute nicht, dazu sieht es zu oft nach Regen aus. Immerhin komme ich auf 80 km, und das ist auch genug.
Als ich dann in den heimischen Hof rolle, kommen Bärbel und Jürgen durchs Tor. Wir kennen uns nicht, aber sie haben die Enfield gesehen und gehört und sind ihr gefolgt. Die beiden sind Neu-Sellnröder und habe ein paar ganz feine Motorradklassiker zu Hause, darunter eine Triumph Thruxton und eine Honda CB750 K2. Sehr angenehme neue Bekannte!
Etwas später kommt dann die Zündkerze heraus und ich finde, so kann man das lassen.