Hektisch zum Schiesswettkampf

Seit gestern bin ich in der heissen Phase der Reisevorbereitungen für die Steiermark. Ein klein wenig unpassend ist daher die Tatsache, dass ich heute zu einem Grosskaliberwettkampf muss. Überraschend allerdings ein früher Anruf, der mich über eine Vorverlegung der Schiesszeit informiert. Da muss ich also um 11:30 alle Vorbereitungen beenden, den Revolver einpacken und dann das Gespann treiben. Keine guten Voraussetzungen, denn ich muss hektisch zum Schiesswettkampf.

Zum Glück beeinträchtigt die Hektik meine Schiessergebnisse diesmal nicht – es läuft ganz gut und ich bin vorn mit dabei – ganz vorn. Und weil ich schon mal unterwegs bin, hänge ich noch 100 Vogelsberg-Kilometer dran: Für die knapp 30 km bis Ruppertsburg schmeiss ich keinen Viertakter an. Die Strassen sind voller Motorradfahrer – alles unterwegs nach Schotten zum Oldtimer GrandPrix. Den muss ich leider dieses Jahr verpassen, was ich durchaus ein wenig bedaure. Besonders der Bummel über den riesigen Besucherparkplatz wird mir fehlen.

Der Schiesswettkampf ist gelaufen, die Schützen sind wieder auf dem Heimweg und ich werfe einen letzten Blick auf das Schützenhaus am Rande von Ruppertsburg. Jetzt werde ich noch ein Stündchen oder zwei durch den Vogelsberg touren.

Am Weiher von Altenhain lasse ich mir eine halbe Stunde die Sonne auf den Pelz scheinen. Es ist heute viel schöner und wärmer als es der Wetterbericht vorhergesagt hat.

Herrlicher Blick auf das Tal von Wohnfeld, eine der sanfteren Ecken des eigentlich eher rauhen Vogelsberges.

Und ein Blick über die Autobahn A5 bei Niedergemünden von der Anhöhe mit den Windrädern aus.

 

Kleine Reise in den Südlichen Vogelsberg

Nachdem ich schon das Wochenende nicht komplett auf dem Mandelner Treffen verbringen kann, werde ich heute, also am Sonntag, eine etwas grössere Fahrt unternehmen. Sie soll mich in einige weiße Flecken von Hessen führen und die Reise beginnt mit dem Südlichen Vogelsberg.

Der südliche Vogelsberg ist ein Begriff aus einem alternativen Vogelsberg-Roman und eigentlich gibt es den überhaupt nicht. Es geht um die Gegend um Hirzenhain, Kefenrod und Freiensteinau. Die meisten dieser Orte gehören weder geografisch noch politisch zum Vogelsberg, sondern eher zur Wetterau oder zum Main-Kinzig-Kreis, dem Bergland. Aber der Hohe Vogelsberg ist nicht weit, oft sogar in Sichtweite am Horizont, und so kann man den Begriff gelten lassen. Aus mir unklaren Gründen bin ich relativ selten in dieser Gegend und wie ich heute erfahre, war ich auf manchen Strässchen und in manchen Orten noch nie. Das macht die heutigen 300 km umso schöner.
Das Wetter ist exakt nach meinem Geschmack, zunächst noch recht kühl, später um die 22 Grad und noch später wirds ordentlich windig, eigentlich schon fast stürmisch – also einfach schön.

Richtig früh weg komme ich auch heute nicht, aber für einen Sonntag ist 7:30 ganz OK. Fahre nonstop bis Hirzenhain, wo ich das erste mal anhalte. Und hier bin ich bereits in mir relativ unbekannten Gefilden. Und das, obwohl Hirzenhain keine 100 km entfernt ist.

Ein großes Buderus-Werk in Hirzenhain - hab ich nicht gewusst. Ist überhaupt ein recht schmucker Ort und die Route dahin ist verdammt reizvoll.

