Die Anti-Hepco-Becker-Aktion

Meine W650-Gespann hab ich mit zusammen mit einem Hepco-Becker-Gepäcksystem gekauft. Sehr praktisch, sehr nützlich. Aber wisst ihr was? Ich hasse Gepäcksysteme, und ganz besonders hasse ich sie an so schönen Motorrädern wie einer W650. Den hohen Nutzwert werde ich niemals abstreiten – aber das Auge fährt bei mir mit.

Außerdem ist an meinem Gespann eine 45 Ah Autobatterie im rechten Hepco-Becker-Koffer untergebracht. Das schlägt nun wirklich dem Faß den Boden aus – geht also gar nicht.

Langer Rede kurzer Sinn: Heute wird das Hepco-Becker-Gepäcksystem demontiert und bei der Gelegenheit mache ich mir Gedanken über eine alternative Batterie-Unterbringung.

Den Träger auf der linken Seite hatte ich schon vor ein paar Tagen abgebaut und damit sah diese Seite des Gespanns schon wesentlich besser aus. Gerade am Gespann kann ich auf ein Gepäcksystem gut verzichten, denn schliesslich habe ich ja ordentlich Platz im Seitenwagen. Und gewaltige Europatouren mit zwei Personen und Gepäck werde ich vermutlich auch nicht unternehmen - bin eher der Alleinfahrer, also der poor lonesome wolf.

Heute geht es also an die rechte Seite und natürlich ist das System relativ schnell entfernt. Bei der Gelegenheit kann ich gleich einigen unzugänglichen Chromstellen mit Elsterglanz zu Leibe rücken - das tut not. Viel mehr Arbeit macht es dann, den Batteriehalter aus dem rechten Koffer auszubauen. Zwei Schrauben M6, zwei Schrauben M5 und 10 Schrauben M4 halten das Teil fest - und etliche der Schrauben sind unter Gummilagen versteckt. Eine vermaledeite Konstruktion.

KISS - keep it simple and stupid: Diese eherne Konstrukteurs-Regel wurde beim Batteriekasten völlig missachtet und ignoriert. Wie man einen einfachen Kasten derart kompliziert bauen kann, werde ich nicht verstehen. Dennoch plane ich zunächst, den Kasten zu nutzen und in das Gepäckfach des Seitenwagens zu montieren - aber da passt er nicht hinein, weil zu hoch. OK, morgen werde ich nach einer kleineren Batterie schauen, einen simplen VA-Kasten bauen und die Verkabelung dafür vorbereiten. Eigentlich könnte ich ja eine Original-W650-Batterie einbauen, die reicht allemal aus. Aber etwas Gewicht im Boot kann bei nur 110 cm Spurbreite nicht schaden.

Zum Abschluß der heutigen Schrauberaktion baue ich noch eben den LSL-Alukettenschutz an die Solo-W. Ist ja kein Problem: Drei Schrauben gelöst, zwei wieder angezogen. Aber eines der Rahmengewinde ist defekt und da setze ich noch schnell einen Bearcoil-Gewindeeinsatz ein.

 

Parken ist Charaktersache

…. sagt ein alter weiser Mann aus Rheinhessen. Und weil das so ist, stelle ich ab heute strenge Parkregeln auf, die natürlich nur für mein stolzes Anwesen gelten.

Angefangen hat die Aktion „Sauberes Parken“ bei Falcone im Ebsdorfergrund, was mich durchaus beeindruckt hat. Dann wurden auf der Zulassungsstelle beim Nummerschilddrucker Restbestände verramscht und zu guter Letzt das Wissen um einen begabten Foliendrucker. All dies lief in den letzten Tagen zusammen und heute, nach einer verfrorenen Gespannausfahrt und bei endlich doch sonnigem Nachmittagswetter habe ich den Park-Gedanken umgesetzt.

Vor der kleinen Werkstatt dürfen ab sofort nur noch Eintöpfe parken, also die Matchless, die DR400 und - solange sie noch hier sind - auch die beiden Silverstars.

