Alles bekannt

Wie schon mehrfach in diesem mäßigen Sommer geschehen, passiert’s auch heute: Ich ziehe die Enfield aus der Werkstatt, starte und fahre los – und schon nach wenigen Kilometern wird der Himmel grau und es sieht bedenklich nach Regen aus. Regen ist natürlich für eine frisch polierte Enfield das pure Gift, aber dennoch bleibe ich heute hart zu uns und fahre einfach weiter. Glücklicherweise, denn obwohl es immer danach aussieht, kommt kein Tropfen Regen herunter. Und nach zwei Stunden scheint sogar wieder die Sonne. Na also, geht doch.

Heute folge ich einem exakten Plan und fahre einige mir wohl bekannte Punkte im schönen Vogelsberg an. Das ergibt dann summa summarum am Ende des Tages eine hübsche Runde mit 120 Kilometern. Nicht viel, aber zum breiten Grinsen langt das.

Royal Enfield Bullet 500 ES

Erster Anlaufpunkt ist der See im Kirtorfer Wald, der wie fast immer auch heut menschenleer ist. Wundert mich immer wieder, dass hier noch kein maritimes Treiben stattfindet, wie sonst an ziemlich jeder Pfütze im Vogelsberg. Aber mir ists gerade recht so. Und irgendwann werde ich hier auch mal 1 oder 2 Nächte campieren.

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Nächster Anlaufpunkt ist das alte Jagdhaus, ebenfalls im Kirtorfer Wald gelegen. Also wenn dieses Anwesen mir gehören würde – ich würde mindestens jedes Wochenende hier verbringen. Aber einen Menschen hab ich hier noch nie gesehen, seltsam.

Royal Enfield Bullet 500 ES

Aus dem Kirtorfer Wald geht es dann ins schöne Antrifttal an den Stausee.

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Leider ist mein geliebtes Seehotel nach wie vor geschlossen. Ich befürchte, hier werde ich nie wieder einen Stausee-Salat bekommen, was sehr, sehr schade ist.

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Jetzt befinde ich mich am Getürms nahe dem Alsfelder Ortsteil Billertshausen. An diesem Ort entstand schon zu Zeiten der Missionierung Deutschlands durch Bonifatius eine Kirche. Das ist also zweifelsfrei geweihter Boden.

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Die jetzige Kirche ist natürlich noch nicht so alt, aber ein paar Jahrhunderte dürfte sie auch schon auf dem Buckel haben.

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Und jetzt mal wieder ein Schloß, nämlich das in Romrod, wo gerade eine größere Feier stattfindet.

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Eine meiner Lieblingsstraßen ist die zwischen Windhausen und Köddingen. Hier fährst Du durch ein wunderbares Tal und man könnte glauben, es läge weit entfernt von jeder menschlichen Ansiedlung.

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Kurz vor Meiches dann ein Besuch an der Schwalmquelle, die mitten im Wald entspringt.

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Eine Fahrt durch Meiches führt mich fast immer auch zum Totenköppel, der heute eine extrem weite Sicht erlaubt.

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Am Totenköppel werde heute eifrig die Gräber gepflegt, aber irgendwann ist alles erledigt und ich habe ein halbes Stündchen Zeit für mich ganz allein.

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Mit einem letzten Blick auf den Totenköppel verlasse ich diesen schönen und mystischen Ort und bollere mit den Enfield langsam wieder in Richtung Heimat. Das war eine richtig schöne Runde durch meine Wahlheimat. Und für morgen ist die Hochrhönstrasse eingeplant, soll ja eine der Traumstrassen Europas sein.

Bei den Golden Oldies

Die Unsicherheit beim Wetter bleibt uns erhalten, auch über das Wochenende. Dabei möchte ich auch dieses Jahr wieder nach Krofdorf-Gleiberg, wo seit Freitag das Golden-Oldies-Fieber grassiert. Gegen 10:00 sagt der Wetterbericht eine regenfreie Phase bis zum Nachmittag voraus. Also los, rauf auf die Enfield und ab nach Krofdorf. Da kann ich endlich wieder Enfield fahren und dann das große Oldtimer-Festival genießen.