Kefenrod, Bindsachsen - alles Orte, die ich aus den Vogelsberg-Erzählungen kenne. Und aus Kefenrod habe ich meine RT 125/3 geholt. In Bindsachsen könnte ich jetzt diese kleine TS holen, die lieblos am Strassenrand feilgeboten wird. 300 Euro unter Telefon 0160-94861262. Wer mag das gute Stück retten?

Etwas weiter ausgedehnte Wiesen und Weiden voller - nein, keine Rindviecher, sondern lauter Pferde. So viele Pferde gibts eigentlich nur in Amerika. Muss ein Riesen-Pferdehof in der Nähe sein.

Ich durchfahre Orte wie Katholisch-Willenroth, Streitberg, Spielberg oder Eisenhammer - echte weisse Flecken für mich. Die Gegend ist nicht vogelsbergerisch und auch nicht wetteräuisch - es ist eine ganz eigene Landschaft. So taste ich mich allmählich in den Main-Kinzig-Kreis, das sogenannte Bergland. Auch hier bin ich nicht wirklich zuhause.

Eines der Zentren des Maik-Kinzig-Kreises ist Steinau an der Strasse, die Stadt der Gebrüder Grimm - und der Seifenfabrik Dreiturm, an der ich hier stehe. Zu dieser Seifenfabrik und ihrer Geschichte gibts eine recht spannende Dokumentation, die ich im letzten Jahr gelesen habe. Besonders interessant die Ränkespiele um die Fabrik während der Nazizeit und auch noch in der Nachkriegszeit.

Zwischen Steinau und Uerzell liegt die Teufelshöhle, die ich auch mal besichtigen sollte - aber heute bin ich für den 15 Minuten Fussmarsch zur Höhle zu träge.

Vom Main-Kinzig-Kreis (MKK) gelange ich an den Rand der Rhön und in den Landkreis Fulda. Schon von weitem lotst mich der grosse weisse Kaliberg von Rommerz in diese Richtung. OK, ich muss ohnehin tanken und fahre deshalb Neuhof an, einen etwas grössen Ort, in dem es sogar Tankstellen gibt.

Und wenn ich schon in Neuhof bin, kann ich auch die paar Kilometer bis Kalbach noch abreissen - zum Enfield-Dealer Druschel. Da stehen ein paar Gebrauchtmaschinen in einem Zelt, u.a. diese silberne Enfield 500 als Vorführer. 3100 Euronen .....

Jetzt ein wenig durch die Ränder der Rhön, aber allzu tief hinein möchte ich heute nicht. Ein wenig verfranse ich mich dabei und bin plötzlich dem Moloch Fulda ganz nahe - zu nahe. Da will ich keinesfalls hinein und schaffe es in letzter Sekunde, in Richtung Grossenlüder und damit in Richtung Vogelsberg abzudriften. Um Fulda herum sind die Strassen einfach zu gross und der Verkehr zu schnell für einen Blümchenpflücker wie mich.

Und so gerate ich auf die perfekt ausgebaute Landesstrasse zwischen Müs und Stockhausen - auf der trotzdem so gut wie kein Verkehr herrscht. Mitten drin haben sich die Strassenbauer selbst ein Denkmal gesetzt und einen netten Rastplatz geschaffen.

Hier verweile ich einen Moment, verputze einen meiner geliebten Schock-Riegel und trinke isotonische Getränke. Hätte ich jetzt noch eine interessante Zeitschrift oder ein gutes Buch dabei, könnte ich mich glatt festsetzen.

 

Weiter über die herrliche Nebenstrecke von Rudlos nach Lauterbach. Das ist jetzt wieder der pure Vogelsberg und hier bin ich zuhause. Beschliesse, mir Schloss Eisenbach bei Lauterbach mal richtig und in Ruhe anzusehen und fahre durch den Wald ans Schloss. Hier ist ordentlich was los, aber das macht mir heute nix und ich gehe auf Besichtigungstour - zu Fuß!!

