Auf der Suche nach dem Indian Summer

Etwas überraschend wird es am Ende des Oktobers noch mal richtig schön – klar, dass ich diese kleine Chance nutze. Nachdem ich das gute alte ES-Gespann jetzt 3 Wochen unter der Plane stehen gelassen habe, nutze ich das schöne Wetter an diesem Freitag und begebe mich am letzten Tag des Oktobers 2009 auf der Suche nach dem Indian Summer.

Ist ja heute ein normaler Freitag, heisst also, ein Arbeitstag. Nach Feierabend ist für lange Touren deshalb keine Zeit mehr, aber ich muss ohnehin ein paar Teile in die Scheune im Ebsdorfergrund bringen. Das werde ich dann mit einer kleinen Tour verbinden, so 50 km sollen es schon werden. Und dabei werde ich versuchen, soviel vom Indian Summer mitzubekommen wie möglich. Und ich kann jetzt bereits sagen: Ich habe ihn dann doch noch gefunden – den Indian Summer. Und das, obwohl es fast den gesamten Oktober so ausgesehen hat, als würde diese schöne Jahreszeit diesmal ausfallen.
Auf der heutigen Fahrt habe ich übrigens einen schönen Vergleich zwischen dem ES-Getriebe und dem Getriebe meiner IZH Planeta. Und ich muss sagen: Gegen das IZH-Getriebe schaltet sich die ES butterweich – obwohl deren Getriebe auch schon berüchtigt ist. Ist eben alles relativ.
Nach dem dreiwöchigen Stehen unter der Plane ist das Gespann leider überall feucht und zum Teil schon angelaufen. So gehts das also nicht. Werde die ES 250/1 wohl doch in der Scheune unterstellen, auch wenn ich sie dann nicht mehr im direkten Zugriff habe. Aber heute noch nicht.

Hauptsächlich geht es heute darum, diese rote DKW-Sitzbank in den Ebsdorfergrund zu bringen und zu prüfen, ob sie an meine DKW RT 175 S - Baustelle passt. Eigentlich stammt das Teil nämlich von einer RT 200 H, also einer DKW mit Geradwegfederung hinten.

Bereits am Rand von Wermertshausen entdecke ich ihn, den Indian Summer. Am Wald nach Rossberg, nahe der Kläranlage, kann ich ihn heute zum ersten mal einfangen.

Hier beginnt der Ort Rossberg und auch dort zeigt sich der Indian Summer ein wenig. Dieses erste Haus im Orte .......

..... ist die ehemalige Schmiede und die ist zu verkaufen. Ein wunderschönes Anwesen mit allen für eine Ostbocksammlung notwendigen Nebengebäuden. Aber für uns leider eine Nummer zu gross.

Angekommen in der Scheune baue ich Tank und die rote Sitzbank mal locker auf den DKW-Rahmen. Von den Grundabmessungen her passt das, aber die Befestigungen der Bank am Rahmen sind völlig anders: Da stimmt kein Schräubchen und keine Befestigungsbohrung. Muss mir überlegen, ob ich die Bank trotzdem nehme ....

Weiter gehts auf der Suche nach dem Indian Summer und hier im Rossberger Forst in Richtung der Spezialdeponie finde ich wieder einen Teil davon.

Das Waldstück zwischen Rüddingshausen und Odenhausen ist jetzt eine geballte Ladung Indian Summer.

Und noch besser wirds im Waldstück nahe dem Hofgut Appenborn.

Bei so vielen Indian Summer Motiven in derart kurzer Zeit lasse ich den Motor während der Fotopausen einfach laufen.

Langsam wirds dämmrig, obwohl es noch nicht mal 17:00 ist. Also ab in Richtung Heimat, schliesslich will ich noch ein wenig den Schlamm der letzten Ausfahrt von der Planeta entfernen.

Versuchsweise fahre ich über Windhain, um zu sehen, ob die jahrelange Baustelle der Autobahn jetzt auch hier beendet ist. Und tatsächlich, sie ist es. Die Autobahnbrücke kann wieder durchfahren werden. 3 Jahre haben uns die Schnarchnasen mit dem Baustellendreck- und Lärm gequält.

 

Ein herbstlicher Nachmittag in der Rabenau

Der Herbst, eigentlich meine Lieblings-Jahreszeit, zeigt sich bisher wettermässig äusserst durchwachsen. Nur wenig schöne Tage, und an denen hat mich meist irgend etwas vom Fahren abgehalten. Den Indian Summer im Vogelsberg habe ich dieses Jahr noch gar nicht wahrgenommen. Aber am heutigen Donnerstag ist das Wetter entgegen allen Vorhersagen recht hübsch und das ist meine Chance. Schnappe mir also das ES-Gespann und verbringe einen herbstlichen Nachmittag in der Rabenau.

