Radlagerwechsel

Seit Freitag haben wir hier ein Wetter zum Helden zeugen: Die Sonne scheint, die Luftfeuchtigkeit ist auf normale Werte zurück gefallen und die Temperatur steigt tagsüber auf 12 Grad. Diesen Aspekt des Klimawandels lass ich mir gefallen. Leider kann ich am Freitag nicht fahren und heute, am Samstag, ist ein wenig Schrauben angesagt. Zuerst an Egons 500er Gespann und dann bau ich das Vorderrad vom ES 250/1 Gespann aus, weil der Reifen platt und auch abgenüdelt ist. Dabei stelle ich fest, dass die beiden Radlager ganz ordentlich hakeln. Also ran an den Radlagerwechsel.

Mit dem ausgebauten Rad geht es also in meine eigene kleine Werkstatt. Zuerst die Nabe schön auf 100 Grad erhitzt, da fallen die Lager fast von selber aus den Lagersitzen. Und was sehe ich: Noch originale DDR DKF-Lager, die berüchtigten mit den 7 Kugeln, eine weniger als gute Westlager. Hab vom Lagerwechsel des Seitenwagenrades im letzten Jahr noch 2 gute SKF-Lager, die werden eingebaut. Ist natürlich keine Riesensache und klappt auch ohne Komplikationen. Dann noch eine kleine Durchsicht am Silverstar Gespann, denn morgen soll es einen Gespannausflug ins Oldtimer Cafe geben. Treffe dort Olaf „Crazy Cow“ aus dem Dreiradler-Forum zwecks Anprobe einer schönen alten Lederjacke.

Beim Radausbau sehe ich mal wieder überdeutlich die Salzschäden des letzten Winters. Schrecklich! Befürchte, dass ich die alte ES bald wieder teilzerlegen muss, um die schlimmsten Schäden zu beseitigen. Nur Putzen reicht da nicht mehr. Am schlimmsten hat es die verchromten Nachbauteile wie Stossdämpfer, Krümmer, Armaturen etc. erwischt. Dieser Chrom ist lausig!

DKF-Lager aus DDR-Fertigung mit 7 Kugeln. So schlecht können die aber auch nicht sein, denn bisher haben sie einwandfrei gehalten. Jetzt hakeln aber beide, und ausserdem sind es offene Lager. Das ist nix, Radlager sollten staubdicht geschlossen sein.

Die neuen SKF Lager 6302 2RS sind drin, die Distanzhülse macht noch einen guten Eindruck. An der Stelle müste jetzt eigentlich für längere Zeit Ruhe sein. Am Montag kommt ein neuer Reifen drauf, habe einen Metzler Block C bestellt und werde testen, wie der sich am Gespann-Vorderrad benimmt.

 

Unheimlich: Hinrichtung im Vogelsberg

Endlich: Die Luftfeuchtigkeit sinkt etwas, laut Wetterbericht „nur“ noch 87 % an diesem Samstag. Das könnte glatt ein paar trockene Strassen bedeuten. Also mach ich gegen 10:00 das Eisenschwein startklar um auf eine kleine Runde zu gehen. Zuerst will ich in den Kirtorfer Wald bei Ehringshausen. Da wurde letzte Woche eine Leiche im Wald gefunden und ich will wissen, wo das genau gewesen ist. Und so beginnt die Fahrt mit einem etwas unheimlichen Stop am Ort einer Hinrichtung im Vogelsberg.