Auf dem Schloßhof balzt ein Pfau um seine Dame, er zieht alle Register und schlägt wundervolle Räder. Die Dame ist sichtlich beeindruckt und die Zuschauer quittieren jede gelungene Aktion des Pfaus mit anerkennendem Beifall. Ein schönes Schauspiel.

Hier in Kurzform die lange Geschichte von Schloss Eisenbach und ihren Besitzern - heute sind das die Riedesel Freiherrn zu Eisenbach Erbmarschalle zu Hessen. Was für ein Name - Adel hat doch etwas.

Das Schloss ist sehr gross und besteht aus vielen Gebäuden, von denen die meisten in sehr gutem Zustand und sogar in Benutzung sind.

Ein Teil des Schlosses jedoch ist für Besucher nicht zugänglich und ein dickes Eisentor versperrt den Eingang. Interessanterweise ist der gesperrte Teil in einem ganz anderen Baustil gehalten - wirkt eher gotisch-klassizistisch und damit ein wenig britisch.

Weiter unterwegs im Vogelsberg an dieser völlig unspektakulären Stelle zwischen Hergersdorf und Wallenrod. Aber hier am Muselbach und der Bahnstrecke nach Fulda war ich früher oft mit meiner Maico oder zu Fuß mit den Hunden unterwegs und kenne fast jeden Grashalm. Habe immerhin 6 Jahre hier gelebt und das ist mein Bezug zu diesem Ort.

Habe noch keine Lust, den direkten Weg nach Mücke zu nehmen und treibe daher das Rotax-Gespann durchs Antriftal - und hier halte ich mal bei den schottischen Hochlandrindern bei Ruhlkirchen.

Nette Rindviecher, wenngleich ein wenig zurückhaltend. Aber das ist ja kein unsymphatischer Wesenszug.

Immer wenn ich die Heuballen auf den abgemähten Wiesen sehe, habe ich das Gefühl, dass das Jahr schon wieder zuende geht. Das ist ein wenig deprimierend, trotz des eigentlich schönen Anblicks.

Und ein Päuschen am Birdhill Lake in der Provinz Ontario - kann aber auch der Dunkele See im Kirtorfer Wald sein. Hier sehe ich mich gezwungen, schnell ein kleines Video zu drehen und bei Youtube einzustellen - aus gegebenem Anlass. Ich muss zeigen, dass der Rotax mit einem Kick anspringt. Und dann gehts nach über 300 km ab nach Hause.

Und noch schnell "something total different": Bin seit 3 Tagen Rollerbesitzer. Ein Tatran 125, komplett, aber völlig zerlegt wurde mir gebracht und ist das erste Fahrzeug in der neuen Motorradhalle. Noch eine Baustelle!

 

Der mystische Ruf des Kellerwaldes

Nach dem zweitakt- und arbeitslastigen Wochenende werde ich am Sonntag wieder mit dem Silverstar-Gespann fahren. Der Regen und der Temperatursturz der letzten Tage haben es schön abkühlen lassen, jedoch sind für Sonntag wieder hohe Temperaturen angesagt. Das bedeutet einen frühen Start und um kurz nach 7:00 folge ich mal wieder  dem mystischen Ruf des Kellerwaldes.

Eingedenk der letzten Hitzewelle und der Vorhersage für heute verzichte ich auf „richtige“ Motorradbekleidung und nehme eine normale Jeans, die kurze Lederjacke und ganz dünne Handschuhe. Puh, was ist das am frühen Morgen noch frisch – besonders in den reichlichen Waldstücken. Tröste mich aber zunächst damit, dass es spätestens ab 10:00 ganz sicher wieder brütend heiss sein wird.
Bis Kirtorf treffe ich weder einen Menschen noch irgend ein Fahrzeug auf der Strecke – sehr schön. Um 8:00 habe ich Neustadt bereits passiert und befinde mich kurz vor Lischeid und damit auch kurz vor dem Kellerwald. Aber frösteln tue ich immer noch …..

