Eine kleine Einkaufsfahrt mit DQ 4

Mit einem Gespann, und besonders mit einem Gespann wie meinem Eisenschwein werden selbst kleinere Fahrten zu einem Erlebnis. Jede Kurve gehe ich bewusst an, jede Aktion fordert Mensch und Maschine. Und der Spassfaktor ist enorm. An diesem Tag habe ich sogar erstmalig ein anderes motorisiertes Fahrzeug überholt – und es war kein Traktor.

An diesem Freitag bin ich morgens mit dem Gespann ins Büro gefahren – ist immer gut für nette Gespräche mit Motorradbegeisterten Kollegen. Vom Büro aus wollte ich dann mit einem kleinen Umweg noch den Wocheneinkauf im tegut-Markt in Niedergemünden erledigen. Aber zuerst einmal sprang mein Eisenschwein nach der Arbeit nicht sofort an. Schien mir wieder mal abgesoffen zu sein – da muss ich wirklich mal hingucken. Aber nach Abtrocknen der Zündkerze lief die Maschine dann wieder. Ein Kollege mit seiner TDM 850 leistete moralische Unterstützung – sehr nett.

Dann lockerte sich die Befestigungsschraube der linken Fussraste. Auch schon zum x-ten mal. Da muss ich mir auch noch was besseres einfallen lassen. Also auf dem sehr schönen Waldstück zwischen Stangenrod und Weitershain in den Wald gefahren, den 19er Schlüssel raus und die Schraube festgezogen.

Seit der letzen Reparatur des Seitenwagenrades scheint an dieser Stelle zumindest Ruhe zu herrschen. Die Bremsankerplatte aus dem Hinterrad meiner Ersatzmaschine führt das Rad jetzt ordentlich. Aber irgendwann soll da auch mal eine Bremse eingebaut werden. Mangels Hydraulikteilen soll die Bremse über Seilzug betätigt werden.

Für Fahrten im Wald ist das Gespann wie geschaffen. Mit kleinsten Drehzahlen über den Waldweg getuckert sollte auch umweltfreundlich genug sein.

 

So fährt sich DQ 4

Geschafft! Heute das ES-Gespann durch den TÜV gebracht und zugelassen! Die Vollabnahme beim TÜV war’s völlig entspannt und unproblematisch. Aber OK, hatte natürlich alles nach bestem Wissen und Gewissen fertig gemacht. Der Prüfer drehte trotz fehlender Gespannerfahrung eine kleine Runde auf dem Eisenschwein und war sichtlich angetan: „Macht Spass!“ Erzählte mir noch, dass sein Kollege (der aber heute nicht anwesend war) ein ES 300 Gespann fuhr. Den Typ hätte ich auch gerne kennen gelernt. Jedenfalls kann ich den TÜV in Grünberg sehr empfehlen. Für die Wartezeit beim Ausfüllen des Vollabnahme-Berichtes gab es sogar kostenlosen Kaffee.
Nach dem TÜV dann gleich zur lokalen Zulassungsstelle und die MZ zugelassen. Das Kennzeichen VB-DQ 3, dass ich eigentlich gern gehabt hätte, war schon vergeben. Bis zum 1.6. hatte es die Zulassungsstelle für mich reserviert, aber diesen Termin hatte ich leider nicht geschafft. Na egal, DQ 4 ist genauso gut.
Nach der Anmeldung wollte die ES dann nicht mehr anspringen. Eine halbherzige Zündung und Schluss. Mein Gefühl riet mir, eine neue Zündkerze reinzuschrauben. Hatte zum Glück eine dabei. Und wahrhaftig, das war’s. Ein Kick, und das Eisenschwein lief. Da half mir doch meine jahrelange Erfahrung mit DKW- und Maico-Motorrädern – auch wenn’s schon viele Jahre zurück liegt.
Weiter gings zum Supermarkt in den nächsten Ort und der lieben Gattin einen kleinen Einkauf erledigt. Wollte schliesslich beweisen, dass unser Gespann ein wahres Nutzfahrzeug ist. Und danach gings noch auf eine 100 km Tour durch die nähere Umgebung.

