Was für ein Wetter, was für ein Land – dieses Frühjahr ist bisher wirklich grauenvoll. Und die Vorhersagen, auch über Pfingsten, sind keinen Deut besser. Befürchte, grössere Motorradaktionen werden im Regen ersaufen – oder ich stelle mich um und akzeptiere, was ich sowieso nicht ändern kann. Auf den britischen Inseln ist es ja auch völlig normal, bei Regen Motorrad zu fahren.
Heute, am Nachmittag so gegen 16:00, hört es doch wirklich mal auf zu regnen und ich nutze diese Regenpause für eine klitzekleine Enduroeinlage.
Wie gewohnt springt die Suzi prima an und ich bemerke bereits auf den ersten Kilometern, dass der Motor gut läuft und Gas annimmt. Bisher war die letzte Aktion mit der rigoros gereinigten Leerlaufdüse erfolgreich – immerhin schon über 200 km. Und so schraube ich mich heute mit der Suzi ins leichte Gelände, entlang des kleinen Naturschutzgebietes bei Merlau.
Nach 15 km muss ich tanken und danach geht es weiter durch leichtes Gelände, zum Teil auf ziemlich schlammigen Wegen.
Fast gelingt es, den Atzenhainer Teich mit der Enduro zu umrunden.
Und dann passiert es: Ich spüre plötzlich, wie der Motor wieder zäh wird und das Gas nicht mehr sauber annimmt – auch der Klang der Maschine verändert sich. Vor dem geistigen Auge sehe ich überdeutlich wieder Ablagerungsbrocken, die die Leerlaufdüse verengen. Es ist nicht ganz so schlimm wie vor einigen Tagen und die Suzi dreht immerhin bis 5000 Umdrehungen. Aber der rechte Spass stellt sich nicht mehr ein und ich mache mich nach nur 40 Kilometern wieder auf den Heimweg. Eindeutig: Es ist noch nicht vorbei.
Zuhause habe ich keine Lust, heute noch am Vergaser zu schrauben, und so zerlege ich nur meinen Referenzvergaser. Morgen werde ich versuchen, bei Topham neue Leerlaufdüsen zu bekommen.
Das ist mein Referenzvergaser, der exakt nach Werksvorgaben bestückt und eingestellt ist. Wenn alle Stricke reissen, habe ich dieses Teil noch in der Hinterhand. Es ist wohl ein Mikuni VM33SS, für den es keine Ersatzteile mehr gibt.
Auf dem Vergaser findet sich die Aufschrift 37210 Q02 – oder so ähnlich. Ist nicht gut zu lesen. Das stimmt aber mit der Kennnummer im Manual überein – immerhin.
Hier ist die Lage von Haupt,- Nadel- und Leerlaufdüse zu sehen.
Am heutigen Sonntag Morgen fallen sämtliche Aktivitäten aus: Hundespaziergang, Motorradfahrt, E-Bike-Test: Es regnet wie aus Kübeln. Aber eigentlich bin ich darüber gar nicht so unglücklich, denn es gibt einiges in der Werkstatt zu tun.
Das wichtigste ist die Reinigung der Gestern total verdreckten Thunderbird. Das gehe ich als erstes an. Als die T-Bird wieder in altem Glanz erstrahlt, mache ich mich an das E-Bike. Und danach nehme ich mir die DR400 vor. Ich muss doch dem Motorstottern endlich auf die Spur kommen.
Diesmal gehe ich die Sache noch einmal Vergaser-seitig an. Schwimmerkammer ab, Haup- und Nadeldüse raus und gründlich gereinigt und dann an die Leerlaufdüse. Die ist ein bisschen zu und mit Druckluft wird die Bohrung schon größer – aber sie ist seltsamerweise nicht kreisrund. Deshalb bearbeite ich die Düse nun mit einer passenden Reibahle – aber sehr, sehr vorsichtig. Tatsächlich kommen jetzt nach und nach feste, grünliche Bröckchen aus der Düse und irgendwann ist die Bohrung schön sauber rund. Die Leerlaufdüse ist regelrecht von innen zugewachsen, vermutlich durch dubiose Zusätze im Benzin. Jetzt alles noch einmal gründlich ausgeblasen und wieder zusammen gebaut.
Anspringen tut die Suzi sofort – aber das hat nichts zu bedeuten, denn das hat sie vorher auch gemacht. Wichtig ist, dass der Motor jetzt auch über 4000 Umdrehungen ausdreht. Das kann ich aber noch nicht testen, denn es regnet immer noch sehr stark.