8:00 - ich stoppe das erste mal zwischen Mengsberg und Lischeid an der Schweinseite. Keine Ahnung, warum dieser Ort so heisst. Jetzt noch kurz bis Lischeid, dann ein paar Kilometer auf der B3 und hinter Gilserberg in den Kellerwald eingebogen.

Und schon bin ich im Kellerwald - einer meiner Lieblingslanschaften. Leider plagt mich heute ein recht übler Kopfschmerz und dazu kommt die ständige Fröstelei, sobald es schattig wird. Deshalb gibts nahe Dodenhausen einen Stop in der warmen Sonne.

An diesem Ort mit herrlichen Blick in den Kellerwald hinein herrscht fast völlige Ruhe. Ruckzuck bin ich von diversen Gästen besucht, beispielsweise dieser freundlichen grünen Heuschrecke. Ich wärme mich auf, nehme einen Schockriegel gegen die Kopfschmerzen - und voila, schon gehts mir besser. Die Mystik des Kellerwaldes wirkt schnell!

Nach 15 Minuten bin ich soweit, dass ich weiterfahre und mich deutlich besser fühle. Jaja, der Kellerwald hats einfach in sich.

Dem zweithöchsten Punkt des Kellerwaldes, dem Hohen Lohr, komme ich nicht näher als auf diesem Bild. Direkt am Gasdrehgriff ist der ehemalige Fernsehturm zu sehen.

Am höchsten Punkt der Landschaft, dem Wüstegarten, halte ich auch nur kurz für ein kleines Sonnenbad an. Im Stehen ist meine Bekleidung genau richtig, beim Fahren aber meist zu kalt. Leider bleibt es während der gesamten Tour dabei - was aber den Gesamtspass nur wenig beeinträchtigt.

In Bergfreiheit bieg ich ab in Richtung Ober-Urff. Jetzt geht es kilometerlang immer direkt an der Urff entlang und das ausschliesslich im Wald - eine spektakuläre Strecke und eine der schönsten im Kellerwald, der auch hier langsam zu Ende ist.

Alle paar Kilometer wird die Urff zu einem kleinen See, Tümpel oder Fischteich und die meisten sind direkt anfahrbar. Verkehr habe ich ausser 2 Radfahrern auf der gesamten Strecke nicht und so schwinge ich mit Tempo 60-70 durch die vielen und engen Kurven. Das ist Fahrgenuss in Reinkultur für mich.

An dieser Stelle komme ich fast direkt an das Flüsschen, und das alte Holzgeländer hat den letzten Sturm nicht überstanden. Wäre kein Problem, hier in die Urff zu hüpfen.

So sehen sowohl die Einfahrt als auch die Ausfahrt der Strecke aus. Kanns nur wiederholen: Eine der schönsten Strässchen im nördlichen Hessen. Am falschen Tag und zur falschen Zeit allerdings fliegen dir hier die Kamikazefahrer auf 2 oder 4 Rädern um die Ohren - aber nicht heute.

Die Strecke endet in Ober-Urff, einem sehr hübschen Ort. Eher überraschend finde ich die Rikscha vor diesem landwirtschaftlichen Anwesen.

Die Landschaften wechseln und ich befinde mich nicht mehr im Kellerwald, sondern in den Löwensteiner Bergen. Im Hintergrund der Turm der Burgruine Löwenstein in Schiffelborn.

Blick von Schiffelborn über die Löwensteiner Berge. Weiter ziehts mich über Nieder-Urff nach Bischhausen zum Hondahändler, bei dem es heute aber rein gar nichts für mich zu sehen gibt.

Und wieder wechseln die Landschaften und ich fahre am Knüllgebirge entlang, ohne jedoch tiefer in dieses hübsche Eck einzutauchen. In Großropperhausen muss ich eine lange Umleitung über Feld- und Wirtschaftswege nehmen - sehr nett.

Aus dem Knüll fahre ich durch die lokale Metropole Neukirchen, um dann über die Schwalm und das Antrifttal zurück nach Mücke zu kommen. Nach 200 km ist die schöne Sonntag-Morgen-Tour zu Ende, ich bin meine Kopfschmerzen fast los und hatte reichlich Gespannvergnügen.

