Ein Eisenschwein, zwei historische Innenstädte und ein Kriminalroman

Allmählich treten wieder Eisenschwein-Entzugserscheinungen auf. Die Planung ist deshalb, an diesem Freitag um 5:30 mit dem Gespann in die Firma zu fahren und dann mittags mit einem gewaltigen Umweg die Erscheinungen zu bekämpfen. Am Vorabend hat die Deutsche Nationalmannschaft Portugal mit 3:2 aus der EM gekickt und in der Folge hat der Himmel das mit nächtlichen Regengüssen gefeiert (oder geahndet?). Die Strassen sind jedenfalls um 5:00 morgens klatschnass und ich ändere meine Pläne. Fahre also mit dem Jimny ins Büro, um dafür dann später, so gegen 16:00, das Gespann zu satteln und zu einer äusserst entspannenden Fahrt zu starten. Und dabei hole ich auch das bestellte Geschenk für Heidlinde ab: Einen Katzenkrimi.

Laubach ist das erste Ziel, nur knapp 20 kn entfernt. In der historischen Altstadt sehe ich vor meinem geistigen Auge eine nette kleine Buchhandlung in einem schönen alten Gebäude. Dummerweise entpuppt sich diese Buchhandlung als ein Antiquitätenladen – hier werde ich keinesfalls irgend eine Leseüberraschung finden. Macht ja nichts, fahre ich eben 20 km weiter nach Grünberg, dort ist in der Buchhandlung Reinhard sowieso der Katzenkrimi bestellt. Fotos entstehen heute in beiden historischen Stadtkernen nicht, da überall der Teufel los ist und alle schönen Plätze zugeparkt sind.

Anspruchsvolle Literatur ist beschafft und es verbleibt genügend Zeit für einen Kurztrip in Richtung Vogelsberg. Hier aber habe ich eine schön zu fahrende Abkürzung zwischen Laubach und Grünberg für mich entdeckt.

Zwischen Gross-Eichen, Ilsdorf und Ruppertenrod führen eine Unmenge asphaltierter Feldwege in alle möglichen Richtungen, so wie dieser hier an der neuen Kläranlage.

 

 

 

Ins Büro: Das Eisenschwein als Alltagsfahrzeug

Vom 2. bis 11. Juni gab es keine grösseren Fahrten mit dem ES 250/1 Gespann, aber dafür bin ich jeden Tag damit ins Büro gefahren. Morgens zwischen 5:30 und 6:00 raus, immer einen kleinen Umweg gemacht und so etliche schöne Fahrten in den kühlen Morgen hinein gehabt. Nachmittags dann meist bei brütender Hitze wieder los, auch wieder meist mit erheblichen Umwegen nach Hause.

Aus dem neuen Büro heraus hab ich mein Gespann direkt im Blick. Und es sorgt für Gesprächsstoff. Immer wieder sprechen mich Mitarbeiter darauf an. Am besten konnte ich mich mit der hübschen jungen Reinigungskraft darüber unterhalten. Sie fährt selbst Motorrad und mag das alte Gespann offensichtlich. Eine MZ fördert eben die zwischenmenschlichen Beziehungen.

Vor und nach dem Büroalltag fahren wir immer so 20-30 km durch die nähere Umgebung. Dabei fällt der meiste Müll des Arbeitstages von mir ab. Eisenschweine als Therapie!

 

 

Ein neuer MZ-Fahrer ist in der Stadt …

Heute morgen um 5:30 gings mal wieder mit dem ES-Gespann ins Büro. War aber eine reine Dienstfahrt unter Vermeidung jeglicher Umwege. Muss heute Mittag pünktlich zu Hause sein, denn es hat sich Besuch angesagt: Ein fremder MZ-Fahrer, der Probleme mit einem kleinen Eisenschwein hat. Und tatsächlich, pünktlich um 15:00 erscheint Jürgen aus Buseck mit der kleinen ES 125.

Vor ein paar Tagen ein Anruf bei der besten Ehefrau von allen: Jürgen aus Buseck hat kleinere Probleme mit seiner MZ ES 125. Er ist Sportschütze und hat beim letzten Rundenwettkampf in der Runde der Schützen von diesen Problemchen berichtet. Dabei auch ein Schütze aus Nieder-Ohmen, also aus meinem Verein. Und der erzählt, dass in Nieder-Ohmen doch so ein MZ-Verrückter wohnt und Jürgen könne ja mal dort nachfragen. Und so ruft mich Jürgen an. Das kleine Eisenschwein schaukelt sich im Geschwindigkeitsbereich von 60 km/h auf und das führt zu einem lästigen Shimmy-Effekt. Naja, bin ja immer daran interessiert, neue MZ-Leute kennen zu lernen und so vereinbaren wir einen Termin – und der ist heute.