Gegen 15:00 aber hört das auf und ich ziehe mich an zur Probefahrt. Könnte ich doch mit einem Kaffee am Falltorhaus verbinden und vorher noch Reinhard abholen. Und so geschieht es.
Auf dem Weg nach Ilsdorf über Umwege kann ich das Verhalten der Suzi schon testen: Sie dreht wieder hoch wie in alten Tagen. Ich meine sogar, sie läuft noch besser als je zuvor. Vielleicht habe ich die Düse ein paar µm größer gerieben und der Motor mag das so. Und schon mag ich meine alte Suzi wieder.
Nun geht es mit den beiden ungleichen Maschinen in einer großen Schleife nach Schotten zum Falltorhaus. Zur Erinnerung: Das ist ein Motorradtreff, aber ausser uns beiden ist hier kein Motorrad zu sehen. Dabei ist das Wetter doch gar nicht mehr so schlecht. Egal, Kaffee und Kuchen gibt’s trotzdem.
Nach einem letzten Kaffee in Ilsdorf betreibe ich noch ein wenig Endurowanderei. Zuerst fahre ich etliche Kilometer am Ufer der Ohm entlang,…..
…… dann finde ich einen sehr schönen Weg durch die Ohm-Auen, …..
….. und zum Schluß geht es noch etliche Kilometer durch die knallgelben Rapsfelder. Um 19:00 bin ich wieder zuhause und habe dann doch wieder 100 km zurück gelegt. Und die Suzi ist bis zur letzten Minute prima gelaufen. Habe jetzt die berechtigte Hoffnung, den Fehler gefunden und beseitigt zu haben – endlich.
Nachdem die beiden letzten Tage kalt waren, einfach nur widerlich kalt, entschließe ich mich heute nach der Arbeit dennoch zu einer Enduro-Ausfahrt. Entsprechend den gestrigen Erfahrungen packe ich mich ordentlich ein und dann auf ins sanftes Gelände. Erst nach ein paar Kilometern habe ich registriert, dass es heute deutlich wärmer ist, schätze, es sind 15°C. Und gerade will ich anfangen, das zu genießen, als meine DR400 zickt – mal wieder. Im großen Gang dreht sie nur bis 5000 Umdrehungen und beim Gaswegnehmen knallt sie ordentlich aus dem Auspuff. Mist, und ich glaubte, das wäre überstanden.
Plötzlich macht es einen Ruck, und die Suzi läuft wieder ganz normal – aber nur, um nach 10 Kilometern die gleichen Späße wieder zu machen. So richtig weiß ich mir da im Moment keinen Rat. Ich schaue nach dem Sieb im Benzinhahn, nach der Tankentlüftung, suche mit WD40 Stellen, wo der Motor Nebenluft ziehen könnte, tausche die Kerze – nichts hilft.
OK, für die 50 heutigen Geländekilometer reichen auch 5000 Umdrehungen, aber das Knallen nervt – nicht nur mich, sondern auch ein Pärchen Rehwild, dass zunächst stehen bleibt und mich beobachtet, beim ersten lauten Knall aber natürlich flüchtet.
Bereits nach 5 Kilometern verlasse ich den Asphalt und biege bei Sellnrod ab ins Gelände – zunächst noch auf Wirtschaftswegen, die aber bald in reine Feldwege übergehen.
Jetzt fangen auch die ersten Bäume und Büsche an zu blühen – die Landschaft verwandelt sich endlich.
Ich lande irgendwie beim Zeilbacher Windpark und kämpfe mich bis zur letzten Windmühle vor. Danach gibt es überhaupt keinen Weg mehr und einfach über Wiesen gelange ich zur B49.
Jetzt gehts es noch ein paar Kilometer an der Ohm entlang und dann beende ich die heutigen 50 Kilometer. Durch den schlecht laufenden Motor fehlt mir doch die letzte Freude.
Zuhause suche noch ein wenig nach möglichen Fehlerursachen, habe aber keinen Erfolg. Aus lauter Frust mache ich dann noch einen Ölwechsel. Diesmal bekommt die DR400 das gute Castrol Go!, ein mineralisches Öl. Mit dem vorherigen Öl hat die Kupplung nach längerem Stehen zum Kleben geneigt. Hoffe, dass dieses Problemchen damit gelöst ist – wenigstens das!
Für den heutigen freien Montag habe ich mir so einiges vorgenommen und meine Aktivität beginnt bereits um 7:30. Zu dieser unchristlichen Zeit will ich mit Gianna, meiner 125er Vespa, zur HU bei der GTÜ-Stelle in Laubach sein. Ich hoffe, Herr Albert wird so einen kleinen Roller mal dazwischen schieben.