Nachdem der Einkauf zu Hause abgeliefert und das neue Kennzeichen angeschraubt war, gings auf die erste etwas grössere Tour, so knappe 100 km. Hatte allerdings vorher noch mein Bordwerkzeug komplettiert und etwas besser unter dem Seitenwagensitz untergebracht. Das Fahren machte dermassen Spass, dass mir beinahe die Worte fehlen. Und dass die Fuhre langsam war, war mir ziemlich wurscht. Auch heute habe ich kein motorisiertes Fahrzeug überholt – und es war egal! Bis Tachoanzeige 90 bin ich gekommen, aber ich glaube, so schnell war es in Wahrheit nicht.

Zwischen Elpenrod und Niedergemünden gab es einen kleinen Abstecher ins Gelände. Einfach die Wiese hochgefahren und am Waldrand eine kurze Rast eingelegt.

Der Kilometerstand am Tage der Zulassung wird dokumentiert: 8471. Das dürfte allerdings kaum der realen Fahrleistung entsprechen - ist einfach nur irgend eine Zahl.

Zwischen Hainbach und Ermenrod befindet sich diese wundervolle kleine Strasse durch den Wald. Die ist so wenig befahren, dass ich auf dem Teilstück nicht ein einziges anderes Fahrzeug gesehen habe. Die Strasse gehörte uns!

Endlich wird es gelingen, meine beiden liebsten Hobbies zu verbinden: Grosskaliber-Schiessen und Motorradfahren. Oder sollte ich Gespannfahren sagen?

Durch die Entdeckung der Langsamkeit wird mein Blick für die Schönheit der Landschaft geschärft und ich fahre öfters einfach mal so von der Strasse ab in die Landschaft.

Und wie praktisch so ein Gespann ist, hatte ich beinahe vergessen. Getränke, Esssen, Werkzeug, Bekleidung - alles dabei. Unterwegs sehe ich eine NSU Max an der Tankstelle stehen. Dabei muss ich an mein erstes Gespann vor 25 Jahren denken: Ein Supermax-Gespann. Obwohl ich nach den ersten Versuchen mit der MZ der Meinung war, dass die Fuhre sehr schwammig ist, bin ich jetzt schon anderer Meinung. Das MZ-Fahrwerk mit dem Superelastik ist der Max mit dem ollen Steib LS 200 meilenweit überlegen. Könnte zum grossen Teil am Torsionsstab zwischen den beiden Schwingen liegen.

 

Und so verlief meine erste Fahrt mit dem Eisenschwein

In den letzten Tagen habe ich versucht, alle noch offenen Arbeiten an meiner ES fertig zu stellen – nach bestem Wissen und Gewissen. Hab einen neuen Gaszug verbaut, jetzt passt auch das Standgas. Dann musste der Hauptständer vernünftig befestigt werden – erledigt. Der Superelastik bekam eine Abdeckplane, die VA-Halterung für die 36 AH Batterie im Kofferraum ist ebenfalls fertig. Am 19.6. hatte ich mir einen freien Tag genommen (brauchte ich nach dem Wochenende mit der Deutschen Meisterschaft Dienstpistolen in Warendorf). Hab mir kurz entschlossen ein Überführungs-Kennzeichen geholt und einen TÜV-Termin für den kommenden Mittwoch (übermorgen) ausgemacht. Noch schnell eine VA-Halterung für das Kennzeichen gebaut und dann das Nummernschild angeschraubt. Jetzt durfte ich endlich offiziell fahren.

Zuerst eine winzige Fahrt zum Eisenwarenhändler, um einen Kerzenschlüssel und ein Messgefäss für das Benzin-Öl-Gemisch zu kaufen. Dann wieder zurück in die heimische Werkstatt und ein kleines Bündel mit Bordwerkzeug geschnürt. Diese kleine Fahrt durch unser Örtchen klappte schon ganz gut – man bedenke meine über 20jährige Gespannabstinenz. Ach ja, das Eisenschwein sprang übrigends mit dem 2. Kick an.
OK, jetzt in die alte Belstaffjacke geschlüpft und ab zur Tankstelle. Dort mischte ich mir im neu erworbenen Mischkännchen mit dem Zweitaktöl aus mneinen Kofferraum und 10 l Sprit eine perfekte 1:33 Mischung. Durch diese Aktion hielt ich den Betrieb an der Tanke ganz schön auf – war mir aber wurscht, und ich hatte einige ältere Autofahrer als interessierte Zuschauer. Kam mir vor wie 1966!