Morgens und vormittags heisst es, diverse Angelegenheiten zu erledigen – das geht heute leider nicht mit dem Motorrad. Gegen 14:00 ist aber alles erledigt, das Gespann habe ich schon bereitgestellt, noch schnell in die Motorradklamotten und es kann losgehen. Die Temperaturen sind extrem angenehm, gefühlt über 20 Grad. Dickes Einmummeln entfällt also auch. Das zwischendurch immer wieder richtig schwarze Wolken über den Vogelsberg ziehen, macht mir nichts: Soll es doch regnen! Aber das tut es heute nicht – es bleibt wunderschön.

Nachdem gestern 2 Bäume im Garten gefällt und der dritte stark beschnitten wurde, habe ich richtig Platz und schiebe meine aktuell zugelassen Kräder mal wieder zum Fotoshooting zusammen.

Zwei Rotax-Viertakter und zwei klassische MZ-Zweitakter - dazu der stolze Besitzer - haben sich vor der Gartentür meines Natursteinhauses in Position gebracht.

Eigentlich sollten hier schon 5 Motorräder mit DQ-Kennzeichen stehen, aber das fehlende Russenkrad wurde von der Motorrad-Spedition noch nicht angeliefert. Nicht, dass meine 4 Emmen nicht reichen würden, aber ein Russe würde schon gut dazu passen!

Jetzt das ES250/1-Gespann bereitgestellt, denn gleich soll die Herbstausfahrt beginnen. Auf der Wäscheleine trocknet derweil die Gespann-Abdeckplane von der Gespann-Zeitung. Während der letzten Tage hatte dieses Riesenteil keinerlei Chance, mal trocken zu werden: Immer wieder Regen im Vogelsberg.

Jetzt gehts ab in die Rabenau, eine kleine und stark bewaldete Landschaft am Rande des Vogelsberges. In Londorf fahre ich einfach mal auf das Schlossgelände und fotografiere das Gespann vor den Gesindehäusern. Als hinter mir ein dicker Daimler ankommt, hält der tatsächlich an und wartet ab, um nicht ins Bild zu geraten. Höflicher Adel!

Zwischen Allendorf/Lumda und Staufenberg-Treis entsteht ein neuer und riesiger EDEKA-Markt. Einkaufsmässig ist die Rabenau extrem gut bestück: EDEKA, REWE, Aldi - alles da und alles recht dicht zusammen. Habe das Gefühl, dass die Discounter gerne mal einen neuen Markt aus dem Boden stampfen, damit ein paar Jahre dann vor der Konkurenz liegen und wenn's schwächelt, wird ein neuer gebaut.

Selbst in dem kleinen Ort Treis gibts ein Schlösschen! Die Reste davon wurden zu Wohnungen umfunktioniert und so wohnen jetzt ganz normale Menschen in dieser schönen Umgebung.

Den gewaltigen Steinbruch bei Treis wollte ich schon immer mal befahren, und heute mach ich das. Die Anlage ist noch voll in Betrieb und hier wird gut abgebaut. Ist übrigens auch nicht der einzige Steibruch in dieser Gegend - der Boden hier ist stark basalthaltig. Es heisst jedoch, dass zu viel Basalt die Menschen depressiv macht. Hmmh...

Mitten im alten Ortskern von Allendorf sitzt dieser metallene Leser - hab ihn doch wahrhaftig zunächst für einen Menschen aus Fleisch und Blut gehalten.

Und direkt gegenüber der Leseratte befindet sich das Heimatmuseum mit Kulturscheune im Erdgeschoss. Hier finden Musikveranstaltungen statt, Dichterlesungen oder auch Vernisagen.

Wie so oft nehme ich auch heute zwischendurch immer wieder mal ein paar Kilometer Wirtschaftswege unter die Räder, so wie hier zwischen Londorf und Allendorf. Hier kannst Du weit hinein ins Marburger Land blicken.

Bei Gailshausen fahre ich an den Stürmer See. Das ist ein sehr tiefes Gewässer, das aus einem ehemaligen Steinbruch entstanden ist - allerdings vor sehr langer Zeit. Viele Geschichte, meist gruselige, ranken sich um das düstere Gewässer und es heisst, dass hier schon etliche Rabenauer ihrem Leben ein vorzeitiges Ende gesetzt haben. Vom Weg aus ist der See auch nicht zu sehen und überall stehen Schilder, die auf grosse Gefahren hinweisen.

Ich missachte jedoch alle Warnungen und klettere den steilen Hang hinauf, um den Stürmer See zu sehen. Zum Schluss muss ich sogar noch über einen Stacheldraht klettern. Und dann liegt der See zu meinen Füssen: Wunderschön, vollig ruhig und trotzdem etwas unheimlich. Mehrere Kormorane fliegen immer wieder über den See - die haben hier ein Paradies gefunden, denn Menschen verirren sich nur ganz selten hierhin.