Ein paar Tage vorher hatte ich den originalen Luftfilterkasten wieder an die ES 250/1 geschraubt. Mit dem K&N-ähnlichen Gebilde von Ost2Rad fehlte einfach zu viel Leistung im unteren und mittleren Drehzahlbereich. Und tatsächlich läuft die ES mit ihrem vertrauten Lufi wesentlich besser. Ich kanns nur wiederholen: Die MZ-Leute wussten in den meisten Fällen sehr wohl, was sie taten. Was nicht heisst, dass ein paar skurile technische Lösungen unangenehm aufstossen – aber es sind nur sehr wenige. Jedenfalls ist mit dem richtigen Luftfilterkasten der Bing 83/30/110 fast vernünftig einsetzbar. Die Feinabstimmung ist sicher noch nicht optimal, aber um das durchzuziehen, war es heute doch zu kalt und ich zu dick angezogen. Da warte ich lieber auf (noch) besseres Wetter.

Im Kirtorfer Wald nahe Ehringshausen. Hier irgendwo wurde letzte Woche die Leiche einer jungen Albanerin gefunden - hingerichtet mit 4 Schüssen 9 mm Para. Unter Mordverdacht verhaftet wird ihr türkischer Ehemann aus Alsfeld. Und das im ruhigen und friedlichen Vogelsberg.

Gleichzeitig nutze ich den Stop, um die Schraube der Fussrastenbefestigung wieder anzuziehen. Da fällt mir auch mein Murks mit der Rückholfeder der Fussraste wieder ins Auge. Hab die Feder verloren und mit unpassenden und windigen Federn versucht, die Raste zu halten. Das wird aber nix. Und überall der Salzfrass, obwohl ich nur 4-mal in diesem Winter gefahren bin. Da kommt Arbeit auf mich zu.

Weiter gehts. Bei Erbenhausem verlasse ich die Strasse und nutze asphaltierte Feldwege. Sind das bessere Terrain für mein Eisenschwein.

Kleiner Abstecher nach Stadtallendorf - für mich eine der hässlichsten Städte. Da können die mit grüner Stadt werben, soviel sie wollen, davon wird der Ort auch nicht schöner. Neu für mich ist diese Mosche im alten Industriegebiet nahe der grossen Kammgarnspinnerei.

Auf der Anhöhe zwischen Burggemünden und Elpenrod pfeifft der kalte Wind gewaltig. Trotz Sonnenschein ist es bitter kalt. Jetzt gehts auch Richtung Heimat, nach 80 km kriecht die Kälte langsam durch Stiefel und Handschuhe. Aber nett war's.

 

Wintercamp der MZ-Freunde Mandeln

So war es geplant: Egon, Ruth und ich wollen mit dem ES 250/1Gespann bzw. dem Yamaha XV-Gespann an den Edersee zum Wintercamp der MZ-Freunde Mandeln fahren. Ist zwar schon seit Tagen richtiges Scheisswetter und die Vorhersagen mit 99 % Regenwahrscheinlichkeit sind auch nicht toll, aber wir wollen es dennoch machen. Ist ja auch nur ein Katzensprung nach Herzhausen – etwa 80 km. Aber dann deutet sich an, dass an diesem Tag mein chinesisches Donghai-Gespann aus München angeliefert wird und so bleibe ich zu Hause. Ruth und Egon aber satteln die XV und starten gegen 11:00 zum Wintercamp der MZ-Freunde Mandeln.

Durch meine Dongahi-Gespann Aktion bleibe ich also in Mücke, was ausserordentlich schwer fällt. Haben doch etliche Foristi ihr Kommen am Edersee in Aussicht gestellt. So kann ich natürlich auch keine authentischen Berichte zum Wintercamp abgeben und beschränke mich deshalb auf ein paar Bilder von Egon und ganz wenige Kommentare – und die sind zum Teil noch weit her geholt. Das Wintercamp ist keine Veranstaltung des MZ-Forums, sondern eher geprägt durch den MZ-Club Deutschland und persönliche Verbindungen der Mandelner MZ-Freunde. Eine schöne Mischung mit der Chance, auch einmal ganz andere MZ-Fahrer zu sehen und kennen zu lernen.

MZ-Rotax-Gespann mit Velorex Seitenwagen, der auf klappbare Haube umgebaut wurde. Damit wird auch der kleine Velorex zum vollwertigen Seitenwagen. Sehr schön gemacht, könnte ich mir für mein Gespann auch vorstellen.