Das ist die nette kleine ES 125 von Jürgen. Nachbar Egon und ich prüfen die Schwingenlagerung vorn und hinten, schauen nach Lenkkopf- und Radlagern und spuren die Räder ordentlich ein. Damit bekommen wir den Shimmy fast weg. Die völlig dämpfungslosen Stossdämpfer rundum können wir nicht reparieren und empfehlen Neukauf oder Regenerierung. Die seltsame Pirelli-Mischbereifung sollte gegen Heidenau-Pneus gewechselt werden. Wir sind sicher, dass dann auch der letzte verbliebene Shimmy-Rest verschwindet.

Jürgen, hier zwischen meinen Nachbarn Ruth und Egon stehend, ist eine angenehme Bekanntschaft, die man pflegen sollte. Er zeigt übrigens starkes Interesse an einer Rotax-MZ. Damit würde er noch besser in unsere MZ-Truppe passen.

Ruth macht sich gut auf der kleinen ES. Sieht doch ein bisschen aus wie ein Foto aus dem Jahre 1966.

Die Probefahrt mit der Schwingenmaschine macht mir richtig Spass - zum ersten mal gleite ich auf einer Solo-Vollschwingen-MZ über die Strassen.

 

Schon wieder 2 Jahre vergangen

Bei der gestrigen Kurzausfahrt fällt es mir wieder auf: Das Eisenschwein ist TÜV-fällig. 05/2008 sagt der Aufkleber am Nummernschild. Sollten tatsächlich die zwei Jahre schon rum sein? OK, an diesem Freitag hab ich noch frei und um 9:00 starte ich nach Grünberg zum TÜV. Da ist meist nicht allzuviel los und es gibt auch ein paar Prüfer, die sich mit Gespannen auskennen. Denn es sind wahrhaftig schon wieder 2 Jahre vergangen.

Der TÜV-Platz ist fast leer und der Prüfer scheint sich zu freuen, dass auch mal ein nicht alltägliches Fahrzeug vorfährt. Hab leider mein Steckschloss zum Abschliessen des Gespanns vergessen, aber darüber wird grosszügig hinweg gesehen. Die normalen Prüfungen besteht mein Gespann natürlich, Licht, Blinker, Bremsen, Reifen etc. Der einzige Wermutstropfen bei der Angelegenheit ist die recht hohe Gebühr: 37 Euronen kostet mich der Spass, und dass noch ohne Abgasmessung. Die fällt bei diesem alten Motorrad mit Baujahr 1966 zum Glück nicht an.

Herrlich leer das Gelände um diese Zeit. Die Bremsprobe muss ich übrigens selber machen und ich lege zumindest mit der Hinterradbremse eine optisch und akustisch gewaltige Bremsung mit Blockieren des Rades hin.

05/10: Zwei Jahre Ruhe. Aber nicht wirklich, denn im August ist meine Solo-Silverstar fällig. Das wirds noch teuerer, wegen der dämlichen AU.

Nachdem ich noch in drei Geschäften diverse Aufträge erledigt habe, mache ich doch noch einen 30 km Umweg. Wetter und Gegend sind zu schön heute und die Gedanken auch nicht mehr nur noch dunkel.

Blick auf die sanften Hügel zwischen Ohmtal und dem Feldatal.

 

Gespannfahrt der dunklen Gedanken

Das Treffen in Sosa ist vorbei, und (fast) hat mich der Alltag wieder. Heute ist ein Feiertag, das Wetter ist nicht schlecht, und dennoch habe ich keine rechte Lust, Motorrad zu fahren. Mehr aus Pflichterfüllung schnapp ich mir dann doch gegen 11:00 das ES 250/1 Gespann. Sofort muss ich wieder an Roland denken, der das gleiche Gespann hatte. Es kommt auch während der gesamten Fahrt keine Feude mehr auf und nach 80 km beende ich diese Gespannfahrt der dunklen Gedanken.

Der Versuch, auf andere Gedanken zu kommen, scheitert heute. Neben diesen Problemen hab ich mir wohl noch eine Sommergrippe geholt, die auch nicht gerade zum Wohlfühlen beiträgt. Fahre zunächst Richtung Hoher Vogelsberg um später ins Horlofftal abzubiegen und zum Abschluss gehts noch durch das Dreieck Grünberg/Reiskirchen/Lich. Bin direkt froh, als ich gegen 13:00 wieder zu Hause bin.

Ganz anders als das Erzgebirge hat die offene Vogelsberglandschaft trotzdem ihren besonderen Reiz. Und im Mai ist es ja beinahe überall schön.

Sanfte Hügel, Wiesen, Wälder - ein deutsches Mittelgebirge. Hier zwischen Sellnrod und Altenhain.

Im Horlofftal nahe Friedrichshütte.

Wasserwerk bei Ettingshausen.