Schaue noch kurz bei Nachbar Egon rein. Sammy ist bereits abgereist und Jan hilft noch beim Beginn eines grossen Services an einer Kawasaki EL 250. Dafür musste diese giftgrüne ETZ von Lemmy, dem Schiffsdieselverbrunzer, die Hebebühne verlassen. Die ETZ ist jetzt aber auch fertig und könnte eigentlich nach Probefahrt dem TÜV vorgeführt werden. Die Farbgebung allerdings halte ich für ... gewöhnungsbedürftig. Ursprünglich sollte das mal British-Racing-Green werden - ursprünglich. Naja, immerhin kein ReFood-Green.

Ein letzter Blick gilt dem neuen Betonboden "meiner" Motorradhalle, deretwegen Sammy und Jan das Wochenende hier gearbeitet haben. Das sieht jetzt richtig gut aus - mal sehen, wann ich einräumen kann. Aber ich denke, dass wird noch einen Augenblick dauern .....

 

Ebsdorfergrund und Marburger Land

Puh, was war das gestern abend ein Unwetter: Wie in den Tropen brachen innerhalb weniger Minuten Regen, Hagel, Sturm, Blitz und Donner über den Vogelsberg herein. Und ich musste mit meinem ES-Gespann nach Hause. War zwar nicht weit, aber es hat gereicht, mich klatschnass werden zu lassen und beinahe von der Strasse zu fegen. Aber das Unwetter brachte die erhoffte Abkühlung und einen wunderschönen kommenden Tag mit klarer Luft, vernünftigen Temperaturen und starkem Wind. Das richtige Wetter, um mit dem Rotax-Gespann mal wieder in den  Ebsdorfergrund und das Marburger Land einzutauchen.

Das Unwetter hatte eine unglaublich reinigende Wirkung: Jetzt ist die Luft herrlich klar, wie durch ein Fernglas betrachtet. Die Temperaturen liegen bei idealen 24 Grad und nur der immer noch starke Wind zeigt die gestrigen Gewalten. Das Fahren ist nach der Extremhitze der letzten Wochen wunderschön und ich geniesse jeden Kilometer. Wenn jetzt noch der Sturm ein wenig nachlassen würde, hätten wir das aus meiner unmassgeblichen Sicht ideale Wetter für’s ganze Jahr. Aber mich fragt ja sowieso keiner …..

Nach längerer Pause mal wieder ein Besuch in meiner Scheune im Ebsdorfergrund und ein Blick auf das Chaos geworfen, dass sich dort mittlerweile angesammelt hat. Ich suche nur ein paar Kleinigkeiten aus dem Jupiter-Fundus, um etwas für meine Planeta zu testen.

Auch dieses Windschild stammt aus dem Jupiter-Fundus des IZH-Märchengartens. Sehr schön der Aufkleber "Jupiter Blasinstrumente". Ich selbst war zwar nie ein Freund solcher Schilde und Verkleidungen, aber vielleicht wüsste ich da einen Interessenten.

Dann ein bisschen kreuz und quer durchs Marburger Land mit kleiner Pause an diesem schönen Ruhegarten nahe dem Frauenberg. Und hier tue ich es das erste mal wirklich: Ich pflücke Blümchen und bringe meiner lieben Gattin einen Strauß Kornblumen mit. Obs wirklich ankommt?

So überklar und messerscharf gezeichnet ist die Luft heute überall. Und endlich mal wieder richtige Wolken am Himmel!

Diese Fahrt durch das Marburger Umland macht mich so richtig zufrieden - und dass die Höllenhitze zumindest kurzzeitig nachgelassen hat, ebenfalls.

In Niederwald suche ich die Motorradwerkstatt, die sich auf Italo-Kräder spezialisiert hat und versuche im Gespräch mit dem Inhaber, etwas über die Gilera Saturno Bialbero zu erfahren. Überraschung: Der Inhaber kennt sich mit der Saturno bestens aus und weiss eine Menge über mein neues Traummotorrad. Wir werden in Kontakt bleiben - eine sympathische Firma.