Jetzt mit knallvollem Tank auf die erste 10 km Tour mit dem Eisenschwein. Bereits nach wenigen Kilometern kam das alte, verloren geglaubte Gespanngefühl wieder. Ich hatte einen Mordsspass, und die ES lief auch wirklich ordentlich. Eigentlich gar nicht so wackelig, wie es mir auf den ersten (schwarzen) Test-Metern erschien. Gut, ich wurde von allen Verkehrsteilnehmern überholt, aber ist das wirklich schlimm? Mir war’s jedenfalls egal!
Dann fielen mir so langsam ein paar Geräusche auf. Ein aufdringliches Sirren aus dem Lampenbereich. Schnell geortet: Die Chromabdeckung des Zündschlosses war nicht ganz fest und schepperte – reiner Schönheitsfehler. Dann ein Heulen aus dem Getriebe in jedem Gang ab einer bestimmten Drehzahl. Mhmm, muss ich beobachten. Das Getriebe ist ohnehin nicht die reine Freude, aber nach kurzer Zeit konnte ich doch fast geräuschlos schalten. Und das war’s auch schon an Besonderheiten auf dieser ersten Fahrt. Es sind auch wesentlich mehr als 10 km geworden. Jedenfalls hatte ich einen Mordsspass an meiner wiederentdeckten Langsamkeit. Der Spruch „ES plus SE = gemütlicher Fahrpass“ passt jedenfalls wie die Faust aufs Auge. Und zur Beruhigung habe ich ja noch einen komplett neu gemachten Motor in der Werkstatt liegen.

Fertig und bereit für die erste Tour steht mein Eisenschwein im Garten meines Hauses (ehemaliges Backhaus). Schon seit vielen Jahren stelle ich mir ein gelungenes Bild eines schönen Motorrades vor einem passenden Haus vor - aber ich krieg dieses Bild in der Realität einfach nicht - auch diesmal wieder nicht. Die Atmosphäre stimmt einfach nicht. Befürchte, ich werde nie ein guter Fotograf.

Erster kurzer Halt beim Wasserwerk zwischen Bernsfeld und Burggemünden. Eine schöne Ecke, die ein eindrucksvolles Kurvengeschlängel einleitet. So langsam wie heute mit dem ES-Gespann bin ich diese Strecke noch nie gefahren!

Von diesen asphaltierten Feldwegen gibt es im Vogelsberg jede Menge - da kann man von Ort zu Ort fahren, ohne eine einzige richtige Strasse zu benutzen. Kann mi gut vorstellen, solche Strecken mit dem Eisenschwein öfter zu benutzen. hab ich vor 25 Jahren mit meinen Maicos ganz ähnlich gemacht. Motorradwandern pur!

Nach der ersten Tour zurück im heimischen Garten. Die gute ES hat die ersten Kilometer ohne Panne und ohne Zicken absolviert - und das hatte ich so nicht unbedingt erwartet. Und die Fahrt zum TÜV in 2 Tagen werde ich auch selber machen. Im Vorfeld waren da nämlich durchaus einige Ängste, ob ich überhaupt noch Gespann fahren kann. Jetzt glaube ich, dass ich die Fuhre sehr wohl nach Grünberg aufs TÜV-Gelände treiben kann. Muss ja keine Geschwindigkeitsrekorde brechen. Nach dieser ersten Fahrt habe ich mir noch einen kleinen Traum verwirklicht: Hab meine Schiesstasche mit 2 Pistolen und einem Revolver gepackt und in den Seitenwagen gestellt. Und dann ab mit dem Gespann ins Schützenhaus und dort 3 komplette Programme für DP1, DP2 und DR1 geschossen. Und das wesentlich bessser als am Tag zuvor auf der Deutschen Meisterschaft in Warendorf. Ob's am Eisenschwein lag? Nach dem Schiessen gings natürlich auch nicht auf dem direkten Weg nach Hause - da wurde noch eine kleine 15 km-Tour daraus.

 

Schrauben statt W650-Treffen

An diesem verlängerten Wochenende wollte ich eigentlich zum W 650 Treffen auf die Burg Hessenstein nach Ederbringhausen fahren. Allerdings war das Wetter so lausig, dass ich die Fahrt sausen liess – statt dessen gab es ein Schrauberwochenende. Die Verkabelung des Seitenwagens bekam ich fertig. Ausserdem wurden die Radlager des Seitenwagenrades gewechselt. Im Moment sieht es so aus, als würde alles funktionieren. Jetzt muss noch eine VA-Halterung für die Batterie im Seitenwagen gebaut werden und am SW-Blinker ist noch ein Gummistück einzusetzen. So langsam geht es auf den TÜV-Termin zu.