Dieses Arbeitstier bringt das Brennholz für das abendliche Lagerfeuer gleich mit - oder ist es die unauffällige Entsorgung von Renovierungsresten?

Böses Gerücht: Nur noch die Aufkleber halten dieses gewaltige Kawasaki-Gespann zusammen.

Squire-Seitenwagen im Reisebus-Stil an diesem Siegburger Guzzi-Gespann. Ganz in der Tradition der alten englischen Reisegespanne.

Typisches Gespann der MZ-Freunde Mandeln: Rotax-MZ mit Superelastik Seitenwagen.

Die grüne Flugmaschine von MZFM-Chef Klaus. Heute will er aber mal ganz manierlich fahren. Hmmm .......

Egons "Gelbe Gefahr"? Leider nicht, ganz so weit ist der Gute noch nicht. Aber so ähnlich könnte es mal werden, auch wenn er keine FUN sondern eine einfache 500R zusammen schraubt.

Der Eingeweihte erkennt unschwer Foristi Achim, den Trophy-Treiber. Wer genau hin sieht ahnt, warum Achim die Ausfahrt am Samstag unmnöglich mitfahren kann.

Beste Stimmung trotz bescheidenen Wetters. Daran hat sicher auch das gute Hasseröder einen geringen Anteil.

Ausfahrt ins Waldecker Land. Aber zuerst gehts mal auf den ALDI-Parkplatz in Sachsenhausen, damit noch einige Vorräte für den Abend eingekauft werden können.

Die Gespannfahrer warten geduldig auf die emsigen Einkäufer im ALDI Markt.

Aber auch ein paar Solofahrer haben die Ausfahrt mitgemacht. Ist ja auch kein Winterwetter heute sondern ca. 12-14 Grad warm und sehr regnerisch.

MZ und Kultur - das gehört natürlich zusammen. Und so wird Burg Waldeck besichtig - fast zumindest, denn das steinerne Bollwerk ist im Winter geschlossen. Aber der gute Wille zählt.

 

 

Sanfte Vorbereitungen für den Motor-Umbau

Nach den eher mässigen Erfahrungen mit dem neu gemachten ES-Motor steht mein Entschluss jetzt fest: Das alte Eisenschwein bekommt einen TS 250/1 Motor. Damit gibts ein vernünftiges 5-Gang-Getriebe und deutlich mehr Leistung. Über das Forum erfahre ich von einem Motor in Siegburg, den freundlicherweise Hermann für mich abholt. In den nächsten Wochen wird der Gute ihn vermutlich sogar hier vorbei bringen. Und diesen Motor wird auch Hermann überholen, und niemand anders.
Zusätzlich bekomme ich noch einen weiteren Motor, den ich auf der Jawa-Erkundungsfahrt in Mittel-Schmalkalden abhole. Jetzt hab ich ein wenig Zeit, mich mit dem 5-Gang-Motor zu beschäftigen und ihn kennen zu lernen. Dabei kommt auch endlich der Montagebock zum Einsatz, den ich im letzten Jahr bei ebay ersteigert habe.

Schon klar, dass die Originalität meines ES 250/1 Gespanns bei diesem Umbau vor die Hunde gehen wird, aber das war nie ein Thema für mich. Das Eisenschwein ist ein ganz normales Alltagsfahrzeug für mich und kein Oldtimer, der im Originalzustand erhalten wird. Dazu habe ich ja noch eine zweite ES 250/1, die vielleicht mal komplett original restauriert wird. Nein, jetzt geht es um Alltagstauglichkeit und schliesslich möchte ich mit dem Gespann auch mal richtig grosse Touren machen und Treffen besuchen. Da ist der TS 250/1 Motor einfach die bessere Wahl.