Langsam halte ich mich wieder in Richtung Mücke und komme dabei durch Weitershain, das Pferdedorf. Auf dieser Wiese grast eine Herde besonderer Ponies: Fjordpferde.

Bei Weitershain ändere ich dann doch noch einmal die Richtung und fahre nicht nach Hause. Statt dessen gehts in Richtung Ebsdorfergrund, und bei Rüddingshausen schwenke ich erneut über Wirtschaftswege querfeldein. Hier herrscht plötzlich eine besonders starke Herbststimmung - aber eine sehr positive.

Die Luft ist jetzt extrem klar, die Sicht sehr weit. In der Nase habe ich den Geruch von lehmiger Erde, ein leichter Wind treibt teils schwarze Wolken heran. Es ist eine unglaublich schöne Situation, die mir aber wie ein Dejavu erscheint: Vor etwa 40 Jahren im Münsterland mit meiner alten Maico hatte ich genau diese Empfindungen.

Weiter treibt uns der Herbstwind nach Deckenbach zu den Alpakas. Hier ist die Herbststimmung wieder verschwunden. Ein dicker Kater liegt im Gras und beobachtet schläfrig die Andenbewohner. Die weiblichen Tiere beobachten mich interessiert und kommen freundlich näher. Der einzige Hengst jedoch benimmt sich abweisend und verbietet seinen Ladies offensichtlich, sich weiter mit mir einzulassen. Ein echter südamerikanischer Macho!

en letzten Stop gibts heute auf der Anhöhe bei Büssfeld. Hier knallt die Sonne und wirft die Landschaft in gleissendes Licht. Die kleine Ausfahrt - es waren nur 70 km - hat mir heute besonders viel Spass gemacht und so viele Pausen hab ich wohl noch nie eingelegt. Auch die letzten 15 km absolviert mein gutes Gespann ohne Probleme. Und dabei hab ich bei Fahrtantritt kurz darüber nachgedacht, die Fahrt ausfallen zu lassen - weil ich mein Handy vergessen habe. Da hätte aber doch was versäumt an diesem Tag.

 

Kein Tierfutter ins Antrifttal

Nachdem ich gestern auf der TS-Tour im Antrifttal die kleine Katzenfamilie entdeckt habe, will ich den armen Würmern heute ein Schälchen Katzenfutter vorbei bringen. Aber meine liebe Gattin überzeugt mich, dass so etwas überhaupt nicht gut, sondern im Gegenteil gefährlich für die Kätzchen sein kann. Nun, sei’s drum, eine kleine Ausfahrt mit dem Gespann gibts dennoch, aber ich bringe  auf keinen Fall Sheba ins Antrifttal.

Mit einer morgendlichen Ausfahrt wird’s heute nix, muss eine Palette für den Stoye-Transport in den Ebsdorfergrund bringen und sowas kann ich leider nicht mit dem ES-Gespann transportieren. Aber am frühen Mittag schnapp ich mir das Eisenschwein und wir ziehen los. Dabei schrauben wir uns höher und höher bis an die 600 m NN. Dann habe ich Ullrichstein erreicht. Insgesamt ist die Fahrt heute extrem herbstlich, richtig kühl, kein Sonnenstrahl erwärmt den Vogelsberg – kurz: Ein Wetter nach meinem Geschmack.

Die ES250/1 mag kühles Wetter und so nehmen wir die permanente Steigung bis Ullrichstein souverän. Immer wieder hübsch, dieses Städtchen, mit einigen durchaus markanten Bauwerken wie diesem Vorwerk am Ortsrand.

Der Blick von Ullrichstein hinab in die Ausläufer des Vogelsberges ist ausgesprochen reizvoll, besonders im Herbst und ganz besonders zusammen mit einem alten Ostbock.

Nach dem beschwerlichen Aufstieg kommt der noch beschwerlichere Abstieg - beschwerlich zumindest für die Bremsen des Gespanns. In solchen Momenten kommt immer der Gedanke an einen Scheibenbremsenumbau hoch. Aber wir schaffens heute auch so und sind jetzt zum Kucheneinkauf in Grünberg.

Mit Kuchen-gefülltem Seitenwagen gehts jetzt auf Umwegen heim nach Mücke. Der Himmel zieht sich immer mehr zu, die Wolken werden dichter und dunkeler. Auf der Autobahn bei Gemünden steht mal wieder alles, nur ein paar Motorräder ziehen langsam an den PKW vorbei.

