Zum Kennenlernen

Heute verspricht, ein guter Tag zu werden – rein klimatisch betrachtet. Schon morgens Sonne und Temperaturen klar über 25 °C. Klar, dass jetzt eine ausgiebige Tour mit der Honda auf dem Programm steht. Vorher muss ich nur kurz neue Spiegel montieren, die Schwingenachse abschmieren und noch ein paar Alu- und Chromteile pokieren. Den Austausch der Blinker allerdings verschiebe ich, weil ich jetzt auf die Strasse muss.

1987er Honda XBR 500

Die Honda ist bereit, die neuen Spiegel passen prima und schlabbern nicht herum – also los, auf geht’s. Ich beginne mit der Hausstrecke, also über die Dörfer in Richtung Hoherodskopf und dann über Schotten in die Wetterau hinein.

1987er Honda XBR 500

Erst nach 45 Kilometern lege ich einen Stopp ein: Die Honda macht einfach so viel Spaß. dass ich immer weiter muss. Bei Hirzenhain aber gönne ich uns einen schönen Blick in Richtung Taunus.

Anfangs fahre ich die Honda ähnlich wie meine Enfields: Früh schalten, wenig Drehzahl. Aber das geht mit der XBR überhaupt nicht, dieser Motor will und muss gedreht werden. Am wohlsten fühlen sich Maschine und Fahrer, wenn der Motor zwischen 3000 und 6000 1/min dreht. Hab ich sehr schnell heraus und dann komme ich flott, sehr flott, voran.

1987er Honda XBR 500

Irgendwo in einer Pferdelandschaft zwischen Bindsachsen und Kefenrod.

1987er Honda XBR 500

Im schönen Seemental.

1987er Honda XBR 500

Zurück im Vogelsberg fahre ich dann doch einmal auf den Hoherodskopf, wo recht viel los ist und es einige interessante Motorräder zu sehen gibt. Meine Honda, obwohl schon 30 Jahre alt, fällt zwischen den modernen Maschinen gar nicht recht auf. Sie war einfach ihrer Zeit voraus.

Auf dem Hoherodskopf

Zwei schöne Dickschiffe von Harley.

Gespanne auf dem Hoherodskopf

Und vier sehr schöne Gespanne habe sich eingefunden, hier eine Honda und eine alte R60.

Der grüne Elefant

Hier eine weitere BMW und die aussergewöhnliche Zündapp KS601 mit dem fantastischen geschlossenen Seitenwagen. Ist wohl ein Eigenbau, aber angelehnt an die englischen Sidecars der 50er Jahre. Sehr schön.

Der grüne Elefant.

Und praktisch! Schliesslich kann der Seitenwagen eine ganze Husky-Familie transportieren.

NSU Supermax Gespann

Aber das allerschönste ist das blaue NSU Supermax Gespann mit dem Steib LS250 – ein Traum.

NSU Supermax Gespann

So ein Gespann – das wäre es. Jedes mal, wenn ich eine schöne Max sehe, könnte ich mich ohrfeigen, meine Mäxe abgegeben zu haben.

Bärbel und Jürgen

Das Supermax-Gespann hat mich auf den Gedanken gebracht, kurz bei Bärbel und Jürgen in Sellnrod vorbei zu schauen. Schliesslich haben die beiden mit dem Kauf ihrer Spezialmax meine alte Liebe neu angefacht.

NSU Spezialmax

Das ist die Spezialmax, ein wunderbares Motorrad in perfektem Zustand und liebevoll gepflegt von den beiden.

Nach 230 Kilometern ist meine kleine Kennenlernfahrt dann beendet. Die Honda ist sehr schön gelaufen, nur die alten Bridgestone-Reifen haben ein wenig gestört, weil sie jeder Rille nachlaufen und deutlich schlecht haften. Aber Ersatz aus Heidenau ist ja bestellt. Jetzt genieße ich noch ein paar Minuten das leise knistern des abkühlenden Motors.

Ein richtiger Arbeitstag

….. ist das heute – und so etwas mir als Rentner. Aber wie es auch im realen Arbeitsleben hin und wieder passiert, ist das heute ein rundum schöner und angenehmer Arbeitstag.

Der Tag beginnt bereits um 7:00, als ich die Honda starte und auf die Zulassungsbehörde nach Laubach fahre. Komme auch sofort dran und nur 15 Minuten später ist die XBR zugelassen. Ein passendes Kennzeichen habe ich noch von Reinhards ehemaliger Triumph Trident gefunden.

1987er Honda XBR 500

Nach erfolgter Zulassung fahre ich einen 50 Kilometer-Umweg durch das Horlofftal und den westlichen Vogelsberg. Macht einen Riesenspaß mit der XBR – und das, obwohl ich den Motor nur bis 5000 1/min laufen lasse. Mehr gibts nicht, bevor nicht frisches Öl im Motor ist.

Die nächste Aufgabe des Arbeitstages ist der Spaziergang mit Yello.

Leihhung Yello

Wir spazieren an der Ohm entlang und staunen über das sonst so ruhige Flüsschen: Breit wie ein Strom und beinahe reissend.

