Den Hancook Icebear fahre ich als Gespann-Hinterreifen seit dem Silverstar-Gespann und zufällig hatte auch die W650 diesen Reifen in 135-15 montiert. Keine schlechte Wahl und als jetzt der Gespann-Hinterreifen an seine Verschleissgrenze kommt, wird der gleiche Pneu wieder montiert.
Der Reifendienst meines Vertrauens bestellt mir den Hancook, weist aber darauf hin, dass er bereits als Auslaufmodell gekennzeichnet ist. Deshalb bestelle ich gleich zwei dieser Reifen und habe somit einen in Reserve.
Wenngleich der Hinterradausbau bei der W650 nicht so elegant abläuft wie beispielsweise bei der MZ, so klappen dennoch Aus- und Wiedereinbau ganz gut. Das ist eine gute Gelegenheit, die Hinterradbremsbeläge zu überprüfen, nach den Radlagern zu schauen und die Achse ordentlich zu fetten. Ist schon fast eine kleine Inspektion.
….. cloudy, rainy, cold. Und das schlimmste: Heute stimmt der Wetterbericht zu 100%. Seit heute Nacht regnet es wirklich nonstop. Aber ich kann mich nicht beklagen, denn die letzten beiden Tage hat der Wetterbericht falsch vorher gesagt – aber zu meinen Gunsten. Dann mag es heute mal stimmen und ich kann einen geruhsamen Werkstatt-Tag einlegen.
9:15: Ich verlasse die warme Wohnung und begebe mich hinaus in ein Wetter, bei dem man auch keinen kleinen FIAT draussen stehen lassen sollte. Aber der Carport ist leider noch nicht fertig, genauer gesagt, haben die Arbeiten daran noch nicht einmal begonnen.
Nun ab in die Scheune und hier bocke ich das W650-Gespann hoch und baue das Rad aus. Bis auf die unmässig angeknallte Achsmutter treten dabei keine Probleme auf.
Radlager und Kettenblattträger samt Kettenrad sehen gut aus, aber ich fette das Lager des Trägers ein wenig. Jetzt kann ich auch leicht die Zähnezahl überprüfen: Das Gespann hat ein 40-Zähne Kettenrad. Und bei der Überprüfung der hinteren Bremsbeläge stelle ich fest, dass die zwar noch sehr gut sind, ich aber keinen Ersatz am Lager habe. Wird heute noch bestellt.
Als ich mit dem W650-Gespann fertig bin, mache ich mich noch an die Thunderbird. Es gilt, die Bremsflüssigkeit der hydraulischen Kupplung zu wechseln.
Auch keine schwierige Sache, aber die alte Flüssigkeit ist nur noch eine gelbliche, zähflüssige Pampe. Dieser Wechsel war überfällig. Mit dieser Mayonaise habe ich tatsächlich die Kupplung betätigt. Und das war’s dann auch für diesen Regen-Sonntag und ich kehre zurück in die warme Stube. Zur Fehlersuche an der DR400 habe ich überhaupt keine Lust mehr.
… das sagen die Wetterfrösche für heute voraus – aber für den frühen Abend. Meine Antwort darauf ist ein möglichst früher Start – am liebsten würde ich schon um 6:00 losfahren. Leider klappt das nicht so ganz, aber es ist früh genug, einen wunderbar langen und regenfreien Tag zu erleben. Damit bin ich mit dem Pfingstwetter doch ein bisschen ausgesöhnt, ganz so schlimm wie prognostiziert war es ja doch nicht. Dann soll es morgen, am Pfingstmontag, von mir aus regnen, ich habe meine Pfingst-Kilometer gemacht.
Abgesehen vom Wetter werde ich auf dieser Fahrt weitere kleine Überraschungen erleben, wie wir noch sehen werden.
7:20 zeigt die Vespa-Uhr in der Scheune, als ich die Tore öffne, …..