Tatsächlich sieht das Wetter ganz gut aus und die dunklen Wolken ignoriere ich einfach. Wenn es dann doch regnen sollte, dann ist es eben so.

Überraschenderweise springt meine Einfield anfangs nicht an. Dabei bin ich bisher ein vorbildliches Startverhalten mit One-Kick-Only gewohnt. Und bisher hat die Enfield auch jede Choke-Betätigung mit Nichtanspringen bestraft, aber heute braucht sie den Choke, mit dem dann der Start perfekt klappt. Diese Inderinnen sind und bleiben einfach Diven und eine Temperaturänderung von 0,7 °C erfordert eben eine andere Startzeremonie.

Aber dann macht die Inderin sofort wieder einen Mordsspaß und zaubert mir auch heute wieder ein Lächeln ins Gesicht. Die rund 35 Kilometer bis Krofdorf genieße ich jedenfalls ohne Pause und ungetrübt.

Auch heute fahre ich in die Innenstadt bis ganz kurz vor den Absperrungen. Klar, dass ich mit dem Zweirad immer ein Plätzchen bekomme. Meinen Tankrucksack gebe ich bei einer freundlichen Familie ab und dann geht’s ab in die Menschenmenge.

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Wunderbare Fahrzeuge, prima Musik und hervorragend gestylte Besucher – die Golden Oldies machen einfach Spaß.

Geschlagene drei Stunden streife ich mit der Kamera durch die Straßen von Krofdorf-Gleiberg und habe meinen Spaß dabei. Sogar das Wetter hält, der Chilli Hotdog schmeckt vorzüglich und immer wieder ergeben sich nette Plaudereien. Dennoch, irgendwann muß es ein Ende haben, und zwar, bevor der große Regen kommt.

Royal Enfield Bullet 500 ES

Von Krofdorf aus gibt es eine wunderbare Straße durch den Wald nach Salzböden, und hier fühlst Du dich wie in den 50ern: Der Strassenbelag ist die blanke Katastrophe, aber das Bollern durch den Wald ist herrlich. Und trotz Sonntag ist die Straße quasi menschenleer.

Royal Enfield Bullet 500 ES

Von Salzböden wiederum ist es nur ein Katzensprung nach Gut und Schloß Friedelhausen. Auch hier geht es lange mitten durch den Wald und an der Lahn entlang.

Royal Enfield Bullet 500 ES

Nichts passt besser zu meiner Enfield als ein neoklassizistisches Schloß, erbaut von einem britischen Architekten.

Royal Enfield Bullet 500 ES

Dann geht es weiter durch den Schloßpark nach Sichertshausen und dann in den Ebsdorfergrund.

Royal Enfield Bullet 500 ES

Bei Dreihausen liegt dir der Ebsdorfergrund quasi zu Füßen. Du schaust bis in die Lahnberge bei Marburg und siehst die Uniklinik dort. Ein Blick nach rechts zeigt den Vogelsberg und nach links schaust Du ins Gladenbacher Bergland. Schön!

Royal Enfield Bullet 500 ES

Durch Höingen, Deckenbach und Schadenbach ziehe ich weiter in Richtung Heimat.

Royal Enfield Bullet 500 ES

Der Aussichtspunkt Vogelsbergblick liegt zwischen Schadenbach und Büßfeld. Tatsächlich liegt nun der Vogelsberg vor dir.

Royal Enfield Bullet 500 ES

Letzte Rast, bisher gabs keinen Tropfen Regen – ist fast ein bisschen enttäuschend. Hatte einen sehr schönen Tag mit extrem schönen Fahrerlebnissen. Nach fast 150 Kilometern ist dann aber auch Schluß, jetzt gehts wirklich heim.

Oldtimer in Groß-Eichen

Ist ja nur zwei Dörfer weiter und man trifft immer reichlich Bekannte – gute Gründe für einen Besuch der Oldtimer-Ralley in Groß-Eichen. Im letzten Jahr war das eine nette, kleine Veranstaltung, beinahe familiär. Wollen doch mal schauen, was 2016 daraus geworden ist. Die Werbung mit einer schicken Farbbeilage kam schon mal ganz gut.