Ein letzter Halt an der neuen Autobahnbrücke, wo jetzt eine Art Mondlanschaft entstanden ist. Bei der Weiterfahrt fallen auch die ersten Regentropfen, aber weit hab ich es ja nicht mehr. Bin mit meiner kleinen 60 km - Tour zufrieden für heute.

 

Schlagartig ist es Herbst

Bis 14:00 verbringe ich diesen Urlaubstag in der Werkstatt und schraube an der Silverstar: Ein wenig die Elektrik verbessern, den Dekozug auswechseln, unzugängliche Stellen am Motor mit der Zahnbürste reinigen und weitere Kleinigkeiten. Dann habe ich keine Lust mehr, setze mich aufs ES-Gespann und fahre in den immer grauer und feuchter werdenden Nachmittag hinein. Das Wetter wird zunehmend schlechter und ziemlich genau um vier Uhr passiert es:  Schlagartig ist es Herbst!

Ich plane nur, ein wenig in der näheren Umgebung zu fahren: Kirtorf, Homberg, Schweinsberg. Dabei fahre ich einige meiner typischen Nahziele an: Die Schutzhütte im Kirtorfer Wald, die Talsenke bei Appenrod, die landwirtschaftliche Versuchsanstalt Neu-Ullrichstein, das Gestüt Wäldershausen. Zusehends wird es kälter und grauer und dann beginnt es auch zu regnen. Ein Herbsttag wie Anfang November!

Der romatische Garten an der Schutzhütte, das Eisenschwein und ich. Mit der Sonnenbrille bin ich heute allerdings äusserst unpassend gekleidet.

Vogelsberglandschaft wie ich sie liebe: Die Orte um Homberg/Ohm.

Weiter Blick aus der Talsenke bei Appenrod: Jede Menge Kulturlandschaft.

Ganz kurze Pause im Wartehäuschen an der Versuchsanstalt Neu-Ullrichstein.

Am Gestüt Wäldershausen bei Homberg wird der Regen stärker. Mangels geeigneter Beinbekleidung drehe ich ab in Richtung Mücke.

Aber ein Päuschen gibt es doch noch: An der alten Eisenbrücke am Bachlauf zwischen Niedergemünden und Elpenrod.

Weiter zunehmender Regen treibt mich jetzt intensiv nach Hause. Immer wieder erstaunlich, wie schnell erkleckliche Entfernungen, in diesem Falle 70 km, mit dem ES-Gespann zusammen kommen.

 

Unglaublich: Ich habe einen Lenkungsdämpfer

Ausgelöst durch die Aktion von Matthieu während des Forumstreffens in Heiligenstadt habe ich mit von dort ebenfalls von Güsi eine Reibscheibe für die Flatterbremse mitgebracht. Und gestern abend hab ich das Teil noch schnell eingebaut. Und glaubt es oder lasst es bleiben: Ich habe den gleichen Effekt wie Matthieu! Unglaublich: Ich habe einen Lenkungsdämpfer.

Eingebaut war die Reibscheibe ja recht flott, aber zu einer Probefahrt komme ich erst am heutigen Montag morgen. Und was mir damals beim Aufbau des ES-Gespannes überhaupt nicht aufgefallen ist, merke ich jetzt schon: Die eingebaute „Reibscheibe“ ist ein Stück Gummi, vermutlich eine Tankdeckeldichtung. Gedämpft hat diese Konstruktion ja noch nie und jetzt ist mir auch klar, warum nicht. Heute, am Montag, merke ich sofort auf den ersten Metern, dass die Flatterbremse jetzt das tut, was sie soll: Dämpfen! Und anknallen, um überhaupt einen Hauch von Wirkung zu erzeugen, ist auch nicht mehr nötig. Wie bereits Matthieu in Heiligenstadt habe ich auch 3 Jahre gebraucht, um das festzustellen. Kein Ruhemsblatt!

Zuerst ein wenig arbeiten: Altglas muss zur Sammelstelle gebracht werden, das Boot ist rappelvoll damit. Als das Glas entleert ist, kommt in der ersten Rechtskurve das Boot hoch. Oooops!

Dann in den Ebsdorfergrund in die Scheune, will dort für die TS die Kunststoffspritzlappen holen und montieren. Aber später merke ich, dass die überhaupt nicht an die TS passen! Egal, schnell noch ein Bild vor dem Haus, dass ich nicht kaufen konnte und dann weiter, tief in den Ebsdorfergrund.

In Heskem ein Stop am Backhaus: Dieses Häuschen ist noch kleiner als unseres. Aber niedlich ist es auch.

Dann quer rüber in die Homberger Ecke mit kurzer Rast im kühlen Wald. Vor lauter Probefahren habe ich ein wenig die Zeit vergessen, bin immerhin knapp 80 km gefahren. Dabei muss ich eigentlich in die Werkstatt: Die Jawa-Räder warten auf neue Lager.