….. das W650-Gespann heraus schiebe, die Maschine starte und losfahre. Der Tacho sagt mir, dass ich bald, sehr bald, tanken muss. Um diese Zeit sind allerdings alle Tankstellen in der näheren Umgebung noch geschlossen und so nehme ich die B49 nach Alsfeld. Dort kann ich ganz sicher tanken.
Um diese Zeit ist es noch sehr frisch und oft auch nebelig. Aber die Strassen sind wunderbar ruhig und bis Alsfeld begegnen mir lediglich drei Fahrzeuge. Da lässt sich auch die sonst stark befahrene B49 prima fahren.
Am Rasthof Pfefferhöhe kann ich Benzin fassen – immerhin bin ich diesmal 165 km weit gekommen, bis Reserve erreicht war. Der Tank der W ist schon etwas winzig, aber dafür wunderschön. Man kann eben nicht alles haben. Jetzt setze ich mich mit dem Gespann sogar auf die Autobahn – aber nur von Alsfeld West bis Alsfeld Ost.
Mittlerweile habe ich mich entschieden, zunächst in Richtung Knüllgebirge zu fahren und dann weiter ins Hessische Waldland. Hier in der Westernstadt Lingelcreek schaue ich nur kurz herein um zu sehen, ob sich seit meinem letzten Besuch etwas geändert hat. Sieht aber trotz der Baumassnahmen aus wie gewohnt.
Im Knüll-Vorland kommt jetzt ab und zu die Sonne durch und ein frischer Wind treibt die Nebelbänke auseinander.
Hauptschwenda begrüsst seine Gäste mit einem überlebensgroßen Raabenvogel. Was das zu bedeuten hat, muss ich noch heraus finden. Später erfahre ich, dass Stefan, ein zugezogener Künstler, die Raaben gefertigt hat, weil der Raabe das Wahrzeichen von Hauptschwenda ist. Zu den Bürgern des Dorfes sagt man auch „Nebelraaben“ oder „Nevelrowe“.
Ab Hauptschwenda geht es hoch ins Gebirge hinauf und je höher ich komme, desto stärker wird der Nebel. Die Jause auf dem Knüllköpfchen lasse ich heute links liegen und auch den Eisenberg will ich nur umfahren.
Es geht jetzt noch steiler bergauf und ich vermute, mich auf einem Nebengipfel des Eisenberges zu befinden. Mitten im Wald halte ich kurz Rast, um die Ruhe und Schönheit der Landschaft zu geniessen. Da höre ich weit entfernt Motorengeräusch, dass langsam näher kommt. Klingt wie ein Oldtimer, dann wieder wie eine große Arbeitsmaschine. Schliesslich lege ich mich auf ein einzylindriges englisches Motorrad fest.
Und dann taucht es aus der Tiefe des Nebels auf: Ein Gespann mit Boxermotor, grün lackiert, – ja, es ist tatsächlich ein Grüner Elefant, die legendäre Zündapp KS601. Mit sonorem Sound donnert der alte Boxer den Berg hoch und verschwindet wieder im Nebel.
Nachdem ich mich von meiner Verblüffung erholt habe, fahre ich ebenfalls weiter den Berg hinauf – um nach wenigen Kilometern auf einem Parkplatz Wohnmobile und Zelte zu sehen – und dazu weitere KS601. Was ist hier los?
Und jetzt fällt es mir wie Schuppen von den Augen: Das hier ist ein Treffen des KS601-Club Deutschland. Vor ein paar Tagen hat mir Patrick aus dem MZ-Forum dieses Ereignis mitgeteilt, und ich habs vergessen. Aber Moment: Das Treffen soll doch am Berggasthof auf dem Eisenberg stattfinden, und ich befinde mich hier nicht auf dem Eisenberg – oder doch?
Tatsächlich habe ich mich geirrt! Hab mich wohl verfahren und bin hier auf dem Eisenberg gelandet – peinlich, aber letztlich doch positiv, denn sonst hätte ich dieses Ereignis glatt verpasst. Der Parkplatz vor dem Berggasthof ist voller Zündapp KS601, also voller Grüner Elefanten. Da stelle ich mich dazu und schaue mir die Elefanten in aller Ruhe an.
