Große Ereignisse werfen ihre Schatten

….. und deshalb gehe ich am späten Nachmittag auf eine 80 km Testfahrt mit dem W650 Gespann. Damit will ich morgen früh auf die Reise nach Möhnesee zum W-Gespanntreffen fahren. Und am kommenden Dienstag beginnt ja bereits die Reise mit drei (oder vier) Enduros entlang des Grünen Bandes. Ich bin nicht wirklich sicher, ob ich aufgrund der Termindichte wirklich an alles gedacht habe – wahrscheinlich nicht.

Zuerst nach Ulrichstein zu Tombike, um dort Gabelöl für die DR400 zu kaufen. Das werde ich am Montag noch eben wechseln. Und dort steht diese hübsche 125er Sachs: Nagelneu und zu einem moderaten Preis. Und ich mag ja kleine Motorräder….

Dann kreuz und quer durch den Vogelsberg, da kommen die 80 km sehr schnell zusammen. Ein schöner Tag mit schönem Wetter ist das heute und ich hoffe, dass das Wochenende in Möhnesee ebenso schön wird. Die Vorhersage meldet für Sonntag leider wieder Regen.

Der Ruf des Grünen Bandes

Ja, der Zeitpunkt rückt näher und es wird ernst: Nächste Woche, am Dienstag, den 26.6. um 11:00 soll es los gehen. Heute haben sich alle vier potentiellen Teilnehmer noch einmal getroffen, die letzten Kleinigkeiten diskutiert – und erst jetzt glauben wohl alle, dass diese Fahrt entlang des Grünen Bandes wirklich und wahrhaftig stattfindet. Mir zumindest geht es so.

Dann habe ich der DR400 noch eben den dicken Acerbis-Tank angebaut. Obwohl: So „mal eben“ war das auch wieder nicht. Grundsätzlich passt der Tank zwar, aber kleinerer Anpassungen an der Sitzbanknase und den Befestigungsbohrungen der Sitzbank waren schon nötig. Die Rundfeile musste doch ein paar Milimeter Material abnehmen.

Einen passenden Benzinhahn hatte ich noch – scheint auch alles dicht zu sein und so habe ich jetzt ein dickes Spritfass auf der Suzuki. OK, dadurch hat sie zwar viel von ihrer Schönheit verloren, aber das nehme ich in Kauf – immerhin kann ich jetzt auf die Mitnahme eines Reservekanisters verzichten. Und nach der 10-tägigen Fahrt kommt ja sowieso wieder der originale Tank drauf.

Zum Lackieren des Acerbis-Tanks hat die Zeit leider nicht mehr gereicht – in Rot hätte das natürlich etwas besser ausgesehen. Muß alles später gemacht werden, man kommt ja zu nix.

Großer Tank, kleine Packtaschen – fehlt noch die Gepäckrolle und dann sind wir eigentlich startbereit. Werde morgen aber noch eine kleine Probefahrt machen und den Tank befüllen. Bin gespannt, was da tatsächlich hinein passt, schätze, so mindestens 15 Liter.

Hubraum …..

….. ist ja bekanntlich durch nichts zu ersetzen – außer durch noch mehr Hubraum. Wahre Worte, aber es geht auch ohne viel Hubraum. Das werde ich heute erleben, wenn ich mit Jürgen zusammen eine Ausfahrt mache: Jürgen mit der 125er Hyosung und ich mit der W650. Wir haben früher schon ähnliche Aktionen gehabt, allerdings in den letzten beiden Jahren nicht. Es wird also mal wieder Zeit.

Jürgen kommt vom Edersee und wir wollen zusammen eine Currywurst im Oldtimer Cafe verputzen. Daher legen wir den Treffpunkt irgendwo in die Mitte, genauer: An den Hunbergturm in Burgholz. Um um 9:00 dort zu sein, sollte ich schon ein Stündchen eher aufbrechen und tatsächlich komme ich fast pünktlich um 8:13 los.

Nonstop und ohne Pause will ich bis Burgholz fahren - aber das gelingt nicht ganz und so kommt es zu einer schnellen Pinkelpause im Schatten von Amöneburg.

Tatsächlich bin ich noch vor 9:00 am vereinbarten Treffpunkt, dem Hunburgturm in Burgholz - und nur eine Minute später erscheint auch Jürgen mit der kleinen Hyosung - die übrigens klingt wie eine Große.

Hinsichtlich Haarmenge und Frisur haben Jürgen und ich jetzt 100%ig zusammen gefunden.

Nun geht es über Speckswinkel, Neustadt und Kirtorf in Richtung Grünberg - eine wunderbare Strecke, die nur von einem Stop an der Schutzhütte im Kirtorfer Wald unterbrochen wird. Auf diesen winzigen Straßen ist die Hubraumdifferenz überhaupt kein Problem.

Von Grünberg aus nun über den hohen Vogelsberg zum Oldtimer Cafe - auch hier hält die Hyosung prima mit. Dass sie an den ganz bösen Steigungen ein wenig abfällt, sei ihr selbstverständlich verziehen. Am Oldtimer Cafe endet gerade eine Party von etlichen Harley-Piloten mit zum Teil schönen alten V-Twins. Wir aber wollen nur eines: Currywurst. Bekommen wir natürlich auch.