Vor dem großen Scheunentor ist der Parkraum reserviert für W650, egal, ob zwei- oder dreirädrig.

Und gleich nochmal: Hier parken ab sofort nur noch W650, claro?

Das Panorama-Bild zeigt die wunderbare Parkordnung, die hier Einzug gehalten hat. Jedes Beamtenherz wird bei diesem Anblick höher schlagen.

Und wo ich gerade dabei bin, schiebe ich meinen reduzierten Fuhrpark zur Fotosession zusammen. OK, noch stehen zwei Silverstars versteckt in den Gebäuden, aber das hat sich wohl bald erledigt - was mir allerdings auch wieder sehr leid tut. Aber sagt selbst: Dieser reduzierte Fuhrpark ist doch ein Zeichen höchster Vernunft - und dabei eigentlich ausreichend .....

Zwei Singles, zwei Twins - mehr brauche ich nicht. Im Grunde meines Herzens bin ich doch ein rechter Motorrad-Asket.

Eiskalter Freitag

Nach Auflösung von Frühnebeln zunehmend Sonne und Temperaturen bis 12°C – so hat es der Wetterbericht für den Karfreitag versprochen. Und weil es danach und über Ostern noch schlechter, kälter und unfreundlicher werden soll, steht für mich fest: Am Karfreitag wird gefahren.

Aber als ich um 8:30 das warme Häuschen zum Hundespaziergang verlasse, kommen erste Zweifel an der Wetterprognose: Es ist ekelhaft kalt und derart grau, dass ich an der mittäglichen Besserung zweifele.

Aber OK, machen wir erst einmal den Hundegang und bis dahin kann es ja nur besser werden.

Zum Spazierengehen ist das Wetter durchaus geeignet – Yellow und ich transpirieren heute überhaupt nicht. Die Kälte hat aber wohl etliche andere Hundegänger abgehalten, denn bis auf Yellows Erzfeind, einen stabilen Labrador, treffen wir niemanden – was ein bisschen schade ist.

Um 10:30 bin ich startklar, nachdem ich dann doch relativ dicke Winterbekleidung gewählt habe. Noch eben getankt und schon bin ich auf dem Weg ans Wasser – es soll zum Antrifttal-Stausee gehen. Hier an der Schutzhütte im Kirtorfer Wald habe ich bereits registriert, wie schweinekalt es tatsächlich ist und dass ich ganz klar zu dünn angezogen bin.

Und was ich noch bemerkt habe: Das Gespannfahren klappt heute sehr schlecht. Zwar habe ich meinen Spass an der Fahrerei, aber ich finde überhaupt keine Linie und eiere ziemlich herum. Dummerweise bleibt das während der gesamten Fahrt so, und ich sehe einen direkten Zusammenhang zwischen meiner jämmerlichen Fahrerei, dem kalten Wetter und meinem Kreislauf. Muß ich aber jetzt durch.

Am Meer – nein, natürlich nicht – bis zur Ostsee hätte ich es heute mit der Bekleidung nicht durchgehalten. Aber zum Antrifttal-Stausee, das schaff ich schon.

Fast hätte es die Kälte geschafft, mich ins See-Restaurant zu locken – fast. Ich lass es dann doch bleiben, obwohl der Geruch leckerer Fischgerichte aus dem Gebäude wabert. Wahrscheinlich wäre es besser gewesen, ich hätte mich bei einem Kännchen Kaffee hier aufgewärmt.

Vor ein paar Tagen habe ich alle Aufkleber vom W-Gespann entfernt – will mich ja nicht mit fremden Federn schmücken. Dafür habe ich aber zwei Stück der hübschen Kawasaki-Drachen aufgeklebt, die es beim Drachenfest vor 14 Tagen gab. Hübsch!

Auf der Rückfahrt erinnere ich mich, dass der montierte Luxus-Scott-Oiler ja ein Multifunktionsdisplay hat, dass unter anderem die Temperatur anzeigt. Und jetzt ist mir auch klar, warum ich so erbärmlich friere: Wärmer als 3°C wird es während der gesamten Fahrt nicht mehr. Hätte ich mir diesen Winter doch bloß einen Art4Function-Thermmoanzug gekauft. Die roten Flecken im Display sind übrigens Spiegelungen meines MZ-Forum-Schals.