Grüne Elefanten sind hier zwar sehr viele, aber recht wenige Menschen. Aber klar, es ist ja gerade mal 9:00 und die Zündapp-Fahrer befinden sich (fast) alle in der Mitgliederversammlung, die von 9:00 bis 11:00 statt findet.
Sogar eine weitere W650 ist auf dem Platz – und auch noch in meiner Lieblingsfarbe Blut-und-Eiter.
Auf den ersten Blick scheinen alle Grünen Elefanten tatsächlich Grün zu sein, aber …..
…. bei näherem Hinsehen sind verschiedene Grüntöne zu erkennen. Es gibt also Hell- und Dunkelgrüne Elefanten, …..
….. und sogar Metallic-Grüne Elefanten, was mich sehr überrascht.
Dann gibt es Grüne Elefanten mit dicken Tanks und Grüne Elefanten in Rot und …..
…. mit unterschiedlichen Tanks.
Es gibt Grüne Elefanten in Weiss, …
… Grüne Elefanten in Rot und mit Pressstahlrahmen, …
… Grüne Elefanten in Schwarz, die wiederum mit und ohne Klappstühle, …
… Grüne Elefanten als Scrambler mit hochgezogener Auspuffanlage, …
… Grüne Elefanten mit Zweitakt-Motor in seltsamem Orange, ….
… Grüne Elefanten in Schwarz mit ganz besonders dicken Tanks, …
… Grüne Elefanten in Rot und im Chopper-Outfit, …
… Grüne Elefanten mit vielen schicken Anbauteilen, …
… Grüne Elefanten in Rot mit kurzer Seitenwagen-Schnauze, …
… Grüne Elefanten in Geländesport-Ausführung, …
… Grüne Elefanten aus meiner alten Heimat, …
… Grüne Elefanten in Rot mit grossem Drehzahlmesser, …
… Grüne Elefanten mit riesigen Seitenwagen für Kind und Hund, …
… Grüne Elefanten in Beige mit hochgeklappten Zylindern, …
… Grüne Elefanten in Elfenbein, …
… Grüne Elefanten in Schwarz mit dem Propeller-Emblem am Tank, …
… Grüne Elefanten in Metallic-Gold, …
… Grüne Elefanten in merkwürdiger Zweifarbenlackierung, …
… Grüne Elefanten mit Königswelle, …
… Grüne Elefanten mit zu vielen Zylindern und mit schrecklicher Volksmusik aus der HiFi-Anlage, …
… Grüne Elefanten aus Russland …
… oder ganz einfach jede Menge wunderschöne Maschinen mit dem Zündapp-Boxermotor. Dass die Bildunterschriften nicht ganz ernst zu nehmen sind, dürfte jedem Elefantentreiber klar sein, oder?
Patrick, der im KS601 Club eine tragende Rolle spielt, treffe ich leider nicht mehr – ich muss weiter. Grüße deshalb von hier aus und beim nächsten Clubtreffen bin ich wieder dabei.
Jetzt verlasse ich den Eisenberg in Richtung Raboldshausen und Bad Hersfeld. Hier treibt der Wind eine dichte Nebelwolke an mir vorbei, die mich sogar eine zeitlang begleitet. Ist ein bisschen wie die unheimliche Wolke aus der Serie LOST, die dann aber ihre Opfer verschlungen hat. OK, das bleibt mir mit der Eisenbergwolke erspart.
Eine sehr angenehme Nebenstrecke führt vorbei an riesigen ICE-Brücken bis hinein nach Bad Hersfeld.
Bad Hersfeld streife ich nur am Rande, komme dabei aber an diesen sympathischen Zweiradladen, der Motorräder von Royal Enfield und vespoide Roller von Beeline und TGB im Programm hat.
Nach einem kurzen Abstecher ins Hessische Waldland halte ich auf Neuenstein zu und beim Aufstieg nach Burg Neuenstein habe ich diesen schönen Ausblick in Richtung Autobahn.
