Grundlos in Zahmen

Strohwitwer, krank geschrieben und die Empfehlung vom Doc, mal ordentlich auszuspannen. Das kann ich am besten mit einem laufenden Rotax unter mir, und deshalb mach ich mich um 9:30 auf in den südlichen Vogelsberg. Wie so oft ohne festes Ziel treibt der Rotax durch Wälder und Felder. Lediglich einen Ort habe ich mir vorgenommen: Zahmen, bei Herbstein und Altenschlirf gelegen. Aber auch das hat keinen besonderen Grund.

Zunächst die aufgrund meiner beengten Verhältnisse obligatorische Zeremonie: Gespann aus der Werkstatt schieben, Solo aus der Werkstatt schieben, Gespann in Werkstatt zurück schieben, Anziehen, Silverstar starten, Gartentor öffnen, rausfahren, Silverstar abstellen, Gartentor schliessen, aufsitzen und losfahren. Puh, lästig. Und das schlimmste: Hundescheisse direkt vor dem Gartentor, und natürlich tapp ich mitten rein. Also nicht vergessen, irgendwo unterwegs grosse Mengen von gemahlenem Pfeffer kaufen. Den streu ich später aus, damit die Scheissköter die Krise kriegen. Besser wärs natürlich, wenn die Besitzer die Krise kriegen würden. Hass !!!

Die sehr biologische Kläranlage bei Dirlammen.

Einfahrt zum Park des kleinen Schlösschens in Sickendorf. Hier finden regelmässig Trödelmärkte statt, und zwar in gewaltigem Ausmass. Kann mich noch an die Anfänge Ende der 70er Jahre erinnern. Was daraus geworden ist!

150 km später wieder fast daheim an diesem kleinen Rastplätzchen zwischen Autobahn und Niedergemünden.

 

Auspuffkrieg im Knüllgebirge

Treffen des MZ-Club Deutschland in Gedern. also quasi vor der Haustür. Muss ich natürlich hin und habe den gesamten Samstag fest für Gedern reserviert. Aber dann muss ich aus familiären Fründen in den Ruhrpott – eine Angelegenheit, die sich nicht absagen lässt. Heidlinde bleibt noch eine Woche dort, ich fahre am Sonntag zurück, aber da ist das Treffen natürlich vorbei. Gehe kurz zu Nachbar Egon um mich zurück zu melden und erfahre, dass er ebenfalls Strohwitwer ist, wenn auch nur für einen halben Tag. Spontan beschliessen wir, mit den Rotax-Gespannen ins Knüllgebirge zu fahren und dort eine Schwälmer Wurstplatte zu verputzen. Also hurtig das Auto ausgeräumt und dann in die Lederklamotten. Die Fahrt soll gleichzeitig dazu dienen, den Unterschied zwischen unseren umgerüsteten Auspuffanlagen herauszufinden.

Ins Knüllgebirge nehmen wir die allerkurvigsten Nebenstrassen über das Antriftal und die Schwalm. Eine Bundesstrasse wird nur überquert und keinesfalls gefahren. Im Vergleich sind diese Kontrahenten: An Egons Rotax der von ihm provisorisch angefrickelte Topf einer Suzuki SV 650. Sehr guter Klang und gefühlt eine deutlich verbesserte Leistungsabgabe. Und der Gegner ist mein Silverstar Gespann mit dem Guzziauspuff von Sirguzzi Thorsten, der mit VA-Adaptern perfekt angepasst ist. Ebenfalls sehr angenehmer Klang, aber vielleicht ein klein wenig zu laut.
Wir lassens langsam angehen, bis die Motoren warmgefahren sind. Aber ab dem Kirtorfer Wald gehts los. Ich fahre voran und gebe mir alle Mühe, dem Gespann ordentlich die Sporen zu geben. Fühle mich in Rechtskurven immer noch unsicher, aber Egon meint, es wäre OK und er hätte auch nicht schneller fahren können. Wir brazzeln die gesamtem 70 km bei grosser Hitze und ihr wisst sicher, wie schweisstreibend schnelles Gespannfahren ist. Als Resume muss man sagen, dass sich die Gespanne leistungsmässig nicht unterscheiden, beide Motoren mit beiden Auspuffkonzepten sind gleichwertig. Wir sind also beide zufrieden, wobei uns allerdings Hermann mit seiner roten Zora klar um die Ohren gefahren wäre – sowohl von der Leistung als auch vom Fahrkönnen her. Aber er war ja nur virtuell anwesend.