Weiträumig halten wir jetzt auf die Schwalm zu: Grebenhain, Lautertal, Schwalmtal, der Altkreis Alsfeld und Heidelbach. Hier, im letzten Ort des Vogelsbergkreises, bevor es in den Schwalm-Eder-Kreis geht, halten wir an einem Trainingsplatz für Hunde und beobachten die Erziehungsmethoden der Trainerin. Hund und Mensch haben offensichtlich viel Spaß bei dem Training und ich könnte mir vorstellen, hier einmal mit Leihhund Yellow hinzufahren.

Auch ein paar junge Hundchen sind dabei und einer nach dem anderen erscheint am Zaun, um sich per Nahaufnahme fotografieren zu lassen - putzig.

Mittlerweile sind wir in der Schwalm nahe Holzburg. Getroffen haben wir uns in Burgholz und wir trennen uns wieder iin Holzburg - nette Wortspielerei. Das war eine schöne Fahrt mit zwei stark unterschiedlichen Maschinen und das sollten wir unbedingt wiederholen. Über das Antrifttal zirkle ich nun zurück in die Heimat, während Jürgen über Gilserberg an den Edersee fährt. Wieder daheim hat die W knapp 300 km mehr auf dem Tachometer.

Die alte Kreisstadt Alsfeld

Nachdem der gestrige Tag völlig verregnet war, wird es heute ab ca. 10:00 langsam schöner: Das Grau verfliegt und die Sonne zeigt sich, ohne gleich gnadenlos zu brennen. Ich werde gezwungen, die neuen Telefonbücher von der Poststelle zu holen und nehme dazu das W650-Gespann.

Die Telefonbücher sind schnell geholt, aber das hat ja nicht einmal gereicht, den Motor der W betriebswarm werden zu lassen. Daher muss ich wohl oder übel einen Umweg nehmen und entscheide mich, über Alsfeld, das Schwalmtal, Ulrichstein und Schotten zu fahren. Und eine Sache gilt es ohnehin noch, in Alsfeld zu erledigen.

In der Alsfelder Altstadt war ich viele, viele Jahre nicht – dabei habe ich ein paar Jährchen ganz in der Nähe gewohnt und kenne eigentlich jede Gasse dort. Aber seitdem hat sich viel verändert.

Jetzt suche ich das Bekleidungsgeschäft einer alten Bekannten, die ich Jahrzehnte nicht gesehen habe. Das Geschäft finde ich, aber leider ist die Lady heute nicht dort. Muß ich einen weiteren Versuch machen.

Dann raus aus Alsfeld und durchs Schwalmtal weiter mit Rast auf diesem Plätzchen zwischen Storndorf und Meiches.

Schotten, vorbei am Falltorhaus und über Einartshausen und das Tal der Horloff zurück – jetzt, nach 130 km, ist der Motor dann doch betriebswarm geworden. Nun geht es auf einen Kaffee zu Reinhard und wir planen eine kleine Tour für den Sonntag. Erst soll es der Odenwald und das Whispertal sein, aber dann entscheiden wir uns doch für die nördliche Richtung und den Edersee mit Kellerwald.

…fast ein kleines W-Treffen

Seltsam: Immer wenn ich mit der Solo-W unterwegs bin, gibt es vergleichsweise wenig Bilder. Offensichtlich will ich mit der W nur eines: Fahren, fahren, fahren. Da bleibt wenig Muße für Stops und Fotos.

So ist es auch am heutigen Sonntag: Gegen 11:00 ist das Wetter besser als prognostiziert und ich schwinge mich auf meine silberne W. Keine Ahnung, wo es hin soll, ich treibe einfach durch den sonnigen und angenehm kühlen Vormittag. Ullrichstein, Lautertal, Herbstein, Grebenhain, Crainfeld, Lichenroth – erst im Main-Kinzig-Kreis  zwingt mich der Frühstückskaffee zu einem ersten Päuschen.

Fast ein Dreiländereck: Nahtstelle zwischen Vogelsberg, Main-Kinzig-Kreis und Wetteraukreis.

Länger als 3 Minuten dauert dieser Boxenstop nicht, dann gehts erst einmal in den Wetteraukreis hinein …..

… dann über sämtliche Gederner Ortsteile mit Seemen im Namen weiter und großräumig zum …

…. Oldtimer Cafe auf der Herrchenhainer Höhe. Dort bin ich bereits W Nr. 4 und ich treffe auf Martin, Hans-Peter, Ludwig und special guest Norbert.

Heisser Cappuccino, guter Smalltalk, Navi-Erfahrungen – und fast kein Geläster. Nach einem Stündchen ziehts mich aber weiter, denn ich muss fahren, immer weiter fahren – die W zwingt mich dazu.

Mit weiteren 100 Kilometern mache ich heute knappe 200 voll. Aber eines ist seltsam: Ab Schotten bleibe ich unter einer großen, grauen und kalten Wolke. Ich kann abdrehen, wohin ich will: Die Wolke hat mich ruckzuck wieder ein. Ob Nidda, Hungen, Lich, Gießen oder zurück in den Vogelsberg – nichts hilft und tatsächlich wirds dann auf Dauer noch richtig fröstelig. Erst als ich schon eine Stunde wieder zuhause bin, lockert es auf und die Sonne scheint wieder. Ist doch komisch, oder?