Auf dem Gelände von Burg Neuenstein halte ich eine kleine Rast mit Riegel und isotonischem Getränk.
Die weitere Route soll mich über Oberaula nach Ottrau führen und dazu muss ich noch einmal die andere Seite des Eisenberges streifen. Der Blick ins Knüll-Vorland ist begeisternd schön.
Ist das Leben vielleicht doch ein Ponyhof? Manchmal ja, und die Besucher dieser gigantischen Reitanlage werde das sicher auch so sehen.
Den Weg über Ottrau habe ich gewählt, weil zwischen Ottrau und Berfa der unheimliche Bechtelsberg liegt. Leider finde ich keinen Hinweis auf den Berg, aber ich denke, dass es sich um diese Erhöhung handelt. Dafür sprechen einige Gründe: 1) ist es die höchste Erhebung zwischen Ottrau und Berfa, 2) greift mich hier ein überlebensgroßer Raubvogel an und 3) dringen aus dem Wald die heiseren Rufe von Raben. Dabei handelt es sich vermutlich um die ruhelosen Seelen unglücklicher Fahrer von japanischen Vierzylindern.
Bringt zwar nix, aber weil’s am Weg liegt, schaue ich kurz ins Schaufenster vom Zweirad Müller in Heidelbach. Einen netten Firmenwagen hat er jedenfalls.
In einem Schaufenster sind drei Vespa zu sehen, wobei die schkoladenbraune GT300 beinahe überirdisch schön ist.
Über das Antrifttal bin ich nun wieder auf dem Weg in die Heimat. Bei Ohmes noch ein kurzer Blick auf die Ebene, wo im Dreißigjährigen Krieg eine Schlacht mit vielen Toten stattfand.
Zum ersten mal in diesem Jahr halte ich am Dunklen See im Kirtorfer Wald, wo ich eine Entenfamilie zu Tode erschrecke.
Und den letzten Stop gönne ich mir bei einem Blick auf meine persönliche Toskana bei Hainbach. Dabei bekomme ich eine Message mit Bildern von Marco aufs Handy, der gerade mit Freundin in der (echten) Toskana ist und dort mit einer Leihvespa tolle Touren unternimmt. Beneidenswert.
Zu Hause gehts flugs aus den Motorradklamotten und dann mache ich noch eben einen Ölwechsel am W650-Gespann. Passt gerade und das Öl ist jetzt nach dieser 230 km-Tour garantiert schön warm. Hier ist der Kilometerstand dazu.
Noch einmal kurz zu Marco und der Toskana: Dieses Bild bekomme ich auf mein Handy, damit ich auch ja gelb vor Neid werde. Ist schon eine traumhafte Gegend.
Marco hat eine Vespa GTS125 gemietet und unternimmt damit zusammen mit Freundin Pamela Touren durch die Toskana.
Und auch dies ein Bild aus der Toskana: Eine Triumph Thunderbird macht auch in Italien eine gute Figur.
Der Tag ist noch nicht zu Ende und regnen tut es auch noch nicht. Deshalb gehe ich noch auf Tour mit der kleinen Vespa, hauptsächlich, um das neue Windschild zu testen. Und ich muss sagen: Ein prima Schild, schützt und sieht gut aus.
Mit der Vespa geht es dann nach Ilsdorf zu Reinhard, der gerade aus Hungen zurück kommt. Dort gab es eine Oldtimerfahrt des lokalen AMC mit interessanten Fahrzeugen. Wir trinken Kaffee, plaudern über britische Roadster und bauen das offene Verdeck auf seinen MGF – und das muss natürlich getestet werden.
Die Fahrt mit dem offenen Roadster macht enorm Spass. Hätte nicht gedacht, dass man in einem Cabrio so geschützt fahren kann. Jedenfalls ein klasse Auto, und die Chancen, so einen Engländer zu bekommen, stehen derzeit nicht schlecht.