HD Sportster

Groß-Eichen ist etwa 5 km von mir entfernt, womit fahr ich also dahin? Richtig wäre das Fahrrad, einigermaßen OK die Vespa – aber ich nehme die kleine Sportster. Natürlich ist es völlig unmöglich, damit nur 5 km zu fahren, also gibt es die kleine Vogelsbergrunde vorab. Es sieht zwar immer ein wenig nach Regen aus, aber es bleibt trocken und die Fahrt durch den ruhigen Vogelsberg ist wunderschön. Nach etwa 35 Meilen nehme ich dann wieder Richtung auf Groß-Eichen.

Oldtimer in Groß-Eichen

Noch vor dem Ort des Geschehens beim Bus-Unternehmen Philippi stoße ich auf diese herrliche Honda CB450. Das ist der klassische Black Bomber, die erste Traummaschine von Honda.

Oldtimer in Groß-Eichen

Ein Stückchen weiter dann die Flathead Harley, eine FL in perfektem Zustand. Die gehört ebenso wie der Black Bomber aber auf die Ausstellung und nicht an den Straßenrand. Jetzt zeigt sich auch, wie gewaltig dieses Ereignis gewachsen ist: Ich sag nur Menschenmassen.

Oldtimer in Groß-Eichen

Die 1982er Ducati Super Sport ist zweifellos eine der ganz großen Würfe der Motorradwelt und hat ihren Platz in der ewigen Bestenliste seit Jahren sicher.

Oldtimer in Groß-Eichen

Jetzt kommt eine kleine Motorradecke, in der aber einige richtig interessante Zweiräder stehen. Die bildschöne Horex im Scrambler-Look ist eine davon.

Oldtimer in Groß-Eichen

Oder die wunderbare NSU OSL. Jetzt muss ich mich doch einmal als OSL-Fan outen, obwohl ich nie eine besessen hab.

Oldtimer in Groß-Eichen

Mit genau der richtigen Patina zeigt sich die kleine 98er Wanderer.

Oldtimer in Groß-Eichen

Nochmal die Horex mit dem hochgezogenen Auspuff, in den 50er Jahren ein Zeichen für allerhöchste Sportlichkeit.

Oldtimer in Groß-Eichen

Ein Stückchen weiter die nächste Zweirad-Ecke, die mit einer „normalen“ Horex Regina beginnt.

Oldtimer in Groß-Eichen

Und dann ein NSU Supermax-Gespann – ein Traum in schwarz.

Oldtimer in Groß-Eichen

Es folgt die Vicky-Sonderausstellung, die wahrscheinlich alle jemals gebauten Vicky-Modelle beinhaltet. Vorher aber noch ein Simson SR2, auch sehr hübsch in Maron.

Oldtimer in Groß-Eichen

Ein besonderes Highlight der Vicky-Ausstellung ist zweifellos die sportliche Avanti.

Oldtimer in Groß-Eichen

Wo ein Motorrad-Ereignis stattfindet, ist Peter garantiert nicht weit.

Oldtimer in Groß-Eichen

Auch bei den Besuchermaschinen finden sich schöne Exemplare.

Oldtimer in Groß-Eichen

Der Zweitakt-Twin von Moto Guzzi ist bei uns schon recht selten. Das Modell erschien Mitte der 70er Jahre, als der Zweitakt-Boom schon wieder im Abklingen war. Also leider zu spät für einen kommerziellen Erfolg.

Nun könnte der geneigte Betrachter ja glauben, dass die Ausstellung stark motorradlastig war. Das war aber keineswegs der Fall, im Gegenteil gab es wesentlich mehr PKW zu bewundern, von denen ich einige in der folgenden Slideshow zeige:

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HD Sportster

Nach dem Besuch der gelungenen Oldtimer-Veranstaltung in Groß-Eichen fahre ich nicht direkt nach Hause, sondern drehe eine weitere Runde durch Vogelsberg und Wetterau. Das Wetter ist nach wie vor genau nach meinem Geschmack.