Nach 70 flotten Gespannkilometern bei schwüler Hitze endlich auf dem Knüllköpfchen angekommen. Mein RR Ölthermometer zeigt 100 Grad an. Jetzt wird die Schwälmer Wurstplatte geordert.

Lange halten wir uns aber nicht auf, denn oben am Himmel braut sich was sehr dunkles zusammen. Die Rückfahrt wollen wir gemütlich angehen und eher dem Blümchenpflücken huldigen. Macht aber auch Spass.

In der Schwalm kommen ein paar dicke Tropfen runter, aber wir schaffen es, dem Umwetter wegzufahren. Bei Alsfeld eine schnelle Pinkel- und Kippenpause und dann auf die letzten 25 km. Blöderweise erwischt uns eine gewaltiger Regenguss 5 km von der heimatlichen Garage entfernt, und der reicht aus, uns richtig durchnass zu weichen. Und Egons Superelastik-Boot läuft mangels Spritzdecke ein bisschen voll Wasser. War aber dennoch ein netter kleiner Sonntagstrip von 150 km. Jetzt gibts Erdbeerkuchen von Ruth - yam yam yam!

 

 

Ein Eisenschwein, zwei historische Innenstädte und ein Kriminalroman

Allmählich treten wieder Eisenschwein-Entzugserscheinungen auf. Die Planung ist deshalb, an diesem Freitag um 5:30 mit dem Gespann in die Firma zu fahren und dann mittags mit einem gewaltigen Umweg die Erscheinungen zu bekämpfen. Am Vorabend hat die Deutsche Nationalmannschaft Portugal mit 3:2 aus der EM gekickt und in der Folge hat der Himmel das mit nächtlichen Regengüssen gefeiert (oder geahndet?). Die Strassen sind jedenfalls um 5:00 morgens klatschnass und ich ändere meine Pläne. Fahre also mit dem Jimny ins Büro, um dafür dann später, so gegen 16:00, das Gespann zu satteln und zu einer äusserst entspannenden Fahrt zu starten. Und dabei hole ich auch das bestellte Geschenk für Heidlinde ab: Einen Katzenkrimi.

Laubach ist das erste Ziel, nur knapp 20 kn entfernt. In der historischen Altstadt sehe ich vor meinem geistigen Auge eine nette kleine Buchhandlung in einem schönen alten Gebäude. Dummerweise entpuppt sich diese Buchhandlung als ein Antiquitätenladen – hier werde ich keinesfalls irgend eine Leseüberraschung finden. Macht ja nichts, fahre ich eben 20 km weiter nach Grünberg, dort ist in der Buchhandlung Reinhard sowieso der Katzenkrimi bestellt. Fotos entstehen heute in beiden historischen Stadtkernen nicht, da überall der Teufel los ist und alle schönen Plätze zugeparkt sind.

Anspruchsvolle Literatur ist beschafft und es verbleibt genügend Zeit für einen Kurztrip in Richtung Vogelsberg. Hier aber habe ich eine schön zu fahrende Abkürzung zwischen Laubach und Grünberg für mich entdeckt.

Zwischen Gross-Eichen, Ilsdorf und Ruppertenrod führen eine Unmenge asphaltierter Feldwege in alle möglichen Richtungen, so wie dieser hier an der neuen Kläranlage.