Jetzt noch schnell an den Kirchhainer Baggerseen vorbei und dann über die Autobahn-ähnlich ausgebaute B62 bis kurz vor Niederklein. Ab und zu muss ich mir solche furchtbaren Strassen antun, um nicht zu vergessen, dass es auch diese Verkehrswege gibt und dass ich sie auch manchmal benutzen muss.

Und in Niederklein zum Motorrad-Maus (Inhaber W. Runde), um die bestellten Ölfilter für den Rotax abzuholen. Und bei der Gelegenheit noch einen Blick auf die stark modifizierte Norton ES2 zu werfen. Eigentlich erkenne ich nur am herrlichen Motor die Herkunft der Maschine, der Rest ist schon stark "customized". Pünktlich zum MIttagessen und ca. 110 km später bin ich wieder im heimischen Mücke. Schöne Fahrt!

 

 

Trügerische Hoffnung auf einen kühlen Abend

Ein bisschen geschraubt, ein wenig den Österreich-Urlaub vorbereitet – eigentlich so ein richtig träger Tag. Aber was will ich bei der Gluthitze auch sonst machen? Am frühen Abend, so gegen 19:00, beschliesse ich eine weitere Gespann-Testfahrt und ich erliege der trügerischen Hoffnung auf einen kühlen Abend.

Um den unheimlichen Motorgeräuschen des Gespannmotors auf die Schliche zu kommen, habe ich zunächst die Spannrolle des Zahnriemens erneuert – ohne Erfolg. Dann wurde eine neue Umlenkrolle eingebaut und der Test dieser Aktion steht noch aus. Dazu habe ich wirklich die Hoffnung, dass der Abendwind etwas Kühle mit sich bringen wird. Ich kann jetzt schon sagen: Dieser fromme Wunsch wird sich nicht erfüllen.

Die ersten Kilometer sind furchtbar - nur kochende Hitze. Aber kurz hinter Groß-Felda erlebe ich meine ersten freilebenden Waschbären. Fotografieren schaff ich leider nicht, aber immerhin kommuniziere ich schweigend mit dem hübschen Pärchen. Dann, die Felda entlang und weiter in Richtung Schwalmquelle, wirds aber durch die Nähe zum Wasser mal ganz erträglich.

Viele Pausen gibts heute nicht, dazu ist jeder Stopp viel zu schweißtreibend. Das Ölthermometer geht heute ruckzuck auf 100 Grad, lockere 10 Grad mehr als bei "normalem" Wetter. Aber im tiefen Wald direkt an der A5 mache ich doch ein Päuschen - aber nur, um eine Flasche Apfelschorle auf einen Rutsch zu leeren.

Klar, unten auf dem Motorrad ist es erbärmlich heiß - wie es oben im Heißluftballon aussieht, kann ich nicht sagen. Eine Ballonfahrt habe ich nämlich noch nie mitgemacht. Warum eigentlich nicht?

Typisches Vogelsberger Getreidefeld - halb verbrannt durch die üble Hitze. Der Vogelsberg ist ja allgemein keine gute Gegend für den Getreideanbau, dazu ist der Boden einfach zu steinig und lava- und basalthaltig. Nicht umsonst war das hier immer schon eine eher arme Gegend.

Nahe der Autobahnabfahrt Homberg/Ohm ist vor ein paar Wochen dieser kleine Tümpel entstanden. Habe mich lange gefragt, was das Becken soll, und jetzt weiß ich es: Es ist ein Entwässerungsbecken der Autobahn. Ach ja: Mein beängstigendes Motorgeräusch habe ich heute nicht einmal gehört - sollte wirklich die Umlenkrolle der Übertäter gewesen sein? Noch kann ich es nicht glauben und werde weitere Tests abwarten. Die heutige 100 km Fahrt war aber schon mal positiv.