Allmählich zieht sich der Himmel zu, es wird dunkler und windiger und ich mache mich auf den Heimweg. Sieht so aus, als käme das vorher gesagte schlechte Wetter jetzt tatsächlich hier an. War ein richtig cooler Tag heute.
Gestern Abend noch schnell den Wetterbericht studiert: Regen, aber am Vormittag so gut wie nichts. Klingt nicht soo übel und so werfe ich heute um kurz nach neun das Kawasaki-Gespann an. Die gestrige Postwurfsendung von Louis hat mein Ziel quasi vorgegeben: Den Louis-Shop in Fulda. Denn es gibt mal wieder mein Lieblingsöl zum Sonderpreis: Castrol GP 10W-40. Zum Normalpreis kauf ich das grundsätzlich nicht, aber bei Preisen zwischen 35 und 39 € kann ich nicht nein sagen.
Ja, neue Wege – die möchte ich heute für den Weg nach Fulda finden. Aber das verschiebe ich auf die Rückfahrt, zunächst werde ich den Einkauf erledigen.
Beim Start ist das Wetter sehr schön: Ein wenig kühl vielleicht, windig, aber somnnig und trocken – das ist mein Lieblingswetter. Aber bleibt es auch so? Ich werde sehen.
Ein wenig variiere ich dann den Hinweg doch schon: Statt den schönen, aber weiteren Weg über Dirlammen nehme ich die schnellere und kürzere Route über Ulrichstein. Und hier ist die Landschaft in Verbindung mit dem faszinierenden Spiel der Wolken so schön, dass ich ständig anhalten möchte – aber ich tu’s nicht. Erst hier nahe Stockhausen mache ich den ersten Stopp und erkenne jetzt klar und deutlich, wie ich zu der versteckten Waldkapelle kommen könnte – mit einer Enduro.
Der zweite Stopp: Kurz hinter der Grenze zum Landkreis Fulda steht dieses Materl an einem sehr schönen und hohen Punkt. Dummerweise war ich an diesem Ort noch nie allein, und so ist es auch heute. Ich halte dennoch und genieße die Sicht.
Heute steht hier bereits das Wohnmobil aus Osnabrück. Aber die sehr nette Lady mit Hund stört überhaupt nicht.
Grandioser Ausblick tief hinunter ins Tal – das Foto vermag es nur unzureichend wieder zu geben.
Die letzten 25 km bis Fulda sind schnell gemacht und schon bin ich im Rosengarten am Louis-Shop. Hier ist bereits gut Betrieb und es sind sogar mehrere Motorradfahrer aus Berlin zugegen.
Ich kaufe mehrere Kanister Castrol-Öl, ein paar Handschuhe und eine Sommerjacke samt Protektoren. Und, ganz wichtig: Ein paar Multifunktionstücher mit Louis-75-Emblem.
Jetzt suche ich mir aber auf der Karte wirklich einen neuen Weg zurück, und zwar keinen direkten. Ich werde in Hainbach nach Sickels abbiegen und von dort nach Hosenfeld fahren. Alles weitere wird sich ergeben.
Und tatsächlich: Kaum habe ich Fulda und seine Vororte hinter mir gelassen, tauche ich ein in eine wunderschöne Vor-Rhön-Landschaft. Die Landstrasse ist prima ausgebaut und der Verkehr ist gering. Marterln am Strassenrand lassen das Gefühl einer bayrischen Landschaft aufkommen. Es macht grossen Spass, hier mit 80-90 km/h entlang zu touren.
Wind, Wolken und vielfältige Farben der Flora vermitteln beeindruckende Bilder. Aber natürlich weiß ich, dass das schöne Gelb der Rapsfelder und Löwenzahnwiesen auch Zeichen einer sehr ungesunden Monokultur sind.