Ein Blick über die Silverstar-Armaturen auf den TS 250/1 Motor, eingespannt im Original Montagebock von MZ.

Das sieht nach bequemem Arbeiten aus, der Montagebock ist sein Geld wert. Zunächst habe ich aber mal Probleme, den Anker der Lichtmaschine vom Kurbelwellenzapfen zu bekommen.

 

 

Weihnachtsausfahrt mit dem AMC Grünberg

Vor ein paar Tagen kommt eine email von Karl-Otto: Am 24.12 gibts eine Jahresabschlussfahrt des AMC Grünberg. Es soll auf den Hoherodskopf gehen, denn dort findet ein Alternativtreffen zum völlig überlaufenen Feldberg-Treffen statt. Na, da machen wir doch mit und gemeinsam mit den Nachbarn Ruth und Egon starten wir um 9:30 zur Weihnachtsausfahrt mit dem AMC Grünberg.

Die beiden Gespanne warten darauf, zum Leben erweckt zu werden. Sowohl die kleine Emme als auch die dicke XV springen einwandfrei an.

Hier habe ich mich wegen der Visiervereisung bereits abgesondert und versuche unter dieser Autobahnbrücke die Vereisung mit Antibeschlag-Spray zu verhindern. Ist aber völlig zwecklos - nach 5 Minuten seh ich schon wieder nix mehr.

Ruth und Egon kommen bis Grünberg und treffen dort auf 4 Russengespanne des AMC. Aber auch die beiden brechen hier ab, nicht ohne vorher ein Foto der Gespanntruppe zu machen. Während meine Nachbarn also wieder nach Hause tuckern, fahren die Russentreiber los in Richtung Hoherodskopf.

In der Zwischenzeit bin ich aufgrund völligen Blindfluges auf Strecken wie auf diesem Bild ausgewichen. Bei dem Tempo auf den Waldwegen ist es kein Problem, mit hochgeklapptem Visier zu fahren. Und ausserdem sieht die Gegend trotz fehlendem Schnee wunderbar winterlich aus.

Fast 50 km lege ich auf den natürlich verbotenen und gesperrten Waldwegen zurück und habe so doch noch ein wenig Fahrspass an diesem Heiligabend.

Ein Blick auf meinen nichtoriginalen und völlig unpassenden Alu-Lenker und die schicken Hebeleien von Tante Luise.

Zum Abschluss der heutigen Fahrt noch ein Bild vor diesem verlassenen Holzhaus am Rand meines Wohnortes. In dieser Gegend wird seit ein paar Tagen ein spanischer Hund vermisst, nach dem ich nebenbei suche - leider vergeblich. Aber dieses Haus fasziniert mich schon lange mit seinem morbiden Charme. Und irgendwie passt es auch zu meinem ES-Gespann.

Und ganz zum Abschluss mal wieder ein Blick auf die Seniorenresidenz Falkenhorst, ebenfalls verlassen bzw. nie in Betrieb gewesen. Der Investor hat dieses Projekt völlig gegen die Wand gefahren und die Gebäude vergammeln ungenutzt. Nach 50 km und 2 Stunden ist meine Weihnachtsausfahrt beendet. Zuhause angekommen treffe ich auch Ruth und Egon wieder, die nur die 20 km bis Grünberg und zurück gefahren sind. Wir trinken noch gemeinsam einen Friesentee mit Köm und beenden dann offiziell diese Aktion.

Und ein Nachtrag: Diejenigen, die trotz aller Widrigkeiten den Aufstieg zum Hoherodskopf geschafft haben, wurden dort durch Bilderbuchwetter belohnt. Insgesamt und über die Stunden verteilt waren etwa 40 Motorradfahrer dort. Das hält natürlich keinem Vergleich zum Feldbergtreffen stand, aber ich glaube trotzdem, dass die Anwesenden mehr Spass und nettere Gespräche hatten. Im nächsten Jahr gibts einen neuen Versuch.