 

 

 

Nur eine kleine Vogelsberg-Rundfahrt

Es ist Dienstag, und die Woche will und will nicht vergehen. Für den kommenden Tag muss ich noch Seminare für Gäste aus dem arabischen Raum halten – und ich hab einfach keine Lust mehr dazu. Aber das wird mir nichts helfen, was muss, das muss. Heute und jetzt, direkt nach dem Arbeitstag, brauche ich einfach etwas Entspannung mit einem Rotax-Motor. Hab mir dazu die Solo-Silverstar ausgesucht. Nach dem Wechsel des Gabelöls und mit den neuen Reifen fährt sich mein Eintopf wieder einwandfrei. Und das werde ich mit einer kleinen Fahrt durch den Vogelsberg mal verifizieren. Nur eine kleine Vogelsberg-Rundfahrt.

Um 17:30 wird gestartet, die Nebenstrecken können heute gar nicht klein und schlecht genug sein. Das 20er Gabelöl ist eigentlich ganz OK und nicht zu hart, wie ich befürchtet hatte. Die Heidenau laufen gut, aber so das bedingungslose Vertrauen wie ich es in die BT45 hatte, hat sich noch nicht eingestellt. Super Wetter, nicht zu heiss, kein Regen, und wir schrauben uns langsam immer höher und höher in Richtung Hoherodskopf. 500 m, 600 m, 650 m – ein echtes Mittelgebirge. Langsam wirds etwas kühler, aber immer angenehm. Verkehr hält sich um diese Zeit schon in Grenzen und ich kann die Fahrt, den Rotax-Motor und das MZ-Fahrwerk einfach nur geniessen.

Kurz vor Ullrichstein auf ca. 600 m NN.

Weiter in Richtung Schotten sehe ich den Selgenhof. Von dort lässt sich Heidlinde jede Woche die gute Selmi-Milch anliefern. Schöne Domäne.

Nach etwas mehr als 100 km bin ich wieder in der Rabenau, ca. 25 km von zu Hause entfernt. Auf zum Endspurt. Und schon gehts mir besser und ich freu mich fast ein wenig auf die Vorträge vor unseren arabischen Gästen. Danke, meine gute Rotax-MZ.

 

Angefixt: Ein neuer Rotax-Treiber

An anderer Stelle hatte ich ja bereits von Jürgen aus Reiskirchen und seiner ES 125 berichtet. Nach einem Besuch bei Egon und mir wollte Jürgen partout auch eine Rotax-MZ. Ist ja kein grosses Problem: Ich ein wenig im Internet gesucht und bei inserat.de fündig geworden: Eine schwarze FUN mit 15.000 km ist in Hamm für 1200,- VB zu verkaufen. Nur 2 Tage später reisen Egon und Jürgen dorthin, schauen hier ein wenig, verhandeln dort ein bisschen und kommen mit der MZ zurück nach Hessen. 1000 Euro wurden noch bezahlt und die Rückfahrt auf eigener Achse war für den Rotax kein Problem. Und für diesen Sonntag war ein gemeinsamer Ausflug ins Oldtimer Cafe geplant. Auch Susanne, Jürgens bessere Hälfte, sollte oder wollte mit. Dafür will Egon extra mit dem Yamaha-Gespann fahren. Auf jeden Fall ein weiterer Erfolg für die MZ-Partisanen: Angefixt: Ein neuer Rotax-Treiber. 

Treffpunkt für die Fahrt ist 10:00 bis 10:30 in Reiskirchen bei Jürgen. Ich muss jedoch wesentlich eher los, denn die gestrigen Arbeiten wie Gabelöl wechseln und neue Reifen müssen erprobt werden. Insbesondere müssen die neuen Reifen (erstmalig an der Silverstar habe ich Heidenau aufgezogen) angefahren werden. Deshalb starte ich bereits um 8:30 und drehe eine frühe Runde. Beim Treffen in Reiskirchen habe ich bereits über 100 km gefahren. Die Heidenau-Reifen sind prima und jetzt auch angefahren. Ich denke, ich bleibe bei diesen Reifen. Sind dabei auch noch deutlich günstiger als meine bisherigen Favoriten BT45.