Also früh morgens in die Scheune und die Vespa gestartet. Zündung an, ein bisschen Gas und den Anlasser betätigt – nix, keine Umdrehung des Motors. Ach ja, bei einem modernen Roller muß ja eine Bremse beim Anlassen betätigt werden. OK, Bremse ziehen und starten. Der Anlasser dreht, genau zwei mal und dann geht nix mehr: Die Batterie ist leer. Verdammt, warum hab ich das gestern Abend nicht getestet. Es hilft nichts, ich muß Starthilfe geben. Aber wo sitzt die Batterie? Tatsächlich habe ich dieses wichtige elektrische Teil noch nicht gesehen. Aber dunkel erinnere ich mich, etwas vom linken Trittbrett gelesen zu haben. Unter einer Abdeckung entdecke ich den Akku dann im Mitteltunnel des Trittbrettes. Eine alte Suzuki-Batterie reicht, dass die kleine Vespa anspringt. Jetzt aber los, denn ich habe schon wichtige Zeit verloren.
Natürlich werde ich bei der GTÜ mal eben zwischen geschoben und natürlich kommt die Vespa anstandslos und ohne Mängel durch die Hauptuntersuchung.
Und wieder zwei Jahre Ruhe …..
Nebenbei bekomme ich noch einen sehr hübschen Afghanen vorgeführt.
Beim letzten Besuch hier hat Herr Albert noch eine Horex Regina gesucht – und jetzt steht schon eine da.
Mit der frisch getüvten Vespa drehe ich jetzt noch einige Runden durch den Vogelsberg – insgesamt werden es an diesem Tag 150 km sein,
Vespa Gianna und Fahrer Berni an Hermanns Brünnchen.
Noch aus dem vorigen Jahr habe ich beim Kawa- und Piaggio-Händler Dirk eine Bestellung offen: Einen Schaltzug für das Cosa Gespann. Den will ich heute in Schotten abholen, aber ich muss erneut lernen, dass Dirk Montag vormittags geschlossen hat.
Nun gehts zu meinem Leihhund Yellow, natürlich auch mit der Vespa. Heute nehme ich auch den kleinen Laurent mit, denn zusammen sind die Gangster zwar anstrengend, aber auch sehr spaßig.
Wir traben zu Fuß zum einsamen Angelteich am Fusse des Kratzberges. Hier können die beiden toben, rennen, ihre Übungen absolvieren oder sonst irgend etwas. Gerade planen sie aber, sich in einem sumpfigen Loch so richtig einzusauen.
Und wahrhaftig stecken sie nur Millisekunden später bis zum Bauch im Schlamm. Gut, dass wir heute nicht im Auto gefahren sind. Wutze!!!
Aber der Selbstreinigungseffekt der beiden weißen Ganoven ist enorm: Ein Sprung ins kalte, aber saubere Wasser, kräftig geschüttelt und ein bisschen im Gras gewälzt – und schon ist die Brut wieder sauber und proper.
Eines steht fest: Wir haben heute alle viel Spaß am einsamen Angelteich.
Nach einer Stunde haben wir alle genug und ich mache mich auf den Weg zu weiteren Erledigungen. Hier bin ich gerade in der Nähe von Buseck mit Blick auf die gewaltige Autobahnbrücke des Gießener Rings.
Im Autohaus Otto diskutiere ich über die Abgabe und Vermarktung meines guten alten Jimny. Nach 10 Jahren ist es erst einmal genug mit Geländewagen.
Das letzte große Abenteuer in unserer zivilisierten Welt ist ja gemäß meiner Definition der Kauf und Betrieb einer chinesischen Vespa-Kopie. Das habe ich noch vor mir, aber das vorletzte große Abenteuer spiele ich heute durch: Eine Autobahnfahrt mit einer 125er Vespa. Ist aber dann nur halb so schlimm: Kein LKW überholt oder bedrängt mich, ich überhole aber auch keinen Brummi. Nur die vielen Sprinter zischen an mir vorbei, aber das stört nicht. Eigentlich ist es sogar beinahe erholsam. Wie enttäuschend!
Und zum Ende des Tages treffe ich mich noch mit einer Gefährtin unserer letztjährigen Reise entlang des Grünen Bandes. Wir haben uns lange nicht gesehen und es gibt einiges zu bequatschen.
Beim kürzlichen Ritt mit der Thunderbird sehe ich zufällig einen Hinweis auf ein Moto-Cross Ereignis am 6. und 7.4. in Zeilbach. Nach Zeilbach fahre ich immer ganz gern und dass ich meine Enduro endlich mal wieder bewege, wird sowieso höchste Zeit. Und vor allen Dingen wird für den Sonntag ein sehr schönes Wetter mit viel Sonne und glatten 10°C vorhergesagt.
Und dann ist da noch ein Auftrag von Heidlinde: In Homberg ist eine Küchenuhr abzuholen. Damit werde ich diesen Fahrtag beginnen.
Aber vor das Fahrerlebnis haben die Götter den Hundespaziergang gesetzt. Wird natürlich gern und ausgiebig erledigt. Gegen Ende des Ganges jedoch berichte ich Yellow von meinem neuen Plan und zeige ihm im Schaufenster vom Ernst Bast auch gleich die dazu passenden Objekte.
Es geht um ein E-Bike, genauer, um ein Pedelec. Damit könnten wir, also Yellow und ich, unsere Spaziergänge erheblich ausweiten und nebenbei ein paar Kilo abspecken – das würde uns beiden gut tun. Die Entscheidung steht eigentlich schon, nur der Zeitpunkt ist noch offen.
Dies ist meine erste Fahrt mit der DR400 im Jahre 2013 und ich muß mich nach den letzten Fahrten mit der Thunderbird direkt an das Leichtgewicht gewöhnen. Nach der langen Pause springt die Suzi nach zwei Kicks an – aber nur, wenn man den Killschalter auf RUN stellt. Dann fahre ich auf 20 Straßenkilometern die Reifen warm, um danach Feld- und Wirtschaftswege unter die Stollen zu nehmen. Endlich!
Ganz leicht Off Road schlage ich mich bis kurz vor Homberg durch. Ich kann mir Zeit lassen, denn vor 11:30 soll ich die Uhr aus den ebay-Kleinanzeigen nicht abholen.
Die Adresse ist leicht zu finden und netterweise muß ich sogar über einen gesperrten Fußweg eine Enduro-Einlage machen. Die Uhr ist größer als erwartet und ich muß sie auf dem Gepäckträger befestigen, wozu ich nur einen Gepäckstraps habe.
Um diese Uhr geht es und hier hängt sie schon in unserer Küche. Hübsch!
Der Befestigung mit einem Straps traue ich nicht und besorge deshalb im Autohof ein kleines Päckchen weiterer Gummis. Jetzt kann ich mit der Last auch ins Gelände fahren.
Schnell die Uhr zuhause abgeliefert und weiter nach Zeilbach über die Dörfer und Felder. Das Wetter ist tatsächlich so schön wie vorher gesagt, obwohl es nicht wirklich warm ist. Bin auch vielleicht einen Tick zu dünn angezogen.
Angekommen in Groß-Felda Zeilbach zum Moto-Cross. Schön, dass ich direkt im oder am Fahrerlager parken kann.
Gerade machen sich die Quads startklar, aber diese Fahrzeuge interessieren mich überhaupt nicht. Natürlich erkenne ich die fahrerische Leistung der Quadtreiber an, aber an den Fahrzeugen habe ich null Interesse – null.
Da schau ich mir lieber spielende Hunde an.
Interessanter als die Quads ist auf jeden Fall das Rennen der kleinen Klasse bis 85 ccm
Oder die älteren Moto-Cross-Maschinen wie diese 250er Zweitakt-Suzuki.
Die Zweizylinder CZ ist zweifellos eine eher seltene Cross-Maschine. Da waren die Einzylinder häufiger anzutreffen.
Richtig schön finde ich ja die Husquarnas, vor allen die etwas älteren Vertreter.
Zwei bildschöne Maicos mit dicken Zweitakt-Motoren.
Habe ich schon erwähnt, dass es mir die dicken Husquarnas besonders angetan haben?
Oder die noch älteren Zweitaks-Huskis mit dem charakteristischen Tank – herrlich, nicht wahr?
Noch eine Huski. Der 500er Viertakter ist optisch und akustisch ein Erlebnis.
Richtig schön in akustischer und optischer Hinsicht sind die Rennen mit den alten Klassikern bis 500 ccm. Brüllende Viertakt-Eintöpfe und gewaltige Zweitakter bieten ein klasse Erlebnis.
Nach zwei Stunden habe ich genug Moto-Cross-Spektakel gesehen und mache mich auf den Rückweg.
Auch für den Rückweg suche ich mir wo immer es geht asphaltfreie Verbindungen aus. So nah wie hier kommt man der Ohm nicht oft – und es ist sogar legal. Die heutigen 150 km haben mir wieder gezeigt, dass eine Enduro wirklich in jeden Haushalt gehört.