Auf der Rückfahrt sehe ich, dass bei Zeilbach weitere Windräder aufgebaut werden – im letzten halben Jahr sind wieder jede Menge dazu gekommen. Sind Windräder nicht von der Subventionskürzung der Regierung betroffen? Könnte so sein, denn der Boom scheint ungebrochen.

Nach 100 km reicht es mir: Es ist und bleibt einfach zu kalt. Die Sonne ist entgegen der Vorhersage auch nicht heraus gekommen – das passiert erst, als ich längst wieder zu Hause bin.

Die GPS-Berechnungen dürften ja ziemlich genau sein und daraus erkenne ich, dass mein „geheilter“ Tachometer jetzt ein bisschen zu wenig anzeigt – da werde ich irgendwann noch einmal die Programmierung ändern. Die lausige Durchschnittsgeschwindigkeit ist sicher meinem eher mäßigen Befinden und natürlich den Pausen und der Blümchenpflückerei geschuldet. Trotz allem eine schöne kleine Fahrt – obwohl ich zunächst froh bin, wieder ins warme Häuschen zu kommen.

Auch heute habe die Route mit dem Samsung Smartphone und runtastic aufgezeichnet. Bisher hat das alles schön geklappt und das Programm macht wirklich Freude. Hätte nie gedacht, dass ich Smart-Phone Apps mal nützlich finde …..

Geheilt !

Nachdem das W650-Gespann gestern endlich ordnungsgemäß zugelassen werden konnte, steht eine weitere Aktion an: Der Einbau des SpeedoHealers, um den stark voreilenden Tachometer zu heilen. Bei der W wird der elektronische Tacho von einem Geber am Kettenritzel mit Impulsen versorgt, und der SpeedoHealer wird dazwischen geschaltet und bekommt einen Korrekturfaktor einprogrammiert, der dem Tacho hilft, wieder korrekt anzuzeigen.

Der ermittelte Faktor ist in meinem Fall -27. Den Einbau und die Programmierung werde ich heute vornehmen.

Nach der Arbeit, so gegen 17:00, schiebe ich das Gespann aus der Scheune und werde den SpeedoHealer-Einbau in bester britischer Manier auf dem Hinterhof vornehmen.

Das ist das komplette SpeedoHealer-Paket, gekauft über Bruno. Es enthält den eigentlichen SpeedoHealer, also die kleine Box mit der 7-Segment-Anzeige und den beiden Tastern sowie zwei Kabel. Das eine davon ist quasi ein T-Stück und wird in den vorhandenen Kabelbaum eingeschleift, das zweite ist ein Kabel mit Taster, den man am Lenker befestigen kann, um den Healer von dort aus zu bedienen und sich nützliche Dinge wie die höchste Geschwindigkeit anzeigen zu lassen. Auf den Einbau dieses Tasters werde ich aber verzichten - reine Spielerei.

Ich entferne die Ritzelabdeckung um zu sehen, dass dies völlig unnötig war. Alle benötigten Stecker befinden sich hinter der linken Seitenabdeckung. Ist aber egal, da kann ich den schmierigen Bereich um das Ritzel herum eben reinigen.

Die SpeedoHealer Box kommt unter die Sitzbank zum übrigen Elektrogeraffel. Die Einstellung und Programmierung ist wesentlich einfacher, als sie sich in der Beschreibung anhört. Bin allerdings auch von den elektronischen Produkten in der Firma einiges gewöhnt.

So, die Programmierung wäre erledigt, jetzt alles mit reichlich Kabelbindern fest gezurrt und dann kann getestet werden. In der kleinen Mulde unter der Sitzbank ist ein guter Platz für den Healer.