HD Sportster

Gestern las ich in der Zeitung, dass die Pforte in Nieder-Bessingen renoviert sei. Also halte ich mal an und schaue nach, kann aber nichts Neues entdecken. Ich meine, die Pforte sähe aus wie immer.

HD Sportster

Fast 80 Meilen cruise ich so durch die nähere Umgebung und bin danach äusserst zufrieden mit mir und der Welt. Jetzt könnte ich noch ein wenig an der Enfield schrauben …..

 

Etwas später begebe ich mich noch einmal in die Werkstatt, um den Einbau des Kettenspanners an der Enfield zu wiederholen. Und siehe da: Kaum macht man’s richtig, schon funktionierts.

Enfield Bullet

Diesmal aber räume ich die kleine Hebebühne leer und schiebe die Enfield hinauf – auf dass das Schrauben freundlicher verlaufe als die gestrige Auf-dem-Boden-Wälzerei.

Kettenspanner Enfield

So sitzt alles richtig und der Gleitschuh läuft perfekt mittig. Jetzt kommt noch überall reichlich schmieriges Molykotefett drauf und fertig.

Sportster und Enfield

Da stehen sie, meine beiden Lieblinge. Möglicherweise ist das mein bisher unzuverlässigster Fuhrpark, aber mit dem bin ich nun mal am glücklichsten. Und bis jetzt laufen die beiden Bollerköppe ja – toi toi toi.

Immer gut gespannt

Holger aka Michiel hat mir ja zum „Treffen in der Mitte“ einen seiner Kettenspanner mitgebracht. Eine überzeugende Konstruktion, die das etwas (sehr) fummelige Einstellen der Sekundärkette sehr lange hinaus zögert. Weils heut immer wieder regnet, baue ich das Teil am frühen Nachmittag ein.

Enfield Kettenspanner

Im Prinzip ist der Einbau einfach und selbsterklärend. An meiner Enfield tritt aber das Problem auf, dass beim korrekten Ausdistanzieren des Gleitschuhs zu wenig Platz für die Befestigungsmutter bleibt. Deshalb baue ich den Gleitschuh ca. 3 mm aussermittig ein.

Der Gleitschuh ist ein Enfield-Originalteil, und zwar handelt es sich um den Gleitschuh der Primärkette der EFI-Modelle. Ist also immer als Ersatzteil zu bekommen. Nachdem alles befestigt und eingestellt ist, schmiere ich ein wenig Molykotefett auf den Gleitschuh, damit die Kette nicht sofort einläuft. Dann drehe ich das Rad ein paar mal und das Fett verteilt sich herrlich gleichmässig auf der Kette. Das Hinterrad läuft jetzt so leicht, als wäre gar keine Kette aufgelegt.

Klarglasscheinwerfer Enfield

Dann baue ich noch eben den Klarglasscheinwerfer von Louis ein. Der passt perfekt, aber ich passe dennoch die Verkabelung ein wenig an. Sieht für meinen Geschmack viel besser aus als das Riffelglas und hat vor allen Dingen noch keine blinden Flecke.

Das 6. Treffen in der Mitte

Mein erstes Enfield-Treffen! Und es handelt sich um das sogenannte „Treffen in der Mitte“, das 2016 bereits zum 6. mal statt findet, und zwar in Ransel im Rheingau-Taunus-Kreis. Das ist gar nicht sonderlich weit entfernt vom Vogelsberg und ich habe beschlossen, dieses Treffen zu besuchen. Dazu habe ich mir eine wunderbare Route quer durch den Taunus und dann in Richtung Rhein ausgewählt, bzw. auswählen lassen. Dabei geholfen hat mir kurviger.de, ein prima Motorrad-Routenplaner.

Und Leute, ich muss es gleich hier los werden: Das Treffen in Ransel war genial! Wunderbare Leute, klasse Motorräder, eine Landschaft zum Verlieben – und all das eingepackt in eine perfekte Organisation und Betreuung. Da bedanke ich mich bei allen Beteiligten und ganz besonders bei Dieter, dem Bajuff, und Marcello, dem unermüdlichen Meister der italienischen Küche.

marcello