Die Reifenaufwärmrunde führt mich über Neustadt, das Kirchhainer Umland, den Ebsdorfergrund und die Rabenau. Hier, nahe Speckswinkel, ist es verdammt kalt und ich bin ein wenig zu dünn angezogen. Die Regenwahrscheinlichkeit für unsere Gegend liegt bei 76% und ich rechne fest damit, heute noch nass zu werden. Bisher ist es aber trocken - und kalt.

Bei Kirchhain habe ich ein Wiedersehen mit dem Baggersee, an dem wir vor fast 30 Jahren mit unseren 5 Hunden häufig gebadet haben. Was um alles in der Welt hat mich damals zu diesem eigentlich hässlichen Platz gezogen.

Um diese Zeit und bei dieser Kälte gibt es leider keine Badeschönheiten zu sehen, lediglich die beiden älteren Herren, die ihre Angeln ausgeworfen haben. Im Hintergrund ist der "Pickel" zu sehen: Amöneburg.

Bei Beuern wird klar, dass ich den Zeitplan für das Treffen in Reiskirchen nicht einhalten kann. Rufe Ruth und Egon auf dem Handy an, aber beiden haben das Teil abgeschaltet. Also weiter, länger als 5 Minuten werde ich mich wohl nicht verspäten.

Und so ist es auch. Und was muss ich sehen: Egon ist mit der F800 gekommen: Das Yamaha Gespann ist nicht angesprungen. Jetzt muss Susanne auf einer Solomaschine mitfahren, und sie ahnt noch nichts davon.

Susanne trägt die Nachricht mit Fassung. Ihre Motorradbekleidung ist etwas, na sagen wir mal, provisorisch: Textiljacke von Sohnemann und normale Jeans und Schuhe. Für einen Platz im Seitenwagen sicher OK, aber auf dem Sozius? Naja, wir werden sehen.

Das ist sie, die neue FUN von Jürgen. Sehr guter Allgemeinzustand, prima Lack, 15.000 km. Hinterreifen muss neu und die Kettenschläuche haben Risse. Die Schwinge braucht ein paar Farbtupfer, und das wars. Ein guter Kauf, würde ich sagen.

Nach 30 km ein kurzer Stop und Egon erkundigt sich nach dem Befinden von Susanne. Ihr ist ein wenig kalt, und das ist nicht verwunderlich bei 13 Grad. Der Versuch, mithilfe von Jürgens Regenhose etwas zusätzliche Wärme zu erzielen, schlägt leider fehl. Kurzfristig ist wohl doch ein Einkauf im Hein-Gericke-Shop notwendig.

Nach einigen Umwegen zugunsten kleinster Nebenstrassen erreichen wir das Oldtimer Cafe auf der Herrchenhainer Höhe. Alle, wirklich alle sind froh, dass wir uns bei heissen Getränken aufwärmen können. Es ist ekelig kalt! In schwarz-weiss siehts aus wie ein echtes altes Foto von 1960.

Insgesamt ist nicht allzuviel los am Cafe, aber diese beiden schönen Engländerinnen (AJS und BSA) sind doch wohl ein Foto wert.

Nach Kaffe, heissem Kakao und Riesencurrywurst mit Pommes gehts Richtung Heimat. Jetzt ist es wesentlich wärmer und die letzten 60 km sind richtig angenehm. Plötzlich habe ich nicht übel Lust, noch ein paar Stündchen weiter zu fahren. Aber das tun wir nicht und fahren nur noch bei Egons Freilandschweinen vorbei.

Mit einem Blick auf die beiden Bunten Bentheimer ist unsere Fahrt fast vorbei. Noch schnell die 10 km bis nach Hause abgespult und dort noch ein wenig geplaudert. Ach ja: Egon bekommt das Yamaha-Gespann jetzt doch zum Laufen und dreht eine kleine Runde mit Susanne. So weiss sie zumindest, wie ihr Tag hätte verlaufen können. Regen gabs übrigens während der Fahrt keinen - Glück gehabt.