Im schönen Rabental pausiert der Kradist ein wenig und dabei fliegt ein recht großer Raubvogel extrem nah über meinen Kopf. Eine surealistische Szene, die mich an den vorzüglichen Roman „Der dunkle Fünfuhrtee der Seele“ von Douglas Adams erinnert. Dort fliegen in einem London der Endzeit große Raubvögel durch die Häuserschluchten. Aber das Gefühl von Endzeit und Apokalypse kommt hier im Rabental natürlich nicht auf – im Gegenteil.
Über Giesel, Hosenfeld und einige Freiensteinauer Orte bin ich nun wieder im Vogelsberg, und zwar am Obermooser Teich.
Während ich mir den Teich aus der Ferne betrachte, hält ein älterer BMW mit Friedberger Kennzeichen und ein netter Herr steigt aus. Er fragt, ob er mich mit dem Gespann fotografieren soll und tut es dann auch. Wir plaudern ein wenig und ich bekomme noch einen prima Tipp für ein Lokal, wo es heute Mahlzeiten mit Heidschnuckenfleisch, also Lammfleisch, gibt. Ich überlege kurz, aber der Ort liegt nicht in meiner Planung. Und ab Mittag soll es ja auch überall im Vogelsberg kräftig regnen.
Ich passiere das Oldtimer Cafe, an dem kein, wirklich überhaupt kein Motorrad zu sehen ist. Das ist nicht gut, ich befürchte den Abstieg des OTC. Ein paar Kilometer weiter in Richtung Schotten halte ich am großen Freigehege mit etlichen Lamas oder Alpakas.
Lamas oder Alpakas – das ist die Frage. Ich kann sie nicht beantworten, aber es sind hübsche und elegante Tiere. Und spucken tun sie auch nicht.
Über Schotten steuere ich nun das Falltorhaus an und hier herrscht ein enormer Betrieb. So viele motorradfahrende Gäste an einem Freitag Mittag habe ich nicht erwartet. Dieser Laden brummt – ganz im Gegensatz zum OTC. Ich halte und nehme einen guten Kaffee zu mir.
Meinen Parkplatz nehme ich direkt neben dem dreirädrigen CanAm mit Rotax-Motor.
Die heutigen Besucher des Falltorhauses kommen aus der gesamten Republik: Magdeburg, Leipzig, Wuppertal, Soest, Hamburg, Aschaffenburg – alles ist vertreten. Beeindruckend, aber der Betreiber des Lokals gibt sich auch viel Mühe.
Zunächst glaube ich, ein Triumph Rocket Gespann vor mir zu haben, aber es iist eine dicke Honda Valkyrie. Als Gespannmaschinen sagen mir solche Brocken durchaus zu.
Weiter geht die Fahrt. Bei Einartshausen entsteht eine Großbaustelle, bisher noch ohne Info, was hier gebaut wird. Ich schätze, das gibt den nächsten Windpark im Vogelsberg.
Nun bin ich zwar schon fast zuhause, aber meine kleine Reise ist noch nicht ganz beendet. Ich fahre einen ziemlichen Schlenker über das Horlofftal und die Hungener Seenplatte, um dann in Grünberg noch einen Einkauf beim IT-Händler zu erledigen. Unterwegs fallen erneut diese gewaltigen Monokulturen auf, deren Ursache garantiert in irgend einer bescheuerten EU-Förderrichtlinie liegen. Beim Grünberger IT-Händler plaudern wir noch über alte Zeiten und unsere RD’s und XT’s der 70er Jahre. Dann geht es aber endgültig heim. Die heutigen 220 Kilometer haben mir äußerst gut gefallen, das Gespann fahren hat erneut sehr viel Spaß gemacht. Später, gegen 18:00, hole ich noch das E-Bike aus dem Schuppen und radele noch mal eben nach Ilsdorf und zurück – nur so. Ach ja: Regen gab es bis jetzt, also bis 20:00, immer noch keinen. Im Gegenteil war heute tolles Wetter und die Wetterfrösche haben sich mal wieder so richtig geirrt.