Neuverkabelung von Maschine und Boot

Jetzt wird im Endspurt die Verkabelung fertig gemacht.

Anfang Mai ist die Neuverkabelung ziemlich fertig. Im Scheinwerfer herrscht nur scheinbar das Chaos, eigentlich ist die Elektrik jetzt ordentlich und übersichtlich. Verschiedene Kabelstränge sind mit gelben Kabelbindern zusammen gebunden, für Klemme 15/54 und Lichtstromkreise sind Vierfach-Steckklemmen als Verteiler eingebaut. Die Elektrik ist auch schon zu 99 % wieder funktionsfähig, lediglich die Leitungen zum Seitenwagen liegen noch nicht.

Hier der 8-fach Sicherungskasten, ein paar Steckverteiler und der 12 V Regler/Gleichrichter von Vape (kaum zu sehen). Von hier aus wird auch der Strang zum Seitenwagen gelegt. Muss allerdings sehen, dass der Seitendeckel noch drauf passt - da hab ich ein wenig Bedenken. Wir werden sehen.

Ladekontrolle und Leerlaufanzeige leuchten jetzt mit 12 V Birnchen schön hell, auch der Tachobeleuchtung tut der Umbau auf 12 V gut. Durch das Foto habe ich gemerkt, dass der Tacho leicht schief eingebaut ist. Jetzt warte ich noch auf das elektronische Blinkrelais und eine kleine Hupe, ist alles bei Tante Luise bestellt. Die Chromabdeckung fürs Zündschloss wird natürlich noch montiert.

Hier das Kraftwerk für die Tests während der Neuverkabelung. Diese funkelniegelnagelneue Batterie ist schon für die ES 250/1 vorgesehen und kommt in das Gepäckfach des Seitenwagens. Dazu muss ich allerdings noch einen Batteriehalter aus Edelstahl bauen. Habe überhaupt viele kleine Teile aus Edelstahl verbaut, beispielsweise den Halter für die Hupe. Eine MZ für die Ewigkeit?

Die originalen MZ-Blinker aus Plaste haben mir noch nie gefallen, ausserdem waren sie in einem sehr schlechten Zustand. Also zwei Ochsenaugen a la Hella bestellt. Der linke ist bereits installiert, mal sehen, ob die Gummipressung im Lenkerrohr hält. Aus meinem ersten Motorradleben kenne ich die Original-Hella-Ochsenaugen mit Spreizbefestigung aus Aluminium. Das war aber auch nicht so der Brüller, weil die Aluteilchen häufig wegbrachen. Bin auf den Praxistest gespannt.

Der Hauptstrang des neuen Kabelbaums - das elektrische Rückgrat meines Gespanns. Die neue Zündspule aus der Vape-Anlage und die kleine Hupe von Tante Louise sind ebenfalls zu erkennen. An diesem Tag kam auch das neue elektronische Blinkrelais, das jetzt auch funktionierte. Die Elektrik am Motorrad ist damit fertig - alles funktioniert. Jetzt muss noch der Kabelstrang zum Seitenwagen gemacht und verlegt werden.

Deshalb wurde heute (14.5.2006) der Seitenwagen mit Egons Hilfe wieder an die Zugmaschine montiert. Ging mit zwei Personen recht einfach.

Der Tank bleibt erstmal noch unten - wer weiss, was sich noch alles an Problemen ergibt. Ihr wisst ja, Murphy ist überall, nicht nur im Rheinland. An der Stelle der alten Batterie ist eine gewaltige Elektrozentrale entstanden.

Zum Seitenwagen wird die Elektrik über einen dicken Stecker (5-polig) verlegt. Die Leitungen zu den Seitenwagenleuchten werden natürlich ebenfalls erneuert. Das werden die nächsten Arbeiten sein. Dann muss ich mir unbedingt das wacklige Seitenwagerad vornehmen. Da ist doch noch einiges zu machen - insgesamt hab ich den Aufwand erheblich unterschätzt. Hab zwar auch meinen Spass an der Schrauberei, aber was mir fehlt, ist jede Menge Zeit.