Schnell den alten Jethelm aufgesetzt und dann gehts auf eine 20 km Probefahrt. Bereits auf den ersten Metern sehe ich, dass der Tacho jetzt deutlich weniger anzeigt - habe fast das Gefühl, dass er jetzt zu wenig anzeigt. Kann aber auch eine Täuschung sein. Werde in den nächsten Tagen mal hinter einem geeichten Tacho hinterher fahren. Es beginnt jetzt zwar bereits der Abend, aber es ist immer noch 14 °C und die langsam untergehende Sonne taucht alles in ein herrliches Licht - eine schöne Fahrt, dieser Test.

In Groß-Eichen wird immer noch das ehemalige Sparkassengebäude angeboten - nett, aber das sollte mir egal sein: Ich suche ja kein Häuschen mehr.

An den drei knorrigen Eichen zeigt der geheilte Tacho immer noch korrekt an.

Zufrieden - Gespann und Gespanntreiber freuen sich über die gelungene kleine Schrauberaktion und die nette Probefahrt in den Abend hinein.

Zum Abschluß der kleinen Schrauberaktion entferne ich noch mithilfe eines Föns sämtliche Aufkleber von den Scheiben des Gespanns. Das war's dann für heute.

Es ist vollbracht!

Ja, es ist vollbracht! heute habe ich das W650-Gespann von Jerry aus Luxembourg endlich zugelassen und kann und darf offiziell damit fahren.

Insgesamt waren keine unüberwindlichen Probleme zu bewältigen, jedoch hat die Aktion in der Summe schon einiges an Zeit gekostet. Die Bürokratie war lange nicht so schlimm, wie ich das befürchtet hatte und ich bin sicher, dass so eine Import-Aktion vor 20 Jahren wesentlich kniffeliger gewesen wäre. Alle Behörden haben ordentlich mitgearbeitet und in der Hinsicht habe ich keinen Grund zu meckern.

Geholt habe ich das Gespann am 4.3. und zugelassen heute, also am 2.4. Vier Wochen sind eigentlich gar nicht so übel.

Selbst der Kostenaufwand war nicht dramatisch hoch. Neben Kaufpreis, Transport und organisatorischen Fahrtkosten fiel folgendes an:

110,- TÜV
10,-   Kurzzeitkennzeichen
40,-   Bündelungsbehörde
60,-   Zulassung
10,-   Kennzeichen

OK, Gebühren zahle ich natürlich nicht soo gerne, aber letztendlich ist das alles noch im grünen Bereich. Ab jetzt ist also das organisatorische erledigt und ich kann mich dem Gespannfahren widmen – oder dem nächsten Projekt.

Am Nachmittag nach der Arbeit dann schnell das Nummernschild montiert .....

... und damit die DQ-Familie um ein Mitglied erweitert. Die nächsten Aktionen werden aber in der Reduzierung des Fahrzeugparks liegen - das ist sicher.

Und ich kanns nicht lassen: Mit Lackreiniger auf Nanotechnologie-Basis gehe ich dem Boot zuleibe, auf dass es glänze wie .... Blut auf Eiter. Und die ersten Aufkleber entferne ich mit Hilfe eines Föns.

Als es dann draussen am Tor bollert, habe ich eine Ahnung, wer das ist: Und tatsächlich erscheint Kollege Marco und führt sein neues Spielzeug vor - ganz frisch zugelassen, wie mein W-Gespann. Die Yamaha WR400 steht klasse da und ist eine Enduro unserer Zeit - ganz anders als meine historische DR400. Die WR wirkt auf den ersten Blick sehr hoch und schreckt dadurch Zwerge wie mich ein wenig ab. Aber das Fahrwerk sackt beim Aufsitzen zusammen und ich komme gut mit den Füßen auf den Boden. Auch das Ankicken klappt auf Anhieb, nachdem ich mich an die Stellung auf der Fußraste und dem Seitenständer gewöhnt habe. Zu meiner Überraschung fällt die Maschine dabei nicht um. Auf jeden Fall ein sehr schönes Motorrad, dessen Gene eindeutig aus dem Geländesport kommen. Aber vermutlich kann man auch damit Wandern und muß nicht durchs Gelände brettern - auch wenn's schwer fällt.