Wieder eine kurze Woche – aber länger hätte ich es auch nur schwer ausgehalten. Nun soll dieses verlängerte Wochenende aber ziemlich verregnet werden, meine geplante Reise zum W650-Treffen in Rüthen musste ich aus Termingründen absagen – das sind alles keine guten Voraussetzungen für ein nettes, fahraktives Wochenende.
Als ich so gegen 17:00 nach Hause komme, nutze ich das überraschend gute Wetter zu einer Vogelsberg-Tour in den beginnenden Abend hinein. So komme ich zu sehr entspannten und ruhigen 100 Gespann-Kilometern. Immerhin etwas.
Zunächst ziehen wir langsam die 750 m hoch auf den Hoherodskopf. Ein paar Spaziergänger und drei Motorradfahrer hängen an Doros Büdchen ab, Doro selbst ist gerade dabei, das Büdchen zu schließen. Ich schaue ein wenig in den Abend hinein und dann geht es auch schon weiter.
Herunter vom Hoherodskopf, Ulrichstein wird links liegen gelassen und dann biege ich ab zu den Windmühlen bei Helpershain. Mittlerweile ist so gut wie kein Verkehr mehr auf den Nebenstrecken – sehr gut.
Kurz durch Helpershain und dann hoch in Richtung Meiches, wo ich mal wieder abbiege, um zum Totenköppel zu gelangen. Hier herrscht jetzt die totale Ruhe, kein von Menschen verursachtes Geräusch dringt hier her. Frieden!
Neben dem Friedhof, der Kapelle und der umgebenden Landschaft interessiert mich heute besonders die relativ neue Aussichtsplattform, …..
….. von der aus Du weit ins Land schauen kannst und die interessante Hinweise auf geografische Punkte und Bauwerke gibt.
Ich picke mir ein paar der Punkte heraus, die ich noch nicht kenne. Sind alles potentielle Anfahrziele.
Speziell die folgenden Punkte werde ich mir in nächster Zeit ansehen:
Hessisches Kegelspiel: Eine Anordnung kegelförmiger Vulkanberge im nordwestlichen Teil der Rhön. Gut zu sehen von den Orten Eiterfeld und Schenklengsfeld aus. Der Sage nach betrieben Riesen hier eine Kegelbahn und der Stoppelsberg stellte die Kugel dar.
Thorkuppe: Ein Hügel nahe den Bienenwiesen bei Almenrod.
Sender Rimberg: Auf dem Rimberg im waldreichen Knüll zwischen Alsfeld und Bad Hersfeld. Liegt oberhalb des Rasthofes Rimberg an der A5.
Bechtelsberg: Erhöhung nahe der Rumpelskuppe bei Berfa. Viele Sagen um Hexen und Dämonen ranken sich um den Bechtelsberg.
Büraburg: Eine ehemalige fränkische Höhenburg auf dem Büraberg oberhalb des Fritzlarer Ortsteils Ungedanken im Schwalm-Eder-Kreis.
Getürms: Alte Kirche nahe Billertshausen.
Von Meiches geht es vorbei an der Schwalmquelle nach Köddingen und weiter nach Stumpertenrod. An der Volkssternwarte hat sich eine erkleckliche Zahl Camper einquartiert, da muss also irgend was astronomisches los sein. Ich aber geniesse das wunderbare Strässchen, das uns nach Unterseibertenrod führt.
Je später der Abend, umso schöner wird die Fahrt. Mich ergreift eine tiefe innere Ruhe, was nach den letzten Bürotagen richtig gut tut. Der Kopf wird frei.
Gegen 20:00 bin ich am Zeilbacher Windpark und dort an der allerletzten Windmühle. Hier ist das einzige Geräusch das leise Zischen der Windräder. Als störend empfinde ich das überhaupt nicht.
Ein Versuch, die Ruhe eines frühen Abends per Video einzufangen.
Und damit ich vor lauter Ruhe niicht auf dem Gespann einschlafe, beende ich die abendliche Tour mit einer urbanen Einlage in Grünberg. Jetzt noch 10 Kilometer durch den Weickartshainer Wald und die kleine Reise ist zu Ende.