Entlang der Ohm

Braune Wassermassen wälzen sich in Richtung Westen.

Keine langen Pausen, es warten weitere Aufgaben: Jetzt fahre ich in den Polo-Markt nach Grossen-Linden, um Ölfilter, Luftfilter und Kerzen für die Honda zu besorgen. Erstaunlich, dass für dieses alte Motorrad alle Teile am Lager sind.

1987er Honda XBR 500

Zuhause geht es dann los mit dem Ölwechsel. Der ist bei Motoren mit Trockensumpfschmierung ja gern etwas kompliziert, und so ist es auch an der XBR. Es gilt, das alte Öl aus drei Öffnungen heraus zu lassen. 1. An der Ablassschraube des Öltanks, …..

1987er Honda XBR 500

….. 2. aus dem Ölfiltergehäuse und …..

….. 3. aus dem Ölsumpf des Motors. Die schwarze Brühe, die ich ablasse, sieht wirklich nicht mehr aus wie gut schmierendes Öl. Um soviel altes Öl wie möglich zu entfernen, trete ich bei geöffneten Ablassschrauben etliche male den Kickstarter durch. Danach passen exakt 1,7 l frisches 20W-50 in die Maschine.

1987er Honda XBR 500

Wo ich schon mal dran bin, reinige ich den Motor von unten und den Raum um das Kettenritzel. Ist alles sehr stark verdreckt und ich vermute noch öligen Schmutz aus dem Jahre 1987. Hier ist das meiste schon entfernt.

1987er Honda XBR 500

Nun baue ich mir noch einen Träger für das Kennzeichen aus Aluminium, was mich erstaunlich lange aufhält. Ohne Maschinen wie Fräse und Drehbank ist das eben alles Handarbeit.

Mein Arbeitstag geht dann bis ca. 19:00 – ganz schön lang. Und trotzdem bin ich nicht ganz fertig geworden. Es bleiben noch etliche Dinge zu tun:

  1. Neuen Luftfiltereinsatz einbauen.
  2. Neue Kerze montieren.
  3. Züge schmieren.
  4. Alle vier Blinker austauschen. Die Riesenklötze gefallen mir einfach nicht. Hab da schon was im Auge.
  5. Neue Spiegel anbauen. Die werden wahrscheinlich morgen hier ankommen.
  6. Faltenbälge an die Gabel bauen. Hab ich mir heute vom Polo mitgebracht.
  7. Neue Reifen montieren (lassen). Die bestellten Heidenau K65 werden aber wohl erst nächste Woche kommen.
  8. Alle elektrischen Steckverbindungen prüfen und ggfs. mit Kontaktspray behandeln.
  9. Und natürlich immer weiter reonigen und putzen. Speziell bei den Aluteilen geht noch einiges.

Endlich eine Honda

Hätte ich natürlich schon lange haben können, aber es hat sich bisher einfach nicht ergeben. Aber Ende Juli 2017 komme ich innerhalb von anderthalb Tagen zu einer Honda, zu meiner XBR500. Heute hole ich zusammen mit Reinhard die Maschine in Gellershausen am Edersee ab und überführe sie auf eigenen Rädern an den Rand des Vogelsberges.

Die Honda steht runde 80 Kilometer von hier entfernt und dafür braucht der MG nur etwas mehr als eine Stunde durch schöne Landschaften bei endlich wieder gutem Wetter.

!897er Honda XBR500

Da steht sie, die kleine Honda: Baujahr 1987, angeblich nur 14.680 Kilometer gelaufen, gebraucht, mit Patina aber ohne Gammel. Und schön, wie es nur ein Einzylinder-Motorrad sein kann.

1987er Honda XBR500

Erst einmal fahre ich den Motor etwas 10 Kilometer warm. Aber auch im Drehzahlbereich 3-4000 fährt die Honda sehr ordentlich. Und das anfängliche Rasseln verschwindet bei warmem Motor.

1987er Honda XBR500

Jetzt lasse ich die schöne Honda auch mal richtig drehen, und da sind die 44 PS deutlich zu spüren. Ist schon was anderes als meine Enfields.

Klar, nach der Probefahrt kaufe ich die XBR. Noch ein paar Schriftlichkeiten, und dann gehen wir auf die Rückfahrt. Nicht unerwartet beginnt direkt nach der Abfahrt der Regen wieder und weitet sich in kurzer Zeit zu einem richtigen Unwetter mit Sturzbächen, Winds, Blitz und Donner aus. Ist zwar nicht angenehm, aber da meine Textilbekleidung zu meiner Überraschung dicht bleibt, ist es auch nicht wirklich schlimm. Nur dass die Honda jetzt völlig verdreckt, das wurmt mich schon ein wenig.

1987er Honda XBR500

Erst wenige Kilometer vor zu Hause lässt der Regen nach.

Jetzt heisst es, in die Arbeitsklamotten schlüpfen und die XBR einer Grundreinigung zu unterziehen. Das dauert drei Stunden, und danach steht die Schöne wieder